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Veröffentlicht am 07.02.2021

Der Norweger

Irrfahrt
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Endlich hat der Europol-Kommissar Bogart Bull den tragischen Tod seiner Frau und seiner Tochter einigermaßen überwunden. In einem neuen Einsatz wird er nach Amsterdam gerufen, wo eine junge norwegische ...

Endlich hat der Europol-Kommissar Bogart Bull den tragischen Tod seiner Frau und seiner Tochter einigermaßen überwunden. In einem neuen Einsatz wird er nach Amsterdam gerufen, wo eine junge norwegische Studentin umgebracht wurde. Wieder einmal findet sich Bull mit neuen Kollegen zusammen, wie so oft ist der örtliche Platzhirsch nicht ganz mit der fremden Hilfe einverstanden. Nach und nach klappt die gemeinsame Arbeit, allerdings ist ein Motiv für den Mord an der jungen Frau nicht auszumachen. Und es gibt Hinweise, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte. Denn bei einem weitern Mord taucht die Zahl 13 auf.

Bei diesem Kriminalroman handelt es sich um den dritten Band einer Reihe. Vorhergehende Ereignisse werden so erläutert, dass es keine Verständnisschwierigkeiten gibt. Bogart Bull, der norwegische Polizist mit irischen Wurzeln, wird einem schnell sympathisch. Er scheint mit beiden Beinen im Leben zu stehen und er hat es geschafft, die Folgen seiner persönlichen Tragödie zu überwinden, ohne sie zu verdrängen. Doch dieser Fall ist sehr verzwickt, denn Morde geschehen, zwischen denen kein Zusammenhang erkennbar ist. Die Beamten fahren wirklich ihr gesamtes Repertoire auf und doch bleiben die Ergebnisse spärlich. Eher scheint der Täter ihnen näher zu kommen als umgekehrt.

Aus zwei Perspektiven kann man sich an die handelnden Personen herantasten. Neben der Ermittlungsarbeit der Kommissare erfährt man auch einiges aus dem Leben des Killers. Dieser stetige Wechsel nimmt dem Buch zwar etwas an Spannung, ist aber für die Komposition des Falles sinnvoll. Auch wenn man sich möglicherweise mit dem Schluss ein wenig arrangieren muss, ist dieser Krimi doch fesselnd und mit seinem sympathischen Ermittler empfehlenswert. Dieser Reihe muss man gewiss nicht aus dem Weg gehen und für ein verschneites Wochenende bringt Kommissar Bogart Bull eine willkommene Beschäftigung.

Veröffentlicht am 02.02.2021

Geschichte einer Mutter

Wut
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Nun selbst schon in mittleren Lebensjahren hilft Frank seiner Mutter beim Umzug in eine Pflegeeinrichtung. Maria ist nicht mehr ganz auf der Höhe und ihr Zustand wird nicht mehr besser werden. Frank erinnert ...

Nun selbst schon in mittleren Lebensjahren hilft Frank seiner Mutter beim Umzug in eine Pflegeeinrichtung. Maria ist nicht mehr ganz auf der Höhe und ihr Zustand wird nicht mehr besser werden. Frank erinnert sich. An die Geschichte seiner Mutter, so wie er sie kennt und auch an seine eigene Geschichte, die durch die der Mutter geprägt wurde. Sie musste den Krieg miterleben, wurde von einer Verwandten großgezogen und ging in eine Klosterschule. Dabei war Maria sich immer bewusst, dass sie intelligent war. Ein Studium war ihr Traum, der jedoch platze, weil es Frauen doch nicht so gegeben wurde. Ihr blieb ein spießig bürgerliches Leben und die Wut.

Leider ist es häufig so, dass Kinder, die misshandelt wurden, im späteren Leben dazu neigen, ähnlich zu handeln wie ihre Eltern. Und so hat auch Frank mit der Wut zu kämpfen. Jahrelang hat seine Mutter die Kindheit des Jungen vergiftet, bis er soweit ist, dass er versucht, sie mit ihren eigen Mitteln zu schlagen. Wahrscheinlich zum Glück für alle Beteiligten muss Frank dann nicht mehr mit seiner Mutter zusammenwohnen. Sein Leben kommt in ruhige Bahnen, doch richtig feste Beziehungen vermag er lange nicht aufzubauen.

Die Erlebnisse einer harten Kindheit mit Kriegserlebnissen können über mehrere Generationen nachwirken. Da wird möglicherweise so mancher Leser an seine Eltern oder Großeltern denken, die sicher auch nicht nur schöne Erfahrungen gemacht haben. Viele der Älteren reden nicht häufig über ihre Vergangenheit und dennoch spüren die Nachfolgenden die Auswirkungen und reagieren. Im Buch weiß Frank einiges über seine Mutter, doch irgendwie bleibt die Frage, warum die Mutter bei ihrer Intelligenz ihre Wut gerade gegenüber ihrem Sohn, dem Jüngsten und Schwächsten, gegenüber auslebt. Dennoch berührt dieser Roman und wühlt auf. Nur zum Ende hin scheint etwas der Faden verloren zu gehen, weil nicht mehr eindeutig erkennbar ist, was nur in der Vorstellung des Frank geschieht. Insgesamt jedoch ist diese Geschichte der Wut sehr beeindruckend.

Veröffentlicht am 31.01.2021

Amanzi

Fever
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Einsam, aber gemeinsam ziehen Willem Storm und sein 13jähriger Sohn Nico durch die verlassene südafrikanische Landschaft. Ein tödliches Virus hat einen großen Teil der Erdbevölkerung ausgelöscht. Und diese ...

Einsam, aber gemeinsam ziehen Willem Storm und sein 13jähriger Sohn Nico durch die verlassene südafrikanische Landschaft. Ein tödliches Virus hat einen großen Teil der Erdbevölkerung ausgelöscht. Und diese Wenigen sind meist auf sich selbst gestellt. Doch Nicos Vater hat einen Plan oder einen Traum. Er will einen Teil der Überlebenden an einem halbwegs sicheren Ort zusammenführen. Dort soll eine neue Gemeinschaft entstehen, eine neue Zivilisation, in der die Menschen eine Zuflucht und ein trotz der Umstände geordnetes und angenehmes Leben führen können. Natürlich ist aller Anfang schwer und die Gruppe um die Storms muss Rückschläge hinnehmen, doch nach und nach scheint das Ziel näherzurücken.

Der Autor, der mit seinen Kriminalromanen große Bekanntheit erlangt hat, widmet sich hier einer dystopischen Betrachtung der Menschheit nach einer niederschmetternden Katastrophe, durch die die Menschheit beinahe ausgerottet wurde. Willem Storm wirkt dabei wie eine Lichtgestalt mit seiner Vision vom Wiederaufbau einer Gesellschaft. Hat er zunächst selbst die Nachricht in die Welt gesandt, dass neue Siedler willkommen sind, so treffen neue Mitglieder später wie von selbst ein, denn der Ruf des Ortes Amanzi schallt in die weitere Umgebung. Doch damit werden auch Neider angezogen und nicht jeder träumt von einer neuen Zivilisation. Manchen ist ein gesetzloser Zustand gerade recht.

Bei dystopischen Romanen, die ein durchaus nachvollziehbares Bild von einer Zukunft nach der Katastrophe bieten, ist es häufig erschreckend, wie schnell die dünne Kruste der Zivilisation verschwindet und das Tier im Menschen zutage tritt. Da geht es nur noch um das eigene Überleben und den eigenen Vorteil, sogar die Hunde werden alsbald wieder zu Wölfen und damit zu gefährlichen Raubtieren. Doch neben den marodierenden Banden entwickeln sich auch neue Gemeinden, die allerdings einen Vorstand wie Willem brauchen, der sie zusammenhält und ihnen einen Handlungsrahmen gibt. Toll, dass Willem dabei ein sanftmütiger Mensch ist, auch wenn er die Gerichtsbarkeit deshalb an härtere Player delegieren muss. Auch wenn einige Passagen etwas zu ausführlich erscheinen, besticht der Ansatz mit der tödlichen Krankheit gerade in der heutigen Zeit und die Auflösung ist erschreckend und hoffnungsvoll zugleich.

Veröffentlicht am 29.01.2021

Berlin-Mord

Der Solist
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Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert ...

Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert gegenübertritt. Nur mit seiner Kollegin Suna-Marie kommt er gleich gut klar. Neuhaus ist noch nicht richtig in Berlin angekommen, da wird er schon zu einem Mord gerufen, der möglicherweise einen terroristischen Hintergrund hat. Und bald schon kommt es zu einem weiteren Todesfall, bei dem wohl die selbe Waffe verwendet wurde. Neuhaus und seine Kollegin versuchen fieberhaft etwas über den Täter zu erfahren, insbesondere auch, um weitere Morde zu verhindern.

Mit diesem ersten Band einer Reihe betritt der eigenwillige Frankfurter Ermittler Neuhaus die Bühne. In seiner neuen Position in Berlin stolpert er gleich in eine brisante Ermittlung, die Tat könnte durchaus einen politischen Hintergrund haben. Neuhaus sieht sich selbst als Einzelgänger und von der aufgezwungenen Teamarbeit in Berlin hält er nicht viel. Zu Suna-Marie hat er allerdings gleich einen Draht und hier stehen Zusammenarbeit und Vertrauen an vorderer Stelle. Nicht so einfach ist es dagegen, das Motiv des Mörders zu entschlüsseln. Erst nach und nach verdichten sich die Hinweise in eine bestimmte Richtung.

Der Autor ist wahrscheinlich vielen von seinen Romanen um den Kommissar Marthaler bekannt. Mit „Der Solist“ startet er eine neue Reihe, mit der er gleich im ersten Fall ein sehr brisantes Thema anpackt. Dieser Fall entwickelt sich sehr überraschen, allerdings doch auf eine Art und Weise, die einen befürchten lässt, dass könnte nicht so abwegig sein. In einigen Bereichen ist dieser ansonsten spannende Roman einfach zu kurz, da wirkt es manchmal so als hätte eine Szene oder ein Hintergrund ausführlicher ausgearbeitet werden können. Dennoch hat das Buch ein Thema, das aufrütteln kann und nachdenklich macht. Am bedenklichsten stimmt dabei, dass nichts von dem Geschriebenen auch nur im Geringsten realitätsfern erscheint. Auf Neuhaus darf man sicher weiterhin gespannt sein.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Mutter Oberin

Ein niederträchtiger Mord. Mutter Oberin Aquinas ermittelt
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Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch ...

Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch den Mädchen aus armen Familien ein Mindestmaß an Bildung zukommen zu lassen. Als der Fluss mal wieder Hochwasser führt, wird eine tote junge Frau ans Ufer gespült und von der älteren Nonne gefunden. Natürlich lässt sie sofort den Sergeant Patrick Cashman aus Cork herbeirufen, denn es gibt Anzeichen, dass das die Jugendliche aus offensichtlich gutem Haus keines natürlichen Todes gestorben ist.

In diesem Buch löst Mutter Aquinas ihren ersten Fall. Bei der schon etwas älteren Nonne handelt es sich um eine interessante Persönlichkeit. Ihre Vergangenheit hat sie mit guten Beziehungen ausgestattet und ihre Fürsorglichkeit gibt ihr bei ihren Schülerinnen einen guten Stand. Doch nie hätte sich die Mutter Oberin vorstellen können, sich einem Mann unterzuordnen. Lieber beschäftigt sie sich mit Gedankenspielen oder auch einem Mordfall, wenn er ihr so direkt vor die Füße gespielt wird. Warum musste die junge Frau sterben? Ein wenig möchte sich Mutter Aquinas auch mit dem Sergeant messen, den meist ist sie die Schlauere. Doch häufig wandern ihre Gedanken in die Vergangenheit.

Bei Mutter Aquinas handelt es sich um eine wahrhaft sympathische und außergewöhnliche neue Ermittlerin, die ein ebenso sympathisches Team um sich geschart hat. Im Jahr 1923 ist das Leben für die armen Leute nicht einfach, aber auch das der Reichen ändert sich. Und auch die Frauen beginnen sich neue Chancen zu erschließen. Dieses spannende, manchmal düstere Setting wird lebendig beschrieben. Und das Rätsel um den Tod der jungen Schönheit ist nicht leicht zu lösen. Wie gut, dass Mutter Aquinas sich auskennt und sich auf ihr Gedächtnis verlassen kann. Auch wenn man als Leser vielleicht in einem Punkt früh eine Ahnung hat, so bereitet dieser Ausflug in das Irland des frühen zwanzigsten Jahrhundert fesselnde Lesestunden, vor allem auch, weil die Lebenssituation der Menschen zu dieser Zeit so authentisch beschrieben wird.