Mir war das Buch in facebook bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens aufgefallen. Alleine das traumhaft schöne Cover faszinierte mich, aber auch der Klappentext machte mich neugierig auf das Buch. Deshalb war meine Freude sehr groß, als ich es nun im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen durfte.
Die Rezension zu “Streuner” fällt mir schwer. Aber nicht, weil das Buch schlecht gewesen wäre, sondern im Gegenteil: Das Buch ist so spannend und toll geschrieben, dass man gar nicht anders kann, als es in einem Rutsch zu lesen. Aber wie es oft ist – man tut sich oft leichter, das Negative hervorzuheben, als umgekehrt ? Versuchen will ich es trotzdem.
Boru entstammt einer Hexenfamilie und besucht dementsprechend eine Hexenschule. Das Problem ist nur: Hexer zu werden passt so gar nicht zu seinem Lebenstraum, Sänger zu werden. Kurzentschlossen verlässt er daher die Schule, um in die Menschenwelt zu gehen. Dass ihm seine Mutter einen Strich durch die Rechnung macht und ihn in einen Kater verwandelt, hat er allerdings nicht berechnet. Doch dann begegnet er der Internatsschülerin Greta, die ihn bei sich aufnimmt. Und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf …
Die Handlung wird kapitelweise abwechselnd aus Gretas und Borus Sicht erzählt. Die Kapitel selbst sind eher kurz gehalten, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Der Schreibstil selbst ist fesselnd und flüssig, und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Vom Aufbau her ist die Geschichte so gestaltet, dass es keinen Moment langweilig beim Lesen wird. An vielen Stellen musste ich einerseits bei Wortwechseln, anderseits auch bei Beschreibungen schmunzeln.
Die Autorin hat aber auch eine wichtige Botschaft in die Geschichte eingebaut: Es lohnt sich, seinen Träumen zu folgen. Das hat mir besonders gut gefallen, weil gerade diese Botschaft für die Ziel-Lesegruppe der Jugendlichen meiner Meinung nach sehr wichtig ist.
Was mir sehr gut gefallen hat, war die Verbindung von Fantasy und “normaler” Welt. Auf einer Seite gibt es die Hexenschule, die für alle Nicht-Magischen unsichtbar ist. Dem gegenüber gibt es ein Internat, in dem Jugendliche leben und unterrichtet werden.
Toll fand ich die Szenen, in denen Borus Verhalten als Kater beschrieben wird. Denn obwohl in Tierform, so wehrt er sich doch gegen bestimmte Verhaltensweisen – z.B. das Jagen und Fressen von Mäusen, obwohl alle Instinkte als Kater vorhanden sind. Da musste ich beim Lesen nicht nur einmal schmunzeln.
Ich mochte beide Protagonisten. Obwohl Greta etwas zickig und eher unnahbar erscheint, mochte ich sie doch sehr, weil man bald erkennt, dass ihr Verhalten ein Schutzverhalten ist. Sie ist sarkastisch und es fällt ihr schwer, Freunde zu finden.
Boru war mir ebenfalls sympathisch. Obwohl er der Hexenwelt entstammt, hat er doch auch die gleichen Sorgen und Unsicherheiten, wie sie alle Jugendlichen irgendwann haben. Das hat mir gut gefallen und hat ihn authentischer gemacht.
Die Nebencharaktere wurden ebenso gut ausgearbeitet, sie fügen sich perfekt in die gesamte Geschichte ein und runden sie damit ab.
Sowohl Boru als auch Greta entwickeln sich im Laufe der Handlung sehr weiter und werden reifer und erwachsener. Diese Entwicklung fand ich sehr authentisch dargestellt. Als Leser erhält man das Gefühl, dass es die beiden irgendwo da draußen wirklich gibt, weil sie sehr lebensecht dargestellt wurden. Gut getan hat der Geschichte auch, dass sich die Handlung über mehrere Monate zieht, so wirkt nichts überhastet.
Fazit meiner Rezension: “Streuner” ist ein Jugendbuch im Fantasy-Genre, das allerdings für Erwachsene genauso lesenswert ist. Es behandelt die Probleme, die alle Jugendlichen haben und macht die Protagonisten dadurch sehr lebensecht. Die Charaktere sind trotz ihrer Ecken und Kanten liebenswert. Man merkt, wie liebevoll die Autorin das Buch in seiner Gesamtheit gestaltet hat. Die Handlung verläuft rasch, aber nicht überhastet, und der spritzig-witzig-moderne Schreibstil trägt viel dazu bei, dass man das Buch nicht so schnell zur Seite legen mag. Klare Leseempfehlung von mir – nicht nur für Jugendliche!