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Veröffentlicht am 09.05.2021

Grandioser zweiter Band der Bodenstein/Kirchhoff-Reihe

Mordsfreunde
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Mordsfreunde ist der zweite Band um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mir gefällt, wie die Autorin Nele Neuhaus ihren Charakteren immer mehr Feinschliff verpasst, in dem sie mich an ...

Mordsfreunde ist der zweite Band um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mir gefällt, wie die Autorin Nele Neuhaus ihren Charakteren immer mehr Feinschliff verpasst, in dem sie mich an deren Leben teilhaben lässt. Auch die weiteren Akteure sind sehr gut charakterisiert und ich kann mir in kürzester Zeit ein Bild von ihnen machen. Überraschend war für mich, dass Pia blond ist. In meiner Vorstellung hatte sie kurzes, glattes dunkles Haar. - Aber das sind nur Äußerlichkeiten.







Nele Neuhaus gelingt es in Mordsfreunde den ganzen Ort auf Trab zu halten. Nachdem die Leiche des Umweltaktivisten und Lehrers Hans-Ulrich Pauly gefunden wurde, ist bald der halbe Ort verdächtig. Die einen himmelten Pauly an, die anderen sahen ihn am liebsten von hinten - und das möglichst ganz weit weg. Doch für wen reicht das Empfinden um einen Mord zu begehen? Es wird kein Hehl daraus gemacht, wenn man ihn nicht mochte, aber mehr wollen die Bewohner dann auch nicht preisgeben.



"Und er hat es noch im Tod fertiggebracht, gegen mein Hausverbot zu verstoßen", Sander lächelte mit bitterer Belustigung. "Zumindest ... teilweise." - Seite 25



Die Kriminalgeschichte wird in einem flüssigen Schreibstil erzählt. Während des Lesens bemerke ich, wie ich förmlich in einen Sog gerate. Ich möchte immer mehr erfahren und es fällt mir schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Die Beschreibung der Gegend, in dem das Geschehen stattfindet, kann ich mir gut vorstellen. Obwohl ich selbst nie dort war, habe ich das Gefühl, alles zu kennen, so bildlich ist die Szenerie beschrieben.

Die Charaktere sowie die Geschichte wirken real, als würden die Ermittlungen gerade tatsächlich stattfinden. Das ist vor allem dann für mich spürbar, wenn die Charaktere mal "nicht so rund laufen", also auch ihre Macken und ihre uncharmante Art durchblicken lassen.

Wenn Nele Neuhaus mich mit ihrer Reihe nicht schon voll erwischt hätte, spätestens seit Mordsfreunde wäre ich dabei.



Fazit
Mordsfreunde ist für alle, die an einer komplexen Handlung und zahlreichen vielschichtigen Charakteren Freude haben.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Klug, humorvoll und spannend

Böse Wetter
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Böse Wetter. Ich schlage das Buch zu und fühle mich wie nach einer Berg- und Talfahrt. Dieser Krimi vereint alles, was mir an einem Krimi Freude bereitet. - Wenn man einmal vom Tod einer oder mehrerer ...

Böse Wetter. Ich schlage das Buch zu und fühle mich wie nach einer Berg- und Talfahrt. Dieser Krimi vereint alles, was mir an einem Krimi Freude bereitet. - Wenn man einmal vom Tod einer oder mehrerer Charaktere absieht.

Dabei gibt es zu Beginn der Geschichte nicht einmal eine Leiche. Lediglich die Hand eines Polizisten wird gefunden - und dank charakteristischer Merkmale kann sie schnell und sicher Dennis Uhlig zugeordnet werden. Dieser bleibt allerdings verschwunden, so dass das Vor-Ort-Ermittlerteam in Aue unter anderem durch Kriminalhauptkommissarin Hannah Stein vom BKA unterstützt wird.



Die Charaktere sind - jeder für sich genommen - schon spannend und vielschichtig. Ich sehe ihnen quasi ins Gesicht, doch was hinter der Stirn vorgeht, das bleibt verborgen. - Auch für mich als Leser. So bleibt es bis zum Ende spannend und es ist wie im realen Leben: sicher sein, kann man sich nie.

Unsere Protagonistin ist Hannah Stein. Sie lässt sich nicht gleich in die Karten gucken und hat eine etwas spröde, abweisende Art. Und auch, wenn ich nicht weiß, was dafür der Anlass ist, kann ich aus dem Kontext heraus nachvollziehen, dass sie für sich entscheidet und aus der Situation heraus auch mal die Hand verweigert. Das gefällt mir. Und mir gefällt ihr Fahrstil.



"Pauers Skoda kroch in vorschriftsmäßigem Tempo vor ihnen die Auffahrt zur Autobahn hinauf. Sobald Hannah konnte, trat sie das Gaspedal durch und zog links an ihm vorbei. Haltsuchend griff Ziegler nach dem Türgriff." - Seite 19



Genau so, wie Hannah Fahrt aufnimmt, nimmt auch die Geschichte Fahrt auf. Einmal mit dem Buch begonnen, möchte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Das Geschehen ist sehr komplex und wir bekommen es mit den verschiedensten Straftatbeständen zu tun. Ermittelt wird grenzübergreifend, da die Hand des deutschen Polizisten im Wald in Tschechien gefunden wurde. Und schon nach kurzer Zeit arbeitet Hannah mit dem tschechischen Kollegen Jakub Novak zusammen. Während ich bei Jakub Novak von Anfang an ein Bild vor Augen habe - nämlich das von Clark Gable - dauert es bei Hannah, bis ich so ungefähr weiß, wie sie für mich ausschauen könnte. Vor allen Dingen - und lacht jetzt bitte nicht - fragte ich mich, was sie wohl für Schuhe tragen wird. Das Gelände im Erzgebirge ist für Schuhe mit Absätzen eher wenig geeignet. Jedenfalls der Teil des Erzgebirges, den ich im Buch vorgestellt bekomme. Von Clark Gable kenne ich die Schuhe und die Farbe seiner Socken. Daher auch die unbändige Neugier.

Böse Wetter ist nicht nur spannend, sondern auch kurzweilig erzählt. Der Erzählstil ist an den richtigen Stellen humorvoll und kitzelt mich förmlich, weiterzulesen. Wer glaubt, in dem kleinen Ort Aue läuft alles ruhig und gewöhnlich ab, wird überrascht und gut unterhalten. Die Unterschiede der Charaktere ob der Herkunft und Erfahrungen wird deutlich widergespiegelt und macht das Geschehen zusätzlich spannend.



"Was?" Diesmal klang Hannah ehrlich überrascht. "Da hoffe ich ja, dass er überlebt, wäre zu schade, wenn er nicht beim Prozess dabei sein könnte." - Seite 214



Die Auflösung war für mich überraschend und nachvollziehbar und dennoch bleiben Fragen offen. Keine vordergründig drängenden Fragen, aber Fragen, die beantwortet werden wollen. Vielleicht im nächsten Band. Denn, wie ich hörte, wird es einen Folgeband mit Hannah Stein geben, auf den ich mich jetzt schon sehr freue.

Gesa Knolle schafft es mit ihrer humorvollen und klugen Erzählweise mich mit Böse Wetter spannend zu unterhalten. Gern lese ich wieder ein Buch von ihr.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein Buch für alle, die sich inspirieren lassen wollen, aus einer Krise zu gelangen

|K|Riesenglück
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(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch macht genau das, was es soll: Es macht Mut. Es zeigt, dass ich nicht allein bin. Ich bin nicht allein mit meinem Empfinden, Veränderungen im Leben und ich bin nicht allein ...

(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch macht genau das, was es soll: Es macht Mut. Es zeigt, dass ich nicht allein bin. Ich bin nicht allein mit meinem Empfinden, Veränderungen im Leben und ich bin nicht allein in der Krise. Das allein ist schon ein (K)Riesenglück. Denn da gibt es sie. 33 AutorInnen, die erzählen, wie es ihnen geht in ihrer Krise und was sie daraus machen.

Kreativ werden, wenn keine vorhandene Lösung passend erscheint. Kreativ, wie sich auch der Verlag nennt, der das Buch herausgegeben hat: Verlag der Kreativmacherei.









"Und war es nicht immer in Krisen so, dass nach dem ersten Schock die Kreativität in uns Menschen erwacht, die uns zu neuen Ideen und Lösungen führt?" - Seite 15



Das Cover ist schon ein echter Hingucker. Sei mutig wie ein Löwe heißt es doch immer. Und hier stellt sich sogar jemand einem mächtigen Löwen gegenüber. Die Farben stimmen mich fröhlich, so dass ich bereits gutgelaunt zum Buch greife.

Die Überschriften zum Buch und den jeweiligen Geschichten sind verschiedenfarbig hinterlegt, genauso wie die Seitenzahlen. Ist die Überschrift beispielsweise in einem Grünton hinterlegt, so sind es die Seitenzahlen, auf dessen Seiten die Geschichte zu finden ist, auch.

In einem vorhergehenden, neutral gehaltenen Inhaltsverzeichnis werden alle Titel der Geschichten inklusive ihrer AutorInnen genannt. Die Titel wecken mein Interesse und wirken sehr einladend. Sie heißen beispielsweise Die Blume der Hoffnung, Schmusekatze oder Löwenmama und Ein Paradies und berichten zum Beispiel über Die Verlust-Angst, Und plötzlich CRPS und Das gute Nein.



Ich war neugierig auf die Geschichten. Wie geht es meinen Mitmenschen? In welchen Krisen steckten sie? Was bewegt sie und wie gehen sie damit um? Was für Lösungen haben sie gefunden? Und ich war neugierig, wie sie daran gewachsen sind. Denn genau das macht Mut. Die Krise war zwar nicht gewünscht, aber die Lösung ist perfekt. Die Lösung ist vielleicht genau das, was dieser Mensch braucht. Und mit ihm vielleicht auch viele andere.

Die Geschichten in dem Buch haben mich sehr berührt. Es sind Erlebnisse in Worte gefasst. Sie führen mich in die Fremde, in die Nachbarschaft, in mein Herz. Und sie zeigen mir, dass wir Menschen so viel mehr können, als wir tatsächlich jeden Tag zu leisten bereit sind. Das macht mir Mut, denn es zeigt mir, dass wir noch so viel mehr können. Das womöglich auch ich so viel mehr kann.

Ich muss schmunzeln, als ich das Zitat vom Dalai Lama am Ende einer Geschichte entdecke, das besagt



"Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist." - Seite 57



Ich habe schon manches Mal wach gelegen, das Licht eingeschaltet und bin des nachts auf Jagd gegangen. Da ist also was Wahres dran.



Die Geschichten sind genauso unterschiedlich kurz oder lang wie die AutorInnen verschieden sind. Die jüngste Geschichtenerzählerin hat ihre Geschichte dabei gar nicht selbst zu Papier gebracht - sie ist gerade 7 Jahre alt. Dafür hat ihre Mutter sich hingesetzt und Wort für Wort die Geschichte ihrer Tochter aufgeschrieben und anschließend erzählt sie uns die Beweggründe und das Ergebnis des Geschehens. Die Geschichten variieren auch im Erzählstil und -tempo. Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie mich im Herzen berühren. Dass sie Mut machen. Und dass sie zeigen, dass es sich immer lohnt, sich umzusehen, kreativ zu werden und mutig zu sein.



In einer Zeit, in der der Kontakt zu unseren Mitmenschen eingeschränkt ist, ist es umso wichtiger, einen Austausch möglich zu machen. Deshalb ist es mir auch so wichtig, von anderen zu erfahren, wie es ihnen geht. Was sie bewegt. Und wie sie damit umgehen.

Ich habe die Geschichten gern gelesen. Alle. Manche Erzählungen haben mich auch traurig gemacht. Und doch war da am Ende die Hoffnung, ein Lichtblick, ein neuer Weg. Aus der Vielfalt der Erlebnisse und der persönlichen Krisen ist immer auch ein neuer, mutiger Weg aus der Krise heraus geboren worden.



(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch ist ein Buch, das mich reicher im Herzen macht. Und mir Mut macht.



Fazit
(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch ist für alle, die sich gedanklich mit den Menschen, mit den AutorInnen, austauschen wollen und sich Mut machen wollen, durch ihre eigene, persönliche Krise zu gelangen. Für alle, die sich inspirieren lassen wollen und wissen möchten, dass sie nicht allein sind mit ihren Herausforderungen, ihren Ängsten und ihren Erlebnissen.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Ausgetüftelter Kriminalroman rund um das Leben des Lewis Carroll

Der Fall Alice im Wunderland
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Der Fall Alice im Wunderland handelt von einer auf Tatsachen beruhenden Geschichte mit einer fiktiven Bruderschaft und fiktiven Personen. Guillermo Martinez hat hier die Tatsache, dass 1994 eine zuvor ...

Der Fall Alice im Wunderland handelt von einer auf Tatsachen beruhenden Geschichte mit einer fiktiven Bruderschaft und fiktiven Personen. Guillermo Martinez hat hier die Tatsache, dass 1994 eine zuvor verschollene Seite aus den Notizen von Lewis Carroll auftauchte zum Anlass der Geschichte genommen und - angelehnt an seine Person - sich selbst als Logik-Student und Doktorand in die Geschichte geschrieben.

Die Handlung in Der Fall Alice im Wunderland spielt zur Zeit des Fundes jener Original-Seite, im Jahr 1994, in Oxford. Guillermo Martinez hatte in Oxford Mathematik studiert und daher fiel es ihm leicht, die Begebenheiten der Geschichte dorthin zu verlegen, zumal Lewis Carroll dort seinerzeit selbst studierte. In Oxford war Lewis Caroll besser unter seinem Namen Charles Lutwidge Dodgson bekannt.

Somit schreibt diese Geschichte ein Mathematiker und Schriftsteller (Guillermo Martinez) über einen Mathematiker und Schriftsteller (Lewis Carroll).



In der Geschichte begegne ich unterschiedlichen Charakteren. Faszinierend an ihnen ist, dass sie alle ein öffentliches als auch ein privates, geheimes Leben haben. Über die junge Studentin Kristen Hill, der es gelungen ist eine bis dahin verschollene Seite aus den Aufzeichnungen von Lewis Carroll zu entdecken und als echtes Fundstück, das neue Erkenntnisse über den Schriftsteller ans Tageslicht bringen soll, lerne ich die Lewis-Carroll-Bruderschaft und peu á peu deren Mitglieder kennen.



Doch bevor sie das wertvolle Schriftstück den Mitgliedern in einer extra dafür einberufenen Sitzung zeigen und erläutern kann, wird sie von einem Auto erfasst und schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.

Arthur Seldom, Mitglied der Lewis-Carroll-Bruderschaft, ist beunruhigt. Er stellt sich die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Unfall handelte oder ob gar eine böse Absicht dahinter steckte und Kristen womöglich ihr Leben lassen sollte. In seine Überlegungen bezieht er seinen jungen aufmerksamen Doktoranden mit ein und sorgt dafür, dass Kristen im Krankenhaus polizeilichen Schutz erhält.

Dem wissenschaftlichen Detektiv Seldom wird während seiner eigenen Ermittlungen bewusst, dass Ereignisse durch Vermutungen verändert werden. Wem darf er vertrauen?

Der argentinische Doktorand an seiner Seite ist seine Verbindung zu Kristen. So hofft er jedenfalls, dass - sobald Kristen sich wieder an alles vor dem Unfall erinnern kann - diese genug Vertrauen zu diesem haben werde. Eine Anziehung zwischen den beiden etwa Gleichaltrigen ist jedenfalls spürbar.

Während Kristen noch im Krankenhaus liegt und sich von den Folgen des Unfalls erholt, geschieht allerdings ein Mord. Somit gilt für Seldom die Vermutung als bestätigt: es handelte sich im Fall von Kristen nicht um einen Unfall. Das argentinische - eher ironisch gemeinte - Sprichwort "Wenn sie die Polizei rufen, wird es ein Verbrechen geben" scheint damit erfüllt zu sein.



So gibt die Geschichte zwei Rätsel auf. Zum einen gilt es die Morde aufzuklären und die polizeilichen Ermittlungen zu begleiten. Zum anderen gibt es die literarischen Ermittlungen um die fehlenden Tagebucheinträge von Lewis Carroll.

Und so werde ich in die Ermittlungen mit einbezogen. Was war Lewis Carroll für ein Mensch? Was hat es mit den fehlenden Notizen auf sich? Und hat sich Lewis Carroll schuldig gemacht im Sinne der damaligen Gesetzgebung oder der heutigen?

In dem Magazin La Nacion sagte Guillermo Martinez in einem Interview am 3. März 2019





"Es gibt Theorien, die nicht wegen ihres Grades an Wahrheit geglaubt werden, sondern weil es eine Genugtuung ist, ihnen zu glauben. Oder weil es attraktiver oder faszinierender ist."



Die Ermittlungen und einzelnen Aufklärungspuzzlestücke sind wohldosiert und mit Spannung verfolge ich, wie sich schlussendlich der Fall aufklärt. Ich bin überrascht und gleichzeitig fasziniert von der logischen Aufklärung dieser klug inszenierten Geschichte.

Überraschend für mich ist auch der Erzählstil. Die Geschichte wird very british erzählt und zudem eher antiquiert, als spiele die Handlung zur Zeit von Lewis Carroll und nicht etwa im Jahr 1994. Dann wiederum ist von E-Mails und einem Mobiltelefon die Rede. Das war mir - angelehnt an den Erzählstil - schon zu modern.

Die Übersetzung von Angelica Ammar jedenfalls ist gelungen. Im Verlauf der Geschichte Der Fall Alice im Wunderland konnte ich keinerlei Ungereimtheiten feststellen. Die Worte und Ausdrucksweisen waren perfekt gewählt.

Die Stimme des Sprechers Sascha Tschorn konnte mich ebenfalls überzeugen. Die unterschiedliche Betonung bei den verschiedenen Charakteren kam sehr gut zur Geltung und ich konnte sie mir in ihren Gebärden und ihrer Körpersprache und Mimik gut vorstellen. - Auch, wenn es in der Geschichte Szenen gab, die ich mir lieber nicht so bildlich vor Augen geführt hätte.



Fazit

Diese Geschichte ist für alle, die Spaß am Mitermitteln haben und die auch vor gemutmaßten unliebsamen Hintergründen zur Person des Schriftstellers nicht zurückschrecken.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Komplexer und realistisch gestalteter Kriminalroman

Im Wald
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Im Wald ist der achte Band der Krimi-Reihe um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Sander, ehemals Kirchhoff.

Die Krimi-Reihe spielt im Taunus und der achte Band handelt von den Bewohnern des ...

Im Wald ist der achte Band der Krimi-Reihe um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Sander, ehemals Kirchhoff.

Die Krimi-Reihe spielt im Taunus und der achte Band handelt von den Bewohnern des kleinen Ortes Ruppertshain und dem nahegelegenen Wald. Die Protagonisten durchlaufen in den Bänden eine eigene Entwicklung, die für sich schon spannend erscheint. Im Wald ist für mich das erste Lesevergnügen der Reihe und ich bin sehr von der Entwicklung innerhalb des Romans als auch der verschiedenen Charaktere angetan. Durch gezielte Rückblenden ist das leicht nachzuvollziehen.







Oliver von Bodenstein wird mit einem Erlebnis aus seiner Kindheit konfrontiert. Nachdem eines Nachts ein Wohnwagen in Flammen aufgeht, in dem ein Mann ums Leben gekommen ist und kurze Zeit später eine alte Frau im Hospiz ermordet wird, deuten die Spuren auf einen Fall von vor vierzig Jahren hin. Damals verschwand ein Junge spurlos. Und mit ihm ein zahmer Fuchs. Beide waren treue Wegbegleiter von Oliver von Bodenstein - bis zu diesem Tag im Sommer 1972.

Der Schreibstil ist klug und gewitzt. Bereits nach kurzer Zeit mag ich das Buch schon nicht mehr aus der Hand legen.



"Tempora mutantur, nos et mutamur in illis." ... "Oder auf Hessisch: Lebbe geht weiter!" - Seite 104



Mir gefällt, dass in der Geschichte auch mal mit Dialekt gesprochen wird. Diese Stellen im Buch lese ich gern laut, um noch mehr ein Gespür dafür zu bekommen. Mit der Aussprache geht auch ein gewisses Gefühl an Mentalität einher. Das ist spannend zu erfahren.

In der Geschichte gibt es eine Vielzahl an Charakteren und ich muss konzentriert lesen, um bei den Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnissen innerhalb des Ortes auf dem Laufenden zu bleiben. Schließlich geht es hier um rund 40 Jahre Dorfgeschichte die erzählt werden will.

Ich könnte es mir einfach machen und in dem der Geschichte vorangestellten Namensverzeichnis nachsehen, doch ich merke mir die Namen und die Beziehungen der Charaktere zueinander lieber.

Und so lerne ich nach und nach die Dorfbewohner kennen und mag mir gar nicht vorstellen, dass unter ihnen ein Mörder weilen sollte. Mit dem Fortgang der Geschichte und der Ermittlungen wird das Netz immer enger um eine Handvoll Personen geschnürt und findet zuletzt ihren Höhepunkt. Ich bin begeistert, wie so viel Spannung in dem 560 Seiten starken Buch gehalten und schlussendlich sogar gesteigert werden kann.

Realistisch wirkt die Geschichte vor allem durch zeitgeschichtliche Gegebenheiten wie beispielsweise der Verkehr zur Frankfurter Buchmesse oder ein eingewobenes geschichtliches Ereignis wie die Festnahme der Terroristin Ulrike Meinhof. Das rundet das Geschehen im Buch ab und macht den Fall lebensnah.

Ich hatte viel Spaß beim Lesen der Geschichte und beim Miträtseln, wer hier der Täter sein könnte. Nele Neuhaus hat mit Im Wald einen Leser ihrer Geschichten mehr. Die vorangegangenen Werke dieser Krimi-Reihe liegen bereits hier bzw. sind gerade noch auf dem Weg zu mir.



Fazit
Im Wald ist für alle, die komplexe und realistisch gestaltete Kriminalromane mögen. Nele Neuhaus ist Autorin und Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber. Ich würde sagen, das merkt man dem Geschehen in der Geschichte an.

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