Dieser Krimi ist der erste einer neuen Reihe mit einem ungewöhnlichen Hobby-Ermittler.
Gregor Horvath, seines Zeichens Lehrer für Geschichte und Deutsch an einem Gymnasium und eingefleischter Fan von Hercule Poirot, macht sich so seine eigenen Gedanken, als der Kollege und Mathe-Lehrer Michael Menzel am Fuße des „Turms“ tot aufgefunden wird.
Die Kriminalpolizei in Person seines Zwillingsbruders Martin, ist chronisch unterbesetzt und will den Tod von Menzel gerne als Selbstmord zu den Akten legen, zumal sie mit einem eindeutigen Doppelmord in der Stadt mehr als ausgelastet ist.
Doch es wäre nicht der etwas schrullige Gregor, der zeitlebens seinem Zwillingsbruder hinterherhinkt, wenn er ihn diesmal nicht übertrumpfen könnte.
Deshalb beginnt Gregor in Michael Menzels Leben herumzustochern. Wer könnte den Lehrer ermordet haben? Verdächtige gäbe es genug, denn der Mathe-Lehrer galt als unbestechlich und erbarmungslos. Also, wer kommt als Täter in Frage? Schüler, Eltern oder gar ein Kollege?
Meine Meinung:
An Gregor Horvath muss man sich erst gewöhnen. Er wirkt ein wenig autistisch. Nur wenig berührt ihn tatsächlich und entlockt ihm Emotionen. Das ist aber verständlich, denn er schleppt das Kindheitstrauma, des nicht beachteten zweiten Zwillings mit sich herum.
Die Langeweile seines Lebens scheint ihn nun zu beflügeln, dem unerwarteten Tod seines Kollegen nachzugehen. Dabei gerät er an einen Geheimbund in der Schule, dessen Mitglied auch der verhasste Menzel war. Zu Gregors Erstaunen wird er als Ersatz in diesen Zirkel berufen, in dem Lehrer, Eltern und Schüler vertreten sind.
Ähnlich wie sein liebster Krimi-Held Hercule Poirot bedient er sich allerlei Gedankenspielereien und bezieht seine Klasse mit ein. Dabei tun sich einige Abgründe in so manchem Schüler auf.
Das Thema von ungleichen Zwillingen ist in der Literatur spätestens seit Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ ein beliebtes Spiel. Diesmal tauschen die Brüder zwar nicht ihre Rollen, doch die Unterschiede werden geschickt ausgespielt.
Autor Marc Hofmann weiß, worüber er schreibt, ist er doch im Brotberuf selbst Lehrer an einem Freiburger Gymnasium. Sein trockener Humor, mit dem er den Schulalltag beschreibt, hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
Die Schule als Tatort ist einmal etwas anderes. Dieses Mikrokosmos an Intrigen, Gspusis und persönlichen Eigenheiten eignet sich perfekt als Hintergrund eines Verbrechens. Und, seien wir einmal ehrlich! Wer hat während seiner eigenen Schulzeit nicht dem einen oder anderen Lehrer die Pest oder Cholera an den Hals gewünscht?
Witzig ist auch das in schrillem gelb gehaltenen Cover.
Fazit:
Ein spannender Krimi, der mit seinem schrulligen Hobby-Ermittler punktet. Ich freue mich auf den nächsten Fall „Horvath und die verschwundenen Schüler“, der im August 2021 erscheinen soll. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.