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Veröffentlicht am 30.11.2021

Hexenjagd

Hexenjäger
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„Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?“

„Hexenjäger“ ist ein skandinavischer Thriller von Max Seeck und der erste Band der „Jessica-Niemi-Reihe“. Er erschien im Dezember 2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Die ...

„Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?“

„Hexenjäger“ ist ein skandinavischer Thriller von Max Seeck und der erste Band der „Jessica-Niemi-Reihe“. Er erschien im Dezember 2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Die Frau des bekannten Autors Roger Koponen wird tot aufgefunden. Es folgen weitere Morde, die an Morde aus der Buchreihe von Roger erinnern. Doch wer könnte dahinterstecken und was hat es mit den Frauenleichen auf sich, die sie sich so sehr ähneln und auch Jessica bis aufs Haar gleichen…?

Manchmal fällt es mir schwer, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben. Bei „Hexenjäger“ geht es mir nun leider so. Ich hatte mir sehr viel von dem Thriller versprochen und recht hohe Erwartungen an ihn gesetzt. Leider muss ich sagen, dass sie nicht oder nur teilweise erfüllt wurden…
Zunächst einmal ist das Buch für mich kein typischer Thriller, sondern eher ein Kriminalroman. Für mich liegt der Fokus des Romans auf der Ermittlerin Jessica Niemi sowie dem Ermittlungsleiter Erne, weniger auf dem Rätsel um die begangenen Morde. Zwar ist die Spannung zum Teil sehr hoch und die Konfliktpunkte sind definitiv charakteristisch für einen Thriller – sie sind lebensbedrohlich für Jessica und weitere Opfer – aber der richtige „Thrill“ und der Drang zum unbedingten Weiterlesen fehlten mir in großen Teilen des Buches. Die kurzen Kapitel und der etwas abgehakte Schreibstil sind zwar tatsächlich typisch für einen Thriller und erhöhen die Spannung definitiv, auch einige unerwartete Wendungen und interessante Ansätze sowie die Storyidee an sich gefallen mir sehr gut. Trotzdem konnte mich die Handlung nur zu Beginn und im letzten Drittel so richtig mitreißen.
Zudem war es leider so, dass ich die Auflösung des Falls nicht vollständig verstanden habe und ich auch am Ende des Buches noch ein wenig verwirrt war. Es bleiben einige Fragen offen, was mir persönlich nicht wirklich gefallen hat. Vielleicht ist es aber auch so gewollt, denn die Reihe geht ja noch weiter… Insgesamt sind aber die Zusammenhänge sehr kompliziert und verwoben, sodass es mir teilweise schwerfiel, den Entwicklungen und Ermittlungsschlüssen zu folgen. Trotzdem waren die abrupten Wendungen der Handlung insgesamt gut dargestellt und definitiv nicht vorhersehbar.
Jessica Niemi sowie das gesamte Ermittlerteam sind Figuren mit Ecken und Kanten. Sie sind nicht 0815-Ermittler und man kann sich gerade mit Jessica gut identifizieren, obwohl sie mir persönlich absolut nicht sympathisch ist. Sie ist nicht die perfekte Kommissarin, sondern eben ein „echter“ Mensch der Fehler macht, was auch auf die anderen Personen im Ermittlungsteam zutrifft. Die Darstellung von Jessica ist sehr gut, vielschichtig und authentisch gelungen. Dennoch bleibt sie irgendwie schwer greifbar, es umgibt sie ein Geheimnis, dass man nur schlecht verstehen kann. Für mich sind ihre Handlungen nicht immer logisch. Sie verheimlicht ihr Privatleben vor ihren Kollegen und führt ein seltsames Doppelleben. Der Sinn dahinter wird erst nach und nach deutlich, wobei es mir bis zum Ende schwerfiel, es vollständig zu durchschauen. Auch die immer wieder auftretenden Rückblicke in ihre Vergangenheit wirken meist eher irritierend und ablenkend vom eigentlichen Romanthema. Es gibt keine zeitlichen Überschriften und der Zusammenhang zur Gegenwart ist für mich nicht erkennbar. Letztlich macht es zwar Sinn zu wissen, was Jessica in ihrem Leben bereits durchgemacht hat, ein etwas logischerer Aufbau des Wechsels der Zeitebenen hätte mir aber besser gefallen, ebenso ein konkreter Bezug zur Romanhandlung.

Mein Fazit: Der Thriller von Max Seeck kommt mit einer guten Storyidee und interessanten Wendungen daher, fokussiert sich für einen Thriller meiner Meinung nach aber zu sehr auf die Kommissarin Niemi und ihr Privatleben. Richtig spannend wurde es für mich erst im letzten Drittel, die Zusammenhänge sind insgesamt schwer greifbar und kompliziert. Geübteren Thrillerlesern als ich fällt das Lesen aber vielleicht leichter… Ich vergebe nur 3 von 5 Sternen, bin aber dennoch gespannt, wie es mit Jessica weitergeht.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Liebe und Musik

Die Muse von Wien
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„Ich will etwas werden im Leben, etwas Großes und dazu gehört ein großer Mann.“

„Die Muse von Wien“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien im Mai 2018 im Aufbau Verlag und gehört ...

„Ich will etwas werden im Leben, etwas Großes und dazu gehört ein großer Mann.“

„Die Muse von Wien“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien im Mai 2018 im Aufbau Verlag und gehört zu der Buchreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.
Alma Schindler – verliebt in Gustav Klimt, schließlich verheiratet mit Gustav Mahler. Eine junge Künstlerin mit viel Talent und Sinnlichkeit, die sich für die Liebe und gegen ihre Leidenschaft entscheidet…

Alma ist eine interessante und kluge Frau. Gerade in jungen Jahren ist sie ein wenig flatterhaft, hat dabei aber einen starken eigenen Willen. Sie wirkt verzogen und egoistisch, aber irgendwie auch sympathisch und schutzbedürftig. Zudem sprüht sie vor Lebensfreude und Energie, ist nicht auf den Mund gefallen und kämpft für ihre Liebe.
Als sie schließlich Gustav Mahler kennenlernt, ist ihr Herz schnell an den deutlich älteren Mann verschenkt und verloren. Entgegen den Willen ihrer Eltern heiratet sie ihn schließlich und akzeptiert damit seine Forderung: Ihre eigene Kunst darf neben seiner nicht existieren. Sie muss für ihn und seine Kunst da sein, ihre eigene hat in diese Ehe keinen Platz. Obwohl Alma bisher nur wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen hat, kann sie diese Forderung verstehen und akzeptieren. Ihre Liebe ist so groß, dass sie ihr eigenes Talent aufgibt und fortan für Mahler lebt: „Die Liebe, neben der ihre Musik verblasste.“. Dabei hat sie sich eigentlich so viel mehr gewünscht. Sie wünschte sich, selbst eine große Komponistin zu werden, zweifelt dabei aber auch immer wieder an ihrer Rolle als Frau. Sie hält Frauen für zu gefühlsbetont, als dass sie wirklich Genies sein könnten. Eine Ansicht, die vermutlich zu dieser Zeit (Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert) viele vertraten…
Caroline Bernard beschreibt in ihrem biografischen Roman Almas Leben an der Seite von Gustav Mahler. Es wird deutlich, wie groß Almas Gefühle für ihren Mann waren, wie sehr sie ihn geliebt hat, aber auch, wie sehr sie unter ihm gelitten hat. Dennoch gibt sie ihn nie auf und kämpft für die Beziehung. Auf eine Art hat sie mich absolut begeistert und fasziniert. Ihre Kraft, ihre Liebe, ihre Fähigkeit die eigenen Wünsche hinten an zu stellen. Auf der anderen Seite habe ich total gelitten, da sie so viel aufgeben musste und zudem so viel Leid erfuhr.
Der Schreibstil des Romans ist leicht, die Geschichte insgesamt gut lesbar. Die personale Erzählperspektive vermittelt mehrere Perspektiven gut und anschaulich. Almas innere Zerrissenheit, ihr Hadern mit ihrer Rolle als Gustavs Frau, ihre Gedanken, ihre Gefühle – alles ist genial und perfekt dargestellt. Dennoch bin ich mit dem Erzählstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen. Teilweise werden Rückblicke eingebaut, die aber nicht ganz eindeutig als solche zu erkennen sind und irgendwie als rückblickende Erklärung in die Gegenwart eingebaut werden. Die Zeitsprünge in der Handlung waren für mich nicht immer gut nachvollziehbar, weswegen ich an manchen Stellen etwas verwirrt war. Zudem konnte die Handlung mich nicht wirklich packen. Die Seiten zogen sich leider etwas träge dahin und erst zum Ende des Romans wurde es wieder ein wenig spannender.
Vielleicht passt genau dieses Muster auch zu Almas Gefühlen und daher perfekt zu dem Roman, mir fiel das Lesen dadurch allerdings sehr schwer und ich musste mich sehr quälen weiterzulesen. Dies fand und finde ich sehr schade, da ich durchaus der Meinung bin, dass es der Autorin gelungen ist, einen großartigen Einblick in das Leben von Alma Schindler zu geben und sie uns als Frau und als Künstlerin näher zu bringen. Ihre Zeit an der Seite von Gustav Mahler wird eingängig beschrieben, es wird deutlich, was für eine Frau sie war und womit sie zu kämpfen hatte.

Mein Fazit: Leider konnte ich mich nicht vollständig in die Geschichte einfinden und war stellenweise sehr gelangweilt. Dabei finde ich die Geschichte von Alma Schindler insgesamt gut dargestellt und berichtet, die damalige Rolle der Frau anschaulich umrissen - allerdings an vielen Stellen zu zäh und langatmig. Daher kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben und empfehle den Roman eher den Lesern, die biografische Romane mögen und sich für Alma Schindler interessieren!

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Kunst ist Kunst

Die Bildhauerin
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„Kunst ist Kunst, egal, ob eine Frau oder Mann sie schafft.“

„Die Bildhauerin“ ist ein Roman von Pia Rosenberger. Er erschien im April 2021 und gehört zu der Buchreihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen ...

„Kunst ist Kunst, egal, ob eine Frau oder Mann sie schafft.“

„Die Bildhauerin“ ist ein Roman von Pia Rosenberger. Er erschien im April 2021 und gehört zu der Buchreihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ aus dem Aufbau Verlag. Dabei ist er aber in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.
Paris, 1881: Camille Claudel weiß, was sie werden möchte. Bildhauerin, denn das ist sie mir Leib und Seele. Als Frau ist dieser Weg im 19. Jahrhundert jedoch noch nicht so einfach, sodass sie sich ihren Platz in der Welt der Kunst erkämpfen muss. Dabei ist sie stets auf der Suche nach der Wahrheit, die Liebe ist für sie unwichtig… Bis sie Auguste Rodin begegnet und sich alles ändert…

Leider hat mir der biografische Roman über Camille Claudel insgesamt nicht so zusagen können. Ich empfand die Handlung über weite Strecken sehr zäh und langatmig, mit Camille als Protagonistin konnte ich leider nicht wirklich warmwerden.
Sie ist egozentrisch, anstrengend, kontrollsüchtig, von sich selbst überzeugt und launisch. Sie sieht sich selbst als etwas Besseres, hat hohe moralische Werte und erkennt gesellschaftliche Missstände oder moralische Fehlhandlungen. Trotzdem billigt sie aber gerade Rodins Handlungen immer wieder, handelt selbst meist zu ihrem eigenen Vorteil und stößt damit ihre wahren Freunde sowie ihre Familie von sich: „Dir ist kein Preis zu hoch für deine Kunst, oder? Du bist bereit, sogar deine Freunde dafür zu opfern.“. Camilles Verhalten und Charakter sind zwar zum einen sehr authentisch und auch passend zu dem, was man über die reale Camille Claudel weiß und zum anderen sogar stimmig, wenn man überlegt, welchen Weg die junge Frau einschlägt, in einer Zeit, in der die Frau noch in ihrer typischen Rolle als Hausfrau und Mutter gesehen wurde. Dennoch hat mich ihre Art irgendwie genervt, zudem das Drama, das sie aus allem macht… Dadurch fiel es mir sehr schwer, mich auf sie und ihre Geschichte einzulassen.
Auch hatte ich irgendwie einen anderen Lebensweg erwartet und nicht das Leben an der Seite von Rodin als dessen Affäre/Gefährtin und Muse. Obwohl sie nämlich für ihren Traum der Bildhauerei und ihre eigene Freiheit kämpft und Liebe für sich als „Verschwendung“ ausschließt, verfällt sie Rodin völlig und bleibt sie in seinem Schatten zurück und verweilt in einer Beziehung, die geprägt ist von Streit, Emotionen und Wutausbrüchen. Auch dieses entspricht wohl allerdings der Realität, sodass ich wirklich beeindruckt bin, wie nah der Roman an der wahren Figur Camille Claudel dran ist. Interessant fand ich auch die mehrfachen Begegnungen mit Claude Debussy, die als Nebenhandlung immer mal wieder auftreten.
Natürlich werden einige Aspekte von Camilles Lebensweg künstlerisch umgeschrieben und auch nur der erste Lebensabschnitt von Camille beschrieben, dennoch bekommt man einen realistischen Eindruck in ihren Lebensweg sowie in die damals bestehenden Rollenbilder. Immer wieder wird ihr eingeredet, dass die Bildhauerei nichts für eine „schwache Frau“ sei und dass sie lieber nur kleine Skulpturen formen sollte. Es wird deutlich, wie schwer es für eine Frau war, das zu tun, was sie sich wirklich wünscht und nicht nur „brave Ehefrau“ zu sein. Trotz Camilles entsprechendem Talent fasst sie nur schwer Fuß in der Künstlerszene und wird selbst von den Menschen in dieser Szene als Außenseiterin betrachtet. Dabei sind es ja gerade diese Menschen die eher alternativ denken und die klassischen Rollenbilder missachten…
Beeindruckend fand ich die Unterstützung, die Camille von ihrem Vater bekommt sowie ihre sture Haltung gegenüber der Mutter, die damals tatsächlich alles andere als üblich war.
Der Schreibstil sowie die personale Erzählperspektive waren für mich leider ebenfalls nicht überzeugend. Ich hätte mir gewünscht, dass die Emotionen besser transportiert werden und der Schreibstil insgesamt etwas flüssiger und weniger sachlich gewesen wäre. Gerade der Einstieg in den Roman war für mich sehr zäh und schwierig, erst im letzten Drittel wurde die Handlung für mich spannender, der Lesefluss flüssiger, aber dennoch irgendwie nicht vollkommen überzeugend. Außerdem fehlte mir ein Nachwort im Buch, dass auf die reale Camille Claudel eingeht und die Darstellung im Roman noch einmal erläutert.

Mein Fazit: Insgesamt denke ich, dass der erste Lebensabschnitt von Camille Claudel gut und realitätsnah dargestellt wurden. Es wird deutlich, wie sie zu einer wirklich guten Bildhauerin wird und welche Schwierigkeiten ihr dabei begegnen. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht fesseln und ein richtiger Lesefluss entstand leider nicht. Daher vergebe ich nur 3 von 5 Sternen für „Die Bildhauerin“ von Pia Rosenberger.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Lebenslüge

Marta
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„Träum‘ schön weiter, aber versäume nicht die Realität.“

„Marta – Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ ist der Debut-Roman von Monika Hürlimann. Er erschien im Oktober 2020 im Anthea Verlag ...

„Träum‘ schön weiter, aber versäume nicht die Realität.“

„Marta – Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ ist der Debut-Roman von Monika Hürlimann. Er erschien im Oktober 2020 im Anthea Verlag und ist in großen Teilen autobiografisch.
Polen, 1984: Mit 15 muss Marta mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder ihr Heimatland Polen verlassen. Es geht illegal in den Westen - nach Deutschland in die BRD. Dort soll alles besser und bunter sein, doch für Marta beginnt eine schwere Zeit. Sie muss zunächst die fremde Sprache lernen und fragt sich immer wieder, warum ihre Mutter, die das Konzentrationslager in Ausschwitz überlebte, ausgerechnet nach Deutschland flieht. Erst nach dem Tod ihrer Mutter, beginnt Martha langsam die Vergangenheit aufzuarbeiten und entdeckt dabei ein Familiengeheimnis, das sie niemals erwartet hätte…

Marta ist ein kluges und sehr selbständiges Kind. Die Beziehung zu ihrer Mutter war schon immer schwierig, auch zu ihrem Bruder konnte sie nie eine wirklich innige Beziehung aufbauen. Früh musste sie lernen selbständig zu sein, sich um Essen für die Familie zu kümmern, Wäsche zu waschen und den Haushalt einigermaßen in Ordnung zu halten. Dabei war ihre Mutter nie faul, aber häufig arbeiten und als Pädagogin stets um andere Kinder bemüht. Ihr gesamtes Leben hat Marta das Gefühl, ihre Mutter sei unnahbar und nie wirklich an ihrer Tochter interessiert, der Bruder oder fremde Kinder stets an erster Stelle.
Die plötzliche Auswanderung in ein fremdes Land zeigt Marta, dass das Leben einfacher sein kann, als in ihrer Heimat. Keine Lebensmittelrationalisierung, keine angebliche Gleichheit, keine Sorgen mehr darüber, was man sagen darf und was nicht. Aber eben auch keine Freunde, keine Familie und eine fremde Sprache. Dennoch gibt Marta nicht auf und schafft es, an ihrem großen Traum festzuhalten: dem Medizinstudium. Letztlich ist sie eine Kämpferin. Sie ist zielstrebig und weiß, was sie kann, zweifelt aber trotzdem immer wieder an sich selbst und möchte anderen gefallen.
Zudem fragt sie sich immer wieder, was an der Vergangenheit und dem Verhalten ihrer Mutter so seltsam zu sein scheint. Doch obwohl sie sich dieser Tatsache bewusst ist, ist sie lange Zeit nicht in der Lage die Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen. Erst nach dem Tod ihrer Mutter beginnt sie ernsthaft sich mit der Thematik auseinander zu setzen und entdeckt dabei Dinge, die sie niemals geahnt hätte. Doch obwohl sie sich große Mühe gibt und mit ihrer Suche sogar bei einigen in ihrer Familie aneckt, kann sie das Rätsel um ihre Mutter am Ende nicht vollständig lösen und akzeptiert diese schließlich in ihrem Handeln und ihrer Person. Damit bleiben allerdings auch für den Leser Fragen offen, die ich mir als Konfliktlösung schon erhofft hätte.
Der, zumindest teilweise, autobiografische Roman von Monika Hürlimann beschreibt Martas Leben in mehreren Abschnitten, bis die Handlung ein paar Jahre nach dem Tod ihrer Mutter endet. Es werden dabei viele wichtige Themen wie das Leben im Kommunismus, die dortige Lebensmittelrationalisierung sowie der Umgang mit kranken Angehörigen, der Vergangenheit generell und das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen angeschnitten und aus der Perspektive einer Betroffenen beschrieben. Jedes der angeschnitten Thema fasziniert auf seine Weise und regt zum Nachdenken an.
Martas Lebensgeschichte ist ergreifend und im Grunde sehr emotional. Das junge Mädchen und auch später die junge Frau kann einem häufig eigentlich nur leidtun, ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit muss man bewundern. Leider konnte ich mich mit Marta selbst nicht wirklich identifizieren und fand auch während des gesamten Romans keinen richtigen Zugang zu ihr. Der Schreibstil ist, passend zu Marta als Figur, sehr sachlich und geradlinig. Dadurch entstand für mich jedoch kein richtiger Lesefluss und immer wieder drängte sich mir das Gefühl auf, keinen Roman, sondern ein Sachbuch oder eben eine Biografie zu lesen. Die Emotionen konnten mich daher ebenfalls kaum erreichen, sie waren mir zu abstrakt und haben es so leider nicht geschafft mich zu berühren.
Auch die nicht chronologische Reihenfolge der Kapitel und die entsprechenden wechselnden Zeitsprünge lagen mir persönlich nicht. Teilweise waren mir so Zusammenhänge nicht klar, manchmal wurden Dinge vorweggenommen oder doppelt erzählt. Die beschriebenen Lebensabschnitte und Ereignisse aus diesen sowie darauf aufbauende Gedankensprünge waren für mich teilweise nicht nachvollziehbar und irgendwie unlogisch.
Dennoch werden viele historische Begebenheiten authentisch beschrieben und der Leser bekommt einen sehr guten und wichtigen Einblick in entbehrungsreiche Zeiten und das Leben in einem kommunistischen System. Zusätzlich erlangt man einen Einblick in die Wirrungen und komplizierten Verhältnisse im Anschluss an den zweiten Weltkrieg.

Mein Fazit: Grundsätzlich finde ich „Marta - Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ durchaus gelungen. Allerdings war es für mich kein unterhaltsamer Roman mit historischem Kontext, sondern eher eine sachliche Erzählung in biografischer Form. Dieser Beschreibung wird der Roman dann deutlich gerechter und meine Erwartungshaltung daran wäre wohl auch eine andere gewesen. So kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben, da mich Martas Geschichte leider nicht wirklich erreichen konnte.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Clanfehden

Sturmtochter, Band 3: Für immer vereint (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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„Es kann mit oder ohne Dolch passieren, nach zwei Tagen oder zwanzig Jahren mit diesen Kräften. Aktuell ist niemand mehr sicher.“

„Sturmtochter – für immer vereint“ ist der letzte Band der Sturmtochter-Trilogie ...

„Es kann mit oder ohne Dolch passieren, nach zwei Tagen oder zwanzig Jahren mit diesen Kräften. Aktuell ist niemand mehr sicher.“

„Sturmtochter – für immer vereint“ ist der letzte Band der Sturmtochter-Trilogie von Bianca Iosivoni. Er erschien im Oktober 2019 im Ravensburger Verlag.
Nachdem Ava ihre eigenen Kräfte erkannt hat und weitere Mitglieder ihres Clans kennenlernen konnte, wandelt sich die Stimmung zwischen den fünf großen Clans mehr und mehr. Ein Krieg steht bevor, Naturkatastrophen nehmen zu und die Elementare werden immer stärker und gefährlicher. Zudem verlieren plötzlich auch Clanmitglieder die Macht über ihre Kräfte, obwohl sie diese schon mehrere Jahre beherrschen. Was hat dieses Ungleichgewicht ausgelöst und kann es Ava und den anderen Sturmkriegern gelingen das Gleichgewicht der Clans und der Natur in Schottland wieder herzustellen…?

Schade, ich habe die Sturmtochter-Reihe wirklich gern gelesen und das, obwohl ich eigentlich kein Fantasy-Leser bin. Trotzdem muss ich sagen, dass der dritte Band für mich absolut der schwächste der Reihe war.
Schon den Beginn empfand ich als sehr langatmig, da der Einstieg nicht direkt an Band 2 anknüpfte und auch die Handlung nicht sofort voll losging. Dieses Gefühl nahm dann leider auch während des gesamten Romans irgendwie nicht ab. Die Handlung schleppte sich von Ereignis zu Ereignis, dazwischen gab es jedes Mal einen deutlichen Spannungsabfall sowie einen erneuten Einstieg in die jeweilige Szene. Diese waren für mich dann auch zu sehr voneinander abgegrenzt und eher eine Aneinanderreihung der verschiedenen Charaktere und ihrer Erlebnisse. Die verschiedenen Erzählperspektiven und Settings waren zwar jedes für sich interessant und gut durchdacht, eine bessere Verknüpfung mit weniger Längen zwischendurch hätte mir aber besser gefallen.
Die Spannung, die durch den Kampf der Clans gegeneinander und schließlich gegen die Elementare und Naturkatastrophen aufkommen sollte, erreichte mich daher leider ebenfalls nicht wirklich. Die Handlung war häufig vorhersehbar, die Ereignisse wiederholten sich eher, als dass sie mich überraschen konnten. Immer wieder wird jemand nahezu tödlich verletzt oder verwandelt sich plötzlich in einen Elementar. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung und neue Ideen gewünscht.
Nichtsdestotrotz habe ich mich gefreut, Ava und ihre Freunde erneut zu treffen. Die wechselnden Erzählperspektiven erlauben einen Eindruck in die Gedanken nahezu aller bereits bekannten Hauptfiguren und verdeutlichen die einzelnen Entwicklungen der Charaktere sehr gut. Gerade Reid hat mich in diesem Band überzeugt. Er vollzieht eine deutliche Entwicklung und schafft es endlich, sich von seinem Vater und seinem Clan loszusagen und die Entscheidungen zu treffen, die er selbst als richtig erachtet. Dies hatte ich schon in den vorherigen Bänden erwartet und gehofft, sodass ich mich nun umso mehr für ihn gefreut habe.
Ava und Lance bekommen endlich ihr persönliches Finale, was mich zwar sehr gefreut hat, mir aber insgesamt dennoch zu unkompliziert vonstattenging. Warum die Liebe zwischen den Clans eigentlich verboten ist und nun dennoch so einfach akzeptiert wird, ist für mich unklar. Ebenso empfand ich die Lösung einiger weiterer Konflikte als zu unkompliziert und einfach, was mich ein wenig ratlos zurücklässt. Genauer darauf eingehen möchte ich an dieser Stelle nicht, da ich niemanden spoilern möchte.
Gefallen hat mir aber nach wie vor die Idee, dass die junge Generation der magischen Clans sich zusammenschließt und ein Bündnis eingeht, das auf Freundschaft und Vertrauen basiert, nicht auf Notwendigkeit und Scheinheiligkeit. Der Freundschaftsaspekt sowie die Liebe und die Idee „das Richtige“ zu tun werden an mehreren Stellen angesprochen und nachvollziehbar dargestellt. Die Handlungen der Figuren haben mir hierbei sehr gut gefallen. Es wird deutlich, dass viele erkennen, dass sie eher nach ihrem Gewissen und ethischen Grundsätzen handeln sollten, als nach dem, was ihnen ihr Clan-Chief befiehlt.
Auch der Schreibstil von Bianca Iosivoni war gewohnt flüssig und unkompliziert, weshalb der Lesefluss trotz der eher dahinplätschernden Handlung nicht wirklich unterbrochen wurde und ich einige kurzweilige Lesestunden genießen konnte. Ebenso begeistert hat mich wieder das Setting und die Beschreibung der schottischen Kulisse. Die Handlungsorte sind anschaulich und greifbar beschrieben und lassen ein gewisses Fernweh aufkommen.

Mein Fazit: Ich habe mir vom Finale der „Sturmtochter-Trilogie“ einiges mehr erhofft und bin daher ein wenig enttäuscht. Trotzdem habe ich ihn als Abschluss der ansonsten wunderschönen Fantasy-Reihe sehr gerne gelesen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen, empfehle die Buchreihe aber trotzdem jedem, der New-Adult-, Fantasy- und Romance-Geschichten mag!

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