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Veröffentlicht am 26.02.2021

Zwei junge Frauen im frisch geteilten Deutschland

Lebenssekunden
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Der neue Roman von Katharina Fuchs spielt im Nachkriegsdeutschland. Im Mittelpunkt stehen zwei, zu Beginn der Geschichte gerade einmal 15-jähruge junge Frauen. Angelika aus Kassel fliegt vom Gymnasium, ...

Der neue Roman von Katharina Fuchs spielt im Nachkriegsdeutschland. Im Mittelpunkt stehen zwei, zu Beginn der Geschichte gerade einmal 15-jähruge junge Frauen. Angelika aus Kassel fliegt vom Gymnasium, an dem Mädchen noch nicht so richtig erwünscht sind. Anschließend kämpft sie darum, trotzdem Fotografin werden zu können, was damals auch noch als Männerberuf galt. Christine wächst zeitgleich in der noch jungen DDR auf und soll dort Profiturnerin werden, was mit großen Qualen, sowohl physischer als auch psychischer Art verbunden ist.

Beim Lesen begleiten wir die beiden jungen Frauen, deren Wege sich irgendwann kreuzen, beim Erwachsenwerden, das mit vielen Höhen und Tiefen verbunden ist. Dabei erfährt man auch hautnah mehr über das Leben in den beiden politischen Systemen, BRD und DDR und allgemein in den 60er Jahren, besonders auch um den Mauerbau herum. Sehr eindrucksvoll ist dabei, wie perfide man in der DDR auch in deren Anfangsjahren schon Druck auf die Menschen ausübte.

Katharina Fuchs beschreibt das alles sehr anschaulich und fesselnd. Die Charaktere der beiden jungen Frauen sind überzeugend ausgestaltet und man kann sich beim Lesen gut in ihre jeweilige Situation einfühlen. Daher empfehle ich den Roman auf jeden Fall allen weiter, die gerne tiefgründige Geschichten aus der jüngeren deutschen Vergangenheit lesen.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Eine herrlich skurrile und zugleich sprachgewaltige Familiengeschichte

Die Erfindung der Sprache
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Bei diesem Roman haben die maritime Covergestaltung und der Name der Autorin, von der ich schon weitere Bücher kenne, gleich mein Interesse geweckt. Spielten ihre letzten Bücher in der ehemaligen DDR ist ...

Bei diesem Roman haben die maritime Covergestaltung und der Name der Autorin, von der ich schon weitere Bücher kenne, gleich mein Interesse geweckt. Spielten ihre letzten Bücher in der ehemaligen DDR ist der Haupthandlungsort diesmal aber die fiktive kleine ostfriesische Insel Platteoog.

Dort, bzw. in der Klinik am Festland, wird der Protagonist Adam Riese Ende der 80er Jahre als lang ersehntes Wunschkind geboren. Er kommt einige Wochen zu früh auf die Welt und fängt dann auch erst mit zwei Jahren das Sprechen an, aber dafür sofort in vollständigen Sätzen. Mit Sprache kann er schon als kleines Kind gut umgehen, mit anderen Menschen kann er jedoch abgesehen von seiner gleichaltrigen Freundin und seiner Familie, sowie wenigen anderen Inselbewohnern, nichts anfangen. Die alle umsorgen den besonderen Jungen mit den autistischen Zügen sehr liebevoll, allen voran seine tschechische Großmutter mit ihren deftigen Speisen, aber auch sein Vater Hubert, der immer wieder skurrile Erfindungen macht, um Adam und anderen das Leben zu erleichtern. Hubert entwickelt sich aber auch immer mehr zum Verschwörungstheoretiker und Aluhut und verschwindet irgendwann einfach aus dem Leben seiner Familie, was vor allem Adams Mutter Oda nie verkraftet hat. Als sie dann in einer Buchhandlung auf ein Buch stößt, in dem eine von Huberts Erfindungen erwähnt wird, reißen die alten Wunden wieder auf und Oda bricht komplett zusammen. Daher muss Adam seinen Vater nun wiederfinden, auch wenn er seine gewohnte Umgebung, mittlerweile ist er Sprachwissenschaftler in Berlin, nur ungern verlässt. Aber immerhin hat die Zahl sieben eine beruhigende Wirkung auf ihn, was er immer wieder nutzt, um sich selbst zu überwinden und mit Hilfe des Buches, in dem die Erfindung seines Vaters erwähnt wurde, stößt er auch auf dessen Verfasserin, die ihn bei seiner Suche unterstützt und einen positiven Einfluss auf Adam ausübt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Außer, dass ebenfalls eine Familie im Mittelpunkt steht, hat er zwar wenig mit den vorangegangenen Büchern der Autorin gemeinsam, aber die einzelnen Charaktere sind zwar alle auf ihre Weise etwas skurril, aber zu gleich sehr liebenswert ausgestaltet. Lange ist absolut unklar, was mit Adams Vater passiert sein könnte und so bleibt die Spannung erhalten. Die sprachliche Gestaltung passt sehr gut zum Inhalt, es kommt auch immer wieder zu Anspielungen und Zitaten und die Autorin weiß mit der deutschen Sprache umzugehen. So ist ein nicht ganz gewöhnlicher, aber sehr lesenswerter Roman entstanden, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Begleiter durch eine aufregende und nicht immer ganz einfache Zeit

Dein bester Freund? Bist du!
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Zunächst hat mich der, für ein Paperback-Buch recht stabile, Einband und das größere Format positiv überrascht und auch die farbigen Innenseiten. Für diese Aufmachung ist der Preis von knapp zehn Euro ...


Zunächst hat mich der, für ein Paperback-Buch recht stabile, Einband und das größere Format positiv überrascht und auch die farbigen Innenseiten. Für diese Aufmachung ist der Preis von knapp zehn Euro wirklich fair.

Der Inhalt des Buches gefällt mir auch sehr gut. Es ist nicht dazu gedacht, es komplett in einem Zug durchzulesen und es dann nie mehr anzufassen, sondern dazu, in Situationen, in denen man sich unsicher fühlt, die passenden Seiten aufzuschlagen und entweder etwas Aufbauendes zu lesen oder gute Tipps zu bekommen, wie es künftig besser laufen könnte, wie man sich besser konzentrieren kann und wie man Stress abbaut. Auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu relevanten Themen, wie der Funktionsweise des Gehirns, werden altersgerecht vorgestellt und Vorurteile entkräftet. Außerdem lädt es ohne erhobenen Zeigefinger dazu sein, sein eigenes Verhalten zu reflektieren, zum Beispiel auch mit kurzen Psychotests, und liefert kreative und Spaß versprechende Vorschläge für eine abwechslungsreichere Freizeitgestaltung. Auch im Buch selbst kann immer mal wieder etwas ausgefüllt werden und wenn es einem später mal wieder in die Hände fällt, ist es sicher ein ganz interessantes Erinnerungsstück an diese aufregende Phase der (Vor-) Pubertät. Alle Seiten durch die farbige Gestaltung, verschiedene Schrifttypen und moderne Illustrationen sehr ansprechend und abwechslungsreich gestaltet.

Ich finde, das Buch ist für Kinder ab frühestens zehn Jahren geeignet, je nach Entwicklungsstand. Es ist auf jeden Fall auch ein schönes Geschenk zum Geburtstag, zur Firmung oder zur Konfirmation. Grundsätzlich richtet es sich an beide Geschlechter, ich denke aber, dass Mädchen sich besser darauf einlassen können, als Jungen. Das hängt aber auch vom jeweiligen Charakter ab.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Patchworkgeschwister haben es nicht immer leicht

Das ungeheimste Tagebuch der Welt!, Band 1: Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde … (Comic-Roman aus zwei Perspektiven für Kinder ab 10 Jahren)
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Seit die Mutter von Paul und der Vater von Karline fest zusammenleben, bilden sie zusammen eine Patchworkfamilie, was der Nachwuchs nicht immer so prickelnd findet. Nachdem Paul dann auch noch die sechste ...

Seit die Mutter von Paul und der Vater von Karline fest zusammenleben, bilden sie zusammen eine Patchworkfamilie, was der Nachwuchs nicht immer so prickelnd findet. Nachdem Paul dann auch noch die sechste Jahrgangsstufe wiederholen muss, gehen sie sogar in die gleiche Klasse, was bei beiden wenig Freude auslöst. Und dann wird Paul auch noch zum Klassensprecher gewählt, Karline ist so gar nicht erfreut. Sie hat aber einen Trumpf gegen ihn in der Hand. Obwohl er sich über ihr Tagebuch lustig macht, schreibt er heimlich auch Einträge in sein "Logbuch" und sie kennt sein Versteck und kann so heimlich mitlesen.

Das Buch ist dann auch abwechselnd aus der Perspektive von Karline und Paul verfasst und erzählt in authentischer Sprache aus deren Perspektive davon, was sie gerade so erleben und was sie beschäftigt. Und natürlich auch, was sie aneinander nervt. Durch die Perspektivwechsel können sich Jungen genauso gut wie Mädchen in die Situationen hineinversetzen und das Buch ist für beide Geschlechter ebenso geeignet, wie auch für Kinder, die selbst nicht in einer Patchworkfamilie aufwachsen, denn auch leibliche Geschwister gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Und Einzelkinder werden ebenfalls gut unterhalten und können sich daran erfreuen, keine Geschwisterstreitigkeiten ausfechten zu müssen.

Die verschiedenen Schriftarten lassen alles modern und tagebuchähnlich wirken, aber ohne dass die Lesbarkeit der Schrift zu sehr darunter leidet. Die Illustrationen sind ebenfalls sehr modern, witzig und ansprechend gestaltet und lockern den Text zusätzlich auf. Der Schreibstil ist gut lesbar und passt zu den Tagebucheinträgen der Kinder.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Eine Sonneberger Spielzeugfabrik im Wandel der Zeit

Wo wir Kinder waren
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Eva, Iris und Jan kommen in im thüringischen Sonneberg zusammen, um das Haus ihrer Großeltern und Urgroßeltern leer zu räumen, die dort eine Spielzeugfabrik betrieben, die die verschiedenen politischen ...

Eva, Iris und Jan kommen in im thüringischen Sonneberg zusammen, um das Haus ihrer Großeltern und Urgroßeltern leer zu räumen, die dort eine Spielzeugfabrik betrieben, die die verschiedenen politischen Systeme ab dem Kaiserreich überdauerte, aber nach der Wende zu Grunde ging. Auch die drei Protagonist:innen haben sich seit ihrer Kindheit entfremdet, stoßen aber beim Entrümpeln auf gemeinsame Erinnerungen. Mit jedem der verschiedenen Gegenstände, die sie in dem Haus entdecken, wechselt die Autorin dann immer auf die zweite Zeitebene zurück in die Vergangenheit der Familie und man erfährt mehr über die Familien- und natürlich die Firmengeschichte, aber auch, was es mit dem jeweiligen Erinnerungsstück auf sich hat. Und auch die drei Erb:innen nähern sich einander langsam wieder an.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, da ich Geschichten, in deren Mittelpunkt ein Familienunternehmen steht, immer sehr interessant finde. Sonneberg ist gar nicht so weit von meiner Heimat entfernt, auch wenn diese in Westdeutschland liegt. Umso spannender finde ich es, mehr über die Tradition der Spielzeugherstellung zu erfahren, für die der Ort berühmt ist und darüber, wie die verschiedenen politischen Systeme das Leben der Fabrikantenfamilie beeinflussten. Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und angenehm lesbar.

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