Nur Marionetten in einem Spiel
Die wunderbare KälteSchon länger habe ich ein neues Buch gesucht, in dem es um Psychospielchen und Manipulation geht. Wo man den Protagonisten erst mag, ihm helfen möchte. Und ihn dann hasst und sich fragt, wie ein solcher ...
Schon länger habe ich ein neues Buch gesucht, in dem es um Psychospielchen und Manipulation geht. Wo man den Protagonisten erst mag, ihm helfen möchte. Und ihn dann hasst und sich fragt, wie ein solcher Mensch sich so lange hinter einer Fassade verstecken konnte. In diesem, zugegeben äußerlich unscheinbaren Buch, habe ich genau das gefunden.
Denn Kai ist nicht nur eine Stalkerin, sie verkuppelt Menschen - und letzten Endes entwickelt sie eine ungesunde Besessenheit gegenüber zwei ihr völlig unbekannten Menschen. In gewisser Weise handelt die Story von psychischen Krankheiten, deren Verkörperung Kai darstellt. Soll man sie mögen, mit ihr fühlen und schadenfroh sein? Oder soll man sich um ihre Opfer sorgen? Durch die von der Autorin gewählte Ich-Perspektive erfährt man eine Menge von Kai und hofft, dass sie sich helfen lassen kann von den Menschen, denen sie wichtig ist. Doch Kai ist selbstzerstörerisch und lässt niemanden an sich heran. Letzten Endes muss der Leser selbst entscheiden, ob die von Kai geschilderten Begegnungen nur ihrer Fantasie entsprungen sind oder ob tatsächlich ein Körnchen Wahrheit enthalten ist.
Und gerade diese authentische Ausarbeitung hat mir sehr gut gefallen. Man schaut als Leser geradewegs in Kais Kopf, kann so ihre Taten bis zu einem gewissen Grad fast sogar verstehen und nachvollziehen.
Auch der Stil, mit dem die Autorin arbeitet, hat mich positiv überrascht. Man kann in „Die wunderbare Kälte“ eintauchen, sich von ihr gefangen nehmen lassen und schon fast von einem poetischen Stil sprechen, wären da nicht Kais Gedanken, die von Natur aus sprunghaft und manchmal durcheinander sind. Diese Kombination macht den Plot außergewöhnlich.
Persönliches Fazit: Leseempfehlung! Das Buch an sich als auch die Protagonistin zeigen, dass man sich vom Äußeren nicht leiten lassen soll. Und dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Lüge und Wahrheit oft miteinander verschwimmen.