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Veröffentlicht am 05.06.2021

Chaotisch charmant

Morgen schreib ich dir ein Happy End
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Dieses Buch entstammt der Feder des amerikanischen Autorenduos Sarvenaz Tash und Sarah Skilton.

Zur Handlung:
Zoe und Miles schreiben im Auftrag ihrer Klienten miteinander, ohne zu wissen, dass der jeweils ...

Dieses Buch entstammt der Feder des amerikanischen Autorenduos Sarvenaz Tash und Sarah Skilton.

Zur Handlung:
Zoe und Miles schreiben im Auftrag ihrer Klienten miteinander, ohne zu wissen, dass der jeweils andere dahinter steckt. Dabei kommen sich die zwei verflixt nahe, was im wahren Leben so gar nicht der Fall ist.

Zu den Figuren:
Miles Ibrahim ist 31 alt, New Yorker und arbeitet als Ghostwriter bei „Tell it to my Heart“ und vergeigt es gerade so richtig. Sein Gemütszustand schwankt zwischen schwermütig, enttäuscht und verzweifelt, wozu er jedes Recht der Welt hat, nachdem was ihm passiert ist.

Zoe Abot ist 29 Jahre alt und wurde genötigt, Kalifornien zu verlassen, um sich in New York zu entfalten. Leider funktioniert das nicht. Die Winzigkeit ihres Appartements beschert mir beinahe ebenso blaue Flecken an den Schienbeinen wie ihr. Sie möchte Drehbuchautorin werden und jobbt als Ghostwriter bei „Sweet Nothings“, um sich über Wasser zu halten. Sobald ich in ihrer Perspektive rutsche, wird es schlagartig chaotisch.

Die Haupt-Charaktere sind bisweilen schräg und speziell und es braucht Zeit, ehe sie an mich herantreten.

Es gibt einige Nebenfiguren, die tatsächlich Nebenfiguren bleiben, aber in der kurzen Zeit ihrer Auftritte alles Geben und mich rundum von sich überzeugen. Da ist dem Autorinnenduo Großes gelungen, was mich begeistert.

Zur Umsetzung:
Die Geschichte wird aus den abwechselnden Ich-Perspektiven von Miles und Zoe im Präsens geschildert und jedes Kapitel wird mit einem kurzen Schreiben der jeweiligen Chefs ihrer Agenturen eingeläutet. Diese Texte lassen immer wieder Fragezeichen in meinem Kopf aufploppen. Das Autorenduo schafft es spielend, die Stimmungen ihrer Protagonisten einzufangen und mir zu präsentieren. Vor allem bei Zoe wird es dabei recht laut, aufwühlend und ab und an verrückt. Bei Miles bin ich sofort drin und es gelingt mir mühelos, seine Emotionen nachzuempfinden. Zoe hält mich länger auf Distanz.

Der Schreibstil ist wahnsinnig bildhaft, rasant, humorvoll, charmant und flüssig zu lesen. Leider verlieren sich die Autorinnen in Belanglosigkeiten, die rasch mein Interesse einbüßen. Ab der Hälfte des Buches packt mich Zoe und zeigt mir ihre verletzliche Seite und je weiter ich in die Geschichte vordringe, umso mehr verstehe ich einige ihrer Verhaltensweisen. Davon hätte ich gerne schon früher gelesen, um ihr nahe zu sein. Und für eine Aktion feiere ich Zoe immer noch. Wuh, dafür hätte ich sie knutschen können. In ihr steckt so viel mehr, als es mich die Autorinnen am Anfang wissen lassen. Im Umgang mit dem Hauptkonflikt punktet Zoe erneut, wo mir Miles kurz entgleitet. Aber generell gefällt mir die Auflösung prima und ich bin dankbar, dass mir ein erzwungenes Kitsch-Drama erspart bleibt.

Für meinen Geschmack liegt der Fokus zu häufig auf den beruflichen Tätigkeiten der zweien und beschert mir etliche Leselängen. Zusätzlich nimmt die Lovestory einen zu langen Anlauf. Das hätte ich mir komprimierter und emotionaler gewünscht. Mich erreichen zwar einige Gefühle der beiden, aber zu vieles verliert sich in sarkastischen Wortgefechten.

Mein Fazit:
Auch wenn der Einstieg in die Geschichte etwas zäh ist, lohnt es sich, durchzuhalten. Das Buch steigert sich ab der Hälfte und dann gehts ziemlich rund. Ich darf immer wieder lachen und erlebe New York von einer authentischen Seite, was ich total genieße. Einige Sätze haben sich tief bei mir eingeprägt und werden für immer im Zusammenhang mit New York und diesem Buch stehen. Hier lernt ihr auf keinen Fall 08/15 Figuren kennen. Manchmal muss man eben öfters hinsehen, ehe man jemanden wirklich sieht.

Von mir erhält „Morgen schreib ich dir ein Happy End“ 3,5 unterhaltsame Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Das Buch trifft nicht in allen Punkten meinen Lesegeschmack

Du kannst kein Zufall sein
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Niemand muss die Welt aus den Angeln heben, um sich selbst zu finden. Leben reicht völlig.

Zur Handlung:
Josh erlebt einen ernüchternden Jahreswechsel und will sich künftig bei seinen Entscheidungen nur ...

Niemand muss die Welt aus den Angeln heben, um sich selbst zu finden. Leben reicht völlig.

Zur Handlung:
Josh erlebt einen ernüchternden Jahreswechsel und will sich künftig bei seinen Entscheidungen nur noch auf den Münzwurf verlassen. Dass das nicht gut geht, ist von vorneherein klar und so begleite ich Josh in ein turbulentes Jahr, indem ich mich durch die Jahreszeiten lese.

Der Einstieg ins Buch:
Die Stimmung ist zu Beginn rasch dunkelgrau und Josh nimmt es mit dem Münzwurf irre Ernst. Aber ehrlich, wer muss eine Münze werfen, um zu wissen, ob er aufstehen oder liegen bleiben soll? Mit Josh mutet mir Bailey eine teilweise anstrengende Figur zu, die mich fordert. Josh zieht komplett blank. An einigen Stellen ist er mir zu viel, doch zum Glück dauert das nie lange und er entlockt mir wieder ein Lachen und lässt mich befreit aufatmen.

Die Umsetzung:
Die Story ist turbulent, teilweise chaotisch und doch verliert sich nie der rote Faden. Das entzückende Kaninchen, Josh‘ Freunde, Jessie, Jake und Jake, bilden das Grundgerüst der Handlung. Seine Familie ist herrlich schräg und dabei total durchschnittlich, was eine erfrischende Kombi darstellt. Bailey schenkt mir eine angenehme Erzählstimme, die nie ihren Humor verliert und den Blick fürs Wesentliche besitzt. Zusammen mit Josh begebe ich mich auf eine abenteuerliche Reise, die einmalig ist und das Fernweh in mir weckt.

Das Setting ist überzeugend und immer wieder rauschen eindrucksvolle Bilder durch meinen Kopf. Der flotte Schreibstil liest sich flüssig und erdend. Ein Gefühl, das ich so noch nicht beim Lesen empfunden habe und mich beeindruckt. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Josh in der Vergangenheit geschildert.

Was ich schade finde:
Die Geschichte trägt eine romantische Grundidee in sich, deren Umsetzung mehr Gefühl benötigt. Die berührenden Augenblicke bleiben mir bis auf wenige Ausnahmen zu blass.

Mein Fazit:
„Du kannst kein Zufall sein“, bietet mir nachhaltige Figuren, Humor, Sarkasmus, Tempo und jede Menge Abwechslung. Bailey schöpft leider nicht vollständig das Potenzial seiner Grundidee aus, denn die Lovestory gerät ins Hintertreffen. Stattdessen ist der Weg das Ziel, was nicht verkehrt ist, aber nicht hundertprozentig meinen Lesegeschmack trifft. Der Gedanke, ob Zufall, Schicksal oder was auch immer über den Verlauf unseres Lebens entscheidet, gefällt mir grundsätzlich gut, nur am Anfang der Story ist es mir zu viel.

Bailey versteht es, mich eiskalt in Josh Alltag zu werfen. Ich fühle mit ihm und brauche einige Seiten, ehe ich mich an sein Umfeld gewöhne. Eigenwillige Charaktere beherrschen das Buch, was mir zunehmend gefällt und die Story nimmt mich mit. Ich sehe schon, meine Rezension sprüht vor Widersprüchen, doch genau so habe ich es beim Lesen empfunden.

Von mir erhält „Du kannst kein Zufall sein“ 3,5 unterhaltsame Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Überraschend

Dein erster Blick für immer
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Gibt es so etwas wie Schicksal, dass wir diesen einen Menschen treffen, der für uns vorherbestimmt ist?

Es geht los:
Dieses Buch ist eine Herausforderung für mich und es berührt mich auf unterschiedlichen ...

Gibt es so etwas wie Schicksal, dass wir diesen einen Menschen treffen, der für uns vorherbestimmt ist?

Es geht los:
Dieses Buch ist eine Herausforderung für mich und es berührt mich auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst überrascht es mich, dass ich mich nach der Gegenwart in die Vergangenheit lese und dann langsam wieder ins Jetzt. Anfänglich hat mich das irritiert, doch es passt hervorragend zur Story.

Was mich mitnimmt:
Maya Flowers, alleine dieser Name zergeht auf der Zunge, Sie ist 28 Jahre alt und gibt beruflich Klamotten einen Namen. Kurzum: Sie setzt Trends und darin ist sie richtig klasse. Maya ist eine Kämpfernatur, das hat sie durch drei weitere Geschwister gelernt.

Auf ihren Bahnfahrten zur Arbeit in die Stadt London verliebt sie sich unwiderruflich in einen unbekannten Mann. Den Bahn-Mann. Über ihn will ich nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern. Auf jeden Fall ist er ein ganz Lieber und ich schließe ihn sofort ins Herz. Bei James spüre ich die Sehnsucht nach etwas Erloschenem, etwas, das unumstößlich verlorengegangen ist und ihm wehtut, weil er es nicht mehr zurückholen kann.

Der Schreibstil von Folbigg ist detailverliebt, was Wärme in die Seiten bringt und mich alles deutlich sehen lässt. In den Seiten passiert viel – nämlich das Leben. Und dies fordert den Figuren Mut und Einsatzbereitschaft ab. Keiner bekommt etwas geschenkt.

Was mir nicht liegt:
Der auktoriale Erzähler macht es mir schwer, den Geschehnissen zu folgen, und mir wird bewusst, wie wenig ich damit klarkomme. Ich mag es nicht selbsterklärend. Es liest sich leider passiv.

Immer wieder vermisse ich die Grundspannung, die jedes Buch haben sollte, aber zur Mitte der Geschichte, ist sie dauerhaft in den Seiten zu finden.

Wenn Figuren in einem Buch überhandnehmen, habe ich meine liebe Not und hier laufen einige Handlungsstränge ineinander, was die Autorin gut gelöst hat, mich aber überfordert. Ich wäre sofort für die Einführung einer verbindlichen Angabe auf der Buchrückenseite, damit ich weiß, wie viele Personen die Story dominieren.

Meine Kritikpunkte begründen sich rein auf meine individuellen Lesevorlieben und jeder andere mag es genauso, wie Folbigg es geschrieben hat.

Mein Fazit:
„Dein erste Blick für immer“ bietet mir einen ungewöhnlichen Storyaufbau und im Nachgang bin ich dankbar für diese erfrischende Leseerfahrung. Mit Maya und James hat Folbigg zwei absolute Sympathieträger auf den Weg gebracht, die beide lernen müssen, für ihre Bedürfnisse einzustehen und beherzt genug zu sein, Liebgewonnenes aufzugeben. Es ist eine leise Geschichte, die Romantik und Wärme in sich trägt.

Aufgrund meiner Schwierigkeiten, die ich oben genannt habe, vergebe ich 3,5 liebevolle Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Liebe ist magisch

Love Like Magic
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Wenn die Schatten des Lebens vom Regenbogen geküsst werden, ist Magie im Spiel.

Ein Blick auf das, was kommt:
Bea strandet an einem Tiefpunkt ihres Lebens in einer Bar in New Orleans und trifft auf den ...

Wenn die Schatten des Lebens vom Regenbogen geküsst werden, ist Magie im Spiel.

Ein Blick auf das, was kommt:
Bea strandet an einem Tiefpunkt ihres Lebens in einer Bar in New Orleans und trifft auf den Magier Huxley. Die beiden verspüren sofort eine Anziehung zueinander. Zum Glück hat Amor nicht zu tief ins Glas geschaut und verfehlt seine Ziele nicht. Es könnte alles herrlich unkompliziert sein, wenn da nicht das Leben wäre, das beide kräftig aufmischt und durcheinanderwirbelt.

Was wären Bücher ohne ihre Charaktere:
Beatrice (Bea) Baker ist 28 Jahre alt, kommt aus Chicago und ist dem falschen Mann nach New Orleans gefolgt. Ohne Job und Bleibe sieht es düster für sie aus. Doch Bea ist der geborene Sonnenschein und macht aus der dunkelsten Trauerfeier eine farbenfrohe Party. Sie hat eine kreative Ader und malt für ihr Leben gern.

Magier Huxley Marlow ist 35 Jahre alt, pedantisch und wirkt auf andere einschüchternd. Er ist der älteste von 5 Brüdern und fühlt sich seinem verstorbenen Vater verpflichtet. Mir imponiert seine Entwicklung in der Geschichte und zwei seiner Brüder sind eindrucksvoll.

Neben den Hauptfiguren rutschen weitere liebenswerte Nebencharaktere in die Seiten. Leider dauert es eine Weile, ehe mir die Protagonisten nahekommen.

Liebe beinhaltet Magie
Der Schreibstil ist bildhaft, flüssig und leicht zu lesen. Siskind beschert mir im ersten Drittel des Buches ein gedrücktes Stimmungsbild. Doch sobald sich Bea und Huxley näher kommen, scheint die Sonne, was ich sehr genieße. Siskind lässt mich nur langsam hinter die Kulissen schauen und dabei gibt es berührende Augenblicke, die mein Herz wärmen. Es geht um Vertrauen, Überwindung der eigenen Ängste, Ehrlichkeit und Selbstliebe.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der 3. Person in der Vergangenheit erzählt. Zwischen Bea und Huxley knistert und brennt es gewaltig. Die wenigen expliziten Szenen hat Siskind anregend und leidenschaftlich festgehalten. Davon bekomme ich nicht genug. Der Mittelteil verblasst ein wenig und weist Längen auf. Ein passiver Erzählstil liegt mir überhaupt nicht. Im letzten Drittel nimmt die Story wieder Fahrt auf und reißt mich mit. Es wird spannungsreich, überraschend und am Ende bleibe ich zufrieden zurück.

Fazit:
„Love Like Magic“ ist eine Lovestory, die berührt, mich über weite Strecken gut unterhält und in die Welt der Magie zieht. Trotz Schwächen genieße ich jede Menge Kopfkino. Selbstverständlich fehlt es nicht an kribbelnder Leidenschaft, die mich warm umfängt.

Aufgrund meiner Kritikpunkte erhält „Love Like Magic“ 3,5 verzauberte Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo ich keine halben Sterne vergeben kann, runde ich auf.


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Veröffentlicht am 16.09.2020

Schonungslos heftig

Pull the Trigger
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Puh, ist hier bitte irgendwo der Lichtschalter? Diese Story ist an Finsternis kaum zu überbieten und die Brutalität in den Seiten ist heftig, aber so habe ich es gewollt.

Zur Handlung:
Tess taucht nach ...

Puh, ist hier bitte irgendwo der Lichtschalter? Diese Story ist an Finsternis kaum zu überbieten und die Brutalität in den Seiten ist heftig, aber so habe ich es gewollt.

Zur Handlung:
Tess taucht nach sechs Jahren bei ihrem besten Freund Matt in Santa Monica auf und dieser gibt ihr einen Job in der Bar des MC Devil’s Reach. Zwischen dem Präsidenten Trigger und ihr funkt es vom ersten Augenblick an. Beide sind kaputte Seelen und machen es sich gegenseitig nicht leicht. Der Spannungsbogen ist enorm.

Zu den Figuren:
Trigger ist 36 Jahre alt und sein Name ist Programm. Er ist der Präsident der Devil‘s Reach. Trigger ist der personifizierte Alptraum jeder Schwiegermutter. Beim Sex geht es ihm um die reine Triebbefriedigung, für alles andere hat er keinen Platz in seinem Herz. Er braucht es grob und heftig. Trigger handelt mit harten Drogen, aber selbst rührt er das Zeug nicht an. Sein Charakter lässt mich zwiespältig zurück.

Tess ist mit ihren 31 Jahren desillusioniert und bis auf ihren alten Freund Matt, alleine Sie zieht Ärger problemlos an. Mir gefällt ihre Gedankenwelt. Von Tess‘ Vergangenheit erfahre ich nur scheibchenweise etwas und bin am Ende des Buches nicht viel schlauer als vorher. Tess erschüttert mich im Verlauf der Handlung, aber es gibt unzählbare Momente, in denen ich mich mit ihr wohlfühle.

Die zahlreichen Nebenfiguren erreichen mich alle und ich habe zu keiner Zeit ein Problem damit, wer zu wem gehört. Ich mag die meisten und hoffe auf ein Wiedersehen in den Folgebänden.

Die Umsetzung:
Der Einstieg ist gnadenlos brutal. Der Leser wird zu keiner Zeit geschont und erlebt sämtliche Folterungen und Morde hautnah mit. Das Buch strotzt vor roher Gewalt. Selbst die expliziten Szenen sind immer derb und gehen mit einer gewissen Distanz einher. Wer braucht schon Romeo und Julia, wenn er Trigger und Tess haben kann.

Geschickt eingebaute Rückblenden, vermitteln mir einen Eindruck, unter welchen extremen Bedingungen Trigger aufgewachsen ist, was sich als äußerst hilfreich erweist. Mir gelingt es, mich teilweise in ihn hineinzufühlen. Seine Veränderung verläuft subtil und überzeugend ab.

Überhaupt hat mich Drake mit ihren erschreckenden Charakteren gepackt. Sie besitzen eine Kraft, außerhalb der Lesezeit in meine Gedankenwelt einzudringen, die mich überrascht. Der Spannungsbogen reißt im Grunde nie ab und der Cliffhanger am Ende lässt mich beunruhigt zurück.

Was mir nicht gefällt:
Die kursive Schrift in den Rückblenden und die einseitige Verhütung. Gut, bei diesem Buch macht man sich wohl darüber die wenigsten Gedanken, aber da ich alle Bücher gleich bewerte, fließt es logischerweise mit ein.

Das größte Manko ist die oft holprige Übersetzung. Da hält nicht sie den Sitz des Motorrades in einer tödlichen Umklammerung, sondern der Sitz sie. Und dann sind da Passagen, die keinen Sinn ergeben und die ich mir deshalb nicht immer erschließen kann. An manchen Stellen liest sich der Text unvollständig. Es hapert total und dadurch erreichen mich die Gefühle nicht, wie es der Fall sein sollte. Wenn diese Story ordentlich ausgearbeitet wäre, wow, ich hätte komplett das Atmen verlernt, aber so ging leider jede Menge Potential verloren. Ob es rein an der Übersetzung liegt, oder generell am Schreibstil, kann ich nicht beurteilen.

Mein Fazit:
„Pull the Trigger“ ist ein Buch, das mir einen intensiven Einblick in den äußerst brutalen Alltag der Devil’s Reach bietet. Es fällt mir schwer, die Beziehung von Trigger und Tess als Lovestory zu bezeichnen, obwohl sie durchaus leidenschaftlich aufeinander abfahren. Sie bewegt Rädchen in ihm, die noch nie in Bewegung gekommen sind, und diese Momente berühren mich. Die Story ist so was von düster und ich sehe verdammt wenig Licht darin. Trotz Schwächen in der Übersetzung/Schreibstil, ist meine Leselust auf den Folgeband groß.

Von mir erhält „Pull the Trigger“ 3,5 pechschwarze Sterne von 5 und eine Leseempfehlung für alle ab 18 Jahren aufwärts, die mit einem gutausgestatteten Nervenkostüm unterwegs sind. Wo ich keine halben Sterne vergeben kann, runde ich auf.

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