Eine Hommage an die Natur
Die Welt ohne FensterMit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben ...
Mit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben hat, erst zwölf Jahre alt war und es auch noch von 1926 stammte, fand ich faszinierend und so wollte ich es unbedingt lesen.
Ein Buch von Freiheit und Flucht
Die Handlung von Die Welt ohne Fenster ist schnell erzählt. Das junge Mädchen Eepersip fühlt sich von Häusern mit ihren Wänden und Glasscheiben eingeengt und möchte viel lieber draußen in der Natur leben. Also schleicht sie eines Morgens aus dem Fenster und verschwindet sehr zum Leidwesen ihrer Eltern hinaus in die Natur, wo sie fortan in der freien Natur lebt.
Das Büchlein ist dabei in drei Teile unterteilt, die jeweils Eepersip Stationen auf ihrer Reise durch die Natur darstellen: die Wiese, das Meer und die Berge, wobei Reise eigentlich auch nicht ganz das richtige Wort ist, denn sobald Eepersip das Elternhaus verlassen hat, ist sie eher wie ein Blatt im Wind, lässt sich hierhin und dorthin tragen, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Sie entdeckt die Natur auf ihre Art und Weise und findet Freude an jeder Pflanze und jedem Tier, dem sie begegnet. Sie dabei zu begleiten, ist sehr entschleunigend und das Buch daher für jeden geeignet, der dem Alltag entfliehen möchte.
Überhaupt dreht sich in diesem Buch alles um Flucht und Freiheit. Der Flucht aus den Einengungen der Zivilisation und die Freiheit eins zu werden mit der Natur. Das zusammen mit dem kindlichen Blick auf die Natur ergibt eine faszinierende Mischung die, wie bereits gesagt unglaublich entschleunigend wirkt. Interessant ist die Geschichte auch im Hinblick auf die Hintergründe der jungen Autorin, die Jackie Morris in einem Vorwort wirklich sehr gut zusammenfasst, ohne aber die eigentliche Geschichte zu spoilern. Durch dieses Vorwort erhält man gerade als erwachsener Leser eine sehr interessante Perspektive auf die Geschichte und sieht manches im ganz neuen Licht, das hat mir sehr gut gefallen.
Trotzdem nicht ganz, was ich erwartet hatte
So faszinierend ich die kindlichen Naturphantasien auch fand, so ganz überzeugen konnte mich das Buch dann leider trotzdem nicht. Vielleicht habe ich etwas zu anderes erwartet, doch mir persönlich gibt es in Die Welt ohne Fenster einfach zu wenig Handlung. Der Großteil des Buches besteht daraus, wie Eepersip durch die Gegend stromert, hier einen hübschen Teich und da eine schöne Blume entdeckt und immer wieder tanzt und singt. Die Beschreibungen ihrer Entdeckungen sind zwar weiterhin schön zu lesen, nach der Hälfte wird es jedoch etwas langweilig vom x-ten Tanz mit den Schmetterlingen zu lesen. Es gibt zwar durchaus kurze Einschübe, in denen etwas mehr passiert, meist wenn Eepersip durch die Umstände doch gezwungen wird mit anderen Menschen zu interagieren, diese bleiben aber eben genau das: Einschübe. Insgesamt liest sich das Buch eher wie ein literarisches Essay über die Natur, als ein Roman.
Gut gefallen hat mir hingegen das Ende. Es ist wohl nicht das, was man am Anfang erwartet hätte, für mich aber eine sehr schöne Auflösung der Geschichte.
Fazit:
Dieses Buch ist für all jene, die aus der Hektik des modernen Alltags entfliehen wollen, die Ruhe und Entschleunigung suchen und dabei einen kindlichen Blick auf die Natur entdecken möchten. Man sollte jedoch nicht allzu viel Handlung erwarten.