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Veröffentlicht am 31.03.2021

Spionageroman mit Spannungsauf- und -ab

Geiger
7

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich etwas in die Irre geführt, da man aufgrund dieser Informationen nichts davon ahnt, wie sehr man mit Politik, Spionage und Kaltem Krieg konfrontiert wird - meine ...

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich etwas in die Irre geführt, da man aufgrund dieser Informationen nichts davon ahnt, wie sehr man mit Politik, Spionage und Kaltem Krieg konfrontiert wird - meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.
So spektakulär das Buch auch beginnt – immerhin erschießt Agneta, eine alte Frau und Großmutter, nur aufgrund eines Anrufes kaltblütig ihren langjährigen Ehemann Stellan, der vor seiner Pensionierung ein allseits beliebter Fernsehmoderator war. Sie packt ihre Siebensachen und macht sich auf den Weg, um einen vor Jahrzehnten erhaltenen Auftrag auszuführen – so fulminant und actionreich endet es auch.
Aber zu diesem Ende muss man sich erst durchkämpfen, wenn man (so wie ich) an Politik, speziell an schwedischer Politik in der Nachkriegszeit, nicht wirklich sehr interessiert ist. Die politischen Hintergründe und Intentionen Schwedens zur Zeit des Kalten Krieges, die Haltung gegenüber der DDR usw. sind offensichtlich ausgiebig recherchiert. Wie viel davon Realität und wie viel der Fantasie des Autors entsprungen ist, war für mich nicht erkennbar. In die Handlung sind sehr detaillierte Informationen hinein verpackt. Ich fand es schwierig, die vielen Personen zuzuordnen, habe über so manche Passagen einfach hinweg gelesen. Die Spannung ging mir immer wieder verloren, obwohl es durchaus nicht an überraschenden Enthüllungen und Wendungen mangelt.
Im Prinzip werden zwei Handlungsstränge miteinander verbunden. Einerseits die Flucht von Agneta, die Frage nach ihrem Motiv, ihrer Aufgabe. Denn offensichtlich ist sie eine Spionin, eine Schläferin. Aber für wen oder gegen wen arbeitet sie? Andererseits die Ermittlungstätigkeit der Polizistin Sara, die ihre Kindheit im Haushalt von Agneta und Stellan verbracht hat und nun nicht nur skandalöse Dinge über diese stets angesehene Familie, sondern auch über ihr eigenes Leben ans Licht befördert und nebenbei mit beruflichen und privaten Problemen kämpft.
Was die Charaktere anbelangt, so ist vor allem Sara sehr eingehend dargestellt, in all ihren Gefühlen, Ängsten und Sorgen und ihrem unerschütterlichen Bestreben nach Gerechtigkeit. Meine volle Sympathie konnte sie mit ihren teils zu impulsiven, andere verletzenden Aktionen leider nicht gewinnen. Obwohl auch Agnetas und Stellans Eigenschaften im Zuge der Rückblicke auf ihr Leben beschrieben werden, blieb es ein oberflächlicher Eindruck.
Von den inhaltlich schwierigen Textpassagen abgesehen, liest sich das Buch recht flüssig, durch die gewisse Langatmigkeit ist es jedoch für mich (vom explosiven Ende abgesehen) kein Thriller, sondern primär ein Spionage-Roman.
„Geiger“ ist der Auftakt für eine Triologie. Ich bin mir noch nicht im Klaren, ob ich die Fortsetzung lesen möchte. Immerhin blieben am Ende Fragen offen, die mich neugierig machen …

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Beklemmend, spannend, unsympathisch und frustrierend

Flieh, so weit du kannst
3

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher ...

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher nicht am Erzählstil. Der ist flüssig, auch sprachlich gefiel es mir. Der stetige Wechsel zwischen Avas und Jades Gedanken war anschaulich und trug zu deren charakterlicher Darstellung gut bei.
Die Bedrohung durch Charlie und schließlich schon sehr bald auch erkennbar durch David war beklemmend spürbar, war für mich auch signifikant für einen Thriller, ebenso wie der letzte Abschnitt, actionreich, ziemlich grausam und von Toten geprägt.
Was mich frustriert hat war, dass ich keine der beiden Protagonistinnen sympathisch finden konnte, zwei Freundinnen, die in boshafter Art und Weise um einen Posten konkurrieren, obwohl das gemeinsame Geheimnis, die beiderseitige Schuld, sie eigentlich zusammenschweißen sollte. Doch beide sind psychisch irgendwie gestört, vor allem Jades irrationale Handlungen und Halluzinationen waren für mich kaum erträglich.
Ich bevorzuge auch bei Thrillern das Schema "gut besiegt böse" und das war hier nicht der Fall. Es gab keinen sog. Helden, der alle Gefahren überwindet und letztlich den Bösen zur Strecke bringt. Es gibt, wenn man so will, kein Happy-End. Nur einen ominösen, ebenfalls unbefriedigenden Cliff-Hanger.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Weltverbesserung und Gerechtigkeit

Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, um die Weltrevolution in Gang zu setzen
0

Kurzer Inhalt:
Bruno (der sog. Großvater) und Herbert, sind 1927 zwei junge Männer vom Land, die mit dem Kapitalismus und mit der Ungerechtigkeit auf der Welt hadern und auf die Idee kommen, sie mit einer ...

Kurzer Inhalt:
Bruno (der sog. Großvater) und Herbert, sind 1927 zwei junge Männer vom Land, die mit dem Kapitalismus und mit der Ungerechtigkeit auf der Welt hadern und auf die Idee kommen, sie mit einer Bombe verbessern zu können. Zudem treten sie, weil sie sich dadurch erhoffen, die lang ersehnten Fahrräder zu erhalten, bei der Kommunistischen Partei ein. Das Bombenattentat, das Bruno alleine ausführt, misslingt zwar, aber er lernt Else kennen und die zwei flüchten zunächst nach Wien. Die KP ist mittlerweile auf Bruno aufmerksam geworden und zwingt ihn zu weiteren Attentaten, denen sich Bruno, dem Gewalt total widerstrebt, zu entziehen versucht. Ihre Abenteuer führen Else und Bruno schließlich auch noch nach Venedig und Berlin.

Meine Meinung:
Obwohl im Klappentext als liebevoll-grotesker Roman bezeichnet, so habe ich dennoch eine Weile gebraucht, um in diese fantasievolle, etwas absurde Geschichte hineinzufinden, bis mir klar war, dass ich die Handlung nicht logisch oder realistisch bewerten durfte, sondern als Märchen sehen musste, mit einer Reihe von skurrilen, teils auch klischeehaften Figuren.

Die Protagonisten, allen voran Bruno, der Großvater, sinnieren ausgiebig darüber, wie man die Welt verbessern, sie gerechter gestalten könnte. In diesen Gedanken liegt das Bedeutungsvolle dieses Romans. Das regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Es geht in dem Buch nicht primär um eine Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, wobei Bruno und Herbert letztlich erkennen, dass die kommunistische Ideologie keineswegs die Lösung aller Dinge darstellt.
Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel lesen sich leicht und man kommt flott voran. Besonders gefielen mir die Beschreibungen der Städte (von Wien, Venedig und Berlin), die unzähligen Details, wie die Vielfältigkeit anschaulich geschildert wird.
Die Protagonisten sind eher typisiert gezeichnet. Entweder sind sie einfache Menschen vom Land, wie Bruno oder Herbert, oder ideologisch geprägt, wie Genosse Frank oder Genossin Olga.
Das Originelle und Witzige liegt u.a. in Art und Weise, wie Bruno die Partei hinters Licht führt, wie er sich deren Aufträgen, Attentate auszuführen, entzieht.
Es heißt, für jedes Buch gibt es die richtige Zeit es zu lesen. Möglicherweise war es für mich nicht der richtige Moment. Trotz wertvoller Gedanken, amüsanter Szenen und poetischer Beschreibungen hat mich das Buch gesamt gesehen nicht begeistert; ich bin mit den Protagonisten nicht wirklich warm geworden.

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Winterlich-weihnachtliche, romantische Love-Story

Mit dem Schlitten auf Wolke sieben
0

Carrie kommt als Kindermädchen zu Adam, geschieden, mit einem vierjährigen Zwillingspärchen. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es Carrie, die entfremdete Beziehung des Workaholics zu seinen Kinder zu ...

Carrie kommt als Kindermädchen zu Adam, geschieden, mit einem vierjährigen Zwillingspärchen. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es Carrie, die entfremdete Beziehung des Workaholics zu seinen Kinder zu intensivieren. Es ist im Prinzip eine Art Aschenputtel-Geschichte. Denn Adam ist reich, Carrie ist ein bisschen eine graue, unscheinbare und unsichere Person, aber mit dem Herz am rechten Fleck und viel Liebe zu Kindern.
Das Buch hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Es vermittelt wunderbar Winterflair und Weihnachtsstimmung, wobei es natürlich amerikanische Traditionen sind.
Ich bin mit der Hauptprotagonistin Carrie nicht wirklich warm geworden. Ihre Unsicherheit, ihre Zurückgezogenheit und ihre Bedenken haben mich ziemlich genervt, für meine Begriffe hat sich der Zeitpunkt, bis sich die beiden endlich ihre Liebe gestehen viel zu lange gedauert. Dadurch wurden Carries Gedanken, ihre Zweifel irgendwann zu langatmig.
Die Nebenfiguren, Adams Familie, fand ich unheimlich liebenswert und sympathisch, Adams Entwicklung vom distanzierten Workaholic zum warmherzigen, liebevollen Vater gefiel mir, als verliebter Mann überzeugte er mich weniger.
Es werden etliche ernste Themen oberflächlich angesprochen. Dass sie nicht vertieft werden, passt meiner Meinung nach zu diesem Genre "Weihnachtsroman". Leider war auch die Love-Story sehr schwach. Da sprang kein Funke auf mich über, es prickelte nicht. Ich konnte auch das Ende, die zeitweilige Trennung und wie es dann zum Happy-End kommt nicht nachvollziehen.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Dichtung und Wahrheit über das Leben von Grace Kelly

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen
0

Das Buch liest sich flüssig und die Zeitsprünge machten es abwechslungsreich. Ich habe mich zuvor mit dem Leben von Grace Kelly kaum befasst, kannte zwar einige Filme und hatte auch die Bilder von ihrer ...

Das Buch liest sich flüssig und die Zeitsprünge machten es abwechslungsreich. Ich habe mich zuvor mit dem Leben von Grace Kelly kaum befasst, kannte zwar einige Filme und hatte auch die Bilder von ihrer Märchenhochzeit vor meinem geistigen Auge. Dementsprechend waren meine Erwartungen: etwas Romantisches, Gefühlvolles, Beglückendes. Ein moderndes Märchen eben, mit historischen Fakten.
Es war durchaus interessant, so einiges über ihren Werdegang, ihren familiären Hintergrund und die Filmarbeit hinter den Kulissen zu erfahren. Aber manches empfand ich als zu ausführlich, zu langatmig. Der Wunsch, die Filme nochmals zu sehen, wurde allerdings auch geweckt.
Im großen und ganzen blieb nicht nur Grace für mich zu oberflächlich, man könnte sagen sie war nicht drei- sondern nur zweidimensional. Ich spürte keine tiefen Gefühle, keine Leidenschaft, keine Wut. Zwar werden diverse Affären mit Filmpartnern beschrieben, es wurde davon "berichtet", aber es gab keine Szenen, in die man sich hineinversetzen konnte, die man miterleben konnte, wo man Liebe und Leidenschaft nachempfinden konnte. Für mich wurde Grace nie richtig lebendig.
Zudem kommt, dass mir Wärme, positive Emotionen, Glücksmomente und tiefe Gefühle fehlten, während Graces Selbstzweifel, ihr mangelndes Selbstvertrauen, ihre Probleme, sich gegenüber ihren Eltern (und später gegenüber Rainier) durchzusetzen, ihre Enttäuschungen, ihre unglücklichen Stimmungen sich durch den Roman ziehen und letztlich bei mir ebenfalls eine enttäuschende Stimmung hinterließen.
Was auch immer in diesem Buch der Wahrheit entspricht oder lediglich der Fantasie der Autorin entsprungen ist, ist für mich nebensächlich, mich hat die Darstellung von Grace Kelly desillusioniert, ich glaube nicht, dass alles so negativ war, dass sie derart unglücklich in einem goldenen Käfig lebte. Weil mir das wahre Lesevergnügen versagt war, gibt es leider nur 3 Sterne.

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