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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2021

eine spannende und bewegende Liebesgeschichte

Die Malerin von Paris
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Die Autorin nimmt uns mit ins Frankreich des Jahres 1855. Frauen dienen als schmückendes Beiwerk des Mannes. Anerkennung finden sie nur in einer vorteilhaft arrangierten Ehe. Auch für Lydie ist dieser ...

Die Autorin nimmt uns mit ins Frankreich des Jahres 1855. Frauen dienen als schmückendes Beiwerk des Mannes. Anerkennung finden sie nur in einer vorteilhaft arrangierten Ehe. Auch für Lydie ist dieser Weg vorgezeichnet. Da sie von einem Leben als Malerin träumt, flieht sie nach Paris, als ihr von ihrem Vater ihr zukünftiger Ehemann vorgestellt wird, den sie verabscheut. Aus Angst vor Entdeckung und angesichts der engen Beschränkungen als Frau wird Lydie zu Edmond. Ihre heftig erwachte Liebe zu Kilian erscheint deshalb hoffnungslos, da er in ihr nur den guten Freund Edmond sieht. Als Lydie erneut dem verhassten Verlobten begegnet , bleibt ihr nur erneut die Flucht und sie landet mitten im Krimkrieg. Lydies Schicksal scheint ausweglos und sie kann Kilian nicht vergessen.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Die Autorin erzählt in meinen Augen zwei Geschichten. Da ist zum einem die Liebesgeschichte. Lydie soll einen ihr verhassten Mann heiraten, flieht und verliebt sich in Kilian. Diese Liebe kann kein gutes Ende nehmen, weil Kilian Lydie für einen Mann hält. Natürlich habe ich insgeheim auf einen glücklichen Ausgang gehofft. Es gibt dann tatsächlich auch ein Happyend, das aber etwas anders aussieht als erwartet und bis es so weit ist, sind einige spannende Moment zu überstehen.

Die andere Geschichte erzählt von einer Frau, die die zur damaligen Zeit üblichen Beschränkungen für eine Frau nicht hinnehmen will.. Der einzige Ausweg ist die Verkleidung als Mann. Nun kann sie sich uneingeschränkt bewegen und wird von ihren männlichen Freunden auf Augenhöhe wahrgenommen. Parallel dazu habe ich gelernt, wie Männer Frauen damals gesehen und behandelt haben. Für mich der bewegendste Abschnitt waren Lydies Erlebnisse auf der Krim. Die Verhältnisse waren anschaulich beschrieben. Die Geschehnisse rund um Lydie waren so dramatisch , dass ich froh war, ein Taschentuch in der Nähe zu haben.

Mir hat diese Mischung aus Liebesgeschichte und sozialen Gegebenheiten gut gefallen. Da war dann das sehr glückliche Ende für mich nicht all zu störend.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Lieben heißt Hoffen

Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien
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Carolin lebt allein mit ihrem Vater, der eine Möbelfabrik besitzt. Als ihr Vater plötzlich stirbt, lernt sie auf der Beerdigung ihre bisher unbekannte Großmutter Frida kennen. Von der unerwarteten Existenz ...

Carolin lebt allein mit ihrem Vater, der eine Möbelfabrik besitzt. Als ihr Vater plötzlich stirbt, lernt sie auf der Beerdigung ihre bisher unbekannte Großmutter Frida kennen. Von der unerwarteten Existenz einer Familie überwältigt, möchte Carolin nun wissen, wie es zum Bruch zwischen ihrem Vater und seiner Mutter gekommen ist. Bereitwillig erzählt Frida Carolin ihre Lebensgeschichte, die von einer großen Liebe, Verlust, Flucht und schmerzhaften Erfahrungen geprägt ist

Die Autorin erzählt in der Rahmenhandlung Carolins Geschichte. Carolin sieht sich nach dem Tod des Vaters in der Verantwortung für ein Unternehmen, das sie nicht will und in einer Beziehung, die in Schieflage ist. Sie muss Entscheidungen treffen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich dieser Teil des Romans nicht so wirklich fesseln konnte. Ich mochte Carolin nicht besonders, da mir ihr Verhalten und einige Entscheidungen nicht gefallen haben. Fasziniert dagegen hat mich Fridas Lebensbeichte. Der Bericht beginnt im Sommer 1939 in Berlin kurz vor Kriegsausbruch. Frida, die aus Ostpreußen stammt, wohnt bei ihrer Tante Maria. Ihren Verlobten Erwin kennt sie schon seit Kindertagen. Der Krieg verändert alles. Erwin wird eingezogen. Die Bomben auf Berlin zwingen Frida zur Rückkehr nach Ostpreußen, wo sie Erwin wieder trifft, der eine Kriegsverletzung auskuriert. Der Vormarsch der Roten Armee zwingt sie zur Flucht, während der die beiden Liebenden getrennt werden. Frida geht mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zurück nach Berlin. Ihr Herz gehört immer noch Erwin.

Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen der Flucht während des kalten Winters. Ich konnte die Eiseskälte, die Verzweiflung und die Trostlosigkeit sehr gut nachempfinden und war froh, ein Taschentuch in der Nähe zu haben. Dabei schreibt die Autorin in einem eher sachlichen Stil, der mir persönlich sehr angenehm war. Frida war mir um einiges sympathischer als Carolin. Frida ist eine starke Frau, die an ihrer Liebe zu Erwin festhält, obwohl er nicht immer die strahlende Lichtgestalt ist. Durch Fridas Lebensgeschichte thematisiert die Autorin wichtige Ereignisse der Naziherrschaft und bringt sie dem Leser anschaulich ins Gedächtnis.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, wenn ich mir auch etwas weniger Carolin und dafür etwas mehr Frida gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Ermittlungen in einem schwierigen politischen Umfeld

Tod eines SA-Mannes
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1934 Hitler ist an der Macht. Am Jahrestag der Machtübernahme feiert die SA in Rheine mit einem Fackelzug und viel Alkohol. Am nächsten Morgen ist ein SA-Mitglied tot, ermordet. Die Ermittlungen führt ...

1934 Hitler ist an der Macht. Am Jahrestag der Machtübernahme feiert die SA in Rheine mit einem Fackelzug und viel Alkohol. Am nächsten Morgen ist ein SA-Mitglied tot, ermordet. Die Ermittlungen führt Kriminalsekretär Voß zusammen mit dem erfahrenen Kommissar Althoff. Beide befürchten ,dass SA-Sturmführer Walbusch, der ihnen zur Seite gestellt wurde, die Untersuchung in eine ihm genehme politische Richtung drängen will. Einen Täter in den Reihen der SA schließt er kategorisch aus. Das macht die Suche nach dem Schuldigen nicht einfacher.

Der Autor verwebt gekonnt und überzeugend die polizeiliche Aufklärungsarbeit an einem Mordfall mit den politischen Gegebenheiten des Jahres 1934. So steht für Walbusch sofort fest, dass der Täter ein Jude gewesen sein muss. Zumal das Opfer kurz vor seinem Tod eine Auseinandersetzung mit dem Juden Silberstein hatte. Gut gefallen hat mir die Szene, wie Althoff Silberstein sehr einfühlsam vernimmt und Walbusch gekonnt ausmanövriert. Ein weiteres Ermittlungshemmnis ist der Zusammenhalt der SA-Leute, der einen Mörder aus ihren Reihen nicht hinnehmen will. Die polizeilichen Ermittlungen, die zur Entlarvung des Täters führen. ähneln denen von heute. Zeugen werden befragt , Alibis überprüft und Spuren gesichert. Das wird anschaulich geschildert und die Puzzleteile logisch zusammengeführt. Die Gründe, die zur Tat geführt haben, sind für mich tragisch und zum Teil der damaligen Zeit geschuldet.

Insgesamt fand ich den Krimi sehr spannend, gut geschrieben und die damaligen Bedingungen gut eingearbeitet.

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Eine Frage nach Schuld

Die siebte Zeugin
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Rocco Eberhardt übernimmt eher zufällig die Verteidigung des bisher unbescholtenen Beamten und Familienvaters Nikolas Nölting. Dieser hat out of the blue in einer Bäckerei um sich geschossen und dabei ...

Rocco Eberhardt übernimmt eher zufällig die Verteidigung des bisher unbescholtenen Beamten und Familienvaters Nikolas Nölting. Dieser hat out of the blue in einer Bäckerei um sich geschossen und dabei einen Menschen getötet. Für Staatsanwalt Bäumler ein klarer Fall, Anklage Mord, lebenslänglich. Eberhardt will sich damit nicht zufrieden geben und sucht nach einem Motiv für die Tat. Nichts ahnend bringt er damit sich und sein privates Umfeld in Gefahr.
Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Es beginnt mit der Schilderung der Tat und ich habe mich sofort gefragt, warum. Der Autor erzählt die Vorgänge in einer Art Protokoll mit kurzen Kapiteln und in nüchterner Sprache. Daraus ergibt sich eine Dynamik, die die Spannung erhöht . Mir hat es zudem das Gefühl vermittelt, ich würde neben Eberhardt sitzen, wäre Mitarbeiter und nicht nur Leser. Weitere Spannung erhält der Roman, indem der Autor Hintergründe der Tat in einem parallel laufenden Handlungsstrang offenbart. Insoweit hatte ich einen Wissensvorsprung. Sehr gelungen fand ich die juristische Aufarbeitung des Falles. Das war sehr gut dargestellt, so dass man auch ohne einschlägige Vorbildung der Argumentation gut folgen konnte. Das Urteil war dann in meinen Augen auch gerecht. Interessant fand ich auch die persönliche Entwicklung Eberhardts vom desillusionierten Strafverteidiger hinzu einem Juristen, der wieder Spaß an der Arbeit hat, weil er er seine wichtige und sinnstiftende Rolle im Rechtssystem erkennt.
Obwohl der Krimi ohne die übliche Polizeiarbeit und blutige Details auskommt, fand ich ihn unterhaltsam und durch seine Realitätsnähe lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Unter Verdacht

Das Klagen der Möwen
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Die 16jährige Juna Thomsen wird brutal vergewaltigt und ermordet. Sie war die Tochter des auf der Insel bekannten und beliebten Arztes Sven Thomsen, den auch die ermittelnden Beamten Rieke und Uwe gut ...

Die 16jährige Juna Thomsen wird brutal vergewaltigt und ermordet. Sie war die Tochter des auf der Insel bekannten und beliebten Arztes Sven Thomsen, den auch die ermittelnden Beamten Rieke und Uwe gut kennen. Besonders Uwe ist schwer erschüttert, da Sven ein seht guter Freund ist. Der Verdacht fällt schnell auf Carsten, auf dessen Sohn Juna häufiger aufgepasst hat. Für Carstens Frau Marie beginnt ein Alptraum. Das Haus wird von aufgebrachten Inselbewohnern belagert. Ihr Mann zieht sich immer mehr zurück. Da geschieht ein zweiter Mord und Maries Welt bekommt weitere Risse.

Der Krimi hat in meinen Augen zwei spannende Handlungsstränge. Da sind zum einen die Auswirkungen der Ermittlungen auf das Umfeld des Opfers. Besonders gut geschildert fand ich die Geschehnisse rund um Marie und ihren Mann, nachdem er unter Verdacht gerät. Der Mob, der vor dem Haus Mörder schreit , das Haus beschmiert ; die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr mit dem kleinen Theo spielen lassen. Das ist sehr berührend und entspricht leider auch der Realität, wenn Menschen glauben, sie wären im Recht, weil sie aus der anonymen Gruppe heraus handeln. Der andere Handlungsstrang betrifft die Mordermittlung an sich, die sich schwierig gestaltet, da sich alle gut kennen und deshalb nicht immer objektiv sind. Durch den weiteren Mord kommt ein neues Element hinzu, das die Ermittlungen auf den Kopf stellt. Die Auflösung hat mir gut gefallen, aber das Gefühl der Befriedigung darüber , dass der Schuldige seine gerechte Strafe bekommt, wollte sich nicht so recht einstellen. Der Grund hierfür ist, dass manches in meinen Augen sehr tragisch war und seelische Verletzungen bleiben, die nicht schnell heilen werden.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Er war spannend und die Lösung war nicht alltäglich, aber stimmig.

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