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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2017

Beschaulich, aber trotzdem schön

Das Lied der Störche
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1920 zieht die elfjährige Fredericke mit ihrer Mutter Stefanie und ihren beiden Stiefgeschwistern Gerta und Fritz von Potsdam nach Ostpreußen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und nun wird das Gut von ...

1920 zieht die elfjährige Fredericke mit ihrer Mutter Stefanie und ihren beiden Stiefgeschwistern Gerta und Fritz von Potsdam nach Ostpreußen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und nun wird das Gut von Eric von Fennhusen ihre neue Heimat sein. Das Leben auf dem Gut ist geprägt durch die Jahreszeiten, die die Landwirtschaft und die Pferdezucht vorgeben. Obwohl sie mithelfen müssen, da ihr Stiefvater die Ansicht vertritt, dass sie die Arbeiten auf einem Gutshof von der Pike auf erlernen, bleibt ihnen noch genügend Zeit, um eine glückliche Kindheit zu bringen. Eines Tages erfährt Fredericke, dass ihre Zukunft ungewiss ist, da sie keine Mitgift bekommen wird. Sie wird auf ein Internat für höhere Töchter geschickt, um später einmal die Leitung eines Gutshofes zu übernehmen.

1928 kehrt sie auf das Gut ihres Stiefvaters zurück. Mittlerweile hat sich die Familie um vier neue Geschwister vergrößert. Doch Fredericke quälen immer mehr die Sorgen um ihre Zukunft. Ihre Mutter setzt alles daran sie standesgemäß zu verheiraten, doch Fredericke fühlt sich noch nicht bereit dazu.

Ulrike Renk erzählt die Geschichte, die sich zwischen den Jahren 1920 bis 1928 abspielt, auf eine sehr anschauliche und bildhafte Weise, dass es mir schwer fiel das Buch aus der Hand zu legen. Es ist eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion. Sie beschränkt sich dabei aber nicht nur auf das Leben von Frederike, sondern man erfährt als Leserin auch viel über die damalige Zeit in Ostpreußen, das Leben auf einen Gutshof und die täglichen Abläufe. Auch die gesellschaftlichen Hintergründe sind klar herausgearbeitet. Den Gutshof, die Gutsbewohner und die Bediensteten hat die Autorin so gut beschrieben, dass ich mir alles lebhaft vorstellen konnte.

Obwohl es in dem Buch keine Spannungsbögen gibt, sondern alles mehr beschaulich und ruhig abläuft, hat mir das Buch sehr gefallen und ich habe mich beim Lesen wohlgefühlt, so dass ich gespannt auf die Fortsetzung bin.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Ein Buch mit überraschenden Wendungen

Das Geheimnis jener Tage
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Der Roman „Das Geheimnis jener Tage“ von Zoe Miller hat mich überrascht, denn er gehört nicht zu den seichten Romanen mit einem Familiengeheimnis, den ich zu Anfang erwartet hatte.

1980 – Sylvie sitzt ...

Der Roman „Das Geheimnis jener Tage“ von Zoe Miller hat mich überrascht, denn er gehört nicht zu den seichten Romanen mit einem Familiengeheimnis, den ich zu Anfang erwartet hatte.

1980 – Sylvie sitzt am Abend gern in den Dünen, um über die Probleme ihres Lebens nachzudenken und hört dabei oft entfernte Klavierklänge, die sie beruhigen und verzaubern. Eines Abends beobachtet sie einen jungen Mann, der ins Meer läuft und seinem Leben ein Ende machen will. Mit einem Trick zwingt sie ihn zur Umkehr und stellt fest, dass er blind ist. Vierzehn Tage haben beide eine intensive Beziehung, aus der sie Kraft für die Zukunft schöpfen.

Heute – Carrie trauert um den Tod ihrer Eltern, die vor längerer Zeit bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Carrie fühlt sich schuldig am Tod ihrer Eltern, da sie die beiden zu dieser Reise überredet hat. Kurz vor der Hochzeit löst sie ihre Verlobung, weil sie der Meinung ist, kein Recht auf Glück zu haben. Dann erreicht sie der Anruf einer unbekannten Frau, die sie mit einem Detail aus der Vergangenheit ihrer Mutter konfrontiert und das Leben von Carrie nimmt einen unerwarteten Verlauf.

Geschickt hat die Autorin Vergangenheit und Gegenwart verflochten und mich mit unerwarteten Wendungen überrascht. Der Erzählstil ist angenehm, aber nicht seicht. Einige Sätze musste ich mehrmals lesen, da sie mich sehr berührt haben. Die Protagonisten waren fast alle sympathisch und authentisch beschrieben. Ich konnte die Trauer von Carrie um ihre Eltern mitfühlen, war wütend und aufgewühlt über das, was sich im häuslichen Bereich abspielen konnte und habe mit gefiebert wie sich langsam die einzelnen Puzzleteilchen zusammengefügt haben.

Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Einige Bücher auf denen Thriller steht, sind nicht halb so spannend wie dieser Roman. Hier kann ich nur eine klare Leseempfehlung geben.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Eine zauberhafte Geschichte

Madame Cléo und das große kleine Glück
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Madame Cléo, früher ein erfolgreiches Pariser Mannequin, lebt allein in einer Berliner Altbauwohnung. Ein Teil ihrer antiken Möbel hat sie bereits verkauft, um über die Runden zu kommen. Nun plant ihr ...

Madame Cléo, früher ein erfolgreiches Pariser Mannequin, lebt allein in einer Berliner Altbauwohnung. Ein Teil ihrer antiken Möbel hat sie bereits verkauft, um über die Runden zu kommen. Nun plant ihr Vermieter Sanierungs- und Renovierungsarbeiten des Hauses mit anschließender Mieterhöhung. Um die Kosten decken zu können, will sie ein Zimmer untervermieten. Sie entscheidet sich für den Italiener Adamo, dessen Frau vor einem Jahr verstorben ist und seine achtjährige Tochter Mimi. Die Geschichte der beiden hat Madame Cléo mitten ins Herz getroffen. Die finanziellen Sorgen werden nicht weniger, bis Mimi eines Tages einen Rucksack voller Geld findet. Doch woher stammt das Geld? Madame Cléo und Mimi schmieden einen Plan und starten die Operation No. 5.
Tanja Wekwerth hat einen angenehmen Erzählstil, so dass ich mich bei jeder Zeile dieses Buch wohlgefühlt habe. Ihre Beschreibungen waren detailliert, aber nicht ausufernd. Beim Lesen lernte ich etwas über Coco Chanel und fühlte mich als Mitglied dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft. Ich begleitete Madame Cléo, die Grande Dame sowie den Sonnenschein Mimi und saß am Küchentisch, wenn Adamo sein Spaghetti alla Puttanesca kochte. Bei der Suche nach dem Glück wurde ich als Leser beschenkt mit vielen kleinen Glückmomenten und wunderbaren Sätzen wie: „Dass man immer etwas in seinem Leben ändern kann, und wenn es bloß seine Haltung ist, aber das wird irgendein Türchen öffnen und ein wenig Wind wird hereinkommen und Neues mit sich bringen“. Mit einem Lächeln im Gesicht habe ich diese bezaubernde Geschichte beendet.

Dieses Buch ist das Richtige für Menschen, die auf der Suche nach dem großen kleinen Glück sind und den Zauber in den kleinen Dingen des Alltags noch nicht verloren haben.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Aktuell und brisant zu gleich

Schlaflied
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„Schlaflied“ ist der vierte Band um das Ermittlerteam Olivia Rönning und Tom Stilton aus der Feder von Cilla & Rolf Börjlind.

Jeden Tag kommen auf dem Stockholmer Hauptbahnhof unüberschaubare Massen von ...

„Schlaflied“ ist der vierte Band um das Ermittlerteam Olivia Rönning und Tom Stilton aus der Feder von Cilla & Rolf Börjlind.

Jeden Tag kommen auf dem Stockholmer Hauptbahnhof unüberschaubare Massen von Flüchtlingen an. Viele Freiwillige versuchen den Asylsuchenden zu helfen. Unter den Ankommenden befinden sich auch viele unbegleitete Kinder. Folami, ein Flüchtlingskind aus Nigeria, versucht sich alleine durchzuschlagen und trifft auf die Obdachlose Muriel, die sie mit in ihren Unterschlupf nimmt. Muriel fühlt sich verantwortlich für Folami.

In einem weiteren Handlungsstrang wird mitten im Wald durch Zufall die Leiche eines verscharrten elfjährigen Jungen entdeckt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und Tom Stilton wird zur Unterstützung hinzugezogen. Es gibt verschiedene Ermittlungsansätze und Tom Stilton sowie Olivia Rönning verfolgen eine Spur, die sie nach Bukarest in die verrufenen Abwassersysteme dieser Stadt führt. Was sie hier entdecken, ist kaum fassbar.

Die Geschichte lässt sich wunderbar flüssig lesen. Die Beschreibungen von Landschaften oder Personen sind genau und aussagekräftig, gehen aber nicht ins Detail. Mir hat sehr gut gefallen, dass die ermittelnden Personen ihre kleinen Fehler und Schwächen haben.
Die zentralen Themen Organhandel und Flüchtlingsströme sind aktuell sowie brisant. Die Autoren zeichnen ein glaubwürdiges Szenario, dass auf mich sehr erschreckend wirkt.

Auch dieser Band kann den hervorragenden Eindruck der Vorgängerbände nahtlos fortsetzen und präsentiert eine sehr eindringliche Geschichte, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Lebensträume

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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Das Buch „Der Jahrhunderttraum“ ist die Fortsetzung des Romans „Der Jahrhundertsturm“ von Richard Dübell. Während der erste Band im Jahr 1871 endet, beginnt der neue Roman im Jahr 1891 und umfasst achtzehn ...

Das Buch „Der Jahrhunderttraum“ ist die Fortsetzung des Romans „Der Jahrhundertsturm“ von Richard Dübell. Während der erste Band im Jahr 1871 endet, beginnt der neue Roman im Jahr 1891 und umfasst achtzehn Jahre. Auch wer den 1. Teil nicht gelesen hat, kommt ohne Probleme in die Geschichte hinein.

Die Großeltern Paul und Louise sind bei einem Zugunglück in der Schweiz ums Leben gekommen. Die Familie von Briest, Moritz, seine Frau Antonie und die Kinder Otto, Levin und Amalie sind entsetzt. Edgar Trönicke, ein Freund der Familie und Privatdetektiv, stellt Nachforschungen an, um zu klären, ob der Tod der beiden ein Unglück oder ein Versicherungsbetrug war.
Otto von Briest begleitet Edgar Trönicke bei seinen Ermittlungen, da er davon träumt, selbst Privatdetektiv zu werden.
Nach dem Levin von Briest die ersten Flugversuche von Otto Lilienthal gesehen hat, ist sein Traum vom Fliegen erwacht.
Auch die Schwester von den beiden, Amalie von Briest, hat eigene Träume, die zur damaligen Zeit fast unmöglich waren. Verständnis findet sie bei ihrer Mutter, die sich der Frauenbewegung angeschlossen hat.
Werden ihre Lebensträume in Erfüllung gehen?

Die gut siebenhundert Seiten des Buches sind in sechs einzelne Buchabschnitte unterteilt. Richard Dübell hat einen sehr flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil, so dass ich durch die Seiten nur so geflogen bin. Er hat mich mitgenommen auf eine Reise zu den Anfängen der Luftfahrt, so lernte ich Otto Lilienthal kennen, absolvierte einen kurzen Flug mit den Brüdern Wright und bestieg das Luftschiff von Ferdinand Graf von Zeppelin. Geschickt hat Richard Dübell historische Ereignisse mit dem Leben der Protagonisten verwoben. Neben der technischen Entwicklung geht es aber auch um Liebe, Freundschaft, Intrigen und Manipulation. Dieses ist so spannend geschrieben, dass bei mir trotz des Buchumfanges keine Langeweile aufkam.

Das Buch war für mich ein reines Lesevergnügen und ich empfehle es gern weiter.