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Veröffentlicht am 27.03.2021

Gut und enthusiastisch erklärte Methode mit ansprechenden Audiodateien

Endlich wieder gut schlafen - mit Progressiver Selbsthypnose
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Das Buch „Endlich wieder gut schlafen mit Progressiver Selbsthypnose“ ist eine Kombination aus Text und runterladbaren Audiodateien, mit denen man die Selbsthypnose direkt ausprobieren und lernen kann. ...

Das Buch „Endlich wieder gut schlafen mit Progressiver Selbsthypnose“ ist eine Kombination aus Text und runterladbaren Audiodateien, mit denen man die Selbsthypnose direkt ausprobieren und lernen kann. Zunächst wird die Methode an sich erklärt. Das ist anschaulich und nachvollziehbar beschrieben, angenehmerweise ohne den Lesefluß störende diverse Formen des Genderns, worauf auch zu Beginn hingewiesen wird. Ebenfalls angenehm fand ich es, dass die Autorin erklärt, warum sie in den Audioübungen das „Du“ verwendet. Die Erklärungen zur Methode zeigen deutlich den Enthusiasmus der Autorin, für meinen Geschmack war das stellenweise etwas zu viel, gerade auch weil oft erwähnt wird, dass man sich „schon bald“ über Resultate freuen wird, dass es „leicht und schnell“ geht.
Ich fand es bedauerlich, dass es kaum Hilfen und Erklärungen für jene gibt, die Anfangsschwierigkeiten mit der Methode haben. Ich habe deshalb anderweitig nach Informationen suchen müssen. Ein paar einfache Tips bei Anfangsschwierigkeiten oder welche Art Übungen eher geeignet sind, wenn man z.B. nicht gut die Kontrolle abgeben kann, oder auch der Hinweis, dass es Abstufungen der Trancefähigkeit gibt, hätten schon weitergeholfen. So fühlt man sich etwas alleine gelassen, wenn es alles nicht so problemlos klappt, wie Klappentext und Buch suggerieren. Gerade bei einem Ratgeber, der anders als eine persönliche Konsultation keine vorherige Anamnese/Problemabklärung beinhalten, auch keine Möglichkeit für Rückfragen und Problemdiskussionen bieten kann, finde ich diesen Aspekt wichtig. Auch die vorhandenen – leider ganz am Ende stehenden – Hinweise, wann die Methode nicht oder nicht ausschließlich angewendet werden sollte, hätten etwas mehr Ausführlichkeit vertragen.
Die Audiodateien sind gelungen. Lisa Exenberger hat eine angenehme Stimme und eine Wiener Aussprache, die ich sehr gerne höre. Sie spricht ruhig und beruhigend, sachlich, aber warm, verzichtet auf einen „spirituellen“ Tonfall, der so manche Audiodatei anderer Anbieter eher albern klingen läßt. Man fühlt sich beim Zuhören geborgen. Die Dateien sind zwischen 5 und 16 Minuten lang. Das ist für eine kleine Übung am Tag eine angenehme Länge. Zum Einschlafen ist es mir allerdings viel zu kurz. Gerade wenn man wie ich Probleme mit dem Entspannen hat, reicht das nicht aus. Kaum habe ich mich ein wenig eingefunden, ist die Audiodatei schon zu Ende. Gerade weil es von einigen Übungen auch Einschlafvarianten gibt, fand ich es schade, dass nicht eine einzige davon wenigstens eine halbe Stunde lang ist. - Mir hat auch ein wenig Hintergrundgeräusch gefehlt. Ab und an hört man kurz ein Windspiel, um einen Abschnitt zu beenden, und das empfand ich als sehr angenehm, ich hätte es gerne öfter gehört. Sonst ist es abgesehen von den Sätzen der Sprecherin absolut still. Das ist eine bewußte Entscheidung der Autorin, für mich sind leise Hintergrundmusik oder gleichmäßige Geräusche (z.B. Meeresrauschen) hilfreicher. Insgesamt sind die Dateien aber angenehm und die erwähnten Punkte absolute Geschmackssache.
Den Erklärungen der Methode folgen ausführliche Informationen über die Funktionsweise des Gehirns, Wahrnehmung, Suggestion, Auswirkungen von Streß und ähnlichen Themen. Das war für mich der beste Teil des Buches! Hier werden komplexe Themen herrlich einfach und unterhaltsam erklärt. Ich habe diese Texte mit Vergnügen gelesen. Mir bereits Bekanntes war prägnant zusammengefaßt und bot mir manchmal neue Perspektiven. Die vielen mir neuen Informationen waren sehr interessant, ich habe Einiges gelernt. Sehr schön finde ich auch, dass wissenschaftlich fundiert erklärt wird, warum und wie Selbsthypnose funktioniert. Die letzten über 30 Seiten des Buches bestehen lediglich aus den Texten der Audiodateien.
Zwischen den Sachtexten werden die verschiedenen Entspannungsmethoden vorgestellt, hier finden sich dann auch die Links zu den jeweiligen Audiodateien. Diese kann man unproblematisch mit einem Passwort von der Website runterladen. Die Kurzvorstellungen der einzelnen Methoden sind gelungen und ich fand es gut, dass hier gleich mehrere Methoden (z.B. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training) vorgestellt werden. So kann man, wenn einem eine Methode nicht liegt, eine andere probieren und sich bequem mit mehreren kurz vertraut machen.
Bei mir hat die Selbsthypnose leider nicht geklappt, ich habe keine Wirkungen der Übungen oder Verbesserung meiner Schlafprobleme erlebt. Das fließt in die Bewertung natürlich nicht ein, da ich ganz erhebliche, hartnäckige Schlafprobleme habe und für Entspannungsübungen nicht sonderlich talentiert bin. Gerade deshalb hatte ich mir von dem Buch aber eben auch mehr Hilfestellung und die Behandlung eventueller Anfangsschwierigkeiten erhofft.
So ist diese Buch-Audio-Kombination eine gelungene Einführung zum Thema, die mit vielfältigen, gut erklärten Aspekten und angenehm gesprochenen Audiodateien absolut punkten kann und mit etwas mehr Berücksichtigung von Problemen und „schwierigen Fällen“ perfekt wäre.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Origineller Fall vor herrlicher Kulisse mit schwieriger Protagonistin

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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Bei diesem Buch wurde ich hauptsächlich davon gelockt, dass es hier um einen Fall geht, der, wie der Titel schon zeigt, seine Spuren in zwei Ländern hinterläßt und somit ein deutsch-österreichisches Ermittlerteam ...

Bei diesem Buch wurde ich hauptsächlich davon gelockt, dass es hier um einen Fall geht, der, wie der Titel schon zeigt, seine Spuren in zwei Ländern hinterläßt und somit ein deutsch-österreichisches Ermittlerteam zusammenführt. Das hätte Raum für interessante Vergleiche von Ermittlungsarbeit und Mentalität geboten, für unterhaltsame interkulturelle Betrachtungen und Begegnungen. Diese Erwartung wurde leider nicht erfüllt, dazu später mehr.

Wir begleiten hier die junge Oberkommissarin Alexa, die gerade aus Nordbayern in die Bergwelt Oberbayerns versetzt wird, welche nicht unbedingt ihr Fall ist. Es liest sich unterhaltsam, wie sie sich hier an neue Gegebenheiten gewöhnen muß, zugleich ist es eine gute Methode, dem Leser relevante Informationen zu vermitteln, wir lernen die Gegend und ihre Besonderheiten gewissermaßen mit Alexa zusammen kennen. Zusätzlich muß Alexa sich in ein neues Team einfinden und das gleich in leitender Funktion. Das wäre an sich interessant gewesen, aber ich fand es nicht gut umgesetzt. Anscheinend sollte dem Leser vermittelt werden, dass Alexa als Frau in einem fast durchgängig von Männern besetzten Team ihre Probleme hat, allerdings ist es vor allem Alexas Verhalten, das problematisch ist. Sie fällt schnell und unbegründet negative, oft abwertende Urteile über andere, wirft dem männlichen Kollegen genau den Ehrgeiz vor, den sie selbst hat und sieht überall Affronts, während sie sich manchmal mehr mit der Reviermarkierung als den Ermittlungsarbeiten beschäftigt. Das ließ mich lange nicht mit Alexa – immerhin der Protagonistin – mitempfinden, passte nicht zu dem, was uns vermittelt werden sollte, und überlagerte stellenweise das Fallgeschehen zu stark. Dies gibt sich allmählich, wird von der Erzählweise etwas differenzierter, was dieser Komponente der Geschichte von Anfang an gut getan hätte.

An sich ist der Schreibstil aber sehr angenehm. Man kommt sofort rein, es liest sich erfreulich und das Erzähltempo hat mir fast durchweg sehr gefallen. Ich habe mich sehr über die realistisch und fundiert geschilderte Ermittlungsarbeit gefreut, die ohne künstlich rasante Szenen und unwahrscheinliche Zufälle auskommt. Hier gibt es auch mal Sackgassen, es wird mal etwas übersehen, es werden Spuren verfolgt, Leute verhört – ich fand es sehr angenehm, dies ohne unnötige Effekte zu lesen und fand es nie langweilig. Ebenfalls erfreulich: es gibt zwar Privatkram der Ermittler, wie es bei Serien wohl unvermeidbar ist, aber er überlagert die Geschichte nicht und ist nur selten zu ausführlich geschildert. Im Mittelpunkt stehen Fall und Ermittlungen. Schade ist es, wie bereits erwähnt, dass die Deutschland-Österreich-Komponente kaum eine Rolle spielte. Ein gemeinsames Ermitteln in dem Sinne findet nicht statt, ein Austausch kaum, die Möglichkeiten, die sich aus dieser Konstellation boten, wurden nicht genutzt. Das fand ich enttäuschend, gerade weil diese Komponente in Titel, Klappentext etc. so hervorgehoben wird.

Sehr schön sind dagegen die Beschreibungen der Gegend, welche uns übrigens vorne im Umschlag auf einer schön gestalteten Karte gezeigt wird. Tolle Idee! Ich habe die Berge, die malerischen Städtchen, die beschaulichen Seen regelrecht vor mir gesehen und konnte absolut in die Atmosphäre hineinsinken. Hier wurde mit vielen liebevollen Details gearbeitet, die aber nie zum Selbstzweck werden, sondern die Atmosphäre gelungen unterstreichen. Das klappt auch größtenteils bei den Charakteren, nur vereinzelt gleitet es ein wenig in Klischees ab. – Auch die Fallschilderungen sind gelungen. Der Fall an sich ist bereits ungewöhnlich, geschickt werden hier und da Informationen eingebaut, die etwas beklemmend Grausiges haben. Details und Beschreibungen sind auch hier hervorragend gelungen. Ein besonderes Kompliment dafür, dass es keinen überlangen Showdown gibt und auch nicht die unrealistische, überbenutzte „Täter erklärt Ermittler während des Showdowns ausgiebig und bereitwillig Motivation und Vorgehen“-Szene gibt. Das hat mich wirklich aufjubeln lassen und die Autorin zeigt sehr gut, dass es keine solchen 08/15-Szenen und ellenlange Showdowns braucht, um Spannung aufzubauen. Ihr gelingt dies durch überraschende Wendungen, ein paar Andeutungen, ein paar falsche Spuren und einem letzten Teil, der an Tempo aufnimmt, aber dabei nicht übertreibt. Sehr schön!

Die Fallauflösung selbst hat mich dann leider ein wenig enttäuscht, zum einen, weil einige meiner Erwartungen ziemlich verpufften, zum anderen, weil sie für mich teilweise unstimmig ist. Ganz am Ende geht es dann auch leider nicht ohne wirklich immens großen Zufall und einer Entwicklung, die mir für das Genre und allgemein nicht unbedingt zusagt.

So erfreut „Grenzfall“ mit einem ungewöhnlichen Fall vor herrlicher, durch den Schreibstil absolut zum Leben erweckter Kulisse und angenehmen Realismus sowie dem Verzicht auf billige Showeffekte, auch wenn mich einzelne Aspekte nicht überzeugt haben.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Fundierter Blick auf Beatrice von Burgund

Beatrice von Burgund
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Ich habe mich sehr gefreut, ein Buch zu entdecken, das sich der Ehefrau von Friedrich "Barbarossa" widmet, die nach allen vorhandenen Informationen eine interessante und willensstarke Persönlichkeit gewesen ...

Ich habe mich sehr gefreut, ein Buch zu entdecken, das sich der Ehefrau von Friedrich "Barbarossa" widmet, die nach allen vorhandenen Informationen eine interessante und willensstarke Persönlichkeit gewesen sein muß, von der man aber insgesamt eher wenig weiß. Schon von außen erfreut das Buch, es ist sehr hochwertig und ansprechend gestaltet. Fundierte Recherche verspricht der Klappentext und dieses Versprechen wurde absolut erfüllt. Die absolut akribische Recherche scheint auf jeder Seite durch, die Autorin arbeitet zudem mit einigen Originaltexten, die hier z.B. als Briefe oder Proklamationen ins Geschehen eingebunden werden. Die Informationen sind historisch korrekt und überwiegend gut in die Geschichte eingearbeitet. Ein wenig ungeschickt wirkt lediglich eine Szene bei der Hochzeit von Beatrice und Friedrich, als gleich zwei von Beatrices Dienerinnen zu ihr kommen, um detaillierte Zahlen und Fakten zur Feier herunterzurattern, die sie in dieser Detailreichheit wohl kaum kennen oder sich so merken konnten; auch ist die Motivation für eine fast geschichtsbuchartige Rezitation nicht überzeugend. Die ist aber, wie gesagt, eher ein Einzelfall.

Der Schreibstil ist auf positive Weise ungewöhnlich. Die Autorin spielt oft mit der Sprache, findet farbige, originelle Metaphern, hat offensichtlich viel Seele und Sorgfalt gerade in die Beschreibungen gelegt. An mehreren Stellen ließ mich der ungewöhnliche Satzbau stutzen, der dort jeweils eher dem englischen Satzbau entsprach, nicht dem deutschen. Das war nicht unbedingt ganz mein Fall, aber als Teil des ganz eigenen Stils der Autorin durchaus interessant. Nur die Liebesszenen gleiten meist zu sehr ins Schwülstige ab. Insgesamt aber habe ich mich an vielen Stellen über den gekonnten Umgang mit Sprache und dem Mut zum Ungewöhnlichen gefreut. Schön wäre es gewesen, wenn das Korrektorat sorgfältiger gearbeitet hätte. Es gibt hier ziemlich viele Fehler und gerade bei den Namen wird es fast ärgerlich. Da heißt Friedrichs Schwester abwechselnd "Bertha" und "Berta". In einer Szene wird ein Gerard zwischendurch gleich mehrfach zu Guillaume. Beatrice spricht mittendrin ihrer Freundin gegenüber von Friedrich plötzlich zweimal als "Barbarossa", ohne daß der Leser erfährt, wie es zu diesem Namen kommt (ich finde es überhaupt sehr schade, daß dies im Buch gar nicht thematisiert wird); ganz davon abgesehen, daß Beatrice diesen Namen zu dem Zeitpunkt nicht als Anrede oder Bezeichnung für Friedrich verwenden würde. An einer Stelle wird historisch inkorrekt gesiezt. Hier wäre also wesentlich mehr Sorgfalt erforderlich gewesen und das Lesevergnügen ist bei so vielen auch inhaltlich relevanten Fehlern doch ein wenig gegtrübt.

Das Erzähltempo ist sehr geruhsam - auf den etwa 550 Seiten werden gerade mal acht Jahre im Leben Beatrices behandelt, wobei die beiden Schwerpunkte auf ihrer Jugend und Friedrichs zweitem Feldzug gegen Italien liegen. Mir war dies oft zu langatmig, gerade wenn immer wieder seitenlange Naturbeschreibungen eingestreut werden. Diese lesen sich zwar vom Stil her schön, sind aber einfach zu lang und zu häufig. Auch Szenen, in denen Beatrice grübelnd irgendwo sitzt, wurden mir zu häufig und ausführlich genutzt. Die Erzählweise ist sehr deskriptiv, es gibt wenig Dialoge und dies nimmt zusammen mit den detailfreudigen Naturbeschreibungen, introspektiven Betrachtungen und vielen Erlebnissen aus zweiter Hand der Erzählung die Lebhaftigkeit. Dies fällt inbesondere im Vergleich zu jenen Szenen auf, in denen Beatrice erster Hand etwas erlebt, in denen Dialoge geführt werden - das Buch gewinnt in diesen Szenen sofort an Farbe. Dies ist natürlich Geschmackssache, manche Leser werden die ruhige Erzählweise als angenehm empfinden. Ich hätte es vorgezogen, weniger der langatmigeren Passagen und dafür mehr Jahre im Leben Beatrices im Buch zu haben.

Ein informatives Nachwort erläutert, wo die Autorin bei mangelnder Quellenlage einer Theorie folgte oder Lücken mit Fiktion ausfüllte. Dies ist wirklich gut gelungen, auch die nicht belegten Handlungen sind absolut stimmig, passen zu dem, was wir von den historischen Persönlichkeiten wissen. Sie sind gut in die historischen Fakten eingewoben, ergeben ein passendes Gesamtbild. Beatrices häufiges Erzengelversionen sollten meiner ganz persönlichen Meinung nach dagegen kein Teil einer realistischen historischen Romanbiographie sein.

Wie bereits erwähnt, hätte ich mich gefreut, wenn mehr als nur acht Jahre im Leben Beatrices behandelt worden wären, gerade weil es noch viele Stationen ihres Lebens gab, die sich hervorragend für eine Romanschilderung geeignet hätten. Doch hat die Autorin durchaus eine gute Zeitspanne gewählt, das letzte Kapitel zeigt, daß hier auch ein Lebensabschnitt, eine Stufe der inneren und äußeren Entwicklung vollendet wurde und insofern ist auch dies stimmig.

So kann man in diesem Buch sehr viel über Beatrice und auch Friedrich lernen oder sich als mit den historischen Ereignissen vertrauter Leser an der akribischen, gelungenen Recherche erfreuen. Auch wenn das Erzähltempo fast überwiegend nicht meinem Geschmack entsprach, habe ich den Umgang mit der Sprache genossen und mich gefreut, daß es hier ein Buch gibt, daß die Zeit Friedrichs und Beatrices fundierter betrachtet als die Mainstreamromane zu dieser Epoche.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Schiller wird erzählerisch lebendig

Der lange Weg nach Weimar
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Ich habe schon den ersten Band von Udo Weinbörners Schiller-Roman mit Freude gelesen. In diesem zweiten Band begleiten wir Schiller durch die letzten 22 Jahre seines Lebens. Der Einstieg aber findet im ...

Ich habe schon den ersten Band von Udo Weinbörners Schiller-Roman mit Freude gelesen. In diesem zweiten Band begleiten wir Schiller durch die letzten 22 Jahre seines Lebens. Der Einstieg aber findet im Jahr 1824 statt, als Beethovens 9. Symphonie, basierend auf Schillers Ode an die Freude, in Wien uraufgeführt wird und wir dieses monumentale Ereignis durch die Augen von Schillers Kindheitsfreund Streicher erleben dürfen. Hier zeigt Udo Weinbörner, daß diese emotionalen, großen Szenen eine seiner Stärken sind. Er läßt das Geschehen auferstehen, man sitzt als Leser regelrecht neben Streicher, ist mittendrin, ganz dabei. Es ist meisterhaft, wie hier die Atmosphäre vermittelt wird!

Auch sonst erfreut der Autor wieder mit gekonnter Sprache und herrlichen Formulierungen. "Jeder zerrissene Faden des Umgangs knüpfte sich schnell wieder an" oder "nur einen kleinen flammenden Moment des Lebens lang" sind nur zwei Beispiel dafür, welchen Lesegenuß diese Formulierungen bieten können. Das Buch ist fast überwiegend angenehm zu lesen, nur vereinzelt gab es ein paar Szenen oder Dialoge, die ein wenig holprig wirkten. Der Schreibstil wirkt zudem zugänglicher als beim ersten Band und so läßt sich das Buch auf sprachlich hohem Niveau leichter lesen, was ich begrüße. Ein weiterer erfreulicher Punkt: während im ersten Band oft leichte Verwirrung bei mir (und anderen Lesern) herrschte, wie viel Zeit vergangen war, in welchem Jahr von Schillers Leben wir uns befanden, steht nun jedem Kapitel eine Orts- und Zeitangabe voran. Sehr schön ist ebenfalls die Voranstellung von Zitaten, sowie die Verwendung von Zitaten im Text.

Weniger erfreulich war das stellenweise schlechte Korrektorat, dem nicht nur kleinere Fehler, sondern auch einige Doppelformulierungen und plötzliche Ortsnamenänderungen (aus Nierstein wird Niederstein, aus Sachsenhausen wird Sandhausen), sowie ein Wechsel der Erzählperspektive und ein inhaltlicher Fehler durchgerutscht sind. Auch der sehr gedrängte Buchsatz stört das Leseerlebnis. Dialogteile werden oft nur durch einen Bindestrich abgetrennt, nicht durch eine neue Zeile kenntlich gemacht. Szenenwechsel werden nicht durch eine Leerzeile gekennzeichnet. Während man sich an die Dialoge so gewöhnen kann, wird die fehlende Leerzeile beim Szenenwechsel zum Ärgernis, da sie häufig zur Verwirrung führt und aus dem Lesefluss reißt.

Schiller wird in diesem Buch, wie schon in Band 1, gekonnt zum Leben erweckt. Ich bin mit seiner Lebensgeschichte sehr vertraut und es war herrlich, zu sehen, wie die Fakten hier mit leuchtender Farbe erfüllt wurden. Penible Recherche wird mit erzählerischem Talent verwoben. In der zweiten Hälfte gibt es dann leider viele längere Passagen, die reinen Berichtscharakter haben, das Romanhafte aus dem Roman nehmen und nur die Biographie lassen. Das fand ich bedauerlich, gerade weil der Autor eigentlich so viel erzählerisches Feuer hat. Die zweite Hälfte hat mich ohnehin weniger erfreut als die erste. Während Schillers zwei Jahren in Mannheim die erste Hälfte des Buches, fast 200 Seiten, gewidmet sind und hier äußerst detailreich erzählt wird, werden die nächsten immerhin 20 Jahre in der zweiten Hälfte des Buches ebenfalls in etwa 200 Seiten abgehandelt. Das ist ein starkes Ungleichgewicht, das verständlich gewesen wäre, wenn in Schillers Leben in jener Zeit wenig geschehen wäre. Doch ist es eine aufregende Zeit für ihn, in der viel Relevantes und Erzählenswertes passiert, und die knappe Abhandlung wird dem nicht gerecht. Es wurde am Text auch merklich gekürzt, so daß manche Szenen abrupt und ein wenig verwirrend enden, Charaktere nicht hinreichend eingeführt werden, etc. Ich fand es nicht erfreulich, daß plötzlich von der in Band 1 und der ersten Hälfte dieses Bandes verwendeten Erzählgeschwindigkeit abgewichen wurde.

So war dieser Band teilweise ein etwas getrübtes Vergnügen. Nichtsdestotrotz ist es aber ein Roman, der Schiller mit erzählerischem Talent und erkennbarem Herzblut zum Leben erweckt, mit gelungener Sprache erfreut und eine verdiente Würdigung Schillers ist.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Vielfältige Familiengeschichte

Hannah und Ludwig
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Mit "Hannah und Ludwig" erzählt Rafael Seligmann die Geschichte seiner Eltern und ihrer Familien in der Zeit von 1934 bis 1957 und beleuchtet damit das Leben der nach Palästina eingewanderten Juden und ...

Mit "Hannah und Ludwig" erzählt Rafael Seligmann die Geschichte seiner Eltern und ihrer Familien in der Zeit von 1934 bis 1957 und beleuchtet damit das Leben der nach Palästina eingewanderten Juden und die Aufbruchsstimmung in einem Teil der Erde, der in die Weltpolitik so eingebunden wurde, daß er erst einmal zu sich selbst finden mußte. Da ich über diese Zeit in Palästina/Israel bisher nicht viel wußte, war ich angetan von der Fülle an Wissen, die dieses Buch enthält.

Schon der erste Eindruck ist ansprechend, ein ausgesprochen passendes Titelbild, das die Ankunft von Einwanderern in Palästina zeigt, auch haptisch hochwertig gestaltet (das Korrektorat/Lektorat hätte sich daran ein Beispiel nehmen können, wobei hier immerhin ein wenig sorgfältiger gearbeitet wurde als beim letzten Buch, das ich von diesem Verlag las). Erfreulich ist auch ein Glossar, auch wenn ich ein paar Begriffe dort vergeblich suchte. Ganz am Ende finden sich einige Familienfotos, ebenfalls sehr erfreulich.

Der Autor beginnt mit der Ankunft der Brüder Ludwig und Heinrich und berichtet uns das Geschehen mit Ludwig als Ich-Erzähler. Ludwig Seligmann ist Rafaels Vater und ich fand das Vorgehen, sich durch die Erzählperspektive gewissermaßen in dessen Haut zu begeben, sehr ungewöhnlich und mutig. An manchen Stellen scheint es, als ob der Autor vor zu viel innerer Nähe zurückschreckt, gerade Ludwigs erste Beziehungen sind seltsam distanziert geschildert und wirken teils fast nicht zur Geschichte gehörig. Auch ist Ludwigs Verhaltensweise vereinzelt nicht nachvollziehbar, weil der Ich-Erzähler hier seine Gedanken nur vage anschneidet. Im Allgemeinen aber funktioniert die Erzählperspektive gut, denn so erleben wir diese erste Zeit in Israel durch Ludwigs Augen und können wirklich in das Geschehen eintauchen. Die Sprache ist durchgehend ausgezeichnet und gerade im ersten Drittel zeichnet sie sich durch farbige Beschreibungen aus, die mit wenigen Worten ganze Bilder heraufbeschwören können. Das gelegentliche Einbeziehen von Dialogen mit jiddischen Anklängen oder Dialekten aus den jeweiligen Heimatregionen trug sehr zur Farbigkeit bei. Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, dabei zu sein. Dieses Farbigsein nimmt allmählich etwas ab, dafür geht der Autor im zweiten Teil viel tiefer in die Gefühlswelt der Personen.

Inhaltlich war gerade der erste Teil für mich faszinierend, in dem wir Ludwig und Heinrich bei ihren ersten Schritten in der neuen Heimat begleiten. Die Brüder gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Situation um und das las sich spannend und gab viele Einblicke in die Lage der deutschen Juden in Palästina, die ihr Heimatland vermissten, sich mit der gänzlich anderen Kultur nicht immer anfreunden konnten und gleichzeitig in dem schmerzlichen Bewusstsein leben mußten, daß ihr Heimatland sie nicht mehr wollte. Oft kommt dazu noch die Angst um in der alten Heimat zurückgebliebene Verwandte. Heinrich leidet unter dem Verlust seiner Heimat sehr und richtet sich in Palästina in einem Provisorium ein, das zu einem andauernden Zustand wird. Leider verschwindet er nach dem ersten Drittel des Buches fast völlig aus der Geschichte und taucht nur noch in gelegentlichen Einschüben auf. Nachdem er uns so intensiv vorgestellt wurde, fand ich es schade, daß wir über seine Gedanken dann so gut wie nichts mehr erfahren.

Der zweite Weltkrieg wird überraschend schnell abgehandelt und auch hier fehlten mir oft Informationen dazu, wie die Familienangehörigen manche Dinge erlebten, was sie über die Geschehnisse dachten. Die historischen Hintergrundinformationen werden oft nicht eingebunden, sondern textbuchartig erzählt. Das geht manchmal nicht anders, aber ich dachte oft "Ja, gut, aber wie empfand die Familie dies?" Im letzten Drittel, nach der Gründung Israels, werden die textbuchartigen Einschübe länger und lasen sich in dieser Häufigkeit für mich oft ein wenig trocken. Bei einigen jüdischen Traditionen (z.B. dem Mikwebesuch der Braut) wären dagegen ein paar erklärende Hintergrundsätze sehr willkommen gewesen.

Als Ludwig Hannah, seine spätere Frau, kennenlernt, kommt diese als zweite Ich-Erzählerin dazu, so daß die Erzählperspektiven wechseln. Diese Wechsel werden lediglich durch drei Leerzeilen angezeigt, die ich im Lesefluß auch nicht immer so deutlich wahrgenommen habe, so daß ich oft anfänglich verwirrt war, wenn sich die Erzählperspektive änderte. Als nachher noch Rafaels Erzählperspektive dazukommt und zwischen drei Ich-Erzählerin gewechselt wird, wird es gelegentlich noch ein wenig verwirrender. Hier wäre es ausgesprochen hilfreich gewesen, einfach kurz "Hannah","Ludwig" oder "Rafael" davorzusetzen. Dies hätte den Fluß nicht unterbrochen und wäre erheblich leserfreundlicher gewesen. Sinnvoll sind diese wechselnden Perspektiven nämlich durchaus, da sie gerade in der Beziehung zwischen Ludwig und Hannah verschiedene Gesichtspunkte beleuchten.

Da der Autor sowohl Ludwigs wie auch Hannahs Familie einbindet, erfahren wir eine Vielzahl von Schicksalen und bekommen so ein vielfältiges Bild der Erfahrungen, die ausgewanderte Juden in jener Zeit machten. Das fand ich sehr anschaulich, wenn auch mancher viel zu kurz kommt und einige Dinge unklar bleiben. Es entfaltet sich ein gut geschildertes Panorama jener Zeit und jener Gegend. So ist "Hannah und Ludwig" ein Buch, das in gelungener Sprache viele Informationen vermittelt und uns am Schicksal zahlreicher Menschen teilhaben läßt.

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