Toller Roman über Familie, deutsche Geschichte und die Kunst der Spielzeugherstellung
Wo wir Kinder warenEva, Jan und Iris räumen das Haus ihrer Großeltern aus. Sie sind Teil einer Erbengemeinschaft, die entscheiden muss, was mit dem Haus und der dazu gehörigen Spielwarenfabrik ihrer Vorfahren geschehen soll. ...
Eva, Jan und Iris räumen das Haus ihrer Großeltern aus. Sie sind Teil einer Erbengemeinschaft, die entscheiden muss, was mit dem Haus und der dazu gehörigen Spielwarenfabrik ihrer Vorfahren geschehen soll. Die Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg in Ostdeutschland wurde schon zur Kaiserzeit gegründet. Sie überstand zwei Weltkriege, die Inflation sowie die deutsche Teilung und damit einhergehend die Zwangsverstaatlichung, musste aber nach der Wiedervereinigung Insolvenz anmelden. Der Leser erfährt abwechselnd mehr über die Räumung des Hauses und die Erinnerungen an ihre Kindheit von Eva, Jan und Iris, sowie in einem zweiten Erzählstrang mehr über die bewegte Vergangenheit der Fabrik. Die Fabrik gehörte zunächst den Urgroßeltern Albert und Mine Langbein und ging dann an deren Sohn Otto und seine Frau Flora über. Dieser zweite Handlungsstrang hat mich vom ersten Moment an fasziniert und gefangen genommen. Die Beschreibung der Puppenherstellung fand ich sehr interessant und ebenso die wechselvolle Geschichte der Fabrik. Ich bin wirklich begeistert, wie es der Autorin gelingt, die deutsche Geschichte anhand der Geschichte der Spielzeugfabrik wiederzugeben. Das Buch ist hervorragend recherchiert und man merkt, wie viel Herzblut der Autorin in ihm steckt, denn ihre eigene Familiengeschichte diente als Grundlage für das Buch. Zu den Figuren Eva, Jan und Iris hatte ich nicht sofort einen Draht, zum Glück änderte sich das aber im Laufe der Geschichte. Die Drei standen sich als Kinder nahe, haben sich aber im Laufe der Jahre voneinander entfernt. Je mehr man über die Drei und ihre Kindheit und Jugend erfährt, desto mehr wachsen sie einem ans Herz, ebenso wie das Haus ihrer Vorfahren, das sie gerade ausräumen.
Fazit: Ich fand das Buch spannend und interessant, es hat mich berührt und ich habe Einiges gelernt. Besser geht es meiner Meinung nach nicht! Chapeau, Frau Naumann zu diesem großartigen Roman, ich hätte am liebsten immer weiter gelesen! Schon jetzt auf jeden Fall ein Highlight 2021! Ich vergebe natürlich fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung!