Cover-Bild Diese gottverdammten Träume
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 752
  • Ersterscheinung: 18.07.2017
  • ISBN: 9783832164355
Richard Russo

Diese gottverdammten Träume

Roman
Monika Köpfer (Übersetzer)

Empire Falls, eine Kleinstadt in Maine: Seit über zwanzig Jahren arbeitet Miles Roby im örtlichen Diner. Hier versammelt sich die ganze Stadt, vom Fitnessstudiobesitzer bis zum Schuldirektor. Miles selbst hat das College abgebrochen, ist
geschieden und lebt in einer winzigen Wohnung über dem Restaurant. Und während er sein Bestes gibt, seiner Tochter dabei zu helfen, die Highschool zu überstehen, seinen trinkfreudigen Vater zu bändigen und dem Job im Diner gerecht zu werden, bleibt nicht viel Raum für das, was er sich vom Leben erhofft hat. Seine Verpflichtungen fesseln ihn an die Stadt, und erst als die äußeren Umstände ihn dazu zwingen, gelingt es ihm, Empire Falls zu verlassen. Er flieht mit seiner Tochter an den gemeinsamen Sehnsuchtsort Martha’s Vineyard. Seit Jahren spielt er mit dem Gedanken, sich hier niederzulassen. In ›Diese gottverdammten Träume‹ erzählt Richard Russo mit viel Wärme und Humor die Geschichte eines Mannes, der nicht der geworden ist, der er sein wollte, und zeigt das Leben in der Kleinstadt mit all seinen Absonderlichkeiten: ein Roman mit viel Gefühl für die Tragik, die im Alltäglichen liegt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Wenn der amerikanische Traum ein Traum bleibt

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Wenn du bereit bist, deine Zelte in einer öden Provinz von Maine aufzuschlagen, deine Abende im Empire Grill verbringen willst, um gewöhnliche Menschen zu beobachten, dann solltest du das Buch lesen. Denn ...

Wenn du bereit bist, deine Zelte in einer öden Provinz von Maine aufzuschlagen, deine Abende im Empire Grill verbringen willst, um gewöhnliche Menschen zu beobachten, dann solltest du das Buch lesen. Denn es wird nicht viel passieren auf den 750 Seiten, keine Action, kein Abenteuer, kein Held wird über sich hinauswachsen. Aber am Ende gehts dir vielleicht wie mir und du würdest gern wiederkommen in die Stadt, in der die Träume wie Treibgut am Flussufer hängen bleiben.

Empire Falls hat seine Blütezeit hinter sich, die Papierfabrik ist geschlossen. C.B. Whiting, der letzte Nachfahre des Familienimperiums, hat es vorgezogen, seine Frau Francine mit Tochter Cindy zurückzulassen und in Mexiko Gedichte zu schreiben. Jahre später, nach seinem Tod, gehört Mrs Whiting noch immer der halbe Ort, auch das Diner samt Miles Roby, dem Manager.
Hoffnungen köcheln in Empire Falls auf Sparflamme, ab und zu werden sie im Empire Grill gewendet unter der steten Beobachtung der Bewohner. Da ist der verschlagene Walt, der Miles mit Ansage die Frau ausgespannt hat und ihn regelmäßig zum Armdrücken herausfordert. Miles zukünftige Ex-Frau Janine, für die ein Orgasmus Grund genug zur erneuten Heirat ist. Max, Miles’ Vater, der sich durchs Leben gaunert und nicht davor zurückschreckt, für seine Sauftouren die Trinkgeldkasse des Diners zu plündern. Und Miles schaut bei allem recht tatenlos zu, denn er muss erkennen, dass er nicht das Leben führt, dass er sich einst erhofft hatte. Er scheint irgendwo zwischen seinen Träumen und dem Verantwortungsbewusstsein festzuhängen. Seine ganze Hoffnung liegt in seiner 14-jährigen klugen, sensiblen und künstlerisch begabten Tochter Tick.

Neben den vielen tiefgründigen Charakteren, die wir durch die multiperspektivische Erzählweise erst allmählich verstehen, arbeitet Russo mit großartigen Bilder, die nicht immer gleich erkennbar sind, mit dem Fortgang der Geschichte aber mit aller Macht deutlich werden. In seinem langen Prolog sieht C.B. Whiting in dem Fluss Knox, der durch den Ort fließt und an dessen Ufer sämtlicher Müll einschließlich eines Elchkadavers angespült wird, einen Planungsfehler Gottes. Wider aller Warnungen lässt er den Fluss begradigen – weil er es kann, weil er Geld hat.
Das sagt nicht nur viel über den Ort aus, sondern wird 700 Seiten später seine Folgen präsentieren. Auch Miles ist einer der Gestrandeten, denn er hatte den Ort längst für sein Studium verlassen, als Mrs Whiting ihn „zurückbeordert“ kurz vor dem Tod seiner Mutter, um kurzfristig das Diner zu übernehmen.
Oder nehmen wir Tick, Miles’ Tochter, meine Lieblingsfigur. Wenn Russo sie mit hängenden Schultern, auf denen ihr viel zu schwerer Rucksack hängt, durch die Straße schleichen lässt, spürt man als LeserIn, dass die Erwartungen, die in sie gesetzt werden, für sie zur Last werden. Immer wieder sind es die Träume der Erwachsenen, die sie auf ihre Kinder projizieren, weil sie sie selbst nicht verwirklicht haben.

Russo hegt viel Empathie für die Menschen, die in ihrer sozialen Schicht festhängen und für die der amerikanische Traum immer ein Traum bleiben wird. Die wie Miles ein zu hohes Pflichtgefühl gegenüber ihrer Familie, ihren Freunden haben und zu viel Anstand besitzen, um sie im Stich zu lassen.
Alles treibt ruhig und gelassen dahin, bis Russo das Ende in einer Katastrophe münden lässt, die sich auf ein tatsächliches Ereignis aus dem Jahr 1999 stützt, das damals nicht nur die USA erschüttert hat. Wird das zum Weckruf für die Bewohner von Empire Falls, die samt ihrer »gottverdammten Träume« wie Treibgut am Ufer des Knox festhängen?
Alles läuft auf die Frage hinaus, wird es je einer schaffen, seinen Traum zu leben?

Fazit. Das Buch hat ein paar Längen, die es mir nicht immer leicht gemacht haben. Auch die Redudanzen hätte man im Lektorat ausmerzen können. Doch am Ende hat sich alles zu meiner Zufriedenheit gefügt. Erst als ich fertig war, wurde mir die Gewaltigkeit der Geschichte und allen liebevollen Details so richtig bewusst.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

In weiten Teilen sehr langatmig und ausschweifend. Dennoch lesenswert.

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Inhalt

Einst war Empire Falls in Maine eine florierende Kleinstadt. Aufstieg, Blütezeit und Verfall sind eng verknüpft mit der Familie Whiting, mehr oder weniger die Besitzer der Stadt. Mrs. Whiting besitzt ...

Inhalt

Einst war Empire Falls in Maine eine florierende Kleinstadt. Aufstieg, Blütezeit und Verfall sind eng verknüpft mit der Familie Whiting, mehr oder weniger die Besitzer der Stadt. Mrs. Whiting besitzt auch den Diner „Empire Grill“, den Miles Roby seit fast zwanzig Jahren für sie führt. Jeden Tag auf's Neue treffen sich dort die Bürger der Stadt, um über ihre Stadt zu philosophieren und sich die Zeit zu vertreiben.
Miles hat, bis auf die drei Jahren, die er auf dem College verbrachte, immer in Empire Falls gelebt. Damals kam er zurück, weil seine Mutter schwer erkrankte. Anstatt nach ihrem Tod seinen Abschluss zu machen, begrub er seine Träume und übernahm das Diner.
Seit jeher bemüht sich Miles es allen Recht zu machen. Trotz der Trennung hat er meist ein offenes Ohr für seine Ex-Frau, er kümmert sich um seine pubertierende Tochter Tick, steckt seinem leichtlebigen Vater Geld zu und sorgt sich um seinen jüngeren Bruder David. Einmal im Jahr nimmt er sich eine Auszeit und fährt an seinen Sehnsuchtsort Martha's Vineyard. Doch statt seinen Träumen nachzugeben, hält er an seinen Verpflichtungen fest und kehrt jedes Mal zurück. Mittlerweile gibt es für Miles mehr Gründe in Empire Falls zu bleiben, als den Ort endgültig zu verlassen. Allen voran seine Tochter. Trotzdem lässt ihn die Sehnsucht nach einem anderen Leben nicht los.


Handlung

Miles Roby steht kurz vor seiner Scheidung. Endlich hat seine Ex-Frau Janine jemanden gefunden, der ihr ein vermeintlich besseres Leben bieten kann. Walt besitzt ein Fitness Studio und mit seiner Hilfe hat sie ihren Traum vom Idealgewicht erreicht. Janine sieht eine rosige Zukunft vor sich. Nur ihre gemeinsame Tochter Tick kann dem neuen Mann an der Seite ihrer Mutter nichts abgewinnen.

Miles jüngerer Bruder David, als junger Mann auf die schiefe Bahn geraten und seit einem schweren Unfall geläutert, hat tolle Ideen für die Umgestaltung des Diners, um mehr Kunden anzulocken. Er drängt seinen Bruder mit der alles kontrollierenden Mrs. Whiting zu reden, um eine Lizenz für den Alkoholausschank zu bekommen. Doch Miles Verhältnis zu Mrs. Whiting ist ambivalent. Einerseits hat sie seiner Mutter angestellt, nach dem die Fabriken in Empire Falls geschlossen wurden und sie sogar aufgenommen, als Miles Mutter im Sterben lag. Andererseits ist sie eine Frau, deren Macht und Kontrolle man sich nur schwer entziehen kann. Schon seit Jahren hat Miles den Eindruck, als ob Mrs. Whiting mit ihm spielt.
Eines Tages fällt Miles Blick zufällig auf einen Zeitungsartikel, in dem Fotos ehemaliger Empire Falls Bewohner veröffentlicht sind. Darunter seine Mutter und ein Mann, den er erst jetzt, 30 Jahre später, als die Person erkennt, der er wirklich war. Plötzlich setzt sich das Puzzle zusammen. Längst vergessene Erinnerungen kommen zurück. Miles wird klar, wie eng sein Schicksal mit dem, der Familie Whitings tatsächlich zusammen hängt.


Meinung

Mit dem Roman „Diese gottverdammten Träume“ gewann der Autor Richard Russo 2002 den Publitzer Preis. Zudem wurde die Geschichte mit einer hochkarätigen Besetzung verfilmt.
Es ist eine Geschichte, die von Träumen handelt. Träume, die vor uns liegen, aber vor allem, um die gescheiterten Träume. Der Wunsch von Grace, Miles Robys Mutter war es, dass ihr Sohn, der werden sollte, der er werden wollte. Sie setzte alles daran, ihm ein College weit weg vom Empire Falls zu ermöglichen. Doch er kehrte zurück, als sie im Sterben lag. Und er blieb. Kein College Abschluss, keinerlei Ambitionen auf ein Leben außerhalb Empire Falls. Miles übernahm die Leitung des Diners, die ihm Mrs. Whiting anbot, er heiratete Janine, die er nicht glücklich machen konnte und er wurde Vater. Zudem übernahm er noch die Verantwortung für seinen wesentlich jüngeren Bruder und seinen leichtfertigen Vater.

Nun mit Anfang 40 wird Miles bewusst, dass die Jahre an ihm vorbei gezogen sind und er nie derjenige geworden ist, der er werden wollte. Seine Ehe ist gescheitert und Empire Falls ist weiter verfallen. Nur sein Bruder David sagt Miles die Meinung und versucht ihn anzutreiben, damit er etwas ändert. Mich hat Miles mit seiner fehlenden Energie und es allen Recht machen zu wollen wahnsinnig gemacht. Er ist ein sympathischer Charakter, aber er besitzt absolut kein Durchsetzungsvermögen. Er lässt sich durch sein Leben treiben und andere fällen seine Entscheidungen. Warum ist er nach dem Tod seiner Mutter nicht zurück auf das College? Er stand kurz vor dem Abschluss. Verlor er mit seiner Mutter den Antrieb?

Meiner Ansicht nach wird Miles zwischen Pflichtbewusstsein und den Erwartungen anderer aufgerieben. Dennoch komme ich nicht umhin, ihm die Schuld für seine Misere zu geben. Er hätte seine Träume verwirklichen können, wenn er gewollt hätte. Er ist einfach in Empire Falls hängen geblieben. Nur ein Mal im Jahr bricht er aus und macht Urlaub auf Martha's Vineyard. Ein Sehnsuchtsort seiner Kindheit, denn dort verbrachte Miles eine unbeschwerte Sommerwoche mit seiner Mutter Grace. In Rückblenden erfahren wir aus der Sicht des zehnjährigen Miles von dieser Woche, und von dem, was nach dem Urlaub geschah. Denn auch Grace' Träume erfüllten sich nicht.

Richard Russo zeichnet ein detailreiches Bild einer ehemals blühenden Kleinstadt, deren besten Zeiten längst vorbei sind. Er beschreibt eine gewisse Trostlosigkeit, die trotzdem noch von der Hoffnung auf Besserung genährt wird. Aus wechselnden Perspektiven schildern die Charaktere ihr Leben und ihre Erwartungen an die Zukunft. Dadurch bekommt man als Leser ein umfängliches Bild zu jeder Figur. Vermeintlich unsympathische Charaktere, wie beispielsweise Jimmy und Zack Minty, werden für den Leser nachvollziehbar.

Verständlicherweise wollte der Autor alle, wirklich alle (!) Aspekte einbringen. Aus dem Grund ufert manches Kapitel zu sehr aus. Ich hatte das Gefühl, dass ich Seite für Seite las und dennoch nicht vorwärts kam. Ich gebe zu, dass ich einige Male Seiten überflogen und weitergeblättert habe.


Fazit

Eine zeitlose Geschichte über Träume, große und kleine, die wir alle haben. Manche werden wahr und bei anderen fragen wir uns, was wäre gewesen wenn. Der Autor porträtiert auf sehr liebevolle Weise das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt zwischen der Erinnerung an bessere Tage und der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft. Dem Roman hätte es meiner Meinung nach gut getan, mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren. So ist das Buch stellenweise sehr ausschweifend und detailverliebt. Dieses Manko wird von der Intensität der Charaktere und dem Thema an sich größtenteils wieder gut gemacht.

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