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Veröffentlicht am 18.02.2021

Nicht ganz so wow wie die Serie

Bridgerton - Der Duke und ich
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Mit einem unnachahmlichen Siegeszug hat sich die britische Serie Bridgerton, auf einer Romanreihe von Julia Quinn beruhend, zur erfolgreichsten Serie von Streamingdienst Netflix aufgeschwungen. Jemals. ...

Mit einem unnachahmlichen Siegeszug hat sich die britische Serie Bridgerton, auf einer Romanreihe von Julia Quinn beruhend, zur erfolgreichsten Serie von Streamingdienst Netflix aufgeschwungen. Jemals. Auch ich habe begeistert vor dem Bildschirm gehockt, ohne aber die Buchvorlage zu kennen, weswegen ich das jetzt dringend nachholen wollte.

Normalerweise kennt man den Klassiker, dass eine Adaption in Bewegtbildern dem Buch nur selten gerecht wird. Hier ist es lustigerweise genau umgekehrt, weil die Serie in der ersten Staffel inhaltlich deutlich mehr anbietet als der erste Roman der Reihe, „Der Duke und ich“. Gleichzeitig hat die umgekehrte Reihenfolge dem Buch jetzt auch geholfen, denn wo die Vorlage stellenweise etwas dünn ist, lässt es vor dem Hintergrund der Serie dennoch gut vor dem Auge entstehen, so dass dabei Lücken gestopft werden. Im Buch wird kaum die Hälfte der Charaktere beleuchtet, denn die Handlung wird eng entlang der Liebesgeschichte von Daphne und Simon geführt. Auch wenn ich bei all den Szenen der beiden auch stets die besondere Atmosphäre aus der Serie verspürt habe, weil sie offenbar originalgetreu übernommen worden sind, ist die Entwicklung im Buch deutlich oberflächlicher. Da gibt es schon mal größere Zeitsprünge, was den Eindruck erweckt, dass für die kleinen Momente nicht so viel Zeit ist.

Zwei Aspekte haben mir bei dem Buch aber definitiv besser gefallen als bei der Serie. Das ist zum einen die Tatsache, dass ein viel größerer Fokus auf Simons Stottern gelegt wird, was ihn entscheidend ausmacht und was aus dem ach so selbstsicheren Duke eine viel verletzlichere und nahbarere Persönlichkeit macht. Der zweite Aspekt sind die Geschwisterszenen der Bridgertons. Ja, es gibt auch genug in der Serie und dennoch gibt es dort so viele Charaktere, dass man manchmal vergessen könnte, warum die Serie so heißt wie sie heißt. Hier im Buch ist die Handlung sehr eng bei der titelgebenden Familie, zwar mit einer starken Fokussierung auf die ersten vier Geschwister, aber dennoch ergeben sich wirklich viele tolle Momente, die richtig vor Familienzusammenhalt und ähnlichem gesprüht habe.

Wie gesagt, die Serie bietet viel mehr an als das Buch, was strategisch auch notwendig ist, aber dadurch kann das Buch an vielen Stellen nur blasser wirken. Dennoch ist zwischen den Seiten definitiv der zentrale Kern zu erkennen, der deutlich angereichert zu der überzeugenden Serie geführt hat. Und logisch ist vollkommen klar, dass es diese Serie so niemals gegeben hätte, wenn Julia Quinn sich damals nicht hingesetzt hätte, um diese Welt, Figuren und Geschichten zu erfinden. Dafür alleine muss man die Buchreihe schon mögen.

Fazit: „Der Duke und ich“ ist viel enger erzählt und kann damit zwangsweise nicht eins zu eins die Magie der Serie erwecken. Dennoch sind die Kernelemente wiederzuentdecken, vor allem natürlich die Liebesgeschichte von Simon und Daphne, die sehr getreu für die Serie übernommen wurde. Man kann sich also auch in die Buchfiguren problemlos verlieben, aber insgesamt ist es nicht dieses Wow-Erlebnis.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Genau mein Kochstil

Vegetarisch kochen mit 5 Zutaten
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Die Idee zu „Vegetarisch – Kochen mit 5 Zutaten“ gefiel mir auf Anhieb unheimlich gut. Zum einen schreckt mich bei vielen Rezeptbüchern die ellenlange Zutatenliste ab, zum anderen gibt es genug vegetarische ...

Die Idee zu „Vegetarisch – Kochen mit 5 Zutaten“ gefiel mir auf Anhieb unheimlich gut. Zum einen schreckt mich bei vielen Rezeptbüchern die ellenlange Zutatenliste ab, zum anderen gibt es genug vegetarische Rezepte, die völlig ohne Fleischersatzprodukte auskommen und erfreulicherweise wird genau das in diesem Rezeptbuch größtenteils berücksichtigt.

Es gibt eine klare Einteilung nach kleinen Gerichten, One-Pot-Meals, die sich wegen der Menge der Zutaten natürlich wunderbar anbieten, Gerichte aus dem Ofen und abschließend Süßes. Auf die letzte Kategorie hätte man reintheoretisch verzichten können, denn süße Gerichte sind für mich generell vegetarisch, weswegen ich diese Kategorie durchaus überraschend fand. Nein sage ich aber natürlich auch nicht. Abschließend gibt es noch ein paar Tipps zur Vorratshaltung, so dass man diese Rezepte auch immer recht spontan auf die Beine stellen kann. All das ist wie üblich auf die typisch schlichte Art und Weise von GU gestaltet, was nach wie vor genau meinen Geschmack trifft, denn ich brauche zum Kochen und Backen nicht viel Drumherum, sondern ein gutes Ergebnis.

Sicherlich finden sich in diesem Kochbuch einige Rezepte, die man in ihrer Machart schon kennt, dennoch war ich insgesamt positiv überrascht, wie oft ich doch noch etwas Neues für mich entdecken konnte und das bei nur 5 Zutaten. Bislang hat mich am meisten die Süßkartoffelsuppe begeistern können. Zum einen fand ich das Andicken durch den griechischen Joghurt sehr spannend und zum anderen waren die gebackenen Kichererbsen genau der richtige und passende Kniff für dieses Rezept. Generell bin ich in den letzten Jahren mit den Suppen immer ausprobierfreudiger geworden, denn es muss nicht immer nur die Kürbis- oder die Paprikacremesuppe sein. Denn eigentlich kann man alles an Gemüse zu einer leckeren Suppe verarbeiten, weswegen die Kohlrabicremesuppe bei mir für die nächsten Wochen ganz oben auf der Liste steht.

Grundsätzlich koche ich unglaublich gerne Ofengerichte, weswegen ich aus der Rubrik auch das meiste mitnehmen konnte. Seien es die Backkartoffeln mal mit einem ganz anderen Dip, sei es das Spargelgratin, das Kartoffel-Steckrüben-Gratin, das Ofengemüse mit Bohnenmus, der Polenta-Gemüseauflauf, in all die Rezepte hätte ich mich nur vom Hinsehen schon reinlegen können. Zwar war hier der Wiederkennungswert bei der Machart am größten und dennoch war es eben immer dieser eine Kniff, wie eben der Bohnenmus oder die Steckrüben als Partner der Kartoffel, die ich so noch nicht ausprobiert habe.

Fazit: „Vegetarisch – Kochen mit 5 Zutaten“ trifft nicht nur von der Idee her genau meinen Geschmack, sondern auch mit den gelieferten Rezepten. Insgesamt mag ich oft die Machart der Rezepte wiedererkannt haben, aber oft gab es noch einen kleinen Kniff, der es doch wieder neu gemacht hat. Deswegen habe ich eine sehr hohe Trefferquote an Rezepten, die ich ausprobieren werde. Und die, die ich schon ausprobiert habe, haben mich vollends überzeugt.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Überzeugend zum Abschluss

Beautiful Liars, Band 3: Geliebte Feindin
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Mit dem letzten Band der „Beautiful Liars“-Reihe von Katharine McGee habe ich mir ganz schöne lange Zeit gelassen, obwohl ich den dritten Band schon länger im Regal stehen hatte. Vielleicht war es eine ...

Mit dem letzten Band der „Beautiful Liars“-Reihe von Katharine McGee habe ich mir ganz schöne lange Zeit gelassen, obwohl ich den dritten Band schon länger im Regal stehen hatte. Vielleicht war es eine gewisse Scheu davor, dass die Reihe hiernach beendet sein würde, denn eigentlich fand ich die Reihe bis dato sehr unterhaltsam. Wie geht sie also nun zu Ende?

Auch wenn ich nun einen längeren Zeitraum Pause hatte, habe ich schnell ins Geschehen reingefunden, denn die Handlungsdichte der ersten beiden Bände war nicht extrem, stattdessen gibt es sehr konsequente Handlungsbögen sowie die Fokussierung auf die technischen Möglichkeiten im Jahr 2119, die auch tatsächlich im dritten Band noch nichts an ihrer Faszination eingebüßt haben. Dennoch würde ich diese „Handlungsarmut“ nicht kritisieren wollen, denn Spannung war dennoch stets geboten und es geht vor allem um Figurenentwicklungen, die man durch die engen personalen Kapitel auch definitiv gut mitverfolgen kann.

Der größte Kritikpunkt am letzten Band ist für mich ganz klar die Einbindung von Calliope. Schon im zweiten Band fand ich ihre Einführung nicht wirklich gelungen, aber dort hatte sie zumindest noch eine Integration ins Geschehen. Hier aber ist nicht zu leugnen, dass ihre Handlung bis auf eine einzige Szene völlig isoliert abläuft. Auch sie hat sicherlich eine sehr interessante Entwicklung durchgemacht, aber da sie absolut nichts mehr zum großen Geschehen beizutragen hatte, war sie definitiv ein Störfaktor, weil man ihre Kapitel am liebsten überschlagen hätte, um zu erfahren, wie es mit den anderen nun weitergeht.

Bei den anderen Perspektiven muss ich aber sagen, dass das Zusammenspiel gut funktioniert hat. Insgesamt war der letzte Band noch mal die Festspiele der Avery Fuller, so dass sie schon dominant war, aber für die Handlung hat es auch Sinn gemacht. Zudem ist sie eben nicht die unnahbare Prinzessin, als die sie von außen gerne dargestellt wird. Stattdessen ist sie neben Rylin definitiv die Sympathieträgerin schlechthin und ich habe sie wirklich gerne gemocht, weswegen ich ihrem und Rylins Happy End am meisten entgegengefiebert habe. Es gab definitiv noch einige Überraschungen, sei es die neuen Entwicklungen, weil es einen Zeitsprung gegeben hat, oder sei es ganz am Ende, wenn der Mörder entlarvt wird und auch der Mord an Eris endgültig offiziell geklärt wird. Ich kann mit dem Ausgang wirklich sehr gut leben.

Fazit: Die „Beautiful Liars“ werden mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben, denn sie hatten definitiv etwas von den „Pretty Little Liars“ mit genug Geheimnissen, Intrigen, Liebesgeschichten etc., aber eben auch eine extrem faszinierende Zukunftswelt, in der ich noch ewig Neuigkeiten hätte entdecken können. Aber auch inhaltlich gibt es bis auf die Perspektive von Calliope ein gutes und vor allem schlüssiges Ende.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Wirkt recht soapig, dennoch fesselnder Thriller

Die perfekte Sünde
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Unglaublich, aber wahr, nun ist die Reihe rund um Ava Turner und Luc Callanach schon vier Bände alt. „Die perfekte Gefährtin“, die ich damals in einer Leserunde als Debüt entdecken durfte, war ein riesiger ...

Unglaublich, aber wahr, nun ist die Reihe rund um Ava Turner und Luc Callanach schon vier Bände alt. „Die perfekte Gefährtin“, die ich damals in einer Leserunde als Debüt entdecken durfte, war ein riesiger Coup für mich, danach ist es tatsächlich in der Qualität schwankender geworden, aber dennoch immer unterhaltsam. Wie schlägt sich nun also „Die perfekte Sünde“?

Ich finde es in jedem Fall beachtenswert, dass Helen Fields definitiv auf klare Strukturen setzt. Sie hat immer schon auf zwei parallele Fälle gesetzt, das hat mal mehr, mal weniger gut funktioniert, aber das findet man selten so konsequent, so dass ich es als Alleinstellungsmerkmal definitiv positiv finde. In diesem Band hat für mich die Waage zwischen beiden Ermittlungen auch wieder sehr gut funktioniert. Zwar waren die Angriffe auf die Drogenabhängigen deutlich weniger behandelt, aber das passte logisch in die Geschichte. Denn es brauchte diese Handlung, weil es der Band schlechthin für die Entwicklung von Ava, als neue Leiterin der MIT, war. Da hat für mich alles in den gewichteten Anteilen gepasst. Dennoch sorgt es gegenteilig eben auch dafür, dass die Bücher immer recht lang sind. Gerade bei Thrillern habe ich aber so eine persönliche Grenze, an der es gut sein muss. Die wurde in „Die perfekte Sünde“ definitiv gereizt. Zwar könnte ich nicht sagen, dass es unbedingt schneller hätte passieren müssen, weil die Länge der Erzählung seinen Grund hatte, aber einige Beschreibungen und Gespräche hätte man doch etwas kürzen können.

Was auch weiterhin für mich etwas befremdlich ist, ist die Tatsache, dass die Reihe immer mal wieder arg soapige Handlungsstränge hat. Im ersten Band war es noch okay, dass man sich vorstellen konnte, dass Luc und Ava mehr füreinander empfinden könnten, aber inzwischen sehe ich das als Störfaktor. Denn entschieden vor oder zurück geht es nicht, das verharrt zu sehr auf der Stelle und wird dadurch langweilig. Dazu gibt es eben auch im Umfeld der gesamten Polizeieinheit immer wieder Entwicklungen, die wie aus einer Soap zu entstammen scheinen. Ich will hier nichts spoilern, aber jeder, der diesen Band gelesen hat, wird genau wissen, welche Sequenz ich hier speziell meine. Damit könnte ich deutlich besser leben, wenn auch die sonstige Stilistik der Autorin eher leichter ist. Wenn ich beispielsweise jemanden wie Jussi Adler Olsen habe, der mit seinen Figuren fast schon Parodien geschaffen hat, dann ist das okay, aber die dargestellten Fälle sind brutal und hart, da passt das als Gegensatz nicht so gut.

Der Hauptfall wiederum sowie die Komposition aus beiden Fällen ist wirklich sehr gut gelungen. Ich fand beide für sich thematisch, vom Aufbau, aber auch vom Spannungsgrad her vorbildlich. Es war zwar nicht viel zu rätseln, weil sich für den Leser nach und nach die Elemente zusammengesetzt haben, aber es war dennoch extrem spannend mitzuverfolgen, wie sich die Ermittelnden den Lösungen jeweils nähern. Ich fand es auch sehr realistisch, dass am Ende beide keine Fälle kein pures Happy End hatten, denn so ist nun mal das Leben. Dennoch merke ich auch, dass vieles sich auch so bekannt und heimelig anfühlt, weil man mit den Figuren sehr vertraut ist. Diesmal war es zwar sehr deutlich auf Ava fokussiert, was aber in Ordnung war, denn der Kern der Truppe ist dennoch immer zusammen und ich freue mich wirklich, sie auch weiterhin zu begleiten.

Fazit: „Die perfekte Sünde“ ist definitiv zu den besseren Bänden aus der Feder von Helen Fields zu zählen, denn die Zusammenstellung der Fälle, deren Thematik und alles enge drum herum hat sehr gut funktioniert. Es gibt ein paar Längen und es hat sich wieder ein soapiger Charakter eingeschlichen, der nicht zum Rest passt, aber es ändert nichts daran, dass ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Trotz anhaltender Kritikpunkte sauber zu Ende gebracht

Shadowscent - Die Krone des Lichts
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Vor etwa einem Jahr bin ich in die Welt von „Shadowscent“ eingetaucht. Als ich nun den zweiten und gleichzeitig auch finalen Band entdeckte, kamen nur sehr vage Erinnerungen bei mir hoch, weswegen ich ...

Vor etwa einem Jahr bin ich in die Welt von „Shadowscent“ eingetaucht. Als ich nun den zweiten und gleichzeitig auch finalen Band entdeckte, kamen nur sehr vage Erinnerungen bei mir hoch, weswegen ich meine damalige Rezension herausgekramt habe, wodurch tatsächlich einiges vor meinigen Augen wieder entstanden ist. Mein schärfster Kritikpunkt war dort das mangelnde Worldbuilding und das habe ich zurecht kritisiert, denn es ist mir schwer gefallen, in den zweiten Band reinzufinden. Das mag zum einen auch an Luz‘ Perspektive liegen, die mir als Figur ohnehin nicht viel gibt, aber eben daran, dass sich mir die Welt schon im ersten Band nicht richtig erklärt hat. Warum sollte sie so also sofort präsent sein? Deswegen fand ich es wirklich schade, dass es keinerlei Form von Rückblick gab. Durch Lübbe bin ich im letzten Jahr mit der Sci-Fi-Reihe von Mari Grasshoff verwöhnt worden, wo in Band 2 und 3 jeweils eine kurze Zusammenfassung beinhaltet war, die wirklich großartig war und die ich mir als Standard bei Reihen wünschen würde.

Aber nach den Anfangsschwierigkeiten hat sich das ungute Gefühl zum Glück gelegt, denn es wäre wirklich die Höchststrafe gewesen, gar nicht mehr reinzufinden. Aber mehr und mehr wurde mir einiges wieder präsent und ich habe mich einfinden können. Nichtsdestotrotz muss ich am Ende der Lektüre doch schmunzeln, weil die damaligen Kritikpunkte auch hiernach noch allesamt gelten. Das mit dem Worldbuilding relativiert sich natürlich, weil ich nun insgesamt zwei Bände in der Welt von „Shadowscent“ verbracht habe, da bleiben natürlich nicht mehr so viele Fragezeichen, wie es noch nach Band 1 der Fall war. Was aber definitiv wieder anzubringen ist, ist das Tempo der Erzählung. Schon der erste Teil kannte keine Pausen, das kennt der zweite im Grunde auch nicht. Es mag einzelne Sequenzen geben, die langatmig erscheinen, aber die Zeitabstände zwischen einzelnen Handlungen werden grundsätzlich pulverisiert. Strecken sind mal eben zurückzulegen. Da das aber stets konsequent gestaltet ist, kann ich damit leben.

Freestone hält sich aber nicht nur nicht mit Logistik auf, sondern auch die Handlungen fallen weiterhin sehr gekürzt aus. Es entspricht tatsächlich eher meiner Vorliebe von Stilistik, aber selbst ich denke mir an einigen Stellen, „Wäre da nicht noch mehr möglich gewesen?“ Beispielhaft sucht Rakel in einer Höhle nach einer Waffe und wird von der Flut überrascht. Statt dort einen ewig währenden Überlebenskampf draus zu machen, wie ich es bei anderen Autoren zu 100% erwartet hätte, geschieht die Rettung hier sogar abseits der Buchseiten. Da hätte ich mir sogar etwas mehr gewünscht. Damit verbunden ist auch mein innerliches Rätsel, ob es richtig war, dass diese Reihe aus nur zwei Bänden besteht. Ich habe genug dreiteilige Reihen gelesen, die auch in zwei Teilen gut abgewickelt hätten werden können, daher kann ich den schmalen Grat. Aber „Shadowscent“ hat tatsächlich einiges offen gelassen, dass ich eigentlich normalerweise als Muss empfinde. Neben dem besseren Worldbuilding sind das auch die Antagonisten, die mehr Profil vertragen hätten. Bis zum bitteren Ende ist mir nicht klar, wer sie eigentlich waren und dementsprechend sind sie auch mal eben zu beseitigen. Freestone ist einfach keine Autorin, die offensichtlich den langen Weg gehen kann. Aber ich wusste, was ich in Band 2 bekomme, von daher kann ich das hier nicht mehr grundlegend kritisieren, denn sonst hätte ich meine Finger davon lassen sollen.

Da ich mich trotzdem auf den zweiten Band eingelassen habe, resultiere ich nun, dass dieser mir insgesamt trotz der weiterhin vorhandenen Kritikpunkte besser gefallen hat. Die Welt war nach ersten Schwierigkeiten der Wiederorientierung definitiv vertrauter. Zudem ist mir dieses Erzähltempo dann doch lieber als ewiges Verlieren in Details. Und das wichtigste: es gibt ein Ende, mit dem ich wirklich leben kann. Es ist zwar durchaus offen und doch irgendwie abgeschlossen, zumindest in den Kernelementen, die mich als Leser am meisten begleitet haben. Da kann ich nicht meckern, da hat jeder das bekommen, was er verdient hat.

Fazit: Die Welt von „Shadowscent“ wird vermutlich immer irgendwie sieben Siegel für mich haben, aber dennoch habe ich mich reinfuchsen können. Die Kritikpunkte vom ersten Band bleiben erhalten und dennoch relativiert sich das hier in der Gesamtschau, denn irgendwann zählt mehr der Inhalt als die Stilistik und in dem Sinne bringt der zweite Band alles sauber zu Ende. Daher empfinde ich ihn stärker als den Auftakt.

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