Nicht das, was ich mir vorgestellt hatte
Maya Flowers hat eine erfolgreiche Karriere in der Modebranche vor sich. Sie ist engagiert, kreativ und voller Ideen. Und sie hat sich auf den ersten Blick verliebt. Jeden Morgen fährt sie mit dem Zug ...
Maya Flowers hat eine erfolgreiche Karriere in der Modebranche vor sich. Sie ist engagiert, kreativ und voller Ideen. Und sie hat sich auf den ersten Blick verliebt. Jeden Morgen fährt sie mit dem Zug von Hazelworth nach London. Eines Tages fällt ihr ein neuer Passagier auf, der es Maya sofort angetan hat. Doch wie soll sie an ihn herankommen? An ihrem Geburtstag fasst sie den Entschluss, ihm eine Nachricht zu geben, und beginnt damit eine Reihe unglaublicher Ereignisse.
Autorin Zoe Folbigg hat einen autobiografischen Roman geschrieben, denn so wie Maya hat auch sie ihren Ehemann kennengelernt. Das hat mich beim Entdecken des Buches schon beeindruckt. Auch das Cover hat sofort meinen Blick auf sich gezogen, sowohl durch seine positiven Farben als auch durch die Darstellungen von London und dem Zug, der so eine große Rolle spielt.
Wir schlüpfen abwechselnd in die Perspektiven von Maya und James (der Bahn-Mann), die uns in ihrem Leben mitnehmen. Beide waren mir sympathisch. Während Maya mit ihren Gefühlen und ihrer Chefin zu kämpfen hat, beschäftigt sich James mit seiner scheiternden Beziehung und einer beruflichen Umorientierung. Was mir gut gefallen hat, waren die vielen Situationen, in denen die beiden am selben Ort waren, sich aber nicht wahrgenommen haben. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, sich zu treffen und kennenzulernen, aber weder Maya noch James wissen davon.
Velma fand ich als Nebenfigur enorm wichtig. Sie ist wie eine Mentorin für Maya, erzählt ihr von ihren Erfahrungen und gibt ihr neuen Mut. Als Velma die Geschichte „verlassen“ hat, war ich genauso traurig wie Maya. Kitty, Simon und Cressida fand ich sehr gut geschrieben. Sie waren genauso konzipiert, dass man sie sehr schön hassen konnte. Sie sind die Herausforderungen, die Maya und James zu bewältigen haben, und diese Rollen spielen sie unglaublich gut.
Wer mir so gar nicht gefallen hat, war Nena. Sie ist angeblich Mayas beste Freundin, lässt sie aber komplett für einen Kerl hängen, meldet sich nicht mehr und beeilt sich von Maya wegzukommen, um Zeit mit ihm zu verbringen. Ich hatte das Gefühl, dass Maya viel mehr in diese Freundschaft investiert, als ihr zurückgegeben wird, aber das wird überhaupt nicht aufgearbeitet.
Bis ungefähr zur Hälfte des Buches gibt es immer wieder Zeitsprünge. Wir beginnen in der Gegenwart und springen dann ständig in eine andere Zeit zurück. Ich fand das unglaublich verwirrend, weil ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wo wir uns überhaupt befinden. Ich musste immer wieder nach Anzeichen für die Zeit suchen, und das war beim Lesen sehr anstrengend. Ab der Mitte der Geschichte befinden wir uns dann vollständig in der Gegenwart, und dann wird es auch leichter, der Geschichte zu folgen. Ganz allgemein hat mir der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Ich mochte die Beschreibungen und die Dialoge. Vor allem haben mir die Details von Mayas Outfits gefallen.
Der Roman ist als Liebesgeschichte deklariert, aber für mich war er das nicht. Nur ganz am Anfang und ganz am Ende geht es wirklich um James und Maya. Dazwischen machen die beiden eine lange Phase der Selbstfindung durch, in der sie nichts miteinander zu tun haben. Erst als sie wirklich wissen, was sie von ihrem Leben möchten, sehen sie sich überhaupt wieder. Mir haben hier die großen Gefühle, der Zweifel und das Drama gefehlt.
Insgesamt habe ich „Dein erster Blick für immer“ trotzdem gern gelesen. Ich war schnell mit den einzelnen Abschnitten durch und habe mir Gedanken gemacht. Somit hat die Geschichte mich also wirklich berührt. Trotzdem hätte ich die Zeitsprünge weggelassen. Vielleicht hätte man mit der Nachricht von Maya an James im Prolog beginnen und dann die Ereignisse chronologisch aufbauen können. Das hätte die Verwirrung verhindert und das Leseerlebnis noch angenehmer gemacht.