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Veröffentlicht am 01.02.2021

Sehr schneller und brisanter Roman mit Spannung

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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Die Klimakatastrophe auf der Welt rückt immer näher. Es kommt bereits zu vielen Wetteranomalien: schwere Überflutungen, Auftauen des Permafrostbodens, Abschmelzen der Gletscher und Pole, Dürreperioden ...

Die Klimakatastrophe auf der Welt rückt immer näher. Es kommt bereits zu vielen Wetteranomalien: schwere Überflutungen, Auftauen des Permafrostbodens, Abschmelzen der Gletscher und Pole, Dürreperioden und damit verbundenes Leid einer Vielzahl der Bevölkerung, die aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Leela Faber, eine junge Frau, engagiert sich bereits im Umweltschutz und hat ein Herz für Tiere. Als sie durch ein schweres Unglück ihren Freund Jakob verliert, von dem sie Zwillinge erwartet, gerät sie in einen Strudel sehr vielfältiger und unumkehrbarer Ereignisse. Immer mehr wird sie in eine Verkettung von Umständen hineingezogen, bis sie nur noch einen Ausweg sieht: Sie muss selbst Hand anlegen, um die Katastrophe stoppen zu können.

Der Roman „2,5°-Morgen stirbt die Welt“ stammt von Noah Richter. Der Autor engagiert sich selbst im Klima- und Umweltschutz und hat mit diesem persönlichen Hintergrund eine durchaus spannende Geschichte zu Papier gebracht. Das Cover des Romans finde ich sehr ansprechend und hochwertig und dem Leser wird sofort der Eindruck vermittelt, um was es geht. So bin auch ich auf den Roman aufmerksam geworden. Die Gesamtgeschichte, zunächst aufgrund des Klappentextes, fand ich ebenfalls sehr interessant und hat meine Neugier geweckt. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. In durchaus fulminantem Kapitelwechsel und fast wie in einem rasanten Thriller skizziert der Autor eine Welt, wie sie werden könnte, wenn nicht jetzt entgegengesteuert wird. Geprägt von einer Vielzahl an heutigen Debatten zum Klima- und Umweltschutz, nach denen aber kaum oder nur wenig gehandelt wird, ist das Buch tatsächlich ein sehr gutes Schreckensszenario. An manchen Stellen hätte es noch ausführlicher sein können, was alles auf der Erde passieren könnte, wenn absolut nichts unternommen wird. Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm, fesselnd und tatsächlich sehr schnell. So wird nicht nur die Geschichte um die Protagonistin Leela entsponnen, sondern auch zahlreiche Nebenwege mit eingebunden. Dies alles liefert der Geschichte eine gehörige Portion Authentizität. An einigen Stellen entsteht allerdings der Eindruck, dass der Autor manchmal zu viel gewollt hat, sodass es etwas übertrieben und aufgesetzt wirkt bzw. manche Ereignisse zu einem Strudel zu verschwimmen zu drohen und es schwierig ist, alles sofort zu erfassen. Prinzipiell finde ich aber gelungen, wie verschiedene Bereiche durchleuchtet werden: Dort ist die Bundesregierung die gegenüber den großen Energiekonzernen machtlos ist. Dort sind rechte Gruppierungen, die die Bundesregierung stürzen wollen. Dort gibt es die Guardians of Life, eine eher linke Gruppierung, die durch eigene Aktionen die Klimakatastrophe zumindest verzögern wollen, die aber nicht weniger radikal agieren. Dort ist eine Sekte christlichen Glaubens, die meint durch ein Menschenopfer wird Gott wieder versöhnlich und dort sind die Erfahrungen und Berichte von Flüchtigen aufgrund der gesamten Situation und mittendrin eine einfache, junge Frau, die irgendwie mit allem in Verbindung steht und immer mehr sich in Situationen begibt, die ohne Ausweg erscheinen. Und immer wieder das heute durchaus dominante Thema: Macht und Geld, Oder: Wie man sich mit entsprechendem Geld in Sicherheit bringen kann und dafür eben die eigene Macht missbraucht und schamlos ausnutzt.

Mein Fazit: Mir persönlich hat das Buch gut gefallen, vor allem die schnelle Entwicklung der Geschichte und die zahlreichen Nebenpfade, die miteinander verknüpft werden und die Geschichte damit sehr gehaltvoll und komplex machen. Auch das gesamte dargestellte Szenario ist sehr aktuell und authentisch. An einigen Stellen war es etwas schwierig zu folgen und aufgrund der Vielzahl der Charaktere auch die Zuordnung hin und wieder mit einem Nachdenken verbunden. Der gesamte Roman hinterlässt insgesamt ein ungutes Bauchgefühl, was aber wiederum positiv zu verstehen ist, denn es regt sehr zum Nachdenken über unsere Zukunft an.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Angenehmes Hörerlebnis über starke Frauen in der Vergangenheit und Gegenwart

Der Faden der Vergangenheit
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Melody zieht als Staatsanwältin von London nach Stockmill in ein altes Haus, welches aus ihrem Familien besitz stammt: Abigail’s Place. Abigail ist eine Vorfahrin von Melody. Melody lernt dort außerdem ...

Melody zieht als Staatsanwältin von London nach Stockmill in ein altes Haus, welches aus ihrem Familien besitz stammt: Abigail’s Place. Abigail ist eine Vorfahrin von Melody. Melody lernt dort außerdem Dan kennen, dessen Vorfahr Oliver in der Vergangenheit Abigail kannte. Dan und Melody finden in Abigail’s Place die alten Tagebücher von Abigail und beginnen diese zu durchforsten und zu lesen. Somit eröffnet sich ein besonderer Blickwinkel in die Welt von Fabrikanten im Jahr 1840. Die Geschichten von Melody und Abigail gehören genauso zusammen, wie die von Dan und Oliver und der sogenannte Faden zieht sich durch das gesamte Buch.

Der Roman stammt aus der Feder von Felicity Whitmore und ist der Auftakt für ihre neue Trilogie. Bis jetzt kannte ich die Autorin noch nicht. In diesem Buch begegnet dem Leser bzw. in diesem Fall Hörer eine Geschichte auf 2 Zeitebenen, jene in der Vergangenheit und die aktuelle der Gegenwart. Auf sehr detaillierte Weise erfährt man so einiges über die Industrialisierung und die damaligen, schrecklichen Verhältnisse der Fabrikarbeiter in England aber auch über die feine Gesellschaft, in der sich die Fabrikanten bewegt haben. Natürlich geht es auch um Familienbande. Obwohl ich eher ein Vielleser (und vor allem Schnellleser) als ein Vielhörer bin, hat mich die Gesamtgeschichte sehr begeistert und ich habe mich auf das Abenteuer Hörbuch eingelassen. Die Sprecherin Hannah Baus macht ihre Sache sehr gut und es macht Spaß ihrer angenehmen Stimme zu zuhören. Sie vermag es auch für die unterschiedlichen Charaktere den richtigen Ton zu treffen. Man kann sich als Hörer sehr gut in die verschiedenen Zeitebenen hineinversetzen und hat sofort gewisse Dinge bildlich vor dem Auge. Dabei insbesondere bemerkenswert ist wohl die Figur der Abigail, die für damalige Verhältnisse eine sehr starke und aufgeweckte Persönlichkeit war, die für „ihre“ Arbeiter vieles verbessern und erneuern wollte und die vom Elend in der Bevölkerung beschämt ist. Eine ebenso charakterstarke Persönlichkeit ist aber auch Melody, die für heutige Verhältnisse sich ebenso behaupten kann zwischen Kindern, Ehemann und erfolgreicher Karriere. Gut gefallen hat mir weiterhin, dass die Geschichte zum Glück nicht vorhersehbar ist. Es ergeben sich doch immer wieder neue Erzählpfade und manches ergibt sich anders, als zunächst angenommen. Ich mag es, wenn ich überrascht werden konnte.

Meine Kritik: Da die Kapitel recht lang sind, sind auch die Hörbuchabschnitte sehr lang und es fällt schwer einerseits eine vernünftige Pause einzulegen und andererseits sich entsprechend zu konzentrieren. Mir wäre die Konzentration beim Lesen persönlich wohl leichter gefallen, da zwischenzeitlich doch so einiges auf den Hörer einstürmt, was man sich ohne Notizen gar nicht alles merken kann (im Buch könnte man auch mal zurückblättern). Deshalb meine ich, dass bei einem solchen längeren und historischen Roman eine kurzweiligere Kapitelaufteilung wohl besser wäre. Außerdem- oder gerade trotz stimmiger Gesamtgeschichte- wirken die Charaktere bisweilen etwas hölzern und nicht richtig greifbar. Manchmal bin ich nicht richtig mit ihnen warm geworden bzw. war auch etwas hin und her gerissen, ob ich sie nun mögen soll oder nicht.

Mein Fazit: Dennoch, ist es sehr stimmiger Roman mit vielen historischen Einflechtungen, der mich begeistert hat und ich würde gerne wissen, wie es sich weiterentwickeln würde. Auch die Hörbuchausführung ist super und hat mir viel Spaß gemacht. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Dunkle Familiengeheimnisse – fesselnd aber etwas übertrieben

Das Geheimnis von Seynford Hall
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Samantha schlägt sich durch verschiedene Aushilfsjobs durch ihr Leben und hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Als sie einen geheimnisvollen Brief erhält, der sie nach Cornwall zitiert, geht sie auf das ...

Samantha schlägt sich durch verschiedene Aushilfsjobs durch ihr Leben und hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Als sie einen geheimnisvollen Brief erhält, der sie nach Cornwall zitiert, geht sie auf das Angebot ein, um herauszufinden, wer wohl etwas von ihr will. Dort landet sie auf Seynford Hall und ihr Horizont wird bald schneller erweitert, als sie es für möglich gehalten hätte. Das Cover des Buches finde ich passend gewählt und es hat mich auch direkt angesprochen. Insbesondere die abgebildete Landschaft versetzt einen sofort in andere Gefilde.

Das Buch „Das Geheimnis von Seynford Hall“ stammt aus der Feder von Tanja Bern, von der ich bis jetzt noch nichts gelesen habe. Die Autorin schreibt in unterschiedlichen Genres, vorrangig aber auch Romance, so wie in diesem Roman. Das Buch liest sich sehr schnell und sehr flüssig, es ist in einer modernen Sprache verfasst. Die Autorin schafft es, ihre Hauptcharaktere sowie die Umgebung sehr treffend zu beschreiben, sodass man als Leser die Ereignisse und Schilderungen direkt vor dem Auge hat. Das Buch ist in 4 größere Abschnitte eingeteilt, die nach den jeweils handelnden Hauptpersonen benannt sind. Die Kapitelunterteilung in den einzelnen Abschnitten ist gut und kurzweilig gewählt, sodass man auch ausreichend nebenbei erfahren kann. Auch die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten ist fließend. Ich persönlich lese sehr gerne Geschichten oder Sagas, die Familiengeheimnisse beinhalten und wurde hier also von meiner Erwartungshaltung her nicht enttäuscht. Das Buch habe ich sehr schnell und fast am Stück gelesen. Unglücklicherweise war mir allerdings der vermutliche Ausgang der Geschichte sehr schnell klar, trotzdem wollte ich wissen, wie sich die Charaktere entwickeln und was für Nebenpfade die Geschichte vielleicht noch beschreitet oder verborgen hält. Da hatte ich mir aber mehr versprochen. Ich habe immer erwartet, dass noch schlimmere verborgene Geheimnisse zum Vorschein kommen werden. An einigen Stellen, insbesondere die Beschreibungen hinsichtlich dessen, was Mrs. Seynford erleben musste, fand ich dann doch extrem und in meinen Augen nicht glaubwürdig für ein Geschehen in den 70er- Jahren, oder lag es daran das die Seynford’s von einem gewissen Stand und Ansehen waren, welches sie auch bewahren mussten? Das hat mir nicht so gut gefallen. Nichtsdestotrotz ist die Figur der Mrs. Seynford äußerst interessant, aber auch bemitleidenswert, was ihr widerfahren ist. Gut fand ich nebenher die Liebesgeschichte zwischen Sam und Dave. Außerdem war die Auflösung zum Schluss fast ohne Hindernisse und damit sogar ein bisschen langweilig, es ging ein wenig zu positiv und einfach zu, wenn aber auch zugleich schön, da sich alles zum Guten gewendet hat und Happy End’s etwas Wunderbares sind. Der Spannungsbogen lässt im Allgemeinen insgesamt etwas zu wünschen übrig, es hätte ruhig noch etwas mehr Dramatik sein können.

Mein Fazit: Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer Liebesgeschichte und verborgenen Geheimnissen- mir hat es trotz meiner Kritik Spaß gemacht das Buch zu lesen, was ich entsprechend auch in meiner Bewertung würdigen möchte und deshalb gebe ich 4 von 5 Sternen!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 29.11.2020

Gelungener Wohlfühlroman, der etwas vorhersehbar ist

Die Insel des Glücks
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Delia ist nicht mehr so, wie sie früher einmal war. Nach einem Burnout hat sie ihr Leben radikal geändert und tut alles für Partner Vincent, was er von ihr verlangt. Sie ist ihm vollständig hörig. Leider ...

Delia ist nicht mehr so, wie sie früher einmal war. Nach einem Burnout hat sie ihr Leben radikal geändert und tut alles für Partner Vincent, was er von ihr verlangt. Sie ist ihm vollständig hörig. Leider ist sie auch gesundheitlich angeschlagen, sodass ihre Cousine und Freundin Bea sie zu einer Ayurveda-Kur in Sri Lanka überredet, um sie sowohl physisch als auch psychisch zu heilen.

„Die Insel des Glücks“ stammt aus der Feder von Annabelle Benn, von der ich bis jetzt noch nichts gelesen habe. Der Roman fällt erstmal durch sein schönes, fröhliches und paradiesisches Cover auf, weshalb ich darauf aufmerksam geworden bin. In moderner und flüssiger Sprache schreibt die Autorin jeweils aus den Sichtweisen ihrer Protagonisten Delia als auch Bea. Dieser kurzweilige Kapitelwechsel gefällt mir sehr gut, denn so erhält man viele Einblicke in die Gedanken und der Gefühlswelt der beiden Frauen. Außerdem lernt man durch die guten Beschreibungen im Buch so einiges über Ayurveda. Da ich mich noch nie damit beschäftigt habe, habe ich also auch allerlei beim Lesen gelernt. Die Hauptprotagonistin Delia, deren Leben in der Geschichte eigentlich komplett einmal auf den Kopf gestellt bzw. um 180 ° gedreht wird, schließt man als Leserin ins Herz und man fühlt und leidet mit ihr mit. Trotzdem ist es mir insgesamt nicht erklärbar, wie sehr man sich von einem Mann abhängig machen kann. Dennoch ist es der Autorin hier sehr gut gelungen, das Leben von Delia zu charakterisieren. Weiterhin hervorragend beschrieben ist Delia’s Wandlung im Laufe der Ayurveda-Kur. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu verfolgen, wie sie wieder aufblüht. Unterschwellig schwelgt damit im Roman auch die Ermahnung an den Leser mit, dass man sich und seinen Körper selbst gut behandeln sollte und man auf sich Acht geben muss. Ein durchaus sehr aktueller Ansatzpunkt in unserer immer schneller und stressiger werdenden Gesellschaft. Natürlich darf schlussendlich eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die sehr gefühlvoll aufgebaut worden ist.

Meine Kritik: Der Roman hat mir gut gefallen, vor allem auch jene Aussagekraft, die zwischen den Zeilen mitschwingt- die Ermahnung an das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit. Auch die Wandlung von Delia zu verfolgen ist wunderbar. Der Kapitelwechsel war mir an einigen Stellen im hinteren Teil des Buches zu rasant. Das Buch baut die Spannung langsam auf (es hätte anfangs fast ein bisschen schneller gehen können) und dann wird alles recht schnell abgehandelt. Außerdem ist der Ausgang der Geschichte schlussendlich auch fast ein wenig vorhersehbar, was ich schade finde, denn mir war klar, was passieren würde bzw. hatte ich genau das Ende zumindest so erhofft. Vorhersehbare Romane nehmen einem leider immer etwas die Spannung. Weiterhin gibt es noch allerlei Rechtschreibfehler auszumerzen, die mich manchmal doch ganz schön gestört haben.

Mein Fazit: Dennoch ist es ein sehr lesenswertes Buch für zwischendurch, was einen gut unterhält und auch noch eine gute Botschaft verkündet und erhält damit von mir 4 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Erlebnisse einer Familie eingebettet in die deutsche Geschichte

Irmas Enkel
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Die beiden Weltkriege haben in Deutschland in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. So auch in der von Irma, die am Anfang des Buches ihren 3. Enkel bzw. eine Enkelin begrüßen kann, Annemarie, genannt ...

Die beiden Weltkriege haben in Deutschland in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. So auch in der von Irma, die am Anfang des Buches ihren 3. Enkel bzw. eine Enkelin begrüßen kann, Annemarie, genannt Anni. Aus der Sicht dieser wird anschließend hauptsächlich die Geschichte ihrer Familie rund um den Ort Perlitz erzählt. Anni hat es dabei nicht leicht. Neben den Entbehrungen und Verlusten der beiden Kriege, erlebt sie auch den Aufbau der späteren Besatzungszonen und der späteren DDR und BRD mit. Sie muss hart schuften in der Landwirtschaft, um überhaupt überleben zu können.

Leandra Moor nimmt den Leser mit auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit meiner Groß- und Urgroßeltern. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in einem Vorwort schreibt sie selbst, dass ihre eigene lückenhafte Familiengeschichte sie zu diesem Roman inspiriert hat und er in Sachsen-Anhalt startet. Das hat mich von Anfang an neugierig gemacht, denn auch ich stamme aus Sachsen-Anhalt und kenne mittlerweile durch vielseitige Erzählungen meiner Familie in groben Zügen die Erfahrungen hinsichtlich der Weltkriege und der sehr unsicheren Zeiten. So wie mich persönlich auch meine eigene Familiengeschichte interessiert, so spannend fand ich sie auch im Buch der fiktiven Familie dargestellt und geschildert. Beim Lesen wurde bei mir unweigerlich der Eindruck erweckt, dass ich zu den Füßen meiner Urgroßmutter sitze und sie mir ihre Lebensgeschichte schildert. Deshalb bin ich tief beeindruckt von dem Buch und der Idee dahinter, vor allem nach den Schicksalen der starken Frauen zu forschen. Der Roman ist noch dazu sprachlich sehr ausgewogen. Durch die häufige Einbindung von Briefen unter den handelnden Charakteren als auch vielen Dialogen, wirkt er kurzweilig und es kommt auch vieles aus der Gefühls- und Gedankenwelt zum Ausdruck, was mir wirklich sehr gut gefällt.

Meine Kritik: Trotz der sehr interessanten Verhältnisse, die im Buch beschrieben werden, und die sich sicher in einer hohen Prozentzahl in vielen anderen deutschen Familien widerspiegeln, wirkt das Buch bisweilen etwas zu langatmig. Insbesondere die Einteilung der Kapitel finde ich äußerst schlecht gewählt, denn sie sind viel zu lang. Unterbrechungen im Lesefluss sind daher schwierig, aber am Stück durch lesen geht eben auch nicht immer. Im E-Book-Format erkennt man außerdem oft nicht, wann Unterbrechungen kommen bzw. Absätze und es an anderer Stelle aus der Sicht eines anderen Charakters weiter geht, vielleicht liegt das aber auch nur an meinem Reader. Sehr schade, denn das verwirrt doch etwas. Vor allem das 2. große Kapitel des Buches zieht sich sehr in die Länge, die Ereignisse hätten flüssiger kommen können. Auch die Ausschreibung der vollen Jahreszahlen, z.B. neunzehnhundertneununddreißig statt 1939, finde ich schrecklich. Es dauerte viel zu lange, bis ich überhaupt wusste, von welchem Jahr wir sprechen und ich musste es manchmal 2x lesen.

Mein Fazit: Dennoch, die kleinen Kritikpunkte, tun keinen Abbruch an der wirklich berührenden Geschichte, die den Leser oftmals sehr mit den Charakteren mitfühlen lässt und vor dem inneren Auge die Bilder und Schrecken des Krieges, des Leids, der Not und der Armut auferstehen lässt. Deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!

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