Im Berlin der späten 20er Jahre arbeitet Irma Weckmüller als Verkäuferin im KaDeWe und sorgt allein für sich und ihre Schwester Martha. Doch Irmas Leben ändert sich grundlegend, als sie den charmanten Arzt Erich Bragenheim kennenlernt. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen und kann ihr Glück kaum fassen, als Erich ihre Gefühle erwidert. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige und tiefe Liebe. Doch mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus sind sie schon bald großer Gefahr ausgesetzt, denn Erich ist Jude.
Nach dem Krieg: Erich wurde ermordet, Irma bleibt allein zurück. Doch sie ist noch immer entschlossen, seine Frau zu werden …
Der Roman von Anke Gebert basiert auf einem realen Ereignis und zeigt Deutschland ab 1930 bis in die Nachkriegszeit.
Die Berlinerin Irma verliebt sich in den jüdischen Arzt Erich. Doch bevor sie heiraten ...
Der Roman von Anke Gebert basiert auf einem realen Ereignis und zeigt Deutschland ab 1930 bis in die Nachkriegszeit.
Die Berlinerin Irma verliebt sich in den jüdischen Arzt Erich. Doch bevor sie heiraten können, kommen die Rassengesetze, die es ihnen verbieten und dann wird Erich deportiert. Zunächst nach Theresienstadt. Er wird dann später Auschwitz ermordet.
Mein Problem ist ein wenig, dass der Clou des Plots schon von vornherein bekannt ist. Das lässt nicht gerade viel Spannung zu. Dafür halte ich die Darstellung der Beziehung zwischen dem Liebespaar für ganz gut gelungen. Das wird auch in Rückblicke noch später im Buch vertieft. Das Paar hatte in der schlimmen Zeit zueinander gestanden, soweit es ging.
Dann wird die Nachkriegszeit glaubwürdig gezeigt. Dass schließt auch eine spürbar andauernde antisemitische Stimmung mit ein.
Bei den Nebenfiguren finde ich es schade, dass Irmas Schwester Martha zu blass bleibt. Sie wurde ungewollt schwanger. Daraus hätte man mehr machen können.
Anke Geberts Erzählungskünste sind gut. Sie schaffte es, das Leben in dieser Zeit zu verdeutlichen.
Erich halte ich für die stärkste Figur des Buches. Irma steht für eine Frau, die nicht aufgibt.
Zum Cover:
Die Farbgebung, das Motiv und das Papier ist einfach der Wahnsinn. Es sorgt für eine nostalgische, sentimentale Stimmung. Ähnlich wie wenn man alte Schwarz-weiß Fotos von längst von uns gegangenen ...
Zum Cover:
Die Farbgebung, das Motiv und das Papier ist einfach der Wahnsinn. Es sorgt für eine nostalgische, sentimentale Stimmung. Ähnlich wie wenn man alte Schwarz-weiß Fotos von längst von uns gegangenen Familienmitgliedern betrachtet und dann grundlose Traurigkeit empfindet, obwohl man diese Menschen nur aus Erzählungen kennt.
Zum Schreibstil:
Durch den tollen Schreibstil kommt man super in die Geschichte rein. Außerdem kann man sich auch direkt in die Protagonisten hineinversetzen. Es lässt sich flüssig lesen, sodass ich das Buch ziemlich schnell durch hatte.
Zum Inhalt:
Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, ist sehr berührend und auch erschütternd. Gerade deshalb ist es wirklich lesenswert. Man fühlt stets mit der Protagonistin mit und bewundert sie für ihren Mut und ihre psychische Stabilität. Dennoch hat mir ab und an etwas an Emotion gefehlt.
Alles in allem ein sehr emotionales, lesenswertes Buch!
Ende der 1920er Jahre Berlin. Da ihre Eltern bereits verstorben sind, sind Irma Weckmüller und ihre jüngere Schwester Martha auf sich allein gestellt. Irma bestreitet sie als Verkäuferin im Kaufhaus des ...
Ende der 1920er Jahre Berlin. Da ihre Eltern bereits verstorben sind, sind Irma Weckmüller und ihre jüngere Schwester Martha auf sich allein gestellt. Irma bestreitet sie als Verkäuferin im Kaufhaus des Westens den Lebensunterhalt für sie beide. Dem jüdischen Arzt Erich Bragenheim begegnet Irma zum ersten Mal, als Martha ungewollt von ihrem Arbeitgeber schwanger wird und eine Abtreibung nicht mehr in Frage kommt. Zwischen Irma und Erich entspinnt sich nach und nach eine enge Liebesbeziehung, die die beiden mit einer Heirat krönen wollen. Doch dann wird das junge Glück durch die hässliche und zerstörerische Naziideologie jäh zerstört, denn eine Mischehe ist nicht erlaubt. Sie sind Anfeindungen ausgesetzt, sogar von Martha, die mit ihrem kleinen Sohn Max nichts anfangen kann und immer mehr Neid ihrer eigenen Schwester gegenüber entwickelt hat. Dann kommt der Tag, an dem Erich nach Theresienstadt deportiert wird und so die beiden Liebenden trennt, die sich nie wiedersehen werden. Nach Kriegsende versucht Irma alles in ihrer Macht stehende, um herauszufinden, was mit Erich passiert ist. Die Nachricht von seinem Tod hält sie nicht davon ab, ihn posthum noch heiraten zu wollen, dafür kämpft sie einen harten und einsamen Kampf….
Anke Gebert hat mit „Wo du nicht bist“ einen emotional bewegenden und zugleich erschütternden Roman vorgelegt, der auf tatsächlichen Begebenheiten aus dem Leben der Irma Weckmüller beruht. Mit HIlfe eines einnehmenden empathischen und gefühlvollen Erzählstils lässt die Autorin den Leser am Leben von Irma und ihrer Schwester teilhaben. Doch während man Irma begleitet und auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zu Dr. Bragenheim miterlebt, verändert sich der politische Ton im Hintergrund und lässt schon bald die hässliche Fratze des Nationalsozialismus gesellschaftlich drastisch auf ihr Leben Einfluss nehmen. Die Autorin ruft mit ihrer bildhaften Sprache Bilder des zerstörten Berlins vor dem inneren Auge des Lesers hervor, aber auch die Greueltaten der Nazis sowie das unangemessene und verachtende Verhalten der Bevölkerung nach dem Krieg, die immer noch kein Schuldempfinden besitzt. Irmas Kampf für eine Ehe mit dem Mann, den sie liebte, auch wenn dieser bereits tot ist, wird beeindruckend geschildert und zeugt von einer großen tiefgehenden Liebe bis über den Tod hinaus. Die Steine, die ihr dabei in den Weg gelegt werden, versetzen dem Leser selbst bei der Lektüre einen Stich ins Herz. Die ausnehmend gute Recherche der Autorin über ihre Hauptprotagonistin zieht sich durch die gesamte Geschichte und macht diese zu etwas Besonderem, denn sie lässt Irma Weckmüller wieder lebendig werden.
Die Protagonisten sind mit sensibler Hand und viel Geschick in Szene gesetzt worden, lassen sie mit menschlichen Zügen lebendig und glaubhaft wirken, so dass der Leser die Möglichkeit hat, ihre Gefühls- und Gedankenwelt nachzuvollziehen und sich ihnen nahe zu fühlen. Irma ist eine bodenständige, starke und fleißige Frau mit Durchsetzungsvermögen. Sie verliert ihr Ziel nie aus den Augen und beweist eine Ausdauer, die man nur bewundernswert nennen kann. Erich ist ein ehrlicher, charmanter und vor allem hilfsbereiter Mann, der sich trotz Repressalien und Beschimpfungen seinen Patienten verschrieben hat. Martha ist eine egoistische Frau, die sich von der damaligen Ideologie einfangen lässt. Ihr Neid gegenüber ihrer älteren Schwester ist ungerecht und zeugt von Lieblosigkeit und Undank.
„Wo du nicht bist“ ist ein Zeitzeugnis über das Leben der Irma Weckmüller und eine Liebe, die keine Chance hatte. Gerade die zurückhaltende Erzählweise lässt den Blick auf die Umstände zu, gegen die Irma ankämpfen musste. Es geht hier nicht um eine gefühlsduselige Kriegsromanze, sondern um die reale Betrachtung einer Liebe über den Tod hinaus, die allen Widrigkeiten zum Trotz Bestand hatte. Verdiente Leseempfehlung!
„Wo du nicht bist“ ist die wahre Geschichte von Irma Weckmüller, die Ende der 1920er Jahre als Verkäuferin im KaDeWe arbeitet und für sich und ihre jüngere Schwester Martha sorgt. Als Kinder haben sie ...
„Wo du nicht bist“ ist die wahre Geschichte von Irma Weckmüller, die Ende der 1920er Jahre als Verkäuferin im KaDeWe arbeitet und für sich und ihre jüngere Schwester Martha sorgt. Als Kinder haben sie den Vater verloren, die Mutter hat den Verlust des Ehemannes nie verwunden und ihrem Leben ein Ende gesetzt. Während Martha in eine Art Lethargie verfällt, ist Irma der Fels in der Brandung und hält mit Flickarbeiten die beiden Vollwaisen über Wasser.
Als Irma ihrer Schwester bei einer schweren Entscheidung beistehen muss, lernt sie den charmanten Arzt Erich Bragenheim kenne und verliebt sich in ihn. Ihre Freude kennt keine Grenzen, als Erich ihre Gefühle erwidert und sie ein Paar werden.
Doch der politische Wind weht zunehmend rauer und Irma und Erich müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, eine Verbindung zu einem Juden zu haben.
Selbst eine Eheschließung ist ihnen verwehrt und Irma kann nicht glauben, dass sie ihren geliebten Erich niemals ehelichen soll.
Der Zeitsprung in das Jahr 1945 offenbart, dass Erich in Auschwitz ermordet wurde und Irma alles daran setzt, das ihm gegeben Versprechen, seine Frau zu werden, einzulösen.
Die Lebensgeschichte von Irma Weckmüller ist mit leisen, aber doch eindringlichen Worten erzählt, nimmt den Leser mit in das dunkelste Kapitel Deutschlands und lässt ihn an der Lebens- & Liebesgeschichte teilhaben. Sie kämpft wie eine Löwin für die Anerkennung ihrer Liebe zu Erich und das imponiert mir. Sie ist unerschütterlich in ihren Gefühlen und lässt sich durch nichts und niemand davon abbringen.
In machen Szenen wird mir Irma allerdings sehr nüchtern und zurückhalten präsentiert, denn gerade, als sie von Tod ihres geliebten Erich erfährt, hätte man hier alle Register ziehen müssen, um den Leser die sich ausbreitende Hoffnungslosigkeit, Wut und Trauer nahebringen zu können. So liest man die Zeilen, wischt sich die ein oder andere Träne weg, die eigentlich Irma hätte vergießen sollen. Sie wirkt seltsam distanziert und das über längere Strecken des Buches, was ich als sehr schade empfinde.
Die Erinnerungen von Irma sind manchmal sehr aufregend und mitreißend erzählt, manchmal wirken sie allerdings ein wenig blass. Fast so, als könne sich Irma nur noch schemenhaft an die Ereignisse erinnern, die ihr doch ein Leben lang präsent gewesen sind.
Die Nachricht zum Ende des Buches geht fast unter und ich hätte mir gewünscht, dass Irmas Empfinden spürbar wird. Die Emotionen bleiben auch hier aus und ich hätte mir gewünscht, dass zumindest eine Reaktion für den Leser fühlbar wird. So hat man das Gefühl, dass Irma die Nachricht eher stoisch gelassen, ja fast schon erschöpft, anstatt freudig erregt, hinnimmt.
Ansonsten ist dieses Buch sehr plastisch gestaltet, viele Szenen wirken wie ein sepiafarbener Film, der sich vor dem inneren Auge abspult und so den Leser fasziniert. Die Lieder von Richard Tauber aus der Operette „Das Land des Lächelns“ tragen dazu bei, dass Melancholie und Wehmut sich ausbreiten und man die Trauer und Verlust des Geliebten nachfühlt.. Daher vergebe ich 3,5 Sterne.
Es fällt nicht schwer, in die Geschichte reinzukommen und in ihr zu verweilen. Im Grunde fliegt man nur so durch die Seiten, weil der Schreibstil sehr leicht ist und es alles in allem ein nur sehr kurzes ...
Es fällt nicht schwer, in die Geschichte reinzukommen und in ihr zu verweilen. Im Grunde fliegt man nur so durch die Seiten, weil der Schreibstil sehr leicht ist und es alles in allem ein nur sehr kurzes Lesevergnügen ist. Für meinen Geschmack zu kurz. Jetzt muss man natürlich zu Gute halten, dass es nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Um Dramatik aufzubauen, so steht es im Nachwort, musste einiges dazugedichtet werden, was ich nicht weiter schlimm finde, sondern im Sinne eines solchen Romans in der Natur der Dinge inbegriffen. Von mir aus hätte es ruhig noch mehr sein können!
Es ist nämlich so, dass vieles ruckartig eingeläutet wird, oder der Vorhang wird immer halb vorgehalten, um Privatsphäre zu generieren, wo nicht einmal der Leser eindringen kann. Gerade in der Kennlernphase der beiden Protagonisten hätte ich mir das aber sooo gewünscht. Diese Distanz hat natürlich den Effekt, dass sie die Geschichte glaubwürdiger und wie einen Tatsachenbericht erscheinen lässt, als sei es ein Zeitzeugenbericht, was es ja schon irgendwie ist. Aber eine richtige emotionale Nähe konnte ich so leider nicht aufbauen.
Trotzdem hat mich die Geschichte keineswegs kalt gelassen. Die Nüchternheit der Erzählung hat die Atmosphäre der Zeit bestimmt gut transportiert. Ich finde es super, dass sich die Autorin dazu entschlossen hat, dieses Schicksal für die Nachwelt festzuhalten. Wäre es eine rein fiktionale Geschichte, hätte ich gesagt, dass die "Idee" richtig gut ist. Eine Eheschließung mit einem Verstorbenen...
Was mich auf jeden Fall gefesselt hat, waren die vielen Details (Straßennamen und historische Fakten) und das Highlight waren auf jeden Fall die aufgeführten Quellen (Fotos und Heiratsurkunde). Ich hätte mir davon noch viel mehr gewünscht, aber vielleicht war das nicht möglich. Das hat einem dann doch einen Kloß im Hals verursacht, zu sehen, wie wirklich das alles war.
Eine Sache ist mir noch bezüglich der Perspektive aufgefallen. Der Erzähler wirkt in der ersten Hälfte neutral zu sein (vielleicht mit Tendenz zu Irmas Sicht), aber dann gibt es auf einmal eine Wendung: Er wird zum personalen Erzähler aus Erichs Sicht, um dann wieder Irma zu schwenken, mit personalen Anteilen. War es schon die ganze Zeit aufgefallen. Das passt schon irgendwie, da es an die Empathie der Leser appelliert. Aber dass es so stark auffällt, sollte eigentlich nicht sein. Es offenbart den Backstage Bereich, der den Lesern eigentlich verborgen bleiben sollte.
Ein weiterer Punkt sind einige Tippfehler, die das Lektorat übersehen hat. Das passiert, aber es ist einige Male vorgekommen.
Als Letztes möchte ich noch ansprechen, wie schön ich es fand, dass die beiden Zeitstränge parallel verliefen und sich weiterentwickelt haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich darüber jemals verwirrt war und die Zeiten nicht zuordnen konnte.
Also insgesamt ein gutes Buch, dass aber doch noch weiter in die Tiefe hätte gehen können.