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Veröffentlicht am 12.03.2021

Die Sterne über Falkensee

Die Sterne über Falkensee
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Handlung
Westpreußen 1925
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen sind Isabella von Bargelow und der Kaufmann Julius Kirchner voneinander fasziniert. Deshalb fackeln sie auch nicht lange, sondern geben ...

Handlung
Westpreußen 1925
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen sind Isabella von Bargelow und der Kaufmann Julius Kirchner voneinander fasziniert. Deshalb fackeln sie auch nicht lange, sondern geben nach kurzer Zeit ihre Verlobung bekannt, auch die Hochzeit folgt bald. Und anfangs scheint das Glück vollkommen zu sein. Bis Isabella ihren Mann immer besser kennenlernt, sie nicht mehr so viele Freiheiten wie zuvor besitzt und sich Julius der NSDAP anschließt. Vor allem dies betrachtet die junge Frau, aber auch ein Teil ihrer Familie, kritisch. Trotzdem hofft Isabella auf die Einsicht ihres Mannes und hält ihm die Treue. Bis sie im Gutshaus der von Bargelows eine Fremde entdeckt. Isabella ist schockiert, scheint die Fremde doch die Geliebte ihres Mannes zu sein. Sie möchte die Wahrheit erfahren, die allerdings einige Folgen für sie und ihre Familie hat. Und bald muss Isabella genau schauen, was sie sich für ihr weiteres Leben wünscht, um sich, aber auch ihre Lieben und die Heimat zu schützen...

Meinung
Ich finde das Cover sehr ansprechend, es ist farblich stimmig und beherbergt wunderschöne kleine Details wie die Vögel am Himmel oder ein strahlendes Blumenbett. Es besitzt einen ähnlichen Aufbau wie das des ersten Bandes, ebenfalls ist eine Dame zu sehen, die ein Gutshaus anblickt, welches diesmal durch den Nebel nicht so scharf heraussticht. Der Himmel hat eine sehr interessante Farbgebung, was für mich zusammen mit dem Titel das Highlight des Covers darstellt. Insgesamt ein sehr gelungenes und schönes Bild!

Im September letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher einfach nur toll war. Es war für mich ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe es sehr geliebt, das Buch in die Hand zu nehmen und gedanklich zu den von Bargelows nach Westpreußen zu reisen. Und weil mich die Geschichte so begeistert hat, stand Band zwei ganz weit oben auf meiner Wunschliste und ich habe mich unglaublich gefreut, weiteres von der Familie zu erfahren und zu schauen, wie sich Gut Falkensee entwickelt. Daher war ich natürlich sehr dankbar, das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Am Anfang der Kapitel gibt es kleine, aber sehr hilfreiche Details. Hier wurde stets vermerkt, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten beschrieben wurden, außerdem gibt es die Information, an welchem Ort sich die Handlung befindet und es gibt eine grobe Zeitangabe, meist bestehend aus dem Monat und dem Jahr. Zudem wird auch vermerkt, wie viel Zeit seit dem letzten Kapitel vergangen ist, wodurch sich Zeitsprünge gut erkennen lassen. So ist es auch möglich, zu schauen, wie alt die Personen mittlerweile sind und welche historischen und politischen Ereignisse im Folgenden kommen könnten. Ich mochte es sehr, dass diese Informationen eingebunden und genannt wurden, mir hat es das Lesen erleichtert und es hat zu einer runden Geschichte beigetragen!

Ich hatte einen überraschend leichten Start in die Geschichte. Mir waren zwar nicht mehr alle Details aus dem ersten Teil im Gedächtnis, einiges ist mir allerdings während des Lesens wieder eingefallen. Zudem muss ich sagen, dass der Roman ziemlich frei nach dem Auftakt einsetzt und es nicht so ganz schlimm ist, wenn einem nicht jede Handlung präsent war. Trotzdem empfinde ich es als hilfreich, den ersten Band bereits gelesen zu haben, erst so machen viele Aussagen Sinn.
Auf jeden Fall hatte ich keinerlei Probleme damit, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Das Setting, aber auch die Personen und die allgemeine Situation waren mir nach wenigen Seiten vertraut, es gibt einen recht ruhigen, keineswegs aber langweiligen Start und man kann sich auf den ersten Seiten ein solides Bild von verschiedenen Punkten machen. Und obwohl das Buch recht gemächlich beginnt, nehmen die Ereignisse schnell an Fahrt auf, es tauchen überraschende Wendungen auf, wovon die Spannung stark profitiert.
Ich wurde von dem Inhalt schnell in seinen Bann gezogen, wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und dringend mehr über das Leben auf Gut Falkensee erfahren. Daran hatte die Sprache viel Anteil, sie ist bildhaft und ausschweifend, gibt gute Eindrücke von den Situationen, dem Setting und allen voran von den Protagonisten. Sie wurde nicht zu hochtrabend, aber auch nicht zu einfach gehalten, ließ sich durchweg sehr flüssig und fein lesen und gibt lebendige Einblicke in die Gedanken der Personen, teils werden Gefühle näher benannt, aber auch in die Lebensweisen und Ziele der Figuren. Das allein trägt dazu bei, dass ich das Buch sehr gern in die Hand genommen habe und mit dem Lesen nicht aufhören wollte.

Vor allem im Bezug auf den aufkeimenden und immer mehr an Macht gewinnenden Nationalsozialismus habe ich starke Stimmungen wahrgenommen, aber auch die Figur des Justus hat bestimmte Emotionen hervorgerufen. Bei ihm variiert die Stimmung sehr, je mehr er sich wandelt, desto negativer wird seine Aura und desto weniger sympathischer finde ich seinen Charakter. Das ist eine sehr interessante Entwicklung, da ich Julius anfangs doch ziemlich freundlich und angenehm empfand.
Im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus tauchen nur negative Stimmungen auf, es lässt sich hautnah miterleben, wie sich viele Anhänger der NSDAP in die Politik reingehangen haben und keine anderen Meinungen zugelassen haben. Oft tauchten hier beklemmende Züge auf, die sehr lebendig zeigen, mit was für Ängsten Teile der Bevölkerung damals leben mussten.
Freudige Stimmungen tauchen eher selten auf, was ich aber absolut in Ordnung finde. Meiner Meinung nach hat die Geschichte einen recht ernsten Unterton und Hintergrund, weshalb ich die Stimmung als sehr gelungen empfinde.

Nicht nur im Zusammenhang mit der Politik und den Parteien, sondern auch mit den Rechten der Frauen, der Dienerschaft und der Führung eines Gutes wurden allerhand historische Informationen wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Diese wurden geschickt in die Handlung eingebunden, sie tauchen nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten auf und vermitteln ein solides Bild der Gesellschaft. Hier gibt es vielfältige Details über verschiedenste Dinge, wodurch man letztendlich ein rundes und interessantes Bild der Zeit erhält, man kann die Sorgen und Hoffnungen, aber auch Ängste der Bevölkerung nachvollziehen und bekommt Einblicke in verschiedene Lebensweisen. Sowohl die Herrschaft von Gut Falkensee, als auch eine Person der Dienstbotenabteilung kommen zu Wort und geben allerhand Einblicke in ihre täglichen Aufgaben und ihr Denken über Entwicklungen jeglicher Art. Es gibt also eine angenehme und die eigentlichen Ereignisse nicht übertrumpfende Anzahl an historischen Informationen, die ich sehr angenehm empfand und die der Handlung viel Bodenständigkeit und Authentizität verliehen hat.

Insgesamt erstreckt sich die Handlung auf elf Jahre, die teilweise wie im Fluge vergehen. Nicht jedes einzelne Ereignis wird genaustens beschrieben, immer wieder gibt es zeitliche Sprünge, die die Handlung kürzen, knackig machen und Längen verhindern. Und obwohl teils Monate und Jahre übersprungen werden, hatte ich doch nie das Gefühl, etwas zu verpassen oder Informationen nicht zu erhalten. Stets erfährt man kurz, was in der Zeit für die weitere Handlung wichtiges passiert ist, weshalb man letztendlich immer gut informiert ist.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler genutzt, der dem Leser allerhand Informationen gibt, aber auch eindeutig welche verschweigt und damit erst nach einiger Zeit rausrückt. Auf diese Weise hält er die Spannung oben und regt außerdem dazu an, immer weiterlesen zu wollen. Zudem kann man sich viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der Protagonisten machen, gerade bei Isabelle fällt dies stark auf, was zu lebendigen und authentischen Charakteren führt.
Der Großteil der Handlung wird aus Isabellas Sichtweise beschrieben, von ihr kommen die meisten Kapitel und man lernt sie am besten kennen. Man folgt der jungen Frau über ganze elf Jahre, kann dabei beobachten, wie sie sich entwickelt, welche Wandlungen sie durchmacht und wie sie verschiedenste Situationen ernster und reifer als noch am Anfang angeht und betrachtet.
Dazu gibt es noch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten. Anhand derer kann man sich von ihnen ein besseres Bild machen, manche Motivationen und folgende Handlungen besser verstehen. Außerdem kann man die Charaktere aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen und die Gesellschaft besser betrachten und einschätzen. Hier nimmt der Erzähler unter anderem auch die Position einer Dame an, die auf Gut Falkensee arbeitet und man erhält kleine Einblicke in ihre täglichen Aufgaben, als auch ihre privaten Sorgen und einen Blick auf ihre Arbeitgeber. Diese Sichtweisen, vermischt mit denen der Familie von Bargelow, erlauben es sich einen guten Eindruck von der Gesellschaft zu machen. Letztendlich sind alle Erzählstränge miteinander verbunden und verstärken den Eindruck einer durch und durch stimmigen Geschichte.

Das Setting, an welchem man als Leser die meiste Zeit verbringt ist eindeutig das Gut Falkensee. Hier findet ein Großteil der Handlung statt, man lernt unterschiedliche Orte des Gutes kennen und kann sich einen soliden Eindruck darüber verschaffen, wie dieses aufgebaut ist. Dabei finde ich es sehr bemerkenswert, wie ein jeder Handlungsort mit mal mehr, mal weniger detailreichen Beschreibungen versehen wurde, letztlich aber alle sehr bildhaft sind und bei vielen hatte ich deutliche und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Dies hing meist ein wenig mit der Stimmung zusammen, die jeweils mit einigen Protagonisten verbunden war. Auf jeden Fall hat jedes Setting, egal, wie viele Szenen dort stattfinden, eine gute und ordentliche Zeichnung erhalten, was zusammengefasst ganz viele feine Handlungsorte ergibt.

Es treten allerhand Personen auf und trotzdem hatte ich absolut keine Probleme damit, sie wiederzuerkennen und mir ihre Namen, als auch Berufe oder gesellschaftliche Stellungen zu merken. Einem jeden wurden vielfältige Merkmale zugeordnet, die sie einzigartig machen und die dabei helfen, dass sie so eingängige Charaktere erhalten haben.
Zudem mochte ich es sehr, dass viele Protagonisten mehrere Facetten ihrer Person gezeigt, sie sich entwickelt und gewandelt haben und erwachsener, teils auch weiser und souveräner geworden sind. Das ist in Anbetracht der langen Handlungszeit sehr wichtig und bei jedem Protagonisten zeigt sich ein reiferes Bild als am Anfang. Das wirkte sich auf eine lebendige und authentische Darstellung der Personen aus, die sehr gut durchdacht ist und mich, bis auf eine Person, überzeugen konnte.
Ich mochte die Vielfalt und Abwechslung, die aufgetreten ist, man konnte sich von der Gesellschaft einen Eindruck verschaffen und außerdem beobachten, wie das Leben auf einem Gut ist, welche Pflichten anfallen und wie das Verhältnis der Gutsleute mit den Angestellten ist. Es entsteht ein rundes Bild, was mir sehr gut gefallen hat!

Ganz lange Zeit war mein Eindruck vom Buch sehr positiv und ich habe mich schon darauf gefreut, ihm eine Fünf-Sterne-Bewertung geben zu können. Bis ich bei den letzten ungefähr 70 Seiten angekommen bin. Da war für mich ein wenig die Luft raus, die Spannung war nicht mehr so stark vorhanden und zudem kommt hier eine Person deutlicher ins Spiel, die zwar sympathisch scheint, aber auch ein wenig zu positiv. Ich will über diesen Charakter nicht zu viel verraten, um niemanden zu spoilern, allerdings konnte ich mich mit ihr nicht recht anfreunden. Der Protagonist war freundlich, an ihm gibt’s nichts negatives zu benennen, allerdings zeigt er nur ein Gesicht von sich, ihm fehlt es ein wenig an Vielfalt und ich hätte mir gewünscht, dass er mehr Facetten von sich zeigt. Die Person, aber auch die verpuffte Spannung hat meinen eigentlich grandiosen Eindruck ein wenig geändert. Ich hatte zwar immer noch viel Freude beim Lesen und war daran interessiert, wie die Geschichte ausgehen wird, allerdings hatte sich meine bisherige Begeisterung etwas gelegt.

Fazit
Ach, was war es schön, wieder Gut Falkensee zu besuchen und einige Zeit in diesem wundervollen Setting zu verbringen. Und lange Zeit hat wirklich alles gepasst, angefangen von der Sprache, über die Personendarstellung, die Handlungsorte, die historischen Hintergründe. Ich hatte ganz viel Spaß beim Lesen, bin flüssig und problemlos durch die Geschichte gekommen und wurde oft von den Wendungen überrascht.
Bis dann die letzten ungefähr 70 Seiten angebrochen sind und ich leider von den Ereignissen nicht mehr so gefesselt wurde wie es bisher der Fall war. Das hat mich wirklich traurig gemacht, schließlich war ich bis dahin stark vollkommen begeistert und hatte gedanklich schon reinste Lobeshymnen formuliert. So ist das Buch für meinen Geschmack nicht ganz perfekt, aber trotzdem sehr empfehlenswert und spannend. Und deshalb freue ich mich bereits jetzt sehr auf den dritten Band der Reihe und werde die Augen offen halten, um keine Information darüber zu verpassen!

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Das Savoy - Geheimnisse einer Familie

Das Savoy - Geheimnisse einer Familie
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Handlung
London 1940
Auch für die Hotelbesitzerin Violet Mason und ihr Savoy Hotel ist der Krieg nicht leicht. Nicht nur haben auch sie und die Gäste Angst vor Luftangriffen, sondern das Savoy wurde ebenfalls ...

Handlung
London 1940
Auch für die Hotelbesitzerin Violet Mason und ihr Savoy Hotel ist der Krieg nicht leicht. Nicht nur haben auch sie und die Gäste Angst vor Luftangriffen, sondern das Savoy wurde ebenfalls zum Schauplatz weltpolitischer Intrigen, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen. Dennoch ist Violet bemüht, den Gästen den gewohnten Luxus zu bieten, ganz besonders der Besuch des britischen Königs soll unvergesslich werden. Auch in Violets Privatleben passiert allerhand, sie erwartet ein Kind von ihrem Liebsten, der allerdings verheiratet ist und dessen Frau eine nicht unbedeutende Stellung am Buckingham Palace einnimmt. Turbulente Zeiten stehen für das Savoy, aber auch für Violet bevor...

Meinung
Beim Cover gibt es wieder eine starke Orientierung an denen der ersten beiden Bände. Es liegt ein recht schlichtes Bild vor, der Hintergrund wurde weiß gehalten, dazu gibt es noch einige grüne und blaue Details. Die untere Hälfte wird von einer Stadtszene eingenommen, im Hintergrund sieht man einige Gebäude, im Vordergrund eine Dame mit einem Kind ( mir fällt gerade auf, dass es bei den zwei Menschen einen starken Bezug zur Handlung gibt, was ich sehr mag!) Die Gebäudeanordnung ist bereits von den anderen Covern der Reihe bekannt, es handelt sich hierbei um das titelgebende Savoy, welches sehr schick und edel, einladend und äußerst eindrucksvoll wirkt.
Insgesamt ein stimmiges und schönes Cover, mir gefällt es richtig gut und es hebt sich durch die ausgewählten und unauffälligen Farben stark aus der Menge hervor.

Mir sind die ersten beiden Teile der Reihe bekannt und ich empfand sie unglaublich spannend und stimmungsvoll. Nicht nur die Handlung hat mir gut gefallen, auch die Darstellung des Hotels mit seinen ganzen Räumen, aber auch den Mitarbeitern und der alltäglichen Arbeit hat mich überzeugen können. Und da ich gerne mal einen Roman lese, der in einem Hotel spielt und man sehr starke Einblicke in das Leben der Mitarbeiter und Hoteliers bekommt, wollte ich mir den dritten Band auf keinen Fall entgehen lassen. Zumal ich natürlich wissen wollte, was die Protagonisten noch erleben werden und wie die ganze Geschichte weitererzählt wird. Daher habe ich mich sehr gefreut, das Buch vom Aufbau Verlag zur Verfügung gestellt zu bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Ich finde es ein wenig schade, dass zwischen den Erscheinungsterminen der einzelnen Bände doch so viel Zeit liegt. Band eins hatte ich im August 2019 gelesen, Band zwei dann im September 2020. Daher muss ich ehrlich zugeben, dass mir einige Details und Geschehnisse aus den vorherigen Bänden entfallen sind und mir die Personen nicht mehr so präsent waren, wie anfangs gedacht. An die wichtigsten Figuren, allen voran Violet habe ich noch einige Erinnerungen, aber manche Nebenprotagonisten habe ich tatsächlich nicht wiedererkannt.
Und obwohl ich dadurch eigentlich gedacht hatte, dass ich einen nicht so leichten Start in die Geschichte haben werde, habe ich mich stark getäuscht. Obwohl mir vieles nicht mehr präsent war, fiel mir der Einstieg viel leichter als gedacht und nach wenigen Seiten kamen dann auch direkt wieder ein paar Erinnerungen wieder oder der Autor hat manches angedeutet, was in den vorherigen Teilen geschehen ist. Dadurch hatte ich mich schnell an die Situation gewöhnt und bereits nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte wieder gefangen genommen. So stark, dass ich für die rund 400 Seiten lediglich wenige Stunden benötigt habe, ehe das Buch ausgelesen war und ich mich nun gedulden muss, bis Band vier dann voraussichtlich Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.

Die interessante Handlung hat mir von der ersten Seite an wieder sehr gut gefallen und die angenehme und bildhafte Schreibweise hat ihr Übriges getan, dass ich so flüssig und problemlos durch die Geschichte gekommen bin. Sie gibt mit wenigen Worten die Charaktere der Figuren, genaue Zeichnungen des Settings oder politische Angelegenheiten wieder und lässt eine bildreiche und kurzweilige Story entstehen. Bereits nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte gefangen genommen und konnte mir zahlreiche Aspekte genau vorstellen und habe Überlegungen dazu angestellt, was im weiteren Verlauf noch geschehen könnte.

Meiner Meinung nach befand sich die Spannung auf einem soliden und guten Niveau. Immer wieder tauchen kleine Andeutungen auf, die mich aufmerksam gemacht haben und hinter denen ich ein größeres Geheimnis erwartet hatte, was sich letztendlich auch so bewahrheitet hat. Allerdings muss ich sagen, dass die Handlung an keiner Stelle vorhersehbar war, oft geschahen unvorhersehbare Ereignisse, die immer wieder neuen Schwung in die Geschichte bringen. Daher war es mir unmöglich, einen weiteren Fortgang der Geschehnisse zu bestimmen, immer wieder gingen meine Vermutungen ins Leere und ich wurde von Wendungen überrascht. Das mochte ich sehr, die Spannung hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich den Roman so fix ausgelesen habe.

Im Buch werden einige historische Details behandelt. Sei es der Zweite Weltkrieg mit seinem Fortgang und den Spionagemethoden, die Folgen des Krieges für das Savoy oder die britische Königsfamilie und ihr Ansehen. Allerhand Themen werden angesprochen und oft auch ausführlich und ziemlich genau behandelt, weshalb man in verschiedene Bereiche Einblicke bekommt und sich anhand derer ein solides Bild machen kann.
Ganz besonders empfand ich es, dass diesmal auch mehr historische Persönlichkeiten aufgetaucht sind, allen voran der König von England. Seine Darstellung war sehr besonders und eindrucksvoll, zudem mag ich es, dass mit ihm eine Person ins Spiel kommt, die tatsächlich gelebt hat. Für mich hat es die Handlung noch greifbarer gemacht, es hat gut zur Geschichte gepasst und die Auftritte des Königs kamen nicht zu häufig vor, sodass das Savoy und Violet noch immer eindeutig im Fokus standen.

Auch diesmal gibt es wieder einen allwissenden Erzähler, der sich in verschiedene Personen hineinversetzt und dem Leser dadurch viele Einblicke und Hintergrundinformationen vermittelt. Er ist stets bestens über Heimlichkeiten, aber auch Ziele und Motivationen der Personen informiert, was es sehr einfach macht, der Handlung zu folgen. Viele Themen führen wie ein roter Faden durch die Geschichte und tauchen immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen auf.
Durch die vielfältigen Perspektiven bei der Erzählung gibt es einen breiten Überblick über die Geschehnisse, Verbindungen lassen sich sehr fein erkennen, man erhält einen besseren Blick auf die Protagonisten und kann sich von ihnen ein genaueres Bild machen. Dabei fand ich es sehr interessant, wie manche Personen nur Handlager und Mittel zum Zweck sind, um anderen Personen den Weg zu ebnen und zu welchen Mitteln gegriffen wird. Man bekommt Informationen und Blicke auf unterschiedliche Lebensweisen und Hoffnungen, über politische Ansichten und Motive, es entsteht einfach ein großes Abbild der Bevölkerung, was zu einer abwechslungsreichen und spannenden Handlung beiträgt.

Für mich war es deutlich zu spüren, dass die Handlung auf ein großes Ereignis zusteuert, welches vieles verändern wird. Man merkt deutlich, dass sich die Situation zuspitzt und ich habe sehr auf den großen Knall hingefiebert, der sogar in doppelter Ausführung kam und der weiteren Geschichte stets eine neue Wendung gegeben hat. Aus diesem Grund hatte ich auch das Gefühl, dass die Handlung nie vorhersehbar war, immer wieder gab es Überraschungen und neue Informationen, die vieles durcheinanderbringen und jegliche Überlegungen vergessen machen. Dabei gibt es einige Themen und Punkte, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen und je weiter die Story fortschreitet, desto stimmiger und runder wird die Handlung, die Ereignisse ergeben gesamt betrachtet viel Sinn und lassen keine Fragen offen.
Und auch für den nächsten, den vierten Band, wurde mein Interesse bereits jetzt geweckt. Nicht nur die Inhaltsangabe klingt sehr fein und erhöht die Vorfreude darauf, sondern dieser dritte Teil endet mit einem krassen Cliffhanger und am liebsten würde ich sofort wissen, wie es weitergehen wird. Ich fiebere also schon jetzt der Fortsetzung mit viel Vorfreude entgegen!

Als vorherrschendes Setting dient auch diesmal wieder das titelgebende Savoy-Hotel. Hier lernt man nicht nur die offiziellen Räume wie das Foyer oder den Speisesaal kennen, sondern auch die privaten Räume von Violet oder manche Zimmer und Ecken des Hotels, die ein normaler Gast nie zu Gesicht bekommen wird. Allein innerhalb des Hotels gibt es eine unglaubliche Vielfalt, die mich sehr begeistert hat und die abwechslungsreich, bildhaft und stimmungsvoll beschrieben wurden. Es wurde nie langweilig, mit den Protagonisten durch das Hotel zu streifen und immer wieder neue Winkel kennenzulernen. Man merkt beim Lesen deutlich heraus, dass das Savoy ein sehr exklusiver und luxuriöser Ort ist, der dies auch bei der Stimmung ausstrahlt. Diese habe ich vor allem im Zusammenhang mit dem Hotel deutlich gespürt und es war faszinierend, wie sie sich während der Handlung entwickelt und verändert.
Einige Kapitel spielen auch außerhalb des Hotels, genauere Orte möchte ich nicht benennen, um Interessierten nichts vorweg zu nehmen. Diese wurden dem Savoy ebenbürtig beschrieben, sie haben ebenfalls klare Zeichnungen erhalten und stehen dem Hotel auch in puncto Stimmung in nichts nach. Hier ließen sich auch verschiedenste Emotionen nachfühlen, wodurch ich diese Settings ebenfalls gern mochte!

Bei der Darstellung der Protagonisten habe ich ebenfalls nichts zu meckern. Ihnen wurden ausgewählte Charakterzüge verliehen, sie treten lebendig und realistisch auf, zeigen im Verlauf der Handlung viele Facetten und Gesichter von sich, was sie abwechslungsreich und besonders macht. Egal, wie häufig eine Person aufgetreten ist, sie wurden alle mit derselben Aufmerksamkeit erstellt, sodass am Ende ein buntes Bild der Gesellschaft entsteht, was ich sehr fein fand. Man kann Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen erhaschen, politische Ansichten werden klar gemacht und man kann sich daraufhin ein eigenes Urteil erlauben. Nicht jeder ist die Person, wie es anfangs scheint und oft wurde ich bei der Entwicklung jedes Einzelnen überrascht. Es war interessant, die ganzen Charaktere kennenzulernen und ich mochte es sehr, wie authentisch sie gehandelt haben.

Bereits beim zweiten Band fand ich es schade, dass das Savoy und Violets tägliche Aufgaben im Zusammenhang mit dem berühmten Hotel nicht sehr häufig behandelt wurden. Nur selten konnte man sich richtig einen Eindruck davon verschaffen, was sie für Aufgaben hat und welchen Pflichten sie nachgeht. Was ich mir daher für den vierten Band wünschen würde ist, dass das Hotel wieder stärker im Vordergrund steht und der Umfang ungefähr dem entspricht, was über Violets Privatleben berichtet wird.
Und ein zweiter, kleiner Kritikpunkt ist es, dass ich es schwierig finde, einen zeitlichen Rahmen zu bestimmen. Zwischen einigen Szenen finden mal mehr, mal weniger große Zeitsprünge statt, was ich an sich immer gut finde, so wird vorgesorgt, dass die Handlung knackig bleibt und keine Längen entstehen. Allerdings fehlt mir hierzu eine Angabe, wie viel Zeit genau verstreicht. Ab und an gibt es zwar Andeutungen über den Kriegsverlauf, woraus man schließen kann, wann die derzeitige Szene ungefähr spielt, aber das ist doch etwas vage.

Fazit
Das war ein Lesevergnügen, welches leider viel zu schnell vorbei war. Ich habe es sehr genossen, gedanklich wieder ins Savoy zu reisen, Violet wiederzusehen und eine Zeit lang in diese exklusive Welt einzutauchen. Ich war sehr enttäuscht, als das Buch vorbei war und die Handlung mit einem unglaublich starken Cliffhanger geendet hat. Ich wollte mich noch nicht mit dem Ende des Romans abfinden und habe daher bereits erste Vermutungen angestellt, was wohl im vierten Band der Saga geschehen könnte...
Und obwohl ich zwei kleine Pünktchen angesprochen habe, die meines Empfindens nach nicht perfekt sind, finde ich das Buch, die ganze Reihe sehr empfehlenswert und fein. Man wird gut unterhalten, die Charakterzeichnungen sind on point, das Setting ist eh ein Träumchen und die Geschichte gestaltet sich als vielfältig, abwechslungsreich und überraschend und lässt sich super an einem ruhigen Tag lesen. Eine sehr feines Buch, welches ich euch empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Glückskinder

Glückskinder
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Handlung
München 1945
Zwar ist der Zweite Weltkrieg vorbei, doch so richtig durchatmen und nach vorne blicken kann die Bevölkerung noch immer nicht. Dafür sind die Erinnerungen zu stark, die Nahrungsmittel ...

Handlung
München 1945
Zwar ist der Zweite Weltkrieg vorbei, doch so richtig durchatmen und nach vorne blicken kann die Bevölkerung noch immer nicht. Dafür sind die Erinnerungen zu stark, die Nahrungsmittel zu knapp. Und genau aus diesem Grund boomen die Schwarzmärkte der Stadt, wo sich täglich ein Teil der Bevölkerung trifft, um an begehrte Güter zu gelangen.
Auch Toni verschlägt es immer wieder auf den Schwarzmarkt in der Möhlstraße, wo sie für ihre Familie und auch Tante Vev, bei der sie derzeit wohnen, das Nötigste organisiert. Und schließlich wird auch noch die Holländerin Griet in der Wohnung von Tante Vev einquartiert, sehr zum Missfallen der anderen Bewohner. Sie betrachten die junge Frau mit Abneigung und Vorsicht, ahnen nicht, was Griet die letzten Jahre alles miterleben musste. Doch schließlich erkennen sowohl Toni, als auch Griet, dass sie einander helfen können und man über andere Menschen nicht vorschnell urteilen sollte...
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Meinung
Ich finde das Cover sehr schick, stimmig und auffallend. Ich mag den hellblauen Hintergrundton, er dient eindeutig als Blickfang und lässt das Cover strahlen. Darauf ist in dunkelroter Schrift der Titel, sowie der Name der Autorin abgedruckt, sowie an den Rändern jeweils zwei Blütensträucher. Weiterhin sind zwei Damen von hinten zu sehen, sie sind der Mode der Nachkriegszeit entsprechend gekleidet und gehen mit Koffern in der Hand zielstrebig ihren Weg. Bei den beiden Personen stelle ich mir gerne vor, dass es sich um Toni und Griet handelt, auch wenn die Haarfarben mit denen im Roman nicht ganz übereinstimmen. Insgesamt kann ich sagen, dass ich das Cover wirklich gern mag, es ist stimmig und wunderschön gestaltet, ein wahrer Blickfang!

Von Teresa Simon habe ich bereits einige Romane gelesen, von denen mir viele sehr gut gefallen haben. Und mit der Inhaltsangabe ihres neuen Romans hatte sie wirklich direkt mein Interesse geweckt und ich konnte nicht anders, als den Titel auf meine Wunschliste zu schreiben. Ich habe stark auf den Erscheinungstermin hingefiebert, hatte mir viel von dem Buch versprochen und war unglaublich gespannt, ob meine Erwartungen erfüllt werden und wie sich die Ereignisse entwickeln. Dementsprechend war ich sehr dankbar, das Buch vom Bloggerportal und dem Heyne Verlag zur Verfügung gestellt zu bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte! Ich kann schon mal vorab verraten, dass es ein großes Vergnügen war, den Roman zu lesen und ich wundervolle Lesestunden damit hatte!

Um sowohl zeitlich, als auch örtlich nie den Überblick zu verlieren, wurde am Anfang von neuen Kapitel stets der Handlungsort, als auch der Monat und das Jahr angegeben. Dadurch lässt sich nicht nur leicht verfolgen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist und man kann dadurch grob schauen, was in nächster Zeit für historische Ereignisse folgen oder welche Probleme sich für die Figuren ergeben könnten. So ist man stets gut informiert, was ich immer sehr gern mag! Zudem erstreckt sich die Geschichte über mehrere Jahre, der Prolog spielt im Jahr 1942, danach setzt die Handlung 1945 ein und geht bis ins Jahr 1948. In diesen Jahren passiert allerhand und es wäre leicht gewesen, sich zeitlich zu verlieren. Ich bin froh, dass dies so eingebunden wurde und man sich stets gut orientieren konnte! Ein sehr hilfreiches kleines und wirkungsvolles Detail, für das ich dankbar bin!

Wie man es schon von Büchern aus der Feder der Autorin gewohnt ist, startet der Prolog mit vielen Fragen, die erst im weiteren Verlauf der Handlung besprochen und aufgelöst werden. Hier kann man bereits erste Vermutungen anstellen und die Spannung befindet sich bereits nach kurzer Zeit auf einem sehr guten und soliden Niveau. Man wird dazu verführt, direkt weiterzulesen, was ich auch gemacht habe und bereits nach kurzer Zeit wurde ich von der Geschichte gefangen genommen und konnte mich leicht und ohne Probleme auf diese einlassen. Dadurch hatte ich einen sehr angenehmen, spannenden, interessanten und flüssigen Start in den Roman, hatte bereits nach wenigen Seiten einen guten Eindruck von der Geschichte und habe mich unglaublich auf das weitere Lesen gefreut!
Daran war nicht nur die lebendige Handlung mit den angenehmen und sympathischen Charakteren schuld, sondern auch die Schreibweise. Sie war einfach und locker gehalten, gibt gute Bilder von den Situationen, Figuren und Settings, aber auch von politischen und historischen Ereignissen. Diese wurden immer so geschickt eingebunden, sodass man die Informationen fast schon nebenbei aufgenommen hat und nie davon überfordert wurde. Sie wurden stets eindrucksvoll und mit leicht verständlichen Worten umschrieben und ich hatte keine Probleme, sie direkt einzuordnen und zu verarbeiten.
Dazu gibt es immer wieder Abschnitte, in denen ein wenig Münchener Dialekt, aber auch die Englische Sprache eingeflochten wurde. Auf diese Weise entsteht eine besondere Art der Authentizität und ich mochte es sehr, wie diverse Personen sich dadurch hervorgehoben haben und ihr Auftreten einzigartig wurde. Diese Abschnitte haben außerdem viel zur Stimmung beigetragen und wurden in einem angenehmen und passenden Maß eingebunden.

Obwohl ich noch nie in München war, hat es die Autorin geschafft, aufgrund einer äußerst bildhaften Sprache die Stadt auch für mich lebendig und greifbar zu machen. Viele Ecken und Orte, aber auch Räume haben lebendige Bilder vor meinen Augen entstehen lassen und es hat auf diese Weise viel Spaß gemacht, zusammen mit den Personen durch München zu radeln oder zu laufen und die Stadt dadurch ein wenig kennenzulernen. Trotzdem habe ich auch häufig noch im Internet geschaut, wie die Örtlichkeiten tatsächlich aussehen und es war schön zu sehen, wie detailgetreu Teresa Simon diese beschrieben hat!
Zudem mochte ich es sehr, dass sie schonungslos beschrieben hat, wie München nach dem Krieg aussah, welche Ecken der Stadt zerstört waren und welche Auswirkungen dies auf die Bevölkerung hat. Dadurch hat der Krieg nochmals eine dunklere Seite bekommen und oft war die Verzweiflung der Menschen deutlich greifbar, wenn sie auf ihre zerbombte Stadt geschaut haben.

Eigentlich ist man es von den Büchern der Autorin gewöhnt, dass sie auf zwei zeitlichen Ebenen spielt und die Handlung zwischen diesen hin- und herspringt. Diesmal bewegt sich die Geschichte sehr geradlinig fort, es gibt keine zeitlichen Sprünge, sondern sie wird chronologisch erzählt.
Die Kapitel teilen sich zwischen zwei Damen auf, einmal verfolgt man die Münchenerin Toni, lernt ihre Familie kennen und erhält einen Einblick in ihr Leben, sowie wie sie den Krieg und die Folgen erlebt. Zum anderen verfolgt man die Holländerin Griet, die den Krieg nochmals düsterer erlebt hat und eine schwere und belastende Zeit hinter sich hat, die sie wohl niemals vergessen wird. Es treffen zwei doch ziemlich unterschiedliche Damen aufeinander, man erfährt von ihren Gedanken und Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten. Man verfolgt unterschiedliche Lebensweisen und lernt dabei Menschen kennen, die komplett unterschiedliche Ansichten vom Leben und der Politik haben.
Ich mochte die zweigeteilte Handlung sehr, beide Damen waren mir sympathisch und ich fand es gut, dass die Geschichte so aufgeteilt wurde. Es kam immer wieder Abwechslung hinein, für mich wurde es an keiner Stelle langweilig und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Das war natürlich für meinen Lesefluss sehr förderlich und es war auch interessant zu erfahren, was mit den Protagonisten geschieht und was das Schicksal noch für sie bereit hält. Zudem mochte ich es, dass man jede Figur aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlebt und sich somit ein noch besseres Bild von ihnen machen kann und die Ereignisse aus zwei Sichtweisen erlebt. Das hat letztendlich dazu beigetragen, dass ich mich noch besser auf die Geschichte einlassen konnte und so vieles äußerst lebendig und realitätsnah wirkte.

Gerade am Anfang des Romans gab es einige stimmungsvolle und berührende Szenen, die sich dann auch auf mich übertragen haben. Hier war es mir möglich, mit den Personen mitzuleiden oder mich für sie zu freuen und dadurch eine Bindung aufzubauen. Ihre Gefühle ließen sich nachvollziehen und waren authentisch, was mir gut gefallen hat.
Mit zunehmender Handlung jedoch wird die Stimmung immer weniger greifbar und war irgendwann ziemlich verschwunden. Das fand ich ein wenig schade, gerade weil dieser Punkt anfangs so gut ausgefüllt wurde, hatte ich mir mehr erwartet.

Ich finde, dass die Spannung durchweg immer ein wenig vorhanden war, wobei sie natürlich mal mehr, mal weniger Raum eingenommen hat. Oft wurde sie durch kleine Bemerkungen aufrecht erhalten und man möchte natürlich wissen, wie sich diese Heimlichkeiten aufklären. Diese Hinweise wechseln sich mit ruhigen Kapiteln ab, in denen einfach nur der Alltag von Griet und Toni beschrieben wird und man schauen kann, wie sich die Stadt München mitsamt ihren Bewohnern langsam vom Krieg erholt. Somit ist der Grundton in der Geschichte meist ruhiger, was ich sehr angenehm empfand.

Teresa Simon hat zahlreiche historische Details in ihren Roman eingebunden. Viele Themen wurden mal länger, mal kürzer behandelt und anhand von ihnen kann man sich ein Bild davon machen, was die Bevölkerung beschäftigt hat. Sei es die Religion oder der tägliche Kampf um Nahrung und damit auch ums Überleben, die Hungersnot, die überall herrscht oder der aufkeimende und weit verbreitete Handel auf dem Schwarzmarkt. Über zahlreiche Aspekte wird man aufgeklärt und erhält ein ausreichend großes Bild, um einen Eindruck der Nachkriegszeit zu erhalten und dadurch der Handlung flüssig zu folgen.

Ich empfand viele Figuren schnell als angenehm und sympathisch, sie haben gute Zeichnungen erhalten und waren lebendig gestaltet. Es wurden verschiedene Charaktere eingebunden, die unterschiedliches erlebt haben und teils noch an der Vergangenheit festhalten. Durch die Zufügung von amerikanischen Soldaten wird das Bild der Bevölkerung in München nochmals vergrößert.
Ich hätte mir gewünscht, dass manche Personen stärker an ihrer ursprünglichen Überzeugung festhalten. Das hätte sie in ihrem Auftreten stärker gemacht und würde einen noch größeren Ausschnitt der Zeit geben. Zudem kam mir bei dieser einen besagten Person, die ich nicht näher benennen will, der Wandel im Denken zu plötzlich und schnell. Ein Kapitel, wo man vielleicht einen näheren Einblick in seine Gedanken bekommt, wäre hilfreich gewesen.

Am Ende des Buches gibt es noch ein ausführliches und manche Situationen und Vorgänge erklärendes Nachwort, welches das gerade Gelesene nochmals abrundet und weitere Hintergrundinformationen bietet. Ich habe während dieser Seiten die Handlung nochmal ein wenig Revue passieren lassen und fand es dabei faszinierend, wie viele historische Informationen die Autorin eingebunden hat, ohne das man als Leser davon überfordert wurde. Außerdem wurde hier auch ein wenig deutlich, wie viel Recherche für das Werk betrieben wurde, um am Ende ein so stimmiges und rundes, aber auch informatives Buch entstehen zu lassen!
Zu guter Letzt wurden noch einige Rezepte angefügt, anhand derer man sich einen Eindruck machen kann, was in den Handlungsjahren auf den Speiseplänen der Bürger stand und was sie aus den Lebensmitteln, die sie zur Verfügung hatten, hergestellt und gekocht haben. Anhand dieser Rezepte sieht man, mit wie wenig die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg überleben mussten und wie knapp die Lebensmittel damals waren.

Fazit
Ich habe ja jetzt viele Punkte genannt, die mir richtig gut gefallen haben und die mir das Buch zu einem Lesevergnügen gemacht haben. Aber hundertprozentig wurde ich nicht überzeugt, mir hat noch ein kleiner Punkt gefehlt, der die Handlung mitreißend macht und das Buch zu einem Highlight. Ich kann nicht genau benennen, was mir ein wenig gefehlt hat, vielleicht die Stimmung, vielleicht aber auch eine Person, die noch deutlicher als Gegenspieler fungiert.
Ansonsten bin ich mit der Geschichte wirklich zufrieden, ich habe die Handlung mit viel Interesse verfolgt und finde letztendlich, dass es der stärkste Roman aus der Feder von Teresa Simon ist. Ja, es gibt Bücher, die ich vielleicht in der Vergangenheit besser bewertet habe, aber mit dieser Erzählung auf einer zeitlichen Ebene hat sie mich mehr überzeugt und ich hoffe, auf noch weitere solch interessante Werke!

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Das Erbe der Hohensteins

Das Erbe der Hohensteins
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Handlung
Nach einigen Jahren mit ein paar Sorgen über das Fortbestehen des Hotels am Drachenfels, aber auch mit politischen Wirren erstrahlt das Haus wieder im alten Glanz. Langsam werden dort wieder schillernde ...

Handlung
Nach einigen Jahren mit ein paar Sorgen über das Fortbestehen des Hotels am Drachenfels, aber auch mit politischen Wirren erstrahlt das Haus wieder im alten Glanz. Langsam werden dort wieder schillernde Abendveranstaltungen gegeben, die weithin berühmt und beliebt sind. Illustre Gäste beehren das Hotel und es gibt stetige Entwicklungen der Gesellschaft und der Mode. Von dieser Stimmung hat sich auch Valerie, Tochter des Hoteliers Karl von Hohenstein, anstecken lassen, sie genießt das Leben, möchte viel erleben und verdreht den Männern reihenweise den Kopf. Bisher war allerdings der Eine noch nicht dabei...
Auch ihr Bruder Ludwig steckt in der Zwickmühle. Er hadert mit seiner Zukunft als Hotelier und möchte nach Amerika ziehen, wo er gern als Ingenieur arbeiten würde. Allerdings traut er sich nicht, dies öffentlich zu sagen und zudem hält ihn seine Verlobte in der Heimat. Und um dies auch weiterhin zu schaffen, greift diese zu heimtückischen Mitteln...

Meinung
Das Cover ist dem des ersten Bandes ein wenig ähnlich, wobei diesmal mehr Farben genutzt werden und die ganze Szenerie lebendiger wirkt. Auch diesmal sieht man eine Dame von der Seite, sie ist schick und der Mode der 1920er entsprechend gekleidet, ich finde, dass man ihr ansieht, dass sie aus einer gesellschaftlich höheren Klasse stammt. Vielleicht soll es sich ja um eine Darstellung von Valerie handeln?
Auf jeden Fall schaut sie auf ein unglaublich schönes und schmuckes Gebäude, ein traumhaftes Schloss, welches sehr einladend wirkt. Interessehalber habe ich im Internet nachgeschaut, um welches Palais es sich hier handeln könnte und bin direkt auf das Schloss Drachenburg gestoßen. Ich mag es, dass es so einen starken Bezug zu der Umgebung des Hotels am Drachenfels gibt und man so einen kleinen Einblick auf das Schloss, aber auch die Umgebung und die Natur erhält.
Ich finde das Cover gut und ansprechend, es ist farbenfroh und stimmt ein wenig auf die Geschichte ein.

Erst im November letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat und mein Interesse an den Fortsetzungen geweckt hat. Im Zuge dessen habe ich mir einen der Folgebände zu Weihnachten gewünscht, mir den anderen auf einen Gutschein gekauft und es war von Anfang an mein Plan, die Reihe so schnell wie möglich weiterzulesen. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es sehr angenehm finde, mal eine Saga innerhalb so kurzer Zeit zu lesen und nicht längere Zeit auf die Erscheinungstermine des nächsten Bandes warten zu müssen. Für mich war es also im Januar so weit und ich habe den zweiten Teil der Hohenstein-Saga gelesen und jetzt einiges dazu zu sagen!

Auch diesmal wurden auf den Umschlaginnenseiten wieder zwei Karten abgedruckt, die jeweils die Gegend rund um das Hotel Hohenstein zeigen. Hier kann man Wege nachverfolgen, Entfernungen grob einschätzen und das gesamte Setting gut einordnen. Mir hat das sehr geholfen und ich habe gerne auf die Abbildungen zurückgegriffen, ich kenne mich im Siebengebirge nicht gut aus und war daher sehr froh um dieses hilfreiche Extra!

Zudem gibt es als Zusatzmaterial noch ein Personenverzeichnis, welches am Ende des Buches abgedruckt wurde. Dort kann man sich einen direkten Überblick über die Personen verschaffen, zudem wurden verwandtschaftliche Beziehungen aufgeführt und man kann auf einen Blick das Personal ihrer jeweiligen Tätigkeit zuordnen.
Diesmal habe ich das Verzeichnis gerade am Anfang genutzt, um die Kinder von den beiden Hoteliers Karl und Konrad auseinanderzuhalten und mir einzuprägen, welche von ihnen Geschwister sind. Dafür habe ich einige Zeit gebraucht, dabei war mir diese Übersicht eine große Hilfe, dementsprechend froh war ich, dass sie auch diesmal wieder abgedruckt wurde!

Bis auf die Tatsache, dass ich anfangs die Nachkömmlinge der Familien Hohenstein und Alsberg ein wenig durcheinandergebracht habe, gab es für mich sonst keine weiteren Startschwierigkeiten.Es gibt im Grunde einen flüssigen Start, wobei man trotzdem ausreichend Zeit dazu hat, um die Personen kennenzulernen und Zusammenhänge zu dem vorherigen Band herzustellen. Dazu gibt es auch ab und an kleine Hintergrundinformationen und nebenbei wird teils angeschnitten, was im ersten Teil geschehen ist. Daher fiel für mich der Start in die neue Geschichte einfach aus und nachdem ich mir eingeprägt hatte, wie die verwandtschaftlichen Beziehungen der Kinder sind konnte ich der Handlung flüssig und ohne Probleme folgen.
Mir hat die Sprache von der ersten Seite an zugesagt und das hat sich dann auch über den weiteren Roman so fortgezogen. Sie war bildhaft und hat nicht nur das Hotel und die Personen, sondern die ganze Gegend und das Umland lebendig werden lassen. Viele Szenen und Situationen konnte ich mir gut vorstellen, sie waren realistisch und an keiner Stelle im Buch hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte als zu übertrieben oder dramatisch dargestellt wird.
Im Grunde ist die Sprache einfach und daher leicht lesbar. Fachbegriffe tauchen nur selten auf und anhand einiger Diskussionen rund um das Hotel und seinen Ablauf, aber auch anhand von historischen Begebenheiten erhält sie Anspruch. So ist sie nicht zu leicht, aber auch nicht zu anspruchsvoll, es entsteht ein angenehmer Mix, der den Leser bequem durch das Buch trägt.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie viele humorvolle kleine Szenen und Dialoge es im ersten Band gab, die mich hervorragend unterhalten haben. Darauf hatte ich auch diesmal wieder gehofft und wurde in dieser Hinsicht ein wenig enttäuscht. Solche Abschnitte kamen nur äußerst selten vor und irgendwie erschien die Handlung dadurch deutlich ernster und nüchterner. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es auch in diesem zweiten Teil wieder mehr Scherze und kleine Neckereien der Protagonisten gegeben hätte.

Meiner Ansicht nach hat sich die Spannung auf einem sehr guten und reizenden Niveau befunden. Immer wieder gab es kleine Details, die zum nachdenken angeregt haben und dazu anleiten, Spekulationen anzustellen. Oft gingen diese ins Leere und die Handlung ging ganz anders weiter, als ich es mir vorgestellt hatte, nur selten hatte ich den richtigen Instinkt und meine Überlegungen sind eingetroffen. Immer wieder werden einige, wenige Details preisgegeben und dadurch die Spannung aufrechterhalten. Das regt zum flüssigen Lesen an und auch dazu, das Buch immer wieder in die Hand nehmen zu wollen und weiterzulesen.

Auch diesmal gibt es wieder einen allwissenden Erzähler, der sich in verschiedene Protagonisten hineinversetzt und damit eine abwechslungsreiche Geschichte bietet. Auf diese Weise lernt man verschiedene Lebensweisen und Ansichten über die Politik, die Gesellschaft und das Hotel, aber auch über die anderen Figuren kennen, erlebt diese aus unterschiedlichen Sichtweisen und kann sich ein umfassendes und gutes Bild von ihnen machen. Dabei betrachtet der Prosaist die Personen so, dass man als Leser zwar merkt, was sie von den anderen Akteuren hält, man aber frei entscheiden kann, wie man selbst die Figuren einschätzt und beurteilt.
Zudem lässt der Erzähler immer wieder Bemerkungen fallen, die Platz zum spekulieren und nachdenken bieten und er ist ein großer Bestandteil dessen, dass die Handlung stets spannend und reizvoll bleibt. Oft lässt er sich nicht in die Karten blicken und führt den Leser gern mal auf falsche Fährten, am Ende lüftet er all seine Geheimnisse und die Handlung ist in sich geschlossen und man kann das Buch ohne offene Fragen beiseite legen.
Ich mochte auf jeden Fall die wandelnden Erzählperspektiven sehr, es gibt zahlreiche Einblicke in unterschiedliche Menschen, mit ihren Zielen und Träumen. Es gibt Informationen über gesellschaftliche Konventionen, die Rolle der Frau und die Führung eines Hotels, was gesamt ein rundes Bild der Gesellschaft und der Menschen zur Handlungszeit der 1920er ergibt.

Im Roman kommen Stimmungen verschiedener Typen auf, sie sind unterschiedlicher Naturen und bieten eine große Vielfalt. Die Protagonisten durchleben einiges, sowohl freudige, als auch traurige Momente sind vorhanden und bieten daher eine große emotionale Vielfalt. Ab und an haben sich diese Stimmungen auch ein wenig auf mich übertragen, was nicht nur dazu beigetragen hat, dass ich die Personen besser einschätzen und verstehen konnte, sondern die Handlung lebendiger und auch natürlicher, einfach glaubhaft erschien.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass auch immer wieder kleine historische Details eingebunden wurden und man anhand dieser ein gutes Bild über die Zeit der 1920er Jahre erhalten hat und grob nachvollziehen konnte, was die Menschen bewegt hat. Diese Erwähnungen beziehen sich vor allem auf den aufkommenden Nationalsozialismus und ihre Taten, aber auch auf das gesellschaftliche Leben und die Rolle der Frau mit möglichen Ambitionen, einen Beruf auszuüben oder ihr bisheriges Leben zu überdenken. Anhand dieser Punkte bekommt man nicht nur einen Einblick in die Zeit, sondern kann auch die Sorgen der Bevölkerung nachvollziehen und die Handlung geschichtlich einordnen.

Auch diesmal gilt das Hotel Hohenstein wieder als vorherrschendes Setting. Hier finden die meisten Szenen statt und viele rote Fäden, die sich durch die Handlung ziehen, treffen hier aufeinander und verbinden sich teilweise. Ich mochte diesen Ort wirklich sehr gern und die Unterschiede zwischen den öffentlichen und privaten Orten, sowie den Arbeitsplätzen der Angestellten ließen sich herauslesen und gaben verschiedene Einblicke. Auch die Umgebung erhält einiges an Beachtung und man lernt manche Orte aus dem ersten Band aus einem anderen Winkel kennen, andere Orte hingegen sind neu und geben einen noch besseren Eindruck der Gegend.

Einige Figuren sind aus dem ersten Band der Reihe bekannt und ich habe mich gefreut, eine Vielzahl von ihnen wiederzusehen und zu erleben, welchen Punkt sie gerade in ihrem Leben erreicht haben, wie sie noch reifer und erwachsener geworden sind und in welche Richtung sie sich entwickelt haben. Dazu kommen noch einige neue Personen hinzu, allen voran die Kinder der Hohensteins und Alsbergs, sowie Mitarbeiter und Gäste des Hotels, im Grunde ist die Runde damit fast schon komplett.
Ich mag die unterschiedlichen und variablen Beschreibungen der Protagonisten sehr gern, sie sind einzigartig und haben unvergleichliche Wesen erhalten. Man kann stets gut herauslesen, welche Ziele sie verfolgen, welche Ambitionen sie haben und dadurch war es mir möglich, ein umfassendes Bild ihres Charakters zu erhalten. Ich mochte es sehr, dass die Figuren verschiedene Facetten zeigen und sich stetig weiterentwickeln und neue Erkenntnisse erwerben. Sie wirken dadurch sehr realitätsnah, ich konnte zu vielen eine bessere Bindung aufbauen, sie einschätzen und bewerten.

Fazit
Da mir der erste Band gut gefallen hat, hatte ich natürlich große Hoffnungen darauf gesetzt, dass mich die Fortsetzung ebenso überzeugen kann und mich gut unterhält. Und ich kann glücklicherweise sagen, dass mir auch dieser zweite Teil gut gefallen hat, viele Überraschungen parat gehalten hat und eine ebenbürtige Fortsetzung darstellt. Ich mag den Abwechslungsreichtum und die Spannung, das Setting und auch die Protagonisten sehr gern und freue mich auf ein Wiedersehen im dritten und finalen Band, den ich gerne noch im Februar lesen möchte!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung

Die Frauen vom Jungfernstieg. Gerdas Entscheidung
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Handlung
Hamburg 1889
Für Gerda geht ihr größter Traum in Erfüllung, als Oscar, ein junger Apotheker mit vielen neuen Ideen, um ihre Hand anhält. Und schon kurz nach der Verlobung beginnt Oscar, seine ...

Handlung
Hamburg 1889
Für Gerda geht ihr größter Traum in Erfüllung, als Oscar, ein junger Apotheker mit vielen neuen Ideen, um ihre Hand anhält. Und schon kurz nach der Verlobung beginnt Oscar, seine Pläne umzusetzen, er kauft das Labor von Paul Carl Beiersdorf in Altona, beginnt mit der Entwicklung neuer Produkte und verbessert nach und nach die Arbeitsbedingungen seiner Angestellten. Schon nach kurzer Zeit kann er Erfolge verzeichnen, doch in der Gesellschaft wird er wegen seinen Ansichten und seiner jüdischen Religion schief angeschaut.
Auch Gerda bemerkt, dass die Hanseaten sehr zurückhaltend sind und beschließt, auch ihren Anteil dazu beizutragen, dass das Ansehen der Familie Troplowitz steigt. In der gemeinsamen Villa führt Gerda Salonabende ein und lädt dazu allerhand einflussreiche und kunstinteressierte Gäste ein. Ob dies ausreichend ist, um sich gegen die Widersacher zu behaupten?

Meinung
Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, ist mir direkt aufgefallen, wie hell und freundlich es wirkt. Fast durchweg wurden sommerliche Farben genutzt, die den Betrachter nur dazu einladen, das Buch in die Hand zu nehmen und es nicht nur genauer zu betrachten, sondern auch den Klappentext durchzulesen.
Es wurden vor allem frühlingshafte und zarte Farben genutzt, die zusammen ein stimmiges und ansprechendes Bild ergeben. Als Blickfang der Szene dient für mich die Dame, welche man von hinten sieht und die auf ein Gewässer, sowie einige Gebäude schaut. Anhand des Handlungsortes Hamburg verorte ich diese Szene auch in diese Stadt. Die Person ist ausgewählt und schick gekleidet, wobei sich die Mode direkt der Handlungszeit, den 1880er und 1890er Jahren zuordnen lässt. Am oberen Bildrand wurden noch einige Blattranken eingefügt, die das gesamte Bild abrunden und die noch einen Hauch Natur reinbringen. Insgesamt mag ich das Cover wirklich sehr gern, es ist stimmig, wunderschön und ausgewählt gestaltet und es sticht aus der Masse heraus!

Von Lena Johannson habe ich bereits einige Bücher gelesen, wobei die Reihe rund um die Elbchaussee wahrscheinlich am bekanntesten ist. Und jedes Buch der Autorin hat mir gut oder sehr gut gefallen, weshalb ich auf ihre neuen Werke sehr gespannt war. Als ich dann diesen Start einer neuen Reihe in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich sofort angetan. Nicht nur von dem hübschen Cover, sondern auch von der Inhaltsangabe, der Handlungszeit und auch von den Personen hatte ich spontan einen positiven Eindruck. Daher wanderte der Titel direkt auf meine Wunschliste und ich habe dem Erscheinungstermin entgegengefiebert. Es war mir eine Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und zu lesen, ein herzliches Dankeschön an den Aufbau Verlag!

Direkt am Anfang möchte ich nicht nur die ansprechende Gestaltung der Umschlaginnenseiten erwähnen, die passend auf die Romane der Autorin ausgerichtet sind, sondern auch das umfassende und gut erläuternde Nachwort. Dort werden einige Punkte des Buches nochmals aufgegriffen und näher beschrieben, sodass am Ende eine durch und durch stimmige und gut nachvollziehbare Geschichte vorliegt. Zudem gibt es eine kleine, aber feine Übersicht über Erfolge und Geschehnisse innerhalb von Beiersdorf, die im Buch genannt werden. So hat man das wichtigste knapp und prägnant vor Augen.
Außerdem gibt es noch ein Personenverzeichnis, welches sich ebenfalls am Ende des Buches befindet. Hier werden die Figuren nicht nur genannt, sondern es gibt zu jedem noch ein paar Worte über ihre Person. So kann man auf einen Blick erfassen, wer eine wichtige Rolle spielt und welche Protagonisten tatsächlich gelebt haben.
Darauf folgt noch ein Glossar, wo vor allem Hamburger Begriffe und Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt werden. Einige der Worte waren mir bekannt, bei einigen konnte ich ableiten, was sie bedeuten sollen, bei dem Rest war ich froh um die Erklärungen!

Ich empfand den Start in die Geschichte sehr angenehm und flüssig. Auf den ersten paar Seiten kann man in Ruhe die Protagonisten und ihre Lebenssituation kennenlernen, danach geht es recht schnell zur Sache und Oscar kauft die Firma von Herrn Beiersdorf ab. Auf diese Weise können eingangs keine Längen entstehen und für mich hat sich die Handlung von Anfang an als interessant und gut lesbar gestaltet. Es gibt immer wieder Abwechslung, man erhält ausreichend Einblicke in verschiedene Lebensweisen und Personen, kann sich dadurch ein Bild von der Gesellschaft machen und auch das historische Hamburg gut kennenlernen.
Die Schreibweise wurde immer wieder mit ein wenig Dialekt vermischt. Dies kam vor allem durch einige Begriffe aus dem Hamburger Wortschatz, was dazu beigetragen hat, dass die Handlung und die Figuren sehr lebendig und authentisch erschienen. Ich bin flüssig und ohne Probleme mit dem Lesen vorangekommen, mir hat die beschriebene Vielfalt, als auch die zahlreichen Einblicke in die Gedanken der verschiedenen Protagonisten gefallen und das hat stark dazu beigetragen, dass ich am Ende einen sehr positiven Eindruck von dem Roman habe und mich schon sehr auf die Fortsetzungen freue!

Ursprünglich hatte ich gedacht, dass die meisten Kapitel aus der Sicht von Gerda beschrieben werden, immerhin taucht sie als Hauptperson im Klappentext auf und ist namensgebend für den Untertitel. Daher war ich positiv überrascht, dass auch zwei andere Damen zu Wort kommen und Einblicke in ihr Leben geben. Das Interessante hierbei ist, dass sie aus ungleichen gesellschaftlichen Schichten stammen, in verschiedenen Stadien ihres Lebens stehen und eigene Ziele haben, die sich stark voneinander unterscheiden. Auf diese Weise kommt immer viel Abwechslung hinein und die Handlung gestaltete sich für meinen Geschmack nie zu monoton, sondern vielfältig und oft überraschend. Am Ende bin ich sogar froh, dass es eine Aufteilung auf drei Erzählperspektiven gibt, manche Szenen, vor allem aber die restlichen Protagonisten erlebt man deshalb aus unterschiedlichen Blickwinkeln und man kann sie dadurch noch besser einschätzen und ihre Handlungen bewerten.

Ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass es mehr Angaben zur Handlungszeit gibt. Diese wurden spartanisch eingefügt und oft konnte ich lediglich schätzen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Wenn es hierzu öfters mal nur die Jahreszahl gegeben hätte, wäre dies wirklich hilfreich gewesen, um die Geschichte zeitlich einzurahmen und zu schauen, was zu dieser Zeit sonst noch so politisch und weltgeschichtlich geschehen ist.

Einige wenige Kapitel am Anfang des Buches finden in Posen statt und man merkt direkt, dass die Beschreibung der Stadt nicht so tiefgehend und ausführlich ist, wie es später bei Hamburg der Fall ist. Man kann sich grob ein Bild von dem Ort machen, aber für mich hat es sich bereits so angefühlt, als würde man hier nur einen kleinen Teil der Handlung verbringen. Und genauso war es auch, die Geschichte wechselt schnell nach Hamburg, wobei man dort verschiedene Bezirke und Gegenden kennenlernt und insgesamt einen soliden Überblick über die Stadt bekommt. Zahlreiche Gebäude, allen voran die Wohnungen von Oscar und Gerda, aber auch die Beiersdorf-Fabrik haben gute und detaillierte Beschreibungen erhalten, sodass man sich die wichtigsten Gebäude leicht vorstellen kann und einen soliden Eindruck von ihnen erhält.

Nicht nur anhand der Firma Beiersdorf, ihren Entdeckungen und neuen Produkten gibt es immer wieder Informationen über die geschichtlichen Entwicklungen, sondern auch so werden oft einige Themen nebenbei eingeflochten. Diese passen stets perfekt zur jeweiligen Szene, sind nie zu viel und geben genau das richtige Maß an Wissen an den Leser weiter. Man erhält zu vielen Punkten kurze und prägnante Auskünfte und teils regen diese dazu an, sich auch außerhalb des Lesens mit einigen Themen zu befassen und weitere Informationen zu sammeln.

Eindeutig im Mittelpunkt stehen Gerda und Oscar Troplowitz, dazu kommen noch Irma und Toni. Sie sind ganz klar der Fokus und an ihnen orientiert sich die restliche Handlung. Daher haben sie auch äußerst lebendige und realistische Charaktere erhalten, die sie nicht nur sympathisch, sondern auch einzigartig machen. Ich fand es sehr interessant, wie ausführlich und in die Tiefe gehend die vier Personen beschrieben wurden, eine jede hat auch mit Zweifeln zu kämpfen und hat viel komplexere Wesenszüge erhalten, als ich anfangs angenommen hatte. So erfährt man einige Sorgen und Nöte der Personen und kann teils mit ihnen mitfühlen, sie auf jeden Fall aber besser in ihren Handlungen und Aktionen verstehen.
Auch die restlichen Figuren haben interessante Merkmale erhalten, wobei diese meist nicht ganz so stark ausgeprägt sind. Trotzdem kann man ihre Ambitionen gut verstehen, sie als sympathisch oder unangenehm einschätzen und sie ganz gut analysieren.

Fazit
Aufgrund dessen, dass ich schon einige Bücher der Autorin gelesen habe, die mich immer überzeugt haben, bin ich mit einigen Erwartungen in die Geschichte gestartet. Ich habe sehr auf einen spannenden und informativen ersten Band der Jungfernstieg-Saga gehofft und bin frohen Mutes in die Handlung gestartet. Und nachdem ich das Buch nun beendet habe, kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt wurden und mit diesem Auftaktband ein interessanter und stimmiger Roman vorliegt, der nicht nur gut über die Firma Beiersdorf und ihre Firmengeschichte informiert, sondern auch allerhand historische Einblicke in die Lebensweisen und Ereignisse der Handlungszeit gibt. Dies, vereint mit der sehr angenehmen und gut lesbaren Sprache, den Personen und dem traumhaften Setting ergibt eine ansprechende und überzeugende Mischung, die überzeugend ist und sich sehr positiv auf meinen Lesefluss ausgewirkt hat. Mein Interesse auf die beiden folgenden Bände wurde definitiv geweckt und ich freue mich, Gerda und ihrem Mann, aber auch Toni und Irma darin wiederzusehen und sie auf ihren weiteren Erlebnissen zu begleiten!

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