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Veröffentlicht am 06.02.2021

Wieso? Weshalb? Warum?

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein ...

Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein Blut vergifteten und seine Adern platzen ließen. Es gibt vieles, was in Montane, ihrer Heimat, verboten ist, doch ganz besonders bestimmte Worte. Lesen, Schreiben, Bücher - damit dürfen nur die Barden umgehen, die das Land beherrschen, den Zehnt eintreiben und manchmal mit Magie die Bevölkerung belohnen. Eines Tages, als die Barden gerade in ihrem Dorf sind, geschieht Schreckliches und Shae macht sich auf, um im Hohen Haus - dem Regierungssitz der Barden - nach Antworten zu suchen. Doch wer die Wahrheit wissen will, muss um sein Leben fürchten.

Es ist mir relativ schwer gefallen, die Zusammenfassung zu schreiben, denn so richtig klar, wohin sich dieses Buch bewegen will, wird es bis zum Schluss nicht. Man kann nicht sagen, dass es langweilig oder unspannend ist, aber alles wird immer nur angeschnitten. Worte sind verboten? Warum? Leute sterben daran? Wie? Die Barden besitzen Magie? Woher? Wie kommt es, dass die Welt so aufgebaut ist, wie sie es ist? Keine Ahnung, es wird nicht erklärt. Und auch, wenn ich es zu schätzen weiß, dass in einer Trilogie nicht alles von Anfang an vorgekaut wird, so möchte ich doch wenigstens ein paar Fragen zum Aufbau der mir vorgesetzten Welt beantwortet haben. Dazu kommt, dass ich zu wirklich keinem der Charaktere irgendeine Beziehung aufbauen konnte. Shae ist eine schwammige Protagonistin, die selten das tut, was das fürs Überleben Klügste wäre. Warum sie so gute Freunde hat, wie sie es tut, entzieht sich meinem Verständnis. Der Schurke ist schurkisch, das Loveinterest geheimnisvoll - das reicht mir nicht für eine fesselnde Geschichte und ich muss zugeben, dass ich wenig Interesse daran habe, sie weiter zu verfolgen.

Und jetzt noch ein Wort zum Loewe-Verlag: An alle, die dafür verantwortlich waren, ein Missbrauchsopfer mit ihrem Täter zu bewerben - oder auch nur eine Autorin mit dem Namen ihres Vaters - ich hoffe, ihr alle habt mindestens zwei Wochen lang Dauerdurchfall und nirgends ein Klo. Und auch keine Dusche und keine Waschmaschine.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Die Magierin und der Gestaltwandler

Divine Damnation 1: Das Vermächtnis der Magie
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Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, ...

Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, macht sie mitten im Dschungel, in einem alten, verlassenen Tempel eine schreckliche Entdeckung: nicht nur ist ihre Kollegin tot, auch eine uralte, eingesperrte Göttin wurde befreit. Und diese ist auf Zerstörung aus. Um die Göttin aufzuhalten, ist Tivra gezwungen, mit dem Alpha der Gestaltwandler Avan zusammenzuarbeiten. Ausgerechnet der stellt sich als ihr One-Night-Stand von vor einigen Tagen heraus. Die Anziehungskraft zwischen Tivra und Avan sind nicht die einzigen Probleme, die sie klären müssen.

Was ich mochte: die Idee, den Hintergrund, der ein bisschen an indischen Dschungel erinnert, die Vorstellung, dass Magie und Moderne zusammen existieren könnten. Leider war das so gut wie nicht ausgebaut, dafür musste ständig darauf hingewiesen werden, wie hoch die Anziehungskraft zwischen Avan und Tivra ist. (Tipp: Das wusste man nach den ersten drei, vier Malen schon.) Es kamen Logiklöcher dazu. Scheinbar gab es eine Barriere, die von den Magiern aufrecht erhalten werden musste. Aber dauernd waren Tivra, ihre neuen Freunde und Hinz und Kunz draußen - wie funktionierte das? Und wieso konnte eines der Viecher der Göttin reinkommen, die anderen jedoch scheinbar nicht so einfach am Ende? Und wieso hat sich Tivra im Tempel nicht einfach mit der Kugel zurück nach Hause gebeamt, hat eine oder mehrere neue Kugeln geholt und die Gestaltwandler aus dem Tempel geholt? War diese Lösung zu naheliegend, zu einfach und zu ungefährlich? Richtig enttäuscht hat mich das Lektorat, das bestenfalls oberflächig passiert sein kann. Was mich auch genervt hat, war Avans ständiges: Ach, das kann ich dir nicht sagen. Okay? Dann lass deine Finger von der Frau, wenn du ihr nicht die Wahrheit sagen willst.

Und Avans Vorfahre ist ja wohl das Letzte, so wie er die Göttin behandelt hat. An ihrer Stelle wäre ich auch sauer und würde mir noch ganz andere Sachen einfallen lassen und beinahe könnte ich mich auf ihre Seite schlagen. Sie ist auch der Grund, warum ich die Reihe fortsetzen wollte - um zu wissen, wie es mit ihr weitergeht. Was zwischen Avan und Tivra ist, scheint ohnehin klar zu sein.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kleine, alte Frau mit Hut

Das Windsor-Komplott
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Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal ...

Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal genug, lässt sein Tod auf entweder interessante sexuelle Vorlieben schließen oder gar ... Mord. Die Queen, die kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag steht, kann diese Sache natürlich nicht dem MI5 oder anderen Polizisten überlassen, schließlich ist es in ihrem Schloss passiert! Mit Hilfe von Rozie, ihrer jungen, neuen stellvertretenden Assistentin macht sie sich auf, diesen Fall zu lösen; ohne Schirm, dafür mit Charme und Hut.

Positiv empfinde ich, dass mit Rozie, der Assistentin, eine junge Frau entworfen wurde, die wirklich sehr cool, sehr weiblich und trotzdem mit allen Wassern gewaschen daherkommt. Interessant sind sicherlich auch die ganzen Protokolle, die es für eine Königin einzuhalten gilt oder was die Gesellschaft so glaubt, was eingehalten werden muss. Der Fall selbst ist zwar äußerst cozy, aber auch äußerst an den Haaren herbeigezogen. Und was mir wirklich auf Dauer extrem gegen den Strich ging, war dieses furchtbar servile Verhalten, das alle Leute der Queen und anderen royalen und adligen Parasiten gegenüber an den Tag gelegt wurde. Wofür noch mal hat die Arbeiterklasse gekämpft und beinahe auf der ganzen Welt diese Leute in Schimpf und Schande verjagt? Zwischen den Zeilen liest man hier heraus, dass die Angestellten der Queen - obwohl sie neben J. K. Rowling so ziemlich die reichste Person Großbritanniens ist - recht schlecht bezahlt werden. Und dennoch würden sie alle ihr Leben opfern, um das ihrer Königin zu retten bla bla. Mein Revoluzzerherz war hier permanent auf 180 und ist eher nicht geneigt, weitere Abenteuer einer schnüffelnden Queen zu verfolgen.

Veröffentlicht am 01.01.2021

Vietnamkrieg in den Köpfen

Die Saat des Bösen
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Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten ...

Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten Familie der Gegend an, auch wenn er ein absoluter Außenseiter ist. Als bei einer Geburtstagsfeier die vietnamesische Frau seines Bruders entführt wird, beißt sich Chuck in die Sache fest. Wer steckt dahinter? Die vietnamesischen Mafiosis aus Little Saigon? Oder will sich ein alter Feind an seinem Bruder, dem hochdekorierten Vietnamveteranen, rächen?

Eigentlich macht das Lesen des Buches schon Spaß. Die Geschichte spielt 1988 und das ist ein bisschen wie eine Zeitreise ohne Handys, ohne das Internet und Computer, wie wir es heute kennen. Geschrieben wurde sie in den 90igern, also zu einer Zeit, in der noch dasselbe galt. Und wenn es nur um Chuck und darum geht, wie er sich durch den Sumpf von Korruption und Intrigen durchwühlt, um die Wahrheit zu erfahren, ist das eigentlich ein sehr cooles Buch. Was mich jedoch wirklich sehr abgestoßen hat, war das völlig unreflektierte Wir-Amis-sind-Helden-Gehabe. Hier sind sie die Guten, obwohl sie Vietnam angegriffen haben und der böse Vietcong ist natürlich an allem Schlechten schuld. Das kann zwischendurch schon mal ernsthaft den Spaß am Lesen verderben und daher gibt es auch einige Abzüge.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Mein lieber Fuchs

Post mortem
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1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt ...

1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt die junge Dame erst einen Anfall und stirbt dann, bevor er seine Frau Mabel erreichen kann. Diese macht der plötzliche Tod der Sängerin misstrauisch. Als ehemalige Krankenschwester im Krimkrieg wird sie stutzig, als sie einen seltsamen Ausschlag entdeckt. Ist die junge Frau möglicherweise vergiftet worden? Erst gegen den Willen ihres Mannes, dann mit seiner Hilfe ermitteln die beiden älteren Herrschaften und stoßen bald auf Neid, Missgunst, unerwiderte Liebe und Rache.

Man muss der Autorin zugutehalten, dass sie wirklich sehr schön die damaligen Verhältnisse recherchiert hat und einen in das viktorianische Zeitalter mitnimmt. Mir ist natürlich auch klar, dass es damals keine der heutigen Methoden gab, den Tod von jemandem zu ermitteln. Mabel konnte nicht mal eben einen Facebookaufruf machen oder sich anderer Mittel bedienen, die heutzutage üblich sind. Von daher habe ich auch keinen Actionreißer erwartet. Aber ein bisschen spannender hätte es dann doch zugehen dürfen, irgendwie hat das Conan Doyle ja damals mit seinen Krimis auch geschafft. Mir war der Fall selbst zu banal und dass seine Lösung fast nur auf Zufall und Glück beruhte, machte das Ganze nicht fesselnder. Ich weiß nicht, ob es mit Mabel und Clarence noch weitere Fälle geben wird, aber ich hoffe in dem Fall, dass es dann nicht nur ein spannendes Bild des Zeitgeschehens geben wird, sondern auch einen Fall, der diesen Namen verdient.