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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2017

Zerfall einer Adelsfamilie

Altenstein
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Am Ende des zweiten Weltkrieges muss Gräfin Agnes von Kolberg die zwei Güter im Osten aufgeben. Nach dem ihr zweiter Ehemann Kuno gefallen ist, flieht ist mit ihren zehn Kindern in den Westen nach Bonn. ...

Am Ende des zweiten Weltkrieges muss Gräfin Agnes von Kolberg die zwei Güter im Osten aufgeben. Nach dem ihr zweiter Ehemann Kuno gefallen ist, flieht ist mit ihren zehn Kindern in den Westen nach Bonn. Unterwegs begegnet ihnen Missbrauch, Hunger und Armut. Sie versuchen alle sich eine neue Existenz aufzubauen. Die größten Schwierigkeiten dabei hat Konrad, das jüngste Kind der Familie.
Dann kommt die Wiedervereinigung und Konrad bemüht sich das Gut Altenstein in Brandenburg für die Familie zurück zu bekommen um an alte Traditionen anzuknüpfen und um Geld zu verdienen. Die Geschwister unterstützen sein Vorhaben nicht, sie sind fassungslos über sein Ansinnen und es gibt Streit. Einzig seine Schwester Nona hilft ihm.

Fast emotionslos und ohne zu bewerten, erzählt Julie von Kessel von dem Leben und dem Zerfall der Adelsfamilie von Kolberg. Sie hat für mich einen eigenwilligen Stil gewählt. Die Geschichte umfasst die Zeit von 1943 mit der Geburt von Konrad und endet im Jahr 2005 mit seinem Tod. Aber dieses wird nicht gradlinig erzählt, sondern sie springt zwischen den Zeiten hin und her. Dies hat mir zu Beginn etwas Probleme bereitet, da die Übergänge nicht harmonisch waren. Aber ich habe mich dann schnell darauf eingestellt. Durch die vielen kurzen Momentaufnahmen der Protagonisten kamen die Charakterzüge und Handlungsweisen viel klarer heraus. Auch die Weiterentwicklungen der Personen waren gut erkennbar.

Das Buch zeigt nicht nur den Zerfall einer Adelsfamilie, sondern auch einen Teil deutscher Geschichte. Es regt zum Nachdenken zu den Themen „Heimat“ und „Familie“ an.
Mir hat das Buch gefallen nachdem ich mit den Zeitsprüngen zu Recht kam.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Über den Dächern von Manhattan

Schlaflos in Manhattan
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Paige ist sehr behütet aufgewachsen, da sie Herzkrank war. Paige durfte nur mit Erlaubnis ihrer Eltern nach New York, da ihr Bruder Matt dort als Landschaftsgärtner tätig war. Er würde ein Auge auf Paige ...

Paige ist sehr behütet aufgewachsen, da sie Herzkrank war. Paige durfte nur mit Erlaubnis ihrer Eltern nach New York, da ihr Bruder Matt dort als Landschaftsgärtner tätig war. Er würde ein Auge auf Paige und ihren Freundinnen Frankie und Eva haben, da sie gemeinsam in seinem Haus wohnen konnten. Die drei Freundinnen arbeiteten in einer Event-Agentur. Die Erwartung auf eine Beförderung erwies sich jedoch als Irrtum und allen dreien wurde gekündigt. Die Mädchen waren am Boden zerstört, doch Jake, der beste Freund von Matt, schlug ihnen vor eine eigene Agentur zu gründen. Je mehr Paige darüber nachdachte, desto mehr konnte sie sich für den Vorschlag begeistern. Doch die Aufträge ließen auf sich warten und Paige wollte den Unternehmer Jake nicht um Hilfe bitten, denn seit ihrer Teenagerzeit war sie in Jake verliebt und kommt mit seiner Nähe nicht zurecht. Doch nun ist sie auch für ihre Freundinnen verantwortlich und bittet Jake um Hilfe. Wird er dem jungen Unternehmen helfen und wie wirkt sich das auf ihre bisherige Freundschaft aus?

Sarah Morgan hat einen sehr bildhaften und emotionalen Schreibstil, der den Leser dazu bringt, sich in diesem Freundeskreis wohl zu fühlen. Zu Beginn bekommt man hauptsächlich einen Einblick in das Leben von Matt, Paige und Jake. Die Liebesgeschichte nimmt am Anfang wenig Raum ein, sondern der Fokus liegt mehr auf die Arbeitslosigkeit und den Willen von Paige ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen ohne schützende Hände von Familie und Freunden. Nach und nach ändert sich dieses. Die Liebesgeschichte tritt in den Vordergrund. Obwohl das Geschehen vorhersehbar ist und nach einigen Konflikten die Liebe siegt, habe ich das Buch zufrieden aus der Hand gelegt.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Die Goldenen Zwanziger

Noble Gesellschaft
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Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ...

Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ist Max von Volkmann tot. Der Presse wird mitgeteilt, dass eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner Pistole passiert ist. Carl von Bäumer ist fest davon überzeugt, dass es sich nicht um Selbstmord handelt, sondern hier ein Mord geschehen ist. Carls Lebensgefährte, der Kommissar Paul Genzer, übernimmt die Ermittlungen. Sie führen ihn in die noble Berliner Gesellschaft der Goldenen Zwanziger Jahre.

Dieses ist bereits der zweite Band einer Reihe um Carl von Bäumer und Paul Genzer. Da ich den ersten Band nicht gelesen habe, war zu Beginn das umfangreiche Personenregister sehr hilfreich für mich.

Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, passt aber zur damaligen Sprache und ist mit feinem Humor gewürzt. Die Autorin hat sich mit den 20er Jahren sehr ausführlich beschäftigt, so dass sie den damaligen Zeitgeist sehr gut eingefangen hat und man als Leser ein sehr gutes Bild erhält. Interessant fand ich das Ermittlerduo. Joan Weng hat ein homosexuelles Paar als Hauptprotagonisten gewählt zu einer Zeit als es den Unzuchtsparagraphen noch gab und schwere Strafe darauf stand.

Wer einen Kriminalroman mit typischer Polizeiermittlung erwartet, liegt bei diesem Roman falsch. Durch verschiedene Perspektivwechsel wird die Handlung vorangetrieben und Stück für Stück kommt man der Lösung des Falles näher bis am Ende alles schlüssig aufgeklärt wurde.

Mich hat dieser historische Kriminalroman durch den besonderen Erzählstil und den ungewöhnlichen Ermittlern angenehm unterhalten.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Keine Zeit für Burn-out

Oma wird erwachsen
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Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie ...

Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie aus ihrer Lethargie. Ihre Oma lebt in Seestein an der Ostsee, sie kümmert sich dort um die Tiere auf ihrem Bauernhof, ist ständig in Bewegung und den ganzen Tag auf Achse. Sie ist eine gute Seele, will keinem zur Last fallen und steht allen Dorfbewohnern ohne Bezahlung hilfreich zur Seite. Nun hat ein Arzt bei Oma Edith Burn-out festgestellt und ihr Ruhe verordnet. Edith will von diesem neumodischen Zeugs nicht wissen, dass doch was für Städter ist. Kurz entschlossen reist Isabell gemeinsam mit ihrem besten Freund Kalle nach Seestein, um Oma zu etwas mehr Ruhe zu verhelfen.

Nach einem Fernsehbericht über Burn-out kommt Isabell auf die Idee, auf dem Hof Seminare für überarbeitete Großstädter anzubieten. Aber auch ein schmieriger Immobilienmakler wittert ein Geschäft in diesem idyllischen Dorf.

Die Charaktere, allen voran Oma Edith haben mir gefallen und waren sympathisch. Oma Edith hat eine sehr direkte und trockene Art, alles genau auf den Punkt zu bringen, teilweise gepaart mit einem Zynismus („Entschuldige, dass ich noch laufen kann, ich besorge mir morgen vorsorglich einen Stock“), doch immer sehr liebenswert dabei.

Das Buch empfand ich als leichte und lockere Unterhaltungslektüre, die mich zum Schmunzeln gebracht hat und am Ende noch überraschen konnte.

Veröffentlicht am 18.02.2017

Die Folgen einer Sturmflut

Sturmherz
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Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall ...

Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall in Alexas Kindheit, redete ihre Mutter kaum noch mit ihr und verschwieg den Grund ihres Verschwindens.

Nach einem Schlaganfall liegt Cornelia nun im Koma und Alexa muss sich gezwungenermaßen um ihre Mutter und den Buchladen ihrer Mutter kümmern. Eines Abends betritt der amerikanische Schriftsteller Richard Henderson und sein Sohn Ethan, den Buchladen, um Cornelia zu sprechen. Nach und nach erfährt Alexa die Geschichte ihrer Mutter, die durch eine Sturmflut und einer Lüge das Leben einiger Menschen beeinflusste.

Die flüssig geschriebene Geschichte konnte mich von Beginn an fesseln. Es ist wieder eine dramatische Liebesgeschichte, aber ohne Happy End. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit wurden nach und nach immer mehr Puzzlesteine zusammengefügt, so dass man die Entwicklung von Cornelia nachvollziehen konnte. Meine Sympathie in diesem Buch galt aber mehr Alexa, die lange Jahre unter der Herzlosigkeit ihrer Mutter zu leiden hatte. Durch die Sturmflutkatastrophe von 1962 in Hamburg hat die Geschichte einen historischen Bezug, so dass alles realistisch wirkte. Gleichwohl sorgte der bildhafte Schreibstil dazu, dass ich mich mehr als einmal am Schauplatz des Geschehens wähnte.

Auch in diesem Buch überzeugte die Autorin wieder durch ihre Erzählkunst.