Eine poetische Wohlfühl-Geschichte
Agata und ihr fabelhaftes DorfMitte der neunziger Jahre, ein sizilianisches Dorf in den Hügeln hoch über dem Meer, in einer ursprünglichen Landschaft inmitten von Orangen- und Zitronenbäumen gelegen. Das Leben geht seinen gemächlichen ...
Mitte der neunziger Jahre, ein sizilianisches Dorf in den Hügeln hoch über dem Meer, in einer ursprünglichen Landschaft inmitten von Orangen- und Zitronenbäumen gelegen. Das Leben geht seinen gemächlichen Gang, man fühlt sich wohl hier. Ein kleines Stück vom Paradies, wären da nicht der Bürgermeister Don Saverio Pallante und seine Handlanger, denen nur daran gelegen ist, sich die Taschen zu füllen. Nicht genug, dass eine vor vielen Jahren gebaute Ölraffinerie die Gegend verschandelt, der neueste Plan des Bürgermeisters ist die Errichtung einer Mülldeponie, ausgerechnet auf der Saracina, einem üppig bepflanzten Stück Land, das seit Generationen im Besitz von Costanzos Familie ist. Dieser betreibt gemeinsam mit seiner Frau Agata die Tabaccheria, gleichsam die Seele des Dorfes. Bisher hat er sich beharrlich geweigert, sein Land zu verkaufen, doch dann stirbt er unverhofft. Für den Bürgermeister ein Glücksfall, glaubt er sich jetzt endlich am Ziel seiner Wünsche, denn es ist nicht nur das Grundstück, das er begehrt. Aber er hat die Rechnung ohne Agata gemacht, die eine Vielzahl Verbündeter um sich versammelt, mit denen sie der mächtigen Clique des Bürgermeisters die Stirn bietet. Denen, die dulden und schweigen erwarten, weil es das ungeschriebene Gesetz ist.
Macht und Machtlosigkeit, David gegen Goliath, ein Motiv, das nicht zum ersten Mal Thema eines Romans ist. Vor allem dann, wenn einfache Leute, die sich scheinbar nicht wehren können, über den Tisch gezogen werden sollen. Auf den ersten Blick nicht sonderlich originell, aber Tea Ranno macht aus dieser Ausgangssituation eine Geschichte, die von Anfang bis Ende nicht nur bestens unterhält, sondern auch das Interesse des Lesers/der Leserin fesselt. Geschuldet ist das in erster Linie den liebevoll gezeichneten, aber dennoch glaubhaften Menschen, die sich um Agata scharen. Allesamt Paradiesvögel, wie beispielsweise Lisabetta, die mit ihren Kräutern heilende Gerichte für Leib und Seele zubereitet, der Professor, der heimlich Liebesgedichte schreibt oder Lucietta, die ungeahnte Fähigkeiten hat.
Ein Märchen, in dem die Guten gut und die Bösen böse sind. Eine poetische Wohlfühl-Geschichte über Solidarität, über die magische und mächtige Kraft der Freundschaft, die selbst in ausweglos scheinenden Situationen Mut machen und Veränderungen bewirken kann. Und letztlich zum Sieg führt.