Da jagt Adrenalin durchs Gehör!
Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Die Bestie von Grimpen oder Der Hund der Baskervilles (Fall 8)Dieses 8. Hörspiel mit Johann von Bülow und Florian Lukas basiert auf dem legendären Fall: Der Hund von Baskerville.
Auf seinem Blog gesteht Dr. Watson ein Jahr nach Sherlocks Tod, dass er wieder von ...
Dieses 8. Hörspiel mit Johann von Bülow und Florian Lukas basiert auf dem legendären Fall: Der Hund von Baskerville.
Auf seinem Blog gesteht Dr. Watson ein Jahr nach Sherlocks Tod, dass er wieder von Albträumen geplagt wird, wie damals als Sherlock in den Kleinanzeigen ein skurrile Anzeige entdeckte: der einflussreiche Waffenproduzent Charles Baskerville sucht den besten Detektiv des Landes und lädt dazu auf sein abgeschottetes Anwesen Baskervill Hall im Dartmoor ein. Neben Koryphäen wie Miss Marple, Hercule Poirot und Charlie Chan tummeln sich dort auch jede Menge spiritistischer Scharlatane. Natürlich unterfordert die erste Aufgabe die Profis und gibt ihnen somit die Zeit sich umzuschauen, wie auch sich umzuhören. Dabei erfahren Sherlock und Watson von einem Familienfluch der Baskervilles. Während dieser viele andere beeindruckt, versucht Sherlock der Wurzel des angeblichen Fluches auf den Grund zu gehen. Für den Logiker sind Flüche immerhin die Auswüchse einer Kette vorheriger Ereignisse, die die meisten Menschen sich nicht zu erklären wissen, anders als der Meister persönlich natürlich. Während sie spät abends durch die Gegend streifen werden sie Zeugen eínes furchtbaren Angriffs einer Bestie mit leuchtenden Augen auf eine junge Frau, die das Moor als Abkürzung nutzte. Durch das beherzte Eingreifen der Freunde, überlebt die junge Frau erheblich verletzt. Dieser Vorfall reizt Sherlocks Neugier deutlich mehr, als die lächerlichen Rätsel, die der Detektivwettbewerb bietet.
Diese Hörspielreihe basiert auf Motiven der legendären Reihe von Sir Arthur Conan Doyle, wird allerdings an die heutige Zeit angepasst. So schreibt Dr. Watson nun kein Buch, sondern führt einen Blog und erhält dadurch natürlich unmittelbare Reaktionen seiner Leser. Wer die Fälle kennt, der wird auch die Kommentatoren erkennen: Mary Watson (@marylovesjames), James Moriarty, Harriet Watson (@therealwatson), Mrs. Hudson (@bakerstreethome). Wahrscheinlich durch den Detektivwettstreit sind dieses Mal deutlich weniger Rückmeldungen, auch weil einige der üblichen Kommentatoren sprich Miss Jane Marple, Hercule Poirot und Charlie Chan dieses Mal aktiv in den Fall miteingreifen. Allerdings vermisse ich schon die herablassenden Kommentare von Mycroft Holmes (@Ispy) und auch die der britischen Politprominenz (@bojotheclown, und Theresa May), die sich dieses Mal leider deutlich zurückhalten. Natürlich gibt es aber wieder @sherlockisfakenews, denn was wäre heutzutage ein öffentlicher Diskurs ohne Verleumdung und fake news? Auf Inspector Lestrade muss man im Dartmoor natürlich verzichten, aber natürlich gibt es vor Ort andere interessante Persönlichkeiten, wie den omnipräsenten Advokaten oder den exzentrischen Filius des Hausherren.
Die Idee Miss Marpe, Hercule Poirot und Charlie Chan in die Geschichte miteinzubeziehen, finde witzig, wobei ich die Anzahl der Konfuzius Zitate dann mit der Zeit dann doch etwas viel fand. Natürlich weicht die Auflösung vom Original ab, da in heutiger Zeit wohl auf diesen alten Trick wohl keiner mehr hereinfallen würde. Aber dafür sind die technischen Finessen inzwischen viel feiner und vermögen auch heute noch zu täuschen und zu verwirren. Gerade vor einer so düsteren Kulisse, wie einem unwirtlichen Hochmoor, wenn die Nebelschwaden und die Feuchtigkeit an den Sinnen zerren, die Musik das Grauen heraufbeschwört, steigt die Spannung beim Hören immer weiter für den Hörer und nur Sherlock lässt sich wie üblich nicht aus der Ruhe bringen.
Die Sprecher sind der Reihe treu geblieben, das finde ich super, da gerade bei Hörspielen ein Austausch von Sprecherstimmen ausgesprochen ärgerlich ist. Da es in Grimpen und auf Baskerville Hall jede Menge neue Charaktere gibt, tauchen auch neue Stimmen auf, die wirklich gut gewählt wurden. Andere bekannte Stimmen wie Udo Schenk und Felix von Manteuffel bekommen neue Aufgaben. Nicht so gut finde ich die recht selbstbewusste Stimme von Franziska Troegner als Miss Marple, die mehr der resoluten Margret Rutherford, als der ältlichen Jungfer aus den Originalkrimis ähnelt. Allerdings ist das Problem dieser Rolle, dass für viele die englische Schauspiellegende Rutherford das Image der unscheinbaren, beobachteden Hobbyermittlerin geprägt hat. Sherlocks Geistesblitze sind jedoch unüberhörbar. Die Musik wird hektisch, dramatischer und Johann von Bülow senkt die Stimme und erhöht die Geschwindigkeit. Keine Sorge, man kann ihn noch gut verstehen, man spürt nur nahezu körperlich, wie die Neuronenströme durch sein Gehirn jagen und ein Feuerwerk der Deduktion auslösen! Hier wird mit Soundeffekten und kleinen, ebenso innovativen wie witzigen Einfällen ein Klassiker gekonnt entstaubt und ins 21. Jahrhundert transferiert.
Ein echter Hörgenuss, der Altbewährtes mit modernen Ideen und zeitgemäßen Effekten paart und so zu einem besonderen Krimierlebnis nicht nur für Fans von Holmes und Watson macht!