Krimi mit Suchtfaktor
Die Gräber der VerdammtenMatthew Shardlake verschlägt es nach Norwich. Hier soll er den Tod an Edith Boleyn aufklären. Dieser Zweig der Boleyn-Familie ist nur entfernt mit der noch jungen Elizabeth Tudor verwandt, aber sie möchte ...
Matthew Shardlake verschlägt es nach Norwich. Hier soll er den Tod an Edith Boleyn aufklären. Dieser Zweig der Boleyn-Familie ist nur entfernt mit der noch jungen Elizabeth Tudor verwandt, aber sie möchte trotzdem den verdächtigen Ehemann John Boleyn vor dem Galgen bewahren. Matthew hat schon einige Dienste für die zukünftige Königin von England getätigt und so ist er auch hier zuversichtlich. Der Fall entwickelt sich schnell zu einer Katastrophe. Nichts scheint zusammenzupassen und alles scheint möglich zu sein. Doch nicht nur dieser Prozess verlangt dem Rechtsanwalt alles ab, er gerät auch noch mitten in den Aufstand der einfachen Leute im Jahre 1549.
Dieser neue Fall für Rechtsanwalt Matthew Shardlake ist bereits Band 7 dieser Reihe. Ich selbst habe nur die ersten zwei Teile gelesen, kam aber hier mit der Handlung wunderbar zurecht. Der 10-seitige Prolog klärt die politische Lage im Land und sorgt somit für die nötige Übersicht.
Danach ging es dann direkt mit der Geschichte weiter. Aus Sicht von Matthew wird dieser Fall dann geschildert. Auf diese Weise ist man immer bei allem, was dem Rechtsanwalt so geschieht mit dabei. Durch diesen Erzählstil der Ich-Perspektive entfällt aber auch die Sicht der anderen Protagonisten. Ich lese ganz gern Geschichten, die aus der Sicht des Charakters erzählt wird. Der Erzählstil von C. J. Sansom ist zudem leicht und locker zu lesen, auch wenn es vielleicht die eine oder andere zu häufige Wortwiederholung gibt.
Der eigentliche Kriminalfall ist gut durchdacht und geschickt in der Handlung intrigiert. Allerdings gerät er auch ein wenig in den Hintergrund durch die Ereignisse dieses Sommers. Der Aufstand der Bauern im Jahre 1549 in England war mir so gar nicht geläufig. Ich fand es spannend zu lesen, wie Matthew darin verwickelt wurde und wie er mit dieser Situation umgegangen ist. Auch das Handeln der anderen Charaktere wie Barak oder der Rechtsanwaltsgehilfe Nicholas war nachvollziehbar. Diese Protagonisten haben zwar auch eine Vorgeschichte, die in den anderen Bänden erzählt werden, aber durch kleine Rückblenden bleiben auch die Leser auf dem Laufenden, die die Vorgeschichten nicht kennen. Mir hat in diesem Fall nichts gefehlt.
Ich fand es spannend, wie sich jeder einzelne Protagonist so seine Gedanken zu der politischen Lage im Land gemacht hat und daraus seine Konsequenzen gezogen hat. Es gibt hier interessante Details aus dieser Zeit zu lesen, auch wenn der Krimi dadurch vielleicht in den Hintergrund gerutscht ist. Am Ende klärt sich natürlich alles auf und die ersten losen Fäden für den nächsten Teil sind auch schon gelegt.
Fazit:
„Gräber der Verdammten“ ist vielmehr als „nur“ ein Kriminalroman vor historischem Hintergrund. Er weist mit einigen Details aus dem Jahre 1549 auf. Erzählt von einem Aufstand, der hoffnungsvoll begann und in einem Desaster endete und lässt seine Protagonisten einiges Erleben und sich selbst hinterfragen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die 1000 Seiten in Rekordgeschwindigkeit gelesen.