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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2017

Wichtiges jugendbuch

Am Freitag sehen wir uns wieder
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„...Mich überkam auf einmal das Bedürfnis, ihr den Arm um die Schulter zu legen, ein Impuls, der mich selbst überraschte...“

Junis Eltern sind geschieden. Als sie 12 wurde, ist Juni zu ihrem Vater gezogen. ...

„...Mich überkam auf einmal das Bedürfnis, ihr den Arm um die Schulter zu legen, ein Impuls, der mich selbst überraschte...“

Junis Eltern sind geschieden. Als sie 12 wurde, ist Juni zu ihrem Vater gezogen. Nun ist auf den Weg zur Mutter, bei der sie jedes Wochenende verbringt. Nach dem Aussteigen sieht sie in der S-Bahn gegenüber einen Jungen. Sie kennt ihn. Er heißt Sahal und hat im Rahmen eines Politprojekts über seine Flucht berichtet.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und spannenden Jugendroman geschrieben. Sie lässt Juni ihre Geschichte selbst erzählen.
Juni sieht am nächsten Tag Sahal wieder. Sie folgt ihm bis auf den Friedhof. Dort kommen sie ins Gespräch. Sahal hat Angst. Er versteckt sich. Juni will ihm helfen.
Die beiden Protagonisten werden gut charakterisiert. Juni hat ein gespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Wer das Buch liest, weiß, warum. Obiges Zitat stammt fast vom Ende der Geschichte und zeigt, dass sich in ihrer Beziehung im Laufe der Handlung einiges ändert. Außerdem ist gerade ihre beste Freundin Kaya weggezogen. Der Vater lässt ihr viel Freiheit, denn er ist beruflich stark engagiert. Sein nächstes Projekt beginnt in wenigen Tagen in Ecuador. Deshalb soll Juni die Sommerferien bei der Mutter verbringen.
Sahal ist auf sich allein gestellt. Warum, erfährt der Leser im Laufe der Handlung. Es fällt ihm anfangs schwer, Junis Hilfe anzunehmen. Doch nach und nach fast er Vertrauen.
Der Schriftstil des Buches ist der Zielgruppe angemessen. Die Protagonisten stehen mitten im Leben. Sahals Zurückhaltung ist nachvollziehbar. Die Gespräche zwischen beiden werden im Verlaufe der Handlung offener und tiefer. Dadurch erfährt Juni Einzelheiten aus Sahals früherem Leben und die Gründe seiner Flucht. Gut gefällt mir, dass es keine Wertung seiner Aussagen gibt. Der Leser ist gezwungen, sich selbst Gedanken über das Gehörte zu machen. Die Handlungsorte werden detailgenau beschrieben. Dann begegnet Juni Karl, einem Freund aus der Kindheit. Er hilft ihr und Sahal. Als ein Friedhofsmitarbeiter Juni zur Polizei bringt, erfährt die Geschichte eine unerwartete Wendung.
Das eher schlichte Cover mit dem Jungen und dem Mädchen passt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine Geschichte von Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein. Natürlich macht die 15jährige Juni nicht alles richtig. Das kann man auch nicht erwarten. Aber sie schaut nicht weg, sondern bringt sich ein.

Veröffentlicht am 09.03.2017

Spannendes Kinderbuch zum Thema Geocaching

Cache Hunters - Die Jagd nach den sieben Siegeln
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„...Kabuki hatte sich durch seine Freunde ein unglaubliches Wissen angeeignet, auf dem er jetzt aufbauen konnte...“

Kabuki und Nota haben Sommerferien und nutzen sie für ihr Hobby. Sie sind Geocacher ...

„...Kabuki hatte sich durch seine Freunde ein unglaubliches Wissen angeeignet, auf dem er jetzt aufbauen konnte...“

Kabuki und Nota haben Sommerferien und nutzen sie für ihr Hobby. Sie sind Geocacher und hoffen, einen Cache als erste zu finden. Doch bei ihre Suche nach den Schätzen müssen sie das Gebiet der Drachenflüsterer durchqueren. Auch sie gehören zu den Geocachern und wissen um den Schatz der sieben Siegel. Außerdem gehen sie rabiat gegen Konkurrenten vor. Ihr Anführer Lax hat mit Kabuki noch eine Rechnung offen.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Obwohl ich mich mit Geocaching nicht auskenne, konnte ich der Geschichte problemlos folgen. Das lag daran, dass das Vorgehen detailgenau beschrieben wird und Fachbegriffe im Anhang enthalten sind.
Nachdem Kabuki und Nota den Chache gefunden haben und den dort gegebenen Hinweisen folgen, treffen sie auf Nova und Atento. Die Namen der Kinder sind dabei ihre Nicknamen für das Geocaching. Sie werden in einer Botschaft darauf hingewiesen, dass sie nur dann Erfolg haben werden, wenn sie zusammenarbeiten. Das aber ist nicht so einfach. Erst einmal stehen sie sich misstrauisch gegenüber. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Hinzu kommt Angst um den Verlust des Freundes und Eifersucht.
Der Schriftstil ist der Altersgruppe angemessen. Die zu lösenden Aufgaben sind schwierig und erfordern Mut. Manchmal müssen die Vier an die Grenzen ihrer Könnens gehen und persönliche Phobien überwinden. Besonders gut gefallen hat mir die Entwicklung von Kabuki im Laufe des Geschehens. Er bringt sich nach und nach mehr in die Geschichte ein und lernt, dass Aufgeben keine Lösung ist. Deshalb kann er die Störmanöver der Drachenflüsterer durchschauen und neu Vertrauen aufbauen. Wie obiges Zitat anführt, hat er von den anderen gelernt und gibt ihnen nun durch seinen Einsatz etwas zurück.
Der christliche Aspekt ist nur an wenigen Stellen in die Geschehen integriert. Dadurch wirkt er unaufdringlich. Eine Ausnahme bildet die ausführliche Beschreibung der Geschichte von Noah und der Arche. Sie hat für die Handlung eine grundlegende Bedeutung.
Neben den rasanten Szenen, die durch den Schriftstil noch unterstützt werden, gibt es Ruhepunkte in der Handlung. Sie dienen dem Nachdenken über das weitere Vorgehen. Gleichzeitig wird dort erklärt, welche Arten von Caches es gibt, was sie enthalten und welche Aufgaben dabei zu lösen sind.
Das Cover mit dem Blick auf den See wirkt geheimnisvoll.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird in einer fesselnden Handlung Freundschaft und Vertrauen thematisiert. Es wird gezeigt, was man gemeinsam erreichen kann.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Fesselnder Politthriller

Zwei Sekunden
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„...Der Präsident hat mindestens zwei Millionen Feinde. Und wenn du mich fragst, hat er sich jeden mit ehrlicher Arbeit verdient..."

Die Kanzlerin und der russische Präsident sind vom Flughafen auf den ...

„...Der Präsident hat mindestens zwei Millionen Feinde. Und wenn du mich fragst, hat er sich jeden mit ehrlicher Arbeit verdient..."

Die Kanzlerin und der russische Präsident sind vom Flughafen auf den Weg ins Kanzleramt. In Gedanken gehen die Sicherheitsleute nochmals die Planung durch. Es wurde an alles gedacht. Wirklich? Zwei Sekunden genügen, dann ist nichts mehr, wie es war. Es hat dann Wagen hinter der Bundeskanzlerin und dem Präsidenten getroffen. Drei Personen sind tot.
Der Autor hat einen fesselnden Politthriller geschrieben. Die Geschichte hat mich gleich in ihren Bann gezogen.
Zwei Männer dominieren das Geschehen. Das ist zum einen Hauptkommissar Eugen de Bodt. Nach seinem letzten Fall legt das Bundeskanzleramt Wert darauf, dass er in der nach dem Anschlag zusammengestellten Taskforce mitarbeitet. Doch de Bodt lehnt ab. Er erreicht, dass er mit zwei seiner Mitarbeiter unabhängig an dem Fall arbeiten darf. De Bodt hat eine eigene Meinung, mag keine Vorgaben und lässt sich in keine Schublade stecken. Das bringt im allerdings im Kommissariat kaum Freunde ein. Krüger, der nun in die Taskforce berufen wird, kann seine Abneigung gegen de Bodt und dessen Sonderrolle nur schlecht verbergen.
Ähnlich wie de Bodt ist der russische Geheimdienstler Konstantin Merkow eher ein Einzelgänger. Auch er steht mancher Reaktion seines Präsidenten kritisch gegenüber, wird das aber nie äußern. Trotzdem nutzt er die Freiräume, die sich ihn eröffnen. Dass er logisch denken kann und Zusammenhänge schnell erfasst, zeigt seine punktgenaue Einschätzung der offiziellen Taskforce. Kompetenzgerangel und Inaktivität zeichnen sie aus.
Doch nicht nur der hohe Spannungsbogen sorgt für ein Lesevergnügen. Auch der gekonnte Schriftstil des Autors hat mich begeistert. Schon obiges Zitat weist auf die im Buch enthaltene Ironie hin. Solche Spitzen gegenüber der Politik und ihren Vertretern gibt es mehrere. Das ist aber nur eine der vielen Seiten. Gut gestaltete Gespräche gehören des weiteren dazu. Während in der Taskforce knallharter Schlagabtausch dominiert, vermag es de Bodt, seine Mitarbeiter durch kleine Impulse zum Nachdenken zu bringen. Mir gefallen die an passender Stelle eingefügten Zitate bekannter Philosophen. Sprachlicher Leckerbissen sind auch die wenigen Treffen von de Bodt und Merkow. Beide ahnen, dass sei ähnlich ticken, bleiben aber auf Distanz. Während in de Bodts Gruppe Nachdenklichkeit und sachliche Arbeit vorherrscht und versucht wird, sich in das Wesen der Täter und ihre Motive ein zu denken, versuchen es andere mit blinden Aktionismus. Natürlich gibt es die üblichen Verdächtigen. Doch nichts scheint zusammenzupassen. Worin liegt das Motiv? Die Täter haben minutiös geplant und sind dabei ungewöhnliche Wege gegangen. Ihr einziger Fehler war, dass sie das falsche Auto erwischt haben. Der Gedanke lässt de Bodt nicht los. De Bodt ist kein einfacher Chef. Er fordert seine Mitarbeiter, ist aber auch bereit, selbst Risiken einzugehen. Karrieredenken ist ihm fremd. Das unterscheidet ihn wohltuend von Krüger. Er nimmt nicht nur seine Mitarbeiter sondern auch mich als Leser gedanklich mit. Gekonnte Fragestellungen gehören zu seinen besonderen Begabungen und ermöglichen mir, das Geschehen reflektieren zu lassen und mir gegebenenfalls eine eigene Meinung zu bilden. Dadurch bin ich gedanklich in die Handlung eingebunden.
Korruption und Bestechlichkeit, Machtbestreben und Ineffektivität durchziehen die Geschichte. Die Täter haben einen Informant bei der Polizei. Es ist ungewöhnlich, dass ich als Leser sehr zeitig dessen Namen und dessen Motivation erfahre, gibt der Handlung aber eine neue Facette. Ab und an kommen die Hintermänner der Anschläge zu Wort. Sie verraten mir, was sie planen, lassen aber ihr Motiv im Dunklen.
Das dunkle Cover mit den einen Spalt geöffneten Rollo passt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag Ermittler mit Ecken und Kanten. Die Verknüpfung von spannender Handlung, persönlichen Reflexionen der Ermittler und politischen Hintergrundinformationen gibt der Geschichte sein besonderes Flair.

Veröffentlicht am 04.03.2017

Klasse Krimi

Anton zaubert wieder
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„...Von draußen schien, wie vom Wetterbericht angekündigt, die frühe Sonne herein und ließ die beiden an der Tür und im Flur wie feine Scherenschnitte aussehen, die sich in einer zweidimensionalen Welt ...

„...Von draußen schien, wie vom Wetterbericht angekündigt, die frühe Sonne herein und ließ die beiden an der Tür und im Flur wie feine Scherenschnitte aussehen, die sich in einer zweidimensionalen Welt getroffen hatten und auf die jeweilige Reaktion des anderen warteten...“

In Graz spielt der vielleicht fünfjähriger Anton gerade mit seinem neuen Zauberkasten. Dann zerbricht seine Welt. Er erlebt die versuchte Vergewaltigung und den Tod seiner Mutter mit. In dergleichen Stadt verfolgt die 10jährige Willa einen Taschendieb und sorgt dafür, dass er gefasst wird. Willa ist voller Wut, weil ihr geliebter Onkel Willi wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Damit ist ihre kleine Welt zusammengebrochen.
Mittlerweile sind 20 Jahre vergangen. Aus Kindern werden Leute. Anton lebt in Köln und hat sich eine Internetfirma aufgebaut. Frauen mochten ihn. An der Theke einer Bar spricht ihn eine ältere Frau an. Eigentlich will er nichts von ihr. Aber ihr Angebot, ihn zu begleiten, kann er auch nicht ablehnen, weil er ihr nicht weh tun möchte. Am nächsten Morgen ist die Frau tot, und Anton sitzt geschockt neben ihrer Leiche. Er schweigt, auch in Haft.
Willa arbeitet als Inspektor bei der Grazer Polizei. Gerade hat sie einen Fall erfolgreich abgeschlossen, da erhält sie die Möglichkeit, erneut in Köln zu arbeiten. Etwas Besseres kann ihr nicht passieren, denn bei ihrem letzten Aufenthalt hat sie sich dort wohl gefühlt. Sie soll Anton zum Reden bringen.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen und hat mich schnell gefesselt.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Sie haben viele positive Eigenschaften, aber auch Ecken und Kanten. Vor allem Anton und Willa sind von ihrer Vergangenheit geprägt. Die gemeinsame Herkunft und die unverarbeitete Kindheit wird nicht ohne Folgen für die Begegnung zwischen dem Inhaftierten und der Kriminalistin bleiben. Dieses Spannungsfeld gibt dem Krimi sein besonderes Gepräge.
Beeindruckt bin ich vom Schriftstil der Autorin. Es ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht das Letzte. Schon auf den ersten Seiten bin ich als Leser mitten im Geschehen, darf das aber durch die Augen eines Kindes sehen. Dadurch wirkt es besonders eindringlich. Ab und an kommen Täter zu Wort. Das geschieht nach dem Tode von Antons Mutter. Der Täter reflektiert das Geschehen.
In der Gegenwart gibt es Tagebuchnotizen – kurz, prägnant, aussagekräftig. Sie geben einen tiefen Einblick in die Psyche des Schreibers. Und sie schicken mich als Leser auf eine Spur, von der ich nicht weiß, ob es die richtige ist. In Köln wird Willa ihren Onkel nach Jahren wiedertreffen. Obiges Zitat beschreibt die ersten Minuten ihrer Begegnung. Auch hier zeigt sich der gekonnte Umgang der Autorin mit Sprache und Metaphern. Es ist die Beschreibung eines kurzen Moments des Stillstands, des Verharrens, bevor das Leben weitergeht. Emotionen spielen im Buch eine entscheidende Rolle. Sie werden weniger durch Worte, mehr durch Taten vermittelt. Eine unerwiderte Liebe, die nicht aufgibt, eine Wut, die sich entlädt, eine Sehnsucht, die auf der Suche ist nach einer Heimat und ankommen möchte, sind einige Beispiele dafür.
Nebenbei gelingt es der Autorin, mich beim Mitraten gekonnt in die Irre zu führen. Dazu dienen falsche Spuren, aber auch die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten.
Das Cover mit Handschuh und Zylinder passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die konsequent erzählte Geschichte, die mich in die psychischen Tiefen der Protagonisten führt, und der ausgefeilte Schriftstil haben mich begeistert.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Ein Buch voller philosophischer Tiefe

Wenn es Lichtlein regnet
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„...Nun fühlte er sich auf der Erde wie auf einem großen Raumschiff, wenn er aus seinem Küchenfenster in die weite Ferne des Universum blickte und von der ungeheuerlichen Reisegeschwindigkeit der Erde ...

„...Nun fühlte er sich auf der Erde wie auf einem großen Raumschiff, wenn er aus seinem Küchenfenster in die weite Ferne des Universum blickte und von der ungeheuerlichen Reisegeschwindigkeit der Erde beeindruckt war, von der eigentlich niemand etwas merkte...“

Marek und Manja sind Bewohner des Planeten Stoa. Auf diesem Planeten herrscht Ordnung und Harmonie. Zu den Aufgaben der künftigen Herrscher gehört es, dass sie eine Zeit lang auf einem anderen bewohnten Planeten leben. Sie fungieren dort als Beobachter. Dazu müssen sie als eine Lebensform dieser Welt geboren werden und darin sterben.
Manja kommt in der russischen Stadt Lipezk zur Welt. Schon als Kind zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich. Dann hat sie einen Traum, der ihr zeigt, woher sie kommt und was ihre Aufgabe ist.
Marek lebt in Wien als Sohn polnischer Einwanderer. Er wird erst durch Manja von seiner Bestimmung erfahren.
Der Autor hat ein tiefgründiges, philosophisches und märchenhaftes Buch geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Sehr detailliert wird das Leben auf Stoa beschrieben. Es ist ein Bild friedlichen Zusammenlebens, was dafür mit Worten gezeichnet wird.
Auf der Erde machen Manja und Marek all die Phasen durch, wie ein menschliches Wesen auch. Dazu gehören die Zeiten der Pubertät und des jugendlichen Übermuts. Angesichts ihres Auftrages aber überlegen sie sich, was sie als Geschenk für die Erde zurücklassen können. Ihr Weg führt sie von Wien nach Amsterdam. Marek schreibt Texte für Zeitungen, Manja arbeitet in einer Werbeagentur. Plötzlich ist ihre Herkunft unwichtig, sie verlieren sich in der Hektik des Alltags. Doch es wird nicht so bleiben.
Dem Autor ist der schwierige Spagat gelungen, seine Protagonisten einerseits als Menschen agieren zu lassen, in ihren Gedanken und Worten andererseits wie einen Außenstehender das Wesen des Menschen zu hinterfragen. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehört für mich der kursive Text, in dem Marek sich die Frage stellt, ob es richtig ist, neues Leben in diese Welt zu stellen. Er listet gekonnt die negativen Seiten unserer Zeit auf. Kurze Zeit später resümiert er, dass es auch positive Seiten an der Spezis Mensch gibt. Ein schönes Sprachbild ist das Auftreten der vielen kleinen Lichter immer dann, wenn es zu Kontakten zu Stoa kommt. Viel Platz bleibt für die Emotionen der Protagonisten. Sie ringen um echte Freundschaft, kennen Liebe und Verlust, Trauer und Einsamkeit. Wenn es den Vorspann von Stoa nicht gäbe und das Wissen um ihre Eigenheiten, könnte man annehmen, dass Marek und Manja Menschen wie du und ich sind. Obiges Zitat fällt, als Marek seine Bestimmung erkennt. Beide wissen, dass für sie der Tod nicht das Ende ist. Sie wissen aber auch, dass sei ihre Kinder auf der Erde zurücklassen müssen. Und sie testen verschiedene Lebensentwürfe aus. Ihre Leben ist geprägt von Veränderungen.
Das Cover mit den zwei Menschen vor dem Lichtbogen passt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es regt zum Nachdenken an, zum Nachdenken über die Frage nach dem Sinn des Lebens und nach dem Menschsein. Es gibt Stellen, die sollte man mehrmals lesen, weil dort Fragen berührt werden, die philosophisch geprägt sind, insbesondere über den Gegensatz von Chaos und Ordnung. Sehen wir noch die Wunder unserer Welt? Warum kann die Menschheit nicht friedlich miteinander leben? Das sind nur zwei der Fragen, die unterschwellig in der Geschichte gestellt werden. Es ist ein Buch, das man mehrmals lesen sollte, um all die Feinheiten zu entdecken, die im Roman verborgen sind.