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Veröffentlicht am 05.02.2021

Bayerische Geschichten und Geschichtchen mit Augenzwinkern

Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten
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Klaus Reichold ist prädestiniert für die geschichtliche Aufbereitung Bayerns, die er mit Herzblut und Augenzwinkern seinen Lesern präsentiert.

Wer schon immer mal wissen wollte, warum der Bayer is, wie ...

Klaus Reichold ist prädestiniert für die geschichtliche Aufbereitung Bayerns, die er mit Herzblut und Augenzwinkern seinen Lesern präsentiert.

Wer schon immer mal wissen wollte, warum der Bayer is, wie er is, der sollte sich dieses unterhaltsame Büchlein gönnen und tief in die Geshchihchte Bayerns eintauchen. Dass längst nicht alles so urig und ländlich ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, dafür sorgen die zahlreichen Exkursionen jenseits der Landesgrenzen ( nicht nur des Weißwurschtäquators) und es wird mit Vorurteilen aufgeräumt, ein wenig gegrantelt, ein wenig gemenschel tund ganz viel Heimatverbundenheit in die Seiten eingeflochten.

Wissenswertes über die Entstehung der Weißwurscht, orientalischen Ornamenten in der Tracht oder die phantastischen Bauwerke des Märchenkönigs finden ebenso ihren Weg ins Buch wie großartige Erfindungen und Patente, aufwiglerische Draufgänger, Weltentdecker, Schauspieler, dichter und politische Größen, die sich inkognito in München aufhalten.

Eine unterhaltsame Reise durch die Jahrhunderte, die die Traditionen und Bräuche näher beleuchtet und mit dem Aloisius im Münchner Himmel endet.

Kurzweilig zu lesen und liebenswert in der Umsetzung.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Nostalgie: Die Lichterkette der Erinnerungen (K-H Karius)

Die Welt war eine Murmel
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Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit ...

Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit angehören. So kommt es, dass Siggi unweigerlich mit Erinnerungen konfrontiert wird, die auf verblassten Fotos festgehalten in einer Kiste schlummern. Er reist zurück in seine Kindheit, als Urlaub in Italien noch etwas ganz Besonderes, Winnetou sein bester Freund und seine ersten Kochversuche fast lebensgefährlich war...

Mit "Die Welt war eine Murmel" öffnet Herbert Dutzler einen alten Karton voller Erinnerungen an seine eigene Kindheit und lässt den Leser daran teilhaben, in dem er ihn durch die Brille des 10jährigen Siggi schauen lässt und so ein Teil seiner Erlebnisse wird.

Der erste Urlaub mit dem Autobus in Italien wird zu einer abenteuerlichen Reise, bei der ohne Rücksicht auf Kind und Kegel, im Bus gequarzt wird, was das Zeug hält. Rauchen gehörte damals zum guten Ton und war somit selbstverständlich. Das Aufeinandertreffen mit der fremden Kultur und der fremden Sprache sorgt für manchen Lacher und für die eine oder andere Anekdote.

Züchtigen durch den Lehrer in der Schule, aber auch Zuhause mit einer Watschen waren nicht selten an der Tagesordnung und ich bin froh, dass sich das Weltbild gedreht hat, Kinder ihre Rechte haben und eben nicht auf diese Art und Weise misshandelt und großgezogen werden.

Modische Entgleisungen ( geblümte Badekappen, Polyester als gängige Faser), technische Neuerungen (Fernseher, Fotokamera mit Farbfilm) und die Entdeckung des Weltalls gehören ebenso zu Siggis Erinnerungen wie die Schräglage der Besinnlichkeit an Weihnachten.

Der Leser kramt unweigerlich in seiner eigenen Erinnerungsschublade, fördert die ein oder andere identische Erinnerung zu Tage und spürt den nostalgischen Flair, der aus den Seiten steigt.

Herbert Dutzler hat liebenswerte und schrullige Charaktere erschaffen, die den Leser an die Hand nehmen und ihm eine Zeitreise ermöglichen, als das nächste Abenteuer noch im Garten hinter dem Haus zu finden war, die Brause auf der Zunge geprickelt hat und Mamas Schnitzel der kulinarische Höhepunkt auf dem Teller gewesen ist.

Ein Buch voller Nostalgie und Charme, mit Augenzwinkern und guter Laune.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Familie: Wo das Leben seinen Anfang nimmt und die Liebe niemals endet

Weiter als der Ozean
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Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als ...

Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als Hausmädchen auf einem Anwesen. Als Edna schwer erkrankt, reißt man ihr die Kinder buchstäblich aus der Hand und bringt sie in einem Waisenhaus unter. Noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister beantragen kann, sind diese bereits auf einem Schiff Richtung Kanada unterwegs und sollen dort für den Rest ihres Lebens als Arbeistkräfte eingesetzt werden. Laura wendet sich an den jungen Anwalt Andrew Frasier, bei dessen Eltern sie in Stellung gewesen ist und gemeinsam finden sie heraus, dass es bei der Emigration der Kinder einige Ungereimtheiten gibt...


"Weiter als der Ozean" befasst sich mit dem Thema Kinderemigration zu 'Beginn des 20.Jahrhunderts und Autorin Carrie Turnansky bietet dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle im Verlauf ihres Romans.

Die Szenen, wie man Lauras Geschwister gegen ihren Willen zuerst ins Waisenhaus verfrachtet und dann voneinander trennt, um sie später wie ein Möbelstück regelrecht zu verschachern, gehen mir sehr zu Herzen und ich leide mit den Kinder mit, wenn ich von ihrem Schicksals lese. Dass die zweifelhafte Praktik zur damaligen Zeit üblich gewesen ist, um sich den Schutzbefohlenen zu entledigen, schürt meine Wut und meinen Zorn, denn wie kann man kleinen Kinderseelen nur etwas so grausames antun.

Laura ist eine echte Kämpfernatur, die sich durchzusetzen weiß - für die damalige Zeit noch unüblich, aber sie lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Unerschütterlich in ihrem Glauben und an das Gute im Menschen wagt sie sich an die Mission, ihre Geschwister wieder zu finden und nach Hause zu bringen.

Mir Andrew Fraiser hat ihr die Autorin einen feschen und gleichzeitig distinguierten Mann an die Seite gestellt, der sich für Recht und Gesetz einsetzt und ebenfalls Rückhalt im christlichen Glauben findet.

Die Suche nach den Kindern ist wie der Wellengang auf See....mal peitschen die Emotionen hoch und schlagen richtige Wellen, mal gibt es ruhigere Momente, in denen der Leser durchschnaufen und neue Kräfte sammeln kann. Die Bilder von den misshandelten Kindern aber brennen sich tief im Herzen fest und wecken mein Mitleid mit den armen kleinen Kinderseelen, die fernab ihrer Heimat keine Liebe und Zuwendung erfahren.

Carrie Turansky lässt ihren Figuren viel Raum, um sich und ihre Charaktereigenschaften zu entfalten, damit sie für den Leser wie gute Freunde werden, um die aufregende und beschwerliche Reise nach Kanada, die Suche nach den Kindern und das Kämpfen um die Rückkehr der Geschwister hautnah zu erleben.

Das offene Ende lässt natürlich die Frage im Raum schweben, ob es Laura und Andrew gelingen wird, Grace zu finden und in den Schoß der Familie zurück zu holen.Die Neugier auf den Fortsetzungsroman ist somit geweckt und ich kann es kaum erwarten, die Geschichte weiterzuverfolgen.

Ein unglaublich abwechslungsreicher Roman, der die christlichen Werte mit einem Hauch Abenteuer und Liebe verbindet und so für wundervolle und aufregende Lesemomente sorgt.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

"Um acht am Mond"

Helenes Versprechen
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Nach fast 10 Jahren stehen sich Helene und ihr Sohn wieder gegenüber, doch das Band, was einst Mutter und Sohn unzertrennlich machte, scheint gerissen zu sein. Moritz verhält sich abweisend und seine Mutter ...

Nach fast 10 Jahren stehen sich Helene und ihr Sohn wieder gegenüber, doch das Band, was einst Mutter und Sohn unzertrennlich machte, scheint gerissen zu sein. Moritz verhält sich abweisend und seine Mutter ist ihm fremd geworden. Doch tief im Innern kann er nicht vergessen, dass seine Mutter im ein Versprechen gegeben hat, als sie ihn damals fortgeben musste, damit er überleben konnte...."Um acht beim Mond". Unterdessen hadert Helene mit sich und ihrer Entscheidung und kann nicht vergessen, was in den letzten 10 Jahren sich ereignet hat. Wird der Neuanfang in Amerika gelingen ?


Mit "Helenes Versprechen" tauchen wir tief ein in die Lebensgeschichte einer jüdischen Kinderärztin, deren Schicksal zu Herzen geht und den Leser emotional an die Seiten bindet. Doch um ehrlich zu sein, gefällt mir der Erzählstrang in den Jahren ab 1923 in Frankfurt um ein Vielfaches besser, weil ich hier ganz schnell Zugang zu Helene und ihren Gefühlen finde und es mir so leichter fällt, mich mit ihr zu identifizieren. Hier zeigt die Autorin unglaublich viel Fingerspitzengefühl, um das Thema Judenverfolgung in Frankfurt in ihre fiktiven Ereignisse miteinzubauen und schlägt so das dunkelste Kapitel Deutschlands wieder auf, um den Leser mit all dem Schrecken und der Angst daran teilhaben zu lassen. Auch beschreibt sie das alte Frankfurt mit unglaublich plastischen Bildern, sodass die historische Kulisse regelrecht vor den Augen des Lesers entsteht und so für eine Stadtbesichtigung der besonderen Art sorgt.

Der Wechsel hinüber nach Amerika ins Jahr 1947 bedeutet einen Schnitt, nicht nur in der Zeit und in den Ereignissen, sondern auch in der Erzählweise. Irgendwie entgleiten mir die Figuren und der Zugang zu ihnen scheint mit der Reise über den großen Teich an Nähe verloren zu haben. Hier wirkt Helene steif und unnahbar, ihre Gefühls- & Gedankenwelt wird zwar offengelegt, aber da ist irgendiwe eine unsichtbare Wand, die den Leser immer wieder davon abhält, sich ganz in sie hineinzuveretzten. Dabei bietet der Konflikt zwischen Mutter und Sohn so unglaublich viele Möglichkeiten, um das sich wieder annähern so richtig mitzuerleben. Hier bleibt über weite Strecken der Leser jedoch nur ein stiller Beobachter.

Der Roman büßt leider seinen Reiz ein, was ich unglaublich schade finde, denn die Geschichte ab der Überfahrt im Jahr 1947 hat mir laut Klappentext etwas anderes suggeriert. Die Figuren wirken in meinen Augen zu bemüht und manchmal zu energisch, um sich ihren Platz in meinem Leserherz zu sichern. Gerade mit Helenes Schwester Marlis habe ich meine liebe Not, denn sie ist sehr egoistisch und ich kann ihre Entscheidungen und Handlungen nicht immer gut heißen.

Trotzdem ist dieses Buch 4 Sterne wert, denn es ist ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Über den Untergang der Demokratie

Nichts als die Wahrheit
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Die erschreckenden Bilder vom pöbelnden Mob, der am 06.01.2021 das Kapitol in Washington gestürmt hat, sind noch allgegenwärtig und sitzen tief. Zeigen sie doch, zu was die breite Masse fähig ist, wenn ...

Die erschreckenden Bilder vom pöbelnden Mob, der am 06.01.2021 das Kapitol in Washington gestürmt hat, sind noch allgegenwärtig und sitzen tief. Zeigen sie doch, zu was die breite Masse fähig ist, wenn ein Einzelner Lügen und Hass verbreitet.

James Comey blättert im Geschichtsbuch der amerikanischen Justiz zurück und lässt neben seinen eigenen beruflichen Fällen, in den er als Staatsanwalt für Recht und Wahrheit gekämpft hat, auch die Amtszeit von Donald Trump Revue passieren, in der es der Präsident geschafft hat, die Justiz und die Demokratie in den Abgrund zu stürzen. Das Vertrauen der Bürger liegt am Boden, die Welt ist erschüttert und hat hilflos mit zugesehen.

Comey ist ein Analyst, der die wunden Punkte genau benennen kann und zeigt auf was passiert, wenn das amerikanische Volk manipuliert wird. Er erzählt, dass er selbst ein Leben lang für den Erhalt der Wahrheit gekämpft hat , die vom noch amtierenden Präsidenten mit Füßen getreten wird. Eine systematische Demontage von Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit, die immer wieder mit Unwahrheiten und Hassreden befeuert wird, um das Trugbild aufrecht zu erhalten, dass die fanatischen Trump-Anhänger von ihrem Idol gespiegelt bekommen.

Doch Comey, bekennender Trump-Gegner, holt nicht nur zum Rundumschlag auf Trump aus, er weiß auch mit mitreißenden Worten die tiefen Wunden Amerikas zu schildern und den mühsamen Weg darzulegen, den Amerika gehen muss, damit wieder Gerechtigkeit im Land Einzug hält und die Welt mit Stolz auf Amerika blicken kann.

Es ist den Amerikanern zu wünschen, dass die Demokratie wieder Einzug hält, die Wahrheit am Ende siegt und das dass Vertrauen in den Staat wieder hergestellt wird.

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