Die deutsche Mary Poppins
Frau Honig: Und plötzlich war Frau Honig daEs klingelt und da steht sie ungefragt vor der Tür. Das neue Kindermädchen der Familie Sommerfeld.
Als alter Kino-Kenner könnte man da stutzig werden. Das klingt doch sehr nach Mary Poppins. Und genau ...
Es klingelt und da steht sie ungefragt vor der Tür. Das neue Kindermädchen der Familie Sommerfeld.
Als alter Kino-Kenner könnte man da stutzig werden. Das klingt doch sehr nach Mary Poppins. Und genau dort liegt auch der große Haken des Buches.
Die Familie Sommerfeld hat es nicht leicht. Seit die Mutter gestorben ist, muss der Vater den Haushalt mit vier Kindern alleine führen. Wie bei einem solchen Buch zu erwarten, macht er das natürlich nicht besonders gut. Er versinkt in Arbeit und lässt seine Kinder mehr oder weniger machen, was sie wollen. Bis eines Tages Frau Honig vor der Tür steht, die mit ihrer Magie und ihren Bienen wieder Ruhe und Freude in das Leben der Familie bringt.
Das Buch hält, was der Titel verspricht. Frau Honig steht erfreulicherweise tatsächlich schnell vor der Tür und die Läuterung der Familie Sommerfeld kann beginnen. Nach und nach bekommt die junge und lebenslustige Frau alle Kinder auf ihre Seite und (wie könnte es auch anders sein) am Ende auch den Vater. Die Mittel, derer sich das neue Kindermädchen bedient erinnern, wie schon eingangs erwähnt, sehr stark an Mary Poppins, was dem Buch leider gänzlich den Zauber nimmt. Die Ideen sind zwar zum Teil wirklich kreativ und erfrischend, doch versucht das Buch etwas zu sein, was es nicht ist. Immer wieder wirft Frau Honig mit weisen Sprüchen um sich, die die Autorin von anderen Autoren, Dichtern und Philosophen ausgeliehen hat. Damit geht noch ein Teil an Originalität verloren. Auch das Ende ähnelt so sehr dem von Mary Poppins, dass es einen eigentlich wenig zufrieden zurücklässt. So wirkt die Geschichte letztendlich doch eher wie ein Abklatsch und verliert viel an Individualität.
Allerdings kann gesagt sein, dass vor allem jüngeren Kindern die Geschichte sehr gut gefallen wird, denn die kennen Mary Poppins ja meistens nicht und stören sich auch nicht an mangelnder Individualität.
Wen die vielen Parallelen nicht stören und eine lustige Geschichte zum Vorlesen sucht, der macht mit diesem Buch den Kindern bestimmt eine Freude.