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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2021

Was macht guten Stil aus?

Die Schlange im Wolfspelz
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Dieser Frage spürt der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar hier nach.
Die ersten Kapitel sind allgemeinen Betrachtungen zu diesem Thema gewidmet. Der Autor beleuchtet diverse Bestandteile und ...

Dieser Frage spürt der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar hier nach.
Die ersten Kapitel sind allgemeinen Betrachtungen zu diesem Thema gewidmet. Der Autor beleuchtet diverse Bestandteile und Merkmale von Texten und erklärt anhand zahlreicher Beispiele unter anderem, was eine gute Metapher ausmacht, warum auch bei Prosatexten der Rhythmus nicht außer Acht gelassen werden darf oder wann ein zusätzliches Adjektiv einen Text verbessert und wann eher nicht.
Der Rest des Buches besteht dann aus einer Tour durch die Literaturgeschichte, in der diverse Autoren herausgegriffen und ihre Werke auf auffällige Stilelemente sowie besonders gelungene oder auch weniger gelungene Passagen hin untersucht werden.
Im Großen und Ganzen hat mir diese Lektüre gut gefallen. Sie kann dazu anregen, sich mit den Eigenschaften von Literatur auseinander zu setzen und sich mit dem einen oder anderen Schriftsteller bzw dessen Werk näher zu befassen.
Für meinen Geschmack konzentriert sich Herr Maar jedoch teilweise zu sehr auf die Schwachpunkte und versucht, auch bei grundsätzlich gelobten Autoren doch noch einen Kritikpunkt zu finden.
Auch muss man sicher nicht jeder seiner Ansichten darüber, wer als guter Stilist gelten darf, zustimmen. Aber es macht ja oft auch gerade den Reiz von Literatur aus, dass man darüber diskutieren kann.

Veröffentlicht am 18.06.2021

Krimi für an Mathematik, Philosophie etc Interessierte

Die Oxford-Morde
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Im Sommer 1993 beginnt ein argentinischer Doktorand der Mathematik, dessen Name eigenartigerweise nie explizit genannt wird, ein Auslandsjahr in Oxford. Sein erstes Zusammentreffen mit dem berühmten Professor ...

Im Sommer 1993 beginnt ein argentinischer Doktorand der Mathematik, dessen Name eigenartigerweise nie explizit genannt wird, ein Auslandsjahr in Oxford. Sein erstes Zusammentreffen mit dem berühmten Professor Arthur Seldom wird von einem Drama überschattet. Gemeinsam finden sie die Leiche einer älteren Dame – offenbar das erste Opfer eines Serientäters. Da dieser Botschaften übermittelt, die mit seltsamen Zeichen versehen sind, fühlen die beiden sich berufen, sich an deren Entschlüsselung zu versuchen und so zur Suche nach dem Mörder beizutragen.

Dass sich hier Mathematiker an die Aufklärung eines Kriminalfalls machen, ist ein faszinierender Ansatz und hebt diese Geschichte auf jeden Fall vom in diesem Genre Üblichen ab.
Tatsächlich werden auch diverse Themen aus den Bereichen Mathematik, Logik, Philosophie etc angesprochen, beispielsweise der Bund der Phytagoräer, Wittgenstein oder die Suche nach dem Beweis für Fermats letzten Satz. Die meisten diesbezüglichen Ausführungen fand ich interessant, sie nehmen jedoch in dem ohnehin nur 200 Seiten langen Buch ziemlich breiten Raum ein, sodass die eigentliche Krimihandlung zu sehr in den Hintergrund tritt.
Wirklich viel Spannung wird daher nicht aufgebaut. Immerhin weist die Auflösung am Ende noch einen hübschen Dreh auf.
Erzählt wird in Ich-Form aus der Perspektive des namenlosen Studenten, der mir aber dennoch fremd blieb. Der Stil ist eher unpersönlich und wenig lebendig.

Fazit: Trotz einiger Schwächen ist dieses Buch für Krimifans, die mal etwas Abwechslung wollen und keine Abneigung gegen Mathe haben, durchaus lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.06.2021

Potential nicht ganz ausgeschöpft

Der Zopf
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Dieser Roman handelt von drei starken Frauen:
Smita gehört der indischen Kaste der unberührbaren Dalits an, was für sie einen Alltag voller Erniedrigungen bedeutet. Dennoch ist sie fest entschlossen, ihrer ...

Dieser Roman handelt von drei starken Frauen:
Smita gehört der indischen Kaste der unberührbaren Dalits an, was für sie einen Alltag voller Erniedrigungen bedeutet. Dennoch ist sie fest entschlossen, ihrer Tochter zu einer besseren Zukunft zu verhelfen.
In Palermo geht Guilia in der Arbeit für das Unternehmen ihres Vaters auf, wo noch Perücken aus echtem menschlichen Haar hergestellt werden. Unversehens wird ihr Leben aus der Bahn geworfen und sie sieht sich in der Verantwortung, Entscheidung über die Zukunft ihrer Lieben zur treffen.
Sarah ist eine ehrgeizige und erfolgreiche Anwältin in Montreal. Sie achtet stets darauf, Privates und Berufliches strikt zu trennen. Doch plötzlich stellt eine schlimme Diagnose alles infrage, was sie sich aufgebaut hat.

Diese Geschichten werden abwechselnd erzählt. Sie laufen dabei aber weitgehend nur nebeneinander her, ohne dass ein echter Bezug zwischen ihnen erkennbar wäre. Erst ganz am Schluss wird die Verbindung zwischen den Handlungssträngen hergestellt.
Die Protagonistinnen sind interessante Figuren, man hätte über jede von ihnen einen eigenen Roman schreiben können. Daher ist es schade, dass ihnen hier jeweils relativ wenig Platz eingeräumt wird, um sich zu entfalten. Ihre Erlebnisse werden zwar ergreifend geschildert, zu viel von dem Drumherum ihrer Persönlichkeiten, Familien, etc bliebt jedoch im Dunkeln. Dennoch ist es schön, sie ein Stück ihres Weges zu begleiten, ihre unterschiedlichen Lebensumstände zu beobachten und die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, mitzuerleben. Das Ende ist dann sehr offen, was ich in diesem Kontext aber auch passend finde
Alles in allem hat das Buch allerdings weniger Inhalt, als man von 300 Seiten erwarten würde.

Fazit: Die Idee, zu zeigen, wie die Schicksale verschiedener Personen aus diversen Weltgegenden miteinander verknüpft sein können, gefällt mir gut und jede Geschichte regt auf ihre Art zum Nachdenken an. Ich denke aber, dass die Autorin das darin liegende Potential nicht ganz ausgeschöpft hat.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 18.06.2021

Was ist Weltliteratur?

Weltsprache Literatur
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Der Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer unternimmt hier eine interessante Tour durch die Welt der Literatur und stellt zahlreiche Werke vor, die als Weltliteratur gelten können – vom Gilgamesch-Epos ...

Der Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer unternimmt hier eine interessante Tour durch die Welt der Literatur und stellt zahlreiche Werke vor, die als Weltliteratur gelten können – vom Gilgamesch-Epos zum Koran, von Shakespeare zu Kafka, von Goethe zu Autoren aus China, Südamerika oder Afrika.
Auch der Definition des Begriffes Weltliteratur und der Frage, was alles darunterfällt, wird wiederholt nachgespürt und wenngleich man diesbezüglich natürlich immer geteilter Meinung sein kann, finde ich die hier getroffene Auswahl doch ganz gelungen. Sie bewegt sich zumindest teilweise etwas abseits der gewohnten Pfade, macht die Vielfalt dessen deutlich, was Literatur ausmacht, und veranschaulicht auch ihre mannigfachen möglichen Auswirkungen.

Geschrieben ist das Ganze in einem eher anspruchsvollen Stil, dies ist keine Lektüre für zwischendurch.
Der Autor zeichnet sich sowohl durch große Fachkenntnis als auch Begeisterung für sein Thema aus. Er überschätzt jedoch bisweilen die Vorkenntnisse oder auch die Kondition seiner Leser. Ich wurde einerseits mit zu vielen Namen von Autoren und bedeutenden Werken geradezu überschüttet, hätte mir andererseits aber zum Inhalt mancher Titel nähere Informationen gewünscht. Immerhin regt dieses Buch aber dazu an, sich noch weiter mit den behandelten Geschichten auseinander zu setzen.

Eine kleine Kritik richtet sich auch an den Verlag: Es tauchen doch relativ viele (Tipp)fehler auf. Außerdem sind Ziffern so seltsam gedruckt, dass bei der Seitennummerierung die 7 wie eine 1 aussieht. (Mag keine große Sache sein, ich fand es aber doch nervig.)

Veröffentlicht am 09.02.2021

Sammelsurium interessanter Informationen rund um das Thema Sprachen

Sprachen der Welt
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Der Autor, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft, gibt hier einen breit gefächerten Überblick über sein Fachgebiet. Unter anderem verdeutlicht er anhand von Statistiken die unterschiedliche ...

Der Autor, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft, gibt hier einen breit gefächerten Überblick über sein Fachgebiet. Unter anderem verdeutlicht er anhand von Statistiken die unterschiedliche Verteilung großer und kleiner Sprachen in verschiedenen Weltgegenden, stellt die wichtigsten Sprachfamilien vor, beschreibt, welche Auswirkungen Bevölkerungswanderungen auf Entstehung und Verbreitung von Sprachen hatten, überlegt, welche Universalien allen Sprachen gemeinsam sind und zeigt auf, welch große Unterschiede zwischen Sprachen dennoch bestehen können.
Dabei kann man sehr gut beobachten, wie vielfältig die Welt der Sprachen ist.
Schön ist weiters, dass auch Gebärdensprachen immer wieder erwähnt und als den Lautsprachen gleichwertige Kommunikationsmittel anerkannt werden.

Mir hat allerdings ein bisschen der rote Faden gefehlt, die einzelnen Kapitel wirken zufällig aneinandergereiht. Dies liegt vermutlich auch daran, dass es kein Vorwort gibt, in dem der Autor erläutert, welche Idee hinter diesem Buch steckt und worauf er daher mit seinen Ausführungen eigentlich hinaus will.
Auch ist mit nicht klar, an welche Zielgruppe er sich überhaupt richtet. Zwar ist der Text weitgehend allgemein verständlich gehalten. Andererseits kommen aber auch relativ viele linguistische Fachbegriffe vor, von denen manche aber immerhin in einem der letzten Kapitel doch noch näher erklärt werden. Hinsichtlich des generellen Aufbaus dieses Werkes gäbe es folglich Verbesserungspotential.

Insgesamt kann ich es dennoch jedem empfehlen, der sich für Sprache(n) mit allem Drum und Dran interessiert. Obwohl ich doch schon einiges zu diesem Thema gelesen habe und mir viele Fakten daher bereits bekannt waren, gab es doch noch einiges Neues zu entdecken.