harter Prozess eines fanatischen Hexenjägers
Das ist ein etwas ungewöhnliches Buch gewesen. Ich lese sehr gerne historische Bücher, besonders, wenn sie authentische Geschichte beinhalten, die gleichzeitig sehr spannend aufgebaut ist. Der Autor hat ...
Das ist ein etwas ungewöhnliches Buch gewesen. Ich lese sehr gerne historische Bücher, besonders, wenn sie authentische Geschichte beinhalten, die gleichzeitig sehr spannend aufgebaut ist. Der Autor hat hier viele Wortdialoge verwendet, die für den Leser doch etwas gewöhnungsbedürftig waren, an einigen Stellen auch etwas blumige und ausführliche Umschreibung, um die Personen etwas besser kennenzulernen.
Der selbsternannte Hexenkommissar Peter Witte leistet seiner angeblichen Berufung ganze Arbeit. Überall bringt er Punkte an, die die Leute zum Nachdenken bringt, nutzt ihre Not schamlos für seine Zwecke aus. Die Rohheit der Soldaten, wenn sie Obdach, Nahrung und auf Gefügigkeit den ohnehin schon durch den Krieg gebeutelten Bürgern leisten müssen ist ziemlich erschreckend und hat mich teilweise wirklich schockiert. Letztendlich stand jeder in der Gefahr, dass er verdächtigt wird, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Der Prozess selber hat mich sprachlos gemacht, auch wenn ich den Dienstherrn und Ratsmitglied Westede wirklich sympathisch finde, weil man merkt, wie sehr er gegen die Einstellung und Irrlehre kämpft, weil er weiß, wie seine Magd wirklich ist.
Wie schnell lassen sich Menschen beeinflussen, wie schnell kann eine Meinung gekippt werden, wenn man nur Zweifel sät und wenn man so fanatisch ist, dass einem jedes Mittel recht ist.
Das hat der Autor gut auf den Punkt gebracht, doch ist mir insgesamt der Roman etwas zu krass. Selbst die Verbindung zwischen dem Soldaten Hannes und der Magd Maiken ist leider etwas zu oberflächlich geblieben, nichts weiches, nichts wirklich herzliches, was den Roman vielleicht noch ein wenig aufgelockert hätte. Es hat einfach etwas gefehlt, um dem Buch trotz der damaligen Zustände, trotz der Rohheit der Soldaten, dem unglaublichen Verlauf des Prozesses noch eine gewisse Note zu geben. Das änderte sich auch im Epilog nicht. Obwohl man gemerkt hat, wie in manchen Personen danach ein Nach- und Umdenken stattgefunden hat.
Insgesamt ist das Buch geschichtlich schon gut recherchiert und man muss sich bewusst sein, dass die Zeiten damals wirklich grausam waren und die Bürger sehr leiden mussten, nicht nur unter der Not, sondern auch dem schlimmen Aberglauben, zu dem die Kirche in verwirrender Weise auch beigetragen hat, doch wäre es schön gewesen, wenn ein wenig Härte durch die Geschichte zwischen Maiken und Hannes rausgenommen worden wäre. Leider gab es einige Passagen, die mir zu langatmig waren und deren Formulierung manchmal auch etwas merkwürdig klang.
Der Titel ist interessant gewählt und wird im Buch auch aufgegriffen, das Cover ist passend gewählt, doch insgesamt hat es nicht ganz meine Erwartungen getroffen, weswegen ich nur 3★★★ vergeben kann.