Ein Mythos findet seine eigene Stimme...
Ich bin CirceDas wunderschöne Cover von „Ich bin Circe“ hat meinen Blick auf sich gezogen und der Inhalt hat mich als großer Fan der griechischen Mythologie natürlich sofort angesprochen.
Ich habe das Buch in meinem ...
Das wunderschöne Cover von „Ich bin Circe“ hat meinen Blick auf sich gezogen und der Inhalt hat mich als großer Fan der griechischen Mythologie natürlich sofort angesprochen.
Ich habe das Buch in meinem Urlaub in Griechenland gelesen und eine bessere Umgebung hätte es dafür gar nicht geben können.
Für Kenner der griechischen Mythologie ist Circe keine Unbekannte. Ich habe von Circe gelesen und gehört, als ich vor Jahren Homers Odysee gelesen habe. Die Zauberin, die Männer „bezirzt“ und in Schweine verwandelt. Der listige Odyseus kann sich natürlich aus ihrem Bann befreien.
Ich war gespannt, wie die Autorin Madeline Miller ihr Vorhaben umsetzt, Circe eine eigene Stimme zu geben.
Anfangs hatte ich ein wenig mit der doch recht distanzierten Sprache zu kämpfen, mit der Circe über ihr Leben erzählt. Im Verlauf der Lektüre hat diese Distanz zur eigenen Lebensgeschichte für mich aber immer besser zu der Existenz als Göttin gepasst, da auch andere Geschichten aus dem griechischen Mythos in einer ähnlichen Tonlage erzählt werden.
Es gelingt der Autorin ganz wunderbar Circe aus ihrer bekannten, aber eher eindimensionalen Rolle in der Odysee zu befreien und eine Figur „aus Fleisch und Blut“ mit zahlreichen Facetten zu zeichnen, die lacht, leidet, liebt, hasst, grausam und liebevoll sein kann.
Circe wird verraten, verletzt, begeht Fehler und hungert nach Zuwendung. Sie ist Kind, Tochter, Geliebte, Mutter und Göttin und wird durch die Summe ihrer Erfahrung zu einer starken & selbstbewussten Frau. Sie ist uns Menschen in ihren emotionalen Bedürfnissen sehr ähnlich, aber doch auch wieder völlig anders als wir.
In ihrer langen Existenz begegnet sie bekannten und weniger bekannten Figuren aus dem Kosmos der griechischen Mythologie und spielt mal mit mehr Absicht, mal eher unbeabsichtigt immer wieder eine entscheidende Rolle.
Durch die distanzierte Erzählweise ist mir Circe emotional nicht ganz so nahe gekommen, wie ich mir das gewünscht hätte, aber in der Zusammenschau passt der Erzählton wirklich gut zum Buch.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich vergebe deshalb 4,5 Bewertungssterne!
Ich danke dem Verlag von Herzen für das Rezensionsexemplar.