Wundervoller historischer Fantasy voller Magie und dichter Atmosphäre
Licht und SchattenEs ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen ...
Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren. Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden. Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet... (Klappentext)
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"Der Tod ist ein Habicht, der auf dem Wipfel einer Kiefer sitzt und wartet. Er ist nicht hungrig, er verspürt keine Kälte, und würde man ihn fragen, würde der Habicht zugeben, dass er kein Habicht ist. Der Tod ist immer ein Teil des Landes, der Menschen, Pflanzen und Tiere. Er zeigt sich in der Nacht und im Sonnenschein, er atmet unter Wasser und schläft im Fels."
(S. 9)
In einem kleinen sibirischen Dorf anno 1704 liegt eine Frau in den Wehen. Zu dieser Zeit, in der der eisige Winter übers Land fegt, werden normalerweise keine Kinder geboren, doch diese Mutter ist nicht wie alle anderen.
An diesem Tag liegen Licht und Schatten nah beieinander, ergänzen sich und gehen Hand in Hand, denn während die Mutter bei der Geburt stirbt, wird ein Kind des Lichts geboren, ein Kind namens Vida.
Vida ist ein aufgewecktes Mädchen, welches vom Vater vergöttert und von den Tanten in der Naturmagie unterrichtet wird. Noch weiß sie nicht was das Schicksal für sie bestimmt hat und welche Aufgaben auf sie warten. Doch Vida wäre nicht Vida, wenn sie nicht selbst hier ihren Kopf durchsetzen würde, denn Vida kann mit den Toten sprechen und so geht das Licht wieder mit den Schatten Hand in Hand.
"Jeden Vogelruf ahmte sie perfekt nach, jede Tierspur war ihr vertraut und sie konnte sich lautlos anschleichen und den rauen Pelz eines schlafenden Fuchses berühren, wenn ihr danach war. Die Tanten lehrten sie, zu riechen und zu schmecken, sie brachten ihr bei, genauer hinzuschauen und sich die Zeit zu nehmen, damit sie sah, was nicht gesehen werden wollte."
(S. 42)
Gemeinsam mit Vida lernt man diese Welt mit ihren kalten und entbehrungsreichen Wintern, mit ihrer Magie, den Sagen und Legenden kennen. Dabei erfährt man wer Vida wirklich ist.
Da Vida nämlich ein Kind des Lichts ist, kann sie nicht nur mit den Toten sprechen, sondern besitzt noch eine weitere Gabe. Sie versteht die Natur auf intensive Art und Weise, wie es andere nicht vermögen.
Man erlebt mit Vida ihre Kindheit und wie sie langsam erwachsen wird. Und so sitzt man neben ihr als sie zum Beispiel einem Krieger Dschingis Khan bei einem Lagerfeuer versucht zu erklären, dass er seit fünfhundert Jahren tot ist, man rettet ein Bärenjunges und auch einen Raben, welcher jedoch kein Rabe ist und vieles mehr.
Dabei taucht man in eine fantastische Welt voller Naturmagie ein, welche einem während des Lesens mit einer ganz eigenen Atmosphäre umgibt.
">>Du musst neugierig bleiben, Vida, du musst Grenzen überschreiten, damit du sie respektieren lernst. Versagen gehört zum Leben dazu, und du wirst immer wieder versagen, ehe du an dein Ziel kommst. Dennoch solltest du aufpassen, welchem Ruf du folgst.<<"
(S. 126)
Man liest aus auktorialer Erzählperspektive und begleitet dabei nicht nur das Mädchen Vida, sondern auch einen Wächter, welcher die Ankunft Vidas erwartete und der erschaffen wurde, um Vida zu finden und zu zerstören. Oder aus der Sicht der Göttin der Dunkelheit, deren Existenz durch Vida bedroht wird. Und somit ist man auch dabei als die Welt erschaffen wurde, wie eine neue Weltordnung entstand und das Böse Einzug hielt.
"An solchen Tagen musste sie sich daran erinnern, was sie zur Göttin gemacht hatte - sie war die Dunkelheit, die das Licht verdrängt und das Böse auf diese Welt gebracht hatte. Sie war alles, alles war sie. Wegen ihr wurden Kriege geführt, Lügen gesät und Intrigen geschmiedet, aber sie war gleichzeitig auch eine große Inspiration, denn jede Zerstörung zog einen Aufbau nach sich."
(S. 240)
Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Story voll dichter Atmosphäre und Tiefe und die Figuren weder nur gut, noch nur böse, sondern facettenreich wie das Leben selbst.
Dabei ist man umgeben von wundervollen Natur- und Settingbeschreibungen, wobei die Natur mit der Magie Hand in Hand geht.
Fazit:
Hier tauchte ich in eine Geschichte und eine Welt ein, die mich an Märchen, Sagen und Legenden aus längst verangener Zeit erinnerte. Eine Zeit, in der die Natur mit der Magie eng verbunden war. Eine Geschichte mit unglaublich dichter Atmosphäre, wundervollen und auch tragischen Momenten.
Das war für mich eines jener Bücher, in dem ich stundenlang versank, die Atmosphäre genoß, dabei die Umgebung um mich herum vergaß und aus dem ich nicht mehr auftauchen wollte. Ein Buch, welches mich traurig stimmte, als es zu Ende war und am liebsten hätte ich es gleich nochmals gelesen.
Ein ganz besonderes Lesehighlight!
© Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Book-Soundtrack und Rezept zum Buch "Solomons veganer Bohneneintopf")