Cover-Bild Das achte Kind
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 25.01.2021
  • ISBN: 9783446267961
Alem Grabovac

Das achte Kind

Roman
„Ein ganz besonderer deutscher Bildungsroman.“ (Maxim Biller) – Alem Grabovac erzählt in seinem Roman eine aufrüttelnde Geschichte über Herkunft und Zugehörigkeit

Smilja schuftet als Gastarbeiterin in der Schokoladenfabrik, ihr Mann Emir, ein feierfreudiger Kleinganove, landet später im berüchtigten Gefängnis Goli Otok in Jugoslawien. Nach der Geburt ihres Sohnes Alem trifft Smilja eine folgenschwere Entscheidung: Ihr Baby wächst bei einer strengen deutschen Pflegefamilie mit sieben eigenen Kindern auf. Jedes zweite Wochenende aber verbringt der Junge mit seiner Mutter und ihrem neuen gewalttätigen Freund im Frankfurter Bahnhofsmilieu. Erst als Erwachsener macht sich Alem auf die Suche nach seinem leiblichen Vater.
Alem Grabovac erzählt die erschütternde Geschichte eines extremen Aufwachsens, ungeschönt und ohne Wertung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Gastarbeiterkind

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In seinem Roman “Das achte Kind” scheint der Autor Alem Grabovac die Lebensgeschichte seiner Mutter und seine eigene zu verarbeiten.
Die Mutter Smilja, geboren 1949, stammt aus äußerst armseligen Verhältnissen ...

In seinem Roman “Das achte Kind” scheint der Autor Alem Grabovac die Lebensgeschichte seiner Mutter und seine eigene zu verarbeiten.
Die Mutter Smilja, geboren 1949, stammt aus äußerst armseligen Verhältnissen im sozialistischen Jugoslawien Marschall Titos. Sie träumt, wie so viele ihrer Landsleute, von einem besseren Leben in Deutschland. Dort erhält sie als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik eine Chance. Jedoch ist ihr Ehemann, ein unberechenbarer Säufer, Spieler und Ganove, unfähig ihr neugeborenes Baby zu versorgen. Da sie gezwungen ist, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, sieht sie sich gezwungen, ihr Kind bereits nach 6 Wochen in eine deutsche Pflegefamilie zu geben, in der er wohlbehütet, voller Warmherzigkeit, zunächst nur vorübergehend, dann jedoch bis zu seinem Abitur, aufwachsen kann. Diese Pflegefamilie ist Alems großes Glück, erfährt er dort doch geregelte Familienverhältnisse, Unterstützung und Sicherheit. Er wächst verortet in 2 Kulturen auf, denn jedes Wochenende verbringt er mit seiner Mutter und ihren gewalttätigen, neuen, jugoslawischen Lebensgefährten. Emir, sein Vater, ist verschwunden. Die Urlaube verbringt er mit seiner Mutter bei den sehr armen Großeltern im jetzigen Kroatien. Sein Opa hat im Zweiten Weltkrieg gegen deutsche Soldaten gekämpft. Als Heranwachsender beschäftigen ihn die Erzählungen seines deutschen Pflegevaters über die glorreichen Nazis, denn er ist auch in den 1980er Jahren immer noch überzeugter Nazi. Wie hat sich Alem unter diesen Bedingungen wohl gefühlt? Als Erwachsener, und selbst Vater, sucht er nach seinen Wurzeln, denn er erfährt von dem Leben seines erst kürzlich verstorbenen leiblichen Vaters.
Das Werk ist in kurze Kapitel aufgeteilt, und ist in einem einfachen, aber flüssigen Schreibstil verfasst. Die Charaktere entstehen plastisch vor dem inneren Auge des Lesers.
Smilja ist besonders gut gezeichnet: voller Sorge, Zuneigung und Intuition tut sie das Beste für ihr Kind: Verlässlichkeit und Nestwärme, aber auch Verinnerlichung der deutschen Kultur und eine perfekte Sprachausbildung bei Familie Behrens. Ihr ergeht es wie vielen Gastarbeiterinnen, die sich einem tradierten Frauenbild zu unterwerfen haben: harte Berufstätigkeit und alle Hausarbeit! Sie ist leider zu unsicher, um sich zu wehren!
Besonders gut hat mir gefallen, dass wichtige Teile der Geschichtsschreibung mit einfließen: 2. Weltkrieg, Balkankrieg und die gesellschaftspolitische Lage in Deutschland. Dieser Bildungsroman ist Alem Grabovac sehr gut geglückt.

Veröffentlicht am 12.02.2021

Eine etwas andere Kindheit...

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Der Klappentext und die ungewöhnliche, schlichte Optik hatten mich auf den Roman aufmerksam gemacht. Gespannt begann ich zu lesen und bekam so viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht ...

Der Klappentext und die ungewöhnliche, schlichte Optik hatten mich auf den Roman aufmerksam gemacht. Gespannt begann ich zu lesen und bekam so viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um Alem, der aus einer Gastarbeiterfamilie stammt. Da seine Mutter viel arbeitet und sein Vater sich als Kleinganove herumtreibt, wächst er bei Pflegeeltern auf. Hat das Leben für ihn auch nur Arbeit und Ausgrenzung parat? Was hat das Schicksal mit ihm vor?

Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt, in denen es zunächst um die Mutter Smilja, dann um Sohn Alem und zuletzt um Vater Emir geht. Die Aufteilung empfand ich als gelungen, da so die Figuren alle näher beleuchtet werden und nicht nur Hauptakteur Alem.

Die Schilderungen des Gastarbeiterlebens haben mich sehr bewegt. Als Kind der späten 80er und geboren in der DDR, habe ich diese Entwicklung nicht mitbekommen und mich bisher damit noch nicht beschäftigt. Es wird sehr deutlich wie die Not der Menschen ausgenutzt wurde. Berührt hat mich die intensive Liebe zur Heimat und dass sie trotz der Armut und allem dort immer wieder hinfahren und auch die Familie unterstützen.

Anders als erwartet, lief das Leben in der Pflegefamilie recht harmonisch ab. Fast hatte man den Eindruck, man würde seine eigene Familie gezeigt bekommen, so klassisch deutsch mit all ihren Gewohn- und Eigenheiten war die Familie Behrens. Hier musste ich des Öfteren schmunzeln.

An Alem hat mir vor allem gefallen, dass er seiner Umgebung gegenüber sehr aufgeschlossen ist und lieber selbst bewertet, als nur das zu glauben, was einem die Erwachsenen sagen. So hat er Kontakt zu seinem kriminellen Stiefbruder ohne selbst auf die schiefe Bahn zu geraten. Er sieht das gut bürgerliche Leben der Pflegefamilie und das ärmliche Leben seiner Mutter, die sich kaputt schuftet in der Fabrik, um über die Runden zu kommen. So etwas zu sehen und auch Gewalt zu erleben, prägt enorm für das restliche Leben und hat Einfluss auf spätere Entscheidungen.

Die eingestreute Entwicklung Jugoslawiens fand ich hoch spannend und auch das Leben der Großeltern dort. Natürlich weiß man, dass dort Krieg in den 90ern herrschte, aber wirklich beschäftigt hat man sich damit nicht. Die Wende stand damals im Fokus bei den meisten Deutschen.

Gut gefällt mir, dass der Roman Autofiktion ist, sprich auf der Biografie des Autors beruht, denn man spürt in jeder Zeile, dass es genauso gewesen sein muss.

Der schnörkellose, leicht unterkühlte Schreibstil sorgt dafür, dass ausschließlich die Geschichte im Fokus ist. Das mochte ich, denn man braucht keine sprachlichen Bilder oder ähnliches, um sich das Geschilderte vorzustellen.

Fazit: Eine berührende Geschichte über Migration, die mehr Aufmerksamkeit verdient hat und worüber wir immer wieder sprechen müssen. Gern empfehle ich dieses tolle Buch weiter. Klasse!

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Eine Kindheit zwischen zwei Welten

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Als die junge Kroatin Smilja als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt, will sie vor allem der bitteren Armut entfliehen, aber auch dem gewalttätigen und trinkenden Vater. In Würzburg stillt sie ihren ...

Als die junge Kroatin Smilja als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt, will sie vor allem der bitteren Armut entfliehen, aber auch dem gewalttätigen und trinkenden Vater. In Würzburg stillt sie ihren Hunger nach Schokolade und auch nach Liebe. Doch Emir ist ein Mann, der jedes Versprechen vergisst, ein Hallodri der bald nach der Geburt des Sohnes verschwindet. So bleibt Smilja nach zwei Jahren allein mit einem Säugling, den sie zu einer Pflegefamilie gibt, denn sie muss Geld verdienen.
Der kleine Alem wächst wochentags in einer Pflegefamilie mit strengen Regeln und geordneten Tagesablauf auf, Marianne die Pflegemutter umsorgt ihre Pfleglinge liebevoll, wie ihre eigenen sieben Kinder, die zum Teil schon das Elternhaus verlassen haben. Robert, der Pflegevater ist ein ewig Gestriger, Holocaust-Leugner und „Es war nicht alles schlecht, damals“- Schwadronierer. Für den älter werdenden Alem wird dass das Zusammenleben schwierig machen und zu ernsten Konflikten mit Robert führen, doch die Geborgenheit die ihm Pflegemutter Marianne vermittelt und das freundschaftliche Miteinander mit den älteren Kindern der Familie überdecken die Schwierigkeiten.
Die Wochenenden verbringt der mit der Mutter, doch Dusăn, der neue Freund der Mutter, ist ein brutaler Mann, er prügelt und säuft. Alem wird älter und die Wochenenden immer seltener, den Dusăn prügelt auch Alem. Zwischen diesen zwei Welten ist Alem zerrissen, den leiblichen Vater hält er für tot.

Namen und Orte lassen vermuten, das Alem Grabovac sich von seiner eigenen Biografie zu diesem Roman inspirieren ließ, doch er erzählt distanziert, auch wenn er die Ich-Form wählt. Er wertet und verurteilt nicht die Handlungen der Erwachsenen, er berichtet. Doch konnte ich mich nicht der Eindringlichkeit entziehen. Smilja, die in überbordender Liebe, Alem an den Wochenenden mit Süßigkeiten überschüttet, kann ihn aber letztendlich nicht vor Dusăn schützen. Sie ist selbst Opfer, verharrt in ihren Beziehungen im vom Vater vorgegebenen Muster.

Als erwachsener Mann erfährt Alem, dass Emir noch lange lebte und sucht sein Grab und auch seine eigenen Wurzeln. Dort kann er seinen Gefühlen Lauf lassen.

Das achte Kind, ein Anhängsel, das nirgendwo ganz richtig dazu gehört, seine Einsamkeit ist zwischen den Zeilen des Romans spürbar. Vielleicht ist dieser Roman auch eine Suche nach der eigenen Geschichte, ein Versuch zu verstehen und ein Stück Selbsttherapie.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Stimmt traurig

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Der Roman das achte Kind von Alem Grabovac konnte mich tatsächlich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln, obwohl es nicht unbedingt zu dem Genre gehört, das ich gerne lese.
Alem Grabovac erzählt ...

Der Roman das achte Kind von Alem Grabovac konnte mich tatsächlich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln, obwohl es nicht unbedingt zu dem Genre gehört, das ich gerne lese.
Alem Grabovac erzählt die erschütternde Geschichte seines extremen Aufwachsens, ungeschönt und ohne Wertung. Alem lebt als Kind in zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. An den Wochenden bei seiner Mutter, die als Gastarbeiterin nach Deutschland kam und seinem trinkenden Stiefvater. Dort erlebte er bittere Armut und ständige Schläge. An den anderen Tagen in einer Pflegefamilie, wächst er behütet mit anderen Kindern in einer guten Wohnsituation auf. Da wird einem einiges vor Augen geführt, wo man eigentlich nicht gerne hinschaut.
Aufgeteilt sind die Kapitel in drei größere Abschnitte. Erst liest man aus der Sicht seiner Mutter Smilja. Hier bietet sich einem ein Blick in das schwierige Leben der damaligen Gastarbeiter und die damit verbundenen Probleme. Im zweiten Abschnitt erzählt Alem wie er seine Kindheit und Jugend empfunden hat. Wenn man selbst Kinder hat kann man das alles total emotionsvoll nachempfinden. Zum Schluss gibt es dann einen Abschnitt zu seinem leiblichen Vater Emir, den Alem immer irgendwie vermisst hat.
Der Schreibstil ist fesselnd und angenehm lesbar. Beim Lesen gehen einem so viele Dinge durch den Kopf, da kann man überhaupt nicht aufhören und muss immer weiter lesen. Ein Roman, der perfekter in unsere heitige Zeit nicht passen könnte. Er lässt einen teils fassungslos, teils traurig und auf jeden Fall nachdenklich zurück.Sollte in keinem Buchregal fehlen.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Ein beeindruckendes Buch

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Alem Grabovac (Jahrgang 1974) hat mit diesem Buch eine bewegende Autobiographie geschrieben. Ich bin selber Anfang der 70er geboren und konnte mich zumindest bei den „geschichtlichen“ Erinnerungen wieder ...

Alem Grabovac (Jahrgang 1974) hat mit diesem Buch eine bewegende Autobiographie geschrieben. Ich bin selber Anfang der 70er geboren und konnte mich zumindest bei den „geschichtlichen“ Erinnerungen wieder finden. Doch die persönlichen Erinnerungen des Autors weichen so völlig von meiner eigenen Lebensgeschichte ab. Zwei Kindheiten im selben Land und doch so gänzlich unterschiedlich.

Ich fand das Buch spannend, berührend, musste oft den Kopf schütteln und habe mich immer wieder gefragt, ob ich selber so einen gefestigten Lebensweg beschritten hätte, wenn ich die gleichen (zum Teil recht schlechten) Voraussetzungen gehabt hätte. Schon als Kind eigenständig richtig und falsch zu begreifen, auch wenn es anders vorgelebt wird, ist beeindruckend und nicht selbstverständlich.

Ich hoffe, dass Alem Grabovac noch weitere Bücher veröffentlichen wird.

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