Absolut faszinierende generationenübergreifende Familien-Saga aus Thüringen
Im Jahre 1910 gibt es in Sonneberg eine Sensation zu bestaunen. Die Sonneberger Fabrikanten haben für die Weltausstellung in Paris eine thüringisch-fränkische Miniatur-Kirmes nachgebaut. Auch der Puppenhersteller ...
Im Jahre 1910 gibt es in Sonneberg eine Sensation zu bestaunen. Die Sonneberger Fabrikanten haben für die Weltausstellung in Paris eine thüringisch-fränkische Miniatur-Kirmes nachgebaut. Auch der Puppenhersteller Albert Langbein war dabei und bestaunt mit seiner Frau Mine und den Kindern Fritz, Else, Hilda und dem kleinen Otto das Wunderwerk. Danach geht es aufwärts mit der Firma Langbein, ihre Puppen sind begehrt und werden bis nach Übersee verkauft. Doch die Zeiten ändern sind, es läuft nicht immer so rosig....!
Der mitreißende Roman “Wo wir Kinder waren” von Autorin Kati Naumann, erzählt anhand der fiktiven Familiendynastie Langbein, die historische Geschichte der Spielzeughochburg Sonneberg in Thüringen. Inspiriert wurde die Autorin von ihrer eigenen Familiengeschichte, denn auch ihre Urgroßeltern besaßen dort eine Puppenfabrik! Ihre Familie Langbein begleitet der Leser über vier Generationen hinweg. Dabei bekommt man einen großartigen Eindruck von der Entstehung und Herstellung von Spielzeug, motivierten Heim- und Handwerkern, erlebt Glück und Freude, aber auch tiefe Armut, Verzweiflung und Missgunst. Das Buch spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, zum einen treffen in der Gegenwart, der Cousin Jan und seine zwei Cousinen Iris und Eva im Stammhaus der Familie aufeinander, um es zu entrümpeln und dabei ihre Zwistigkeiten zu diskutieren. Dabei trifft Ost auf West;) Auf unterhaltsame Weise entdecken die Drei ihre Wurzeln und ihre Verbindung zur Geschichte ihrer Vorfahren! Die Vergangenheit bewegt sich chronologisch fort und beginnt im Jahre 1910 mit dem Firmengründer Albert Langbein, hangelt sich über Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Phase der DDR, zum Mauerfall bis in die Gegenwart.
Alle Familienmitglieder werden auf ganz hervorragende Art beschrieben und charakterisiert. Ihre Erlebnisse beeindrucken, man fühlt und leidet mit allen Beteiligten! Besonders geschätzt und imponiert hat mich die Figur der kleinen Lieferantin Flora und späteren Frau von Otto Langbein!
Auf dem Innencover befindet sich der Stammbaum der Familie Langbein und sorgt für den rechten Durchblick!
Mein Fazit: Erstaunlich wie faszinierend die Entwicklung eines Handwerks sein kann. Die Idee diese geschichtliche Entwicklung mit einer Fabrikantenfamilie zu kombinieren finde ich großartig! Aber auch die Zimmerweise Entrümpelung im zweiten Erzählstrang hat dabei ihre eigene Faszination und wird dem Titel gerecht. Auch dieses zweite Buch der Autorin hat mich wieder begeistern können, einfach großartige Erzählkunst:)