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Veröffentlicht am 19.03.2021

Zwischen Triumph und Tränen

Romy und der Weg nach Paris
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Wie muss sich eine junge Frau fühlen, die ihre gesamte Teenagerzeit in einer Art Kokon verbracht hat? Den schweren Abnabelungsprozess der jungen Romy Schneider von ihren übergriffigen Eltern (d. h. ihrer ...

Wie muss sich eine junge Frau fühlen, die ihre gesamte Teenagerzeit in einer Art Kokon verbracht hat? Den schweren Abnabelungsprozess der jungen Romy Schneider von ihren übergriffigen Eltern (d. h. ihrer Mutter Magda Schneider und ihrem Stiefvater, einem Geschäftsmann, der viele Bars und Restaurants betreibt), beschreibt Michelle Marly alias Micaela Jary in ihrer neuen Romanbiografie.

 

Wie sie im Nachwort schreibt, hat sie die Eltern von Romy tatsächlich kennengelernt, da ihre Eltern und Romys Eltern sich kannten. Als Kind war aber die Wahrnehmung sicherlich eine andere und so musste sie natürlich trotzdem viel recherchieren, um die Darstellung von Romy und ihren familiären Verhältnissen so authentisch wie möglich zu treffen.

 

Im Buch spürt man, wie Romy – im Roman 19 Jahre alt und auf dem Höhepunkt ihres Erfolges nach den Sissi-Filmen – von der Fürsorge, aber auch dem Karrieredenken ihrer Mutter und ihres Ziehvaters schier erdrückt wird. Während Romy versucht, sich von den ewig gleichen Rollenangeboten des „Wiener Mädels“ zu distanzieren und „ernsthaftere“ Rollen anzunehmen, drängt ihre Mutter zu den erfolgversprechenden Rollen der bewährten Schiene. Doch Romy fühlt sich dem Backfisch entwachsen und möchte selbstständiger werden.

 

Als sie bei einem Filmprojekt den unangepassten und anfangs unnahbaren Alain Delon kennenlernt, einen jungen unbekannten Schauspieler mit fragwürdigem Hintergrund, ist sie fasziniert und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Er macht sich anfangs über ihre „Bürgerlichkeit“ lustig und zeigt ihr eine ganz andere Welt - die der Künstler in Paris. Romy spürt, dass sie zu dieser Welt dazugehören will, doch ihre Eltern boykottieren das junge Glück. Romy, die sich immer in die Sicherheit ihrer Familie fallenlassen konnte und sehr harmoniebedürftig ist, wird zum ersten Mal mit ernsthaften Konflikten konfrontiert – weil sie ihren eigenen Weg gehen möchte.

 

Das, was in diesem Roman passiert, passiert im Grunde in jeder Familie früher oder später. Die Kinder nabeln sich von den Eltern ab. Bei Romy jedoch war dieser Prozess aufgrund der besonderen Umstände unheimlich schwierig und überfordert die junge Frau teilweise sehr. Daher klammert sie sich an Alain, von dem sie sich die Sicherheit erhofft, aus der sie sich bei ihren Eltern entzieht.

 

Romy möchte gern am Theater spielen statt in seichten Filmrollen und nimmt ein Angebot für ein Theaterstück in Paris an. Aber die Proben fordern sie bis aufs Äußerste, zumal das Stück nicht in ihrer Muttersprache aufgeführt wird. Ihr Weg zur Selbständigkeit ist schwierig, aber die Autorin zeigt, wie Romy mit kleinen Schritten ihren Weg geht, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt – und das ist toll zu lesen.

 

Ich hätte zwar sehr gern auch noch mehr über ihr weiteres Leben erfahren (der Roman deckt nur 2 Jahre ihres Lebens ab), aber hier geht es wirklich mehr um ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben und nicht um eine komplette Biografie. Das sollten Leser*innen wissen, bevor sie zu diesem Buch greifen.

 

Auf jeden Fall lohnt es sich, in die Welt um 1960 einzutauchen und ein wenig den Glitzer der Sissi-Filme abzukratzen, um die wahre Romy zu entdecken! Dabei ist dieses Buch die beste Begleitung, die man sich vorstellen kann.

 

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Die Wunderfrauen mitten im Leben

Die Wunderfrauen
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Sie sind erwachsen geworden, die vier „Wunderfrauen“ Luise, Helga, Marie und Annabell. Zu Beginn der 1960er Jahre stehen sie mitten im Leben, sind Mütter geworden, haben Verantwortung – teils im Beruf, ...

Sie sind erwachsen geworden, die vier „Wunderfrauen“ Luise, Helga, Marie und Annabell. Zu Beginn der 1960er Jahre stehen sie mitten im Leben, sind Mütter geworden, haben Verantwortung – teils im Beruf, teils für ihre Familie.

 

Luises Laden ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt. Hier kauft man ein, hier trifft man sich, hier erfährt man Neuigkeiten. Hier lebt aber auch die Freundschaft von Luise und Helga wieder auf, die in Band eins aufgrund der „Affäre“ von Helga mit Luises Mann zerbrochen war. Helga hat es mittlerweile geschafft, ein Medizinstudium zu beenden und arbeitet als Frauenärztin in der Klinik. Dort hilft sie Annabell, ihr zweites Kind zu entbinden. Doch die Kleine hat körperliche Behinderungen und Annabell setzt alles daran, herauszufinden, warum. Luises Schwägerin Marie arbeitet derweil auf dem Hof ihres Mannes mit, erzieht drei Kinder und hat ihren Traum, Malerin zu sein, weitestgehend begraben. Als Martin immer mehr trinkt, hinterfragt sie, ob ihre Ehe noch Bestand haben kann. Doch auch Luise hat Probleme in ihrer Ehe. Als sie bei einem Tanzkurs, an dem ihr Mann wegen einer Verletzung nicht teilnehmen kann, einen anderen Mann kennenlernt, muss sie sich entscheiden, wie ihr Leben in Zukunft aussehen soll…

 

„Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste“ erzählt wie schon Band 1 wunderbar vielfältig von den Sorgen und auch Erfolgen von vier Frauen, welche die spannende Zeit der 1960er als erwachsene, gestandene Frauen erleben. Die mit viel Mut und Tatkraft ihr Leben gestaltet haben und doch auch immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden – wie das Leben eben so spielt. Es macht Spaß, ihren Weg mit zu verfolgen und alle vier sind auf ihre Weise sympathische, empfindsame Frauen, mit denen man als Leser mitfiebert. Auch das Zeitgefühl kommt mit Rock’n’roll und figurbetonten Kleidern nicht zu kurz – man fühlt sich, als würde man abtauchen in diese Jahre und einen Zeitsprung machen. Der Autorin ist es auch diesmal wieder gelungen, die Geschehnisse so anschaulich zu schildern, dass man das Gefühl hat, als sei man selbst dabei. Die Auszüge aus Luises „Ladenkundealbum“, in denen sie Notizen, Begegnungen, Zitate und Rezepte festhält, lockern den Roman auf und sorgen ab und an auch für kleine Schmunzler.

 

Ich kann diesen Roman besonders als Hörbuch empfehlen, denn die Sprecherin Elisabeth Günther hat eine passende, angenehme Stimme, mit der sie trotzdem jeder der vier Frauen eine eigene Farbe verleiht. Ihre Stimme trägt leicht und wohlig durch das Hörbuch und man kann sich darin völlig verlieren. Ich finde sie wunderbar geeignet, um diese Reihe zu lesen.

 

Als Gesamtpaket fand ich die Story und die Erzählerin perfekt abgestimmt, ich konnte nichts Negatives entdecken – und so vergebe ich gern wieder 5 Sterne für diese Reise in die swinging sixties! Und natürlich freue ich mich jetzt schon darauf, die vier Wunderfrauen im dritten Teil (angekündigt für August 2021) in die bewegten 1970er Jahre begleiten zu können!

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Perfekter Schmöker!

Elbleuchten
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Wenn ich 1886 in Hamburg gelebt hätte – was hätte ich für eine Freundin wie Lily Karsten gegeben! Lily ist eine junge Frau, die trotz ihrer privilegierten Lage das Herz am rechten Fleck hat und sich auf ...

Wenn ich 1886 in Hamburg gelebt hätte – was hätte ich für eine Freundin wie Lily Karsten gegeben! Lily ist eine junge Frau, die trotz ihrer privilegierten Lage das Herz am rechten Fleck hat und sich auf ihre wohlhabende Familie rein gar nichts einbildet. Mit ihren knapp 20 Jahren ist sie natürlich im besten Alter, um aufzubegehren – was sie anfangs zögerlich, dann aber immer heftiger tut. Aber warum? Warum sollte eine junge Frau - verlobt mit einem gutaussehenden, reichen Mann - ihre Privilegien in Frage stellen?

 

Die Antwort heißt: Jo. Jo ist Johannes Bolten, ein Hafenarbeiter, dem Lily durch Zufall bei einer Schiffstaufe begegnet und der beherzt eingreift, als durch Lilys Schuld bzw. Unüberlegtheit ein anderer Arbeiter verletzt wird. Lily hat starke Schuldgefühle gegenüber dem Verletzten, möchte helfen, weiß aber nicht, wie sie das am besten anstellen soll. Zumal ihre Familie alles tut, um den guten Ruf ihrer Reederei zu wahren und das „unglückliche Ereignis“ zu vertuschen. Jo wird Lilys „Mittelsmann“, der sie unbeschadet durch das berüchtigte Gängeviertel lotst und ihr hilft, ihre Schuld bei der Familie ein Stück weit zu begleichen.

 

Und dann wird Jo mehr für sie. Die wohlerzogene Tochter aus gutem Hause merkt, dass ihre Eltern sie vor vielen Wahrheiten abgeschirmt haben, dass die „wirkliche Welt“ in Hamburg ganz anders aussieht, als sie es mit ihren Teekränzchen und Bällen gewohnt ist. Lilys Ehrgeiz ist gepackt – sie will helfen. Als dann noch an ihrem Lehrerinnenseminar (ein Beruf, den sie wohl nie ausüben wird, da er ihr nach der Heirat verboten wäre) eine neue Mitschülerin auftaucht, die in der Schweiz Medizin studiert hat, werden Lily die Standesunterschiede, Missstände und Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen endgültig klar. Und sie beginnt, Stück für Stück, eine andere zu werden – was weitreichende Folgen für ihre ganze Familie hat.

 

Es ist schwer, die Handlung dieses umfangreichen Romans in eine kurze Zusammenfassung zu pressen, denn er ist trotz seiner Länge sehr temporeich und es passiert unheimlich viel. Das tut dem Lesefluss gut – es wird an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Ganz im Gegenteil, die Geschichte hat viel Schwung, und später dann viel Dramatik! Der Plot ist gut aufgebaut, die Ereignisse greifen ineinander und lösen eine Kettenreaktion aus, an dessen Ende (zunächst) eine zerrüttete Familie steht. Geschickt platzierte Cliffhanger lassen einen jetzt schon ungeduldig die Fortsetzung erwarten.

 

Und noch einmal kurz zur Figur der Lily, denn sie hat mich sehr fasziniert. Der Autorin gelingt es, eine junge Frau zu erschaffen, die trotz des Settings 1886 unheimlich frisch und modern wirkt, ohne aus der Zeit gefallen zu sein. Schon die Eingangsszene, als Lily sich vertrödelt und (fast) zu spät zur Schiffstaufe kommt, ist so lebhaft geschildert, dass man unwillkürlich mitten hineingezogen wird ins Geschehen. Die Fähigkeit, solche Romanheld*innen zu erschaffen, ist eine Gabe, die außergewöhnlich ist.

 

Deshalb freue ich mich umso mehr, diesen Roman gelesen zu haben – es war eine spannende, unterhaltsame und mitreißende Zeitreise ins alte Hamburg und für mich ein perfekter Schmöker! Ich hibbel wirklich schon sehnsüchtig dem zweiten Teil entgegen – zum Glück ist es bis zum angekündigten Erscheinungstermin im April 2021 nicht mehr so lange hin!

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Die Anfänge der Pädiatrie in Deutschland

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Berlin, 1911. Gerade wurde das erste reine Kinderkrankenhaus Berlins eröffnet – die Kinderklinik Weißensee. Am Stadtrand gelegen, soll sie den kleinen Patienten eine erstklassige, auf ihre Bedürfnisse ...

Berlin, 1911. Gerade wurde das erste reine Kinderkrankenhaus Berlins eröffnet – die Kinderklinik Weißensee. Am Stadtrand gelegen, soll sie den kleinen Patienten eine erstklassige, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Versorgung gewährleisten. Sogar eine Milchaufbereitungsstelle mit eigener Kuhhaltung gibt es auf dem Gelände der Klinik, um Babys im Bedarfsfall eine gute Ernährung zukommen zu lassen.

 

Dafür, dass das alles vor über 100 Jahren installiert wurde, klingt es doch sehr fortschrittlich, was in dieser Klinik geleistet werden sollte. Und diese Klinik gab es tatsächlich, sie war bis ins Jahr 1997 noch in Betrieb und die Autorin hat sich an der Geschichte des Bauwerks und seiner Beschäftigten orientiert.

 

Nur ihre Protagonistinnen sind fiktiv: die Schwestern Marlene (19) und Emma (17), aufgewachsen im Waisenhaus, die – für viele unverständlich – eine höhere Bildung aufweisen und vom Oberarzt persönlich als Elevinnen (also Schwesternschülerinnen) für die Klinik ausgewählt wurden.

 

Der Klinikalltag und die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester werden umfassend geschildert, natürlich nicht ohne die Mädchen auch erste Erfahrungen in Liebesdingen sammeln zu lassen. Das Buch bietet eine sehr gute Mischung aus medizinischem Hintergrund und Unterhaltung. So war es für mich zum Beispiel sehr interessant zu erfahren, wie früher Diagnosen gestellt, wie Operationen durchgeführt und welche Anforderungen an Ärzte und Pflegepersonal gestellt wurden.

 

Das alles verbindet die Autorin sehr unterhaltsam mit dem Privatleben der Schwesternschülerinnen, die zwischen Konkurrenzkampf und erster Liebe durch eine Zeit gehen, die sie als sehr intensiv erleben. Dabei wird deutlich, dass Marlene nach Höherem strebt und nach ihrer Ausbildung gern noch Medizin studieren würde, um Kinderärztin zu werden – ein Unterfangen, das nicht einfach ist für ein fasst mittelloses Waisenmädchen. Emma hingegen findet ihre Erfüllung in dem Pflegeberuf und ist am glücklichsten, wenn sie den kranken Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann.

 

Warum sich die Schwestern emotional sehr voneinander entfernen und ob sie ihre jeweils gesteckten Ziele erreichen können, das solltet ihr selbst lesen. Denn auch, wenn die Themen Medizin und ehrgeizige junge Frauen im beginnenden 20. Jahrhundert bei weitem keine neuen mehr sind in der Unterhaltungsliteratur, hat mich das Buch doch absolut gepackt. Der angenehme, detaillierte Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man regelrecht die Zeit vergisst – und genau so sollte gute Unterhaltungslektüre sein. Deshalb 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die einen richtig schönen historischen Schmöker zu schätzen wissen.

 

PS. Der Nachfolgeband ist für September 2021 angekündigt. Ich freu mich schon drauf und möchte unbedingt wissen, wie es für Marlene und Emma weitergeht!!!

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Veröffentlicht am 21.01.2021

I am very amused!

Das Windsor-Komplott
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Die Queen, wie sie leibt und lebt. Nicht einfach einzufangen in einem Roman, gleich recht mit der ungewöhnlichen Idee, dass Her Majesty höchstselbst Verbrechen aufklärt. Nicht nur ein neuer Einfall der ...

Die Queen, wie sie leibt und lebt. Nicht einfach einzufangen in einem Roman, gleich recht mit der ungewöhnlichen Idee, dass Her Majesty höchstselbst Verbrechen aufklärt. Nicht nur ein neuer Einfall der Autorin SJ Bennett, sondern vor allem auch eine Herausforderung, denn es ist nicht einfach, eine Kriminalgeschichte mit der Queen als Detektivin zu erzählen, ohne dass es unglaubwürdig wird.

 

Und deshalb gleich vorweg: wer hier eine schrullige Miss Marple erwartet, liegt falsch. So richtig falsch. Elizabeth II. ist und bleibt Königin mit Leib und Seele – und damit äußerst diplomatisch und diskret. Sie zieht die Fäden im Hintergrund, ohne jemals aus ihrer Rolle zu fallen - genau so, wie sie es auch im wahren Leben tun würde. Und vor dieser Leistung der Autorin habe ich höchsten Respekt.

 

Der erste „Fall“ für die Queen of Crime führt tief ins Innere des königlichen Haushalts. Ein junger russischer Pianist wird nach einer Soiree auf Schloss Windsor in seinem Gästezimmer tot aufgefunden. Die Zeichen deuten zunächst auf einen unglücklichen Unfall. Doch mit einer untrüglichen Nase für Zusammenhänge hegt die Königin Zweifel. Während die Metropolitan Police sofort eine politische Schandtat Putins wittert und hektisch (und mit Scheuklappen) drauflos ermittelt, geht es die Queen erwartungsgemäß bedacht und taktvoll an.

 

Sie lässt ihre junge Privatsekretärin Rozie, die erst seit einem halben Jahr dem royalen Haushalt dient, einige kleine „Aufgaben“ erledigen. Kontakt zu alten Bekannten der Königin aufnehmen, sie zum Beispiel auf einen Drink nach Windsor einladen – um der alten Zeiten willen. Dass diese alten Bekannten zufällig auch Experten für russische oder Wirtschaftsspionage sind, muss man ja nicht erwähnen. Eine kleine beiläufige Frage zur derzeitigen Stimmung in China genügt… und bald weiß die Queen mehr als ihr Geheimdienst. Und weiß dieses Wissen wiederum äußerst geschickt einzusetzen.

 

Es ist wirklich höchst amüsant zu sehen, wie Elizabeth ganz ruhig und bedächtig, aber sehr klug die Fäden im Hintergrund zieht und damit sowohl die Polizei als auch ihre Geheimdienste zum Narren hält. Bis sie die Zeit als gekommen sieht, ihr Wissen vorsichtig an die relevanten Personen weiterzugeben – selbstverständlich, ohne dass diese auch nur ahnen, woher die Informationen kommen und sich schließlich nach der erwartungsgemäßen Aufklärung des Falles auch noch damit vor ihrer Majestät brüsten. Die wiederum Fassung bewahrt und sich die „Erfolgsgeschichte“ mit einem leisen Lächeln anhört.

 

Fazit: die Queen ist in ihrem Charakter und ihrer Vorgehensweise in diesem Krimi perfekt getroffen. Genau so würde ich erwarten, dass sie mit einem solchen Todesfall umgeht. Sie ist unbestritten die Hauptperson dieses Buches, auch wenn sie sehr umsichtig und ruhig agiert. Für kleine Schmunzler zwischendurch sorgt insbesondere Philip, der in seiner direkten und unverblümten Art immer wieder die eine oder andere Wahrheit ausspricht. Er hätte aus meiner Sicht gern noch eine etwas größere Rolle in diesem Roman haben dürfen – aber vielleicht ändert sich das ja im Folgeband, der bereits angekündigt ist für Anfang 2022. Für mich war dieses Buch jedenfalls ein königliches Vergnügen!

    

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