Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Trulls Schicksal

Trull ein Kämpferherz
0

„...Es ist die bedingungslose Freundschaft,die er mir entgegenbringt, die weder von Falschheit noch von Hinterlist geprägt ist. Man muss nur in diese großen, klaren Hundeaugen blicken, die einen erstaunt, ...

„...Es ist die bedingungslose Freundschaft,die er mir entgegenbringt, die weder von Falschheit noch von Hinterlist geprägt ist. Man muss nur in diese großen, klaren Hundeaugen blicken, die einen erstaunt, manchmal fragend und pfiffig ansehen, schon ist man seinen unwiderstehlichen Charme für immer ausgeliefert...“

Im Vorwort äußert die Autorin diese Gedanken über das Zusammenleben mit ihrem Boxer Max. Auch im Roman steht ein Boxer im Mittelpunkt. Der aber lernt auch die Schattenseiten des Leben kennen.
Melissa lebt mit ihrem Mann Karl auf einem Reiterhof. Nach einem Reitunfall hat sich Karl sehr zum Negativen verändert. Er kümmert sich nicht um den Hof, lebt auf großen Fuß und sucht sich entsprechenden Freunde. Einer von ihnen bringt einen Boxerwelpen vorbei. Damit möchte Karl sein Image erhöhen. Der Welpe, der zu früh von der Mutter getrennt wird, überlebt nur, weil Melissa und der Tierarzt Eduard sich fürsorglich um ihn kümmern. Als Karl gewalttätig wird, verlässt Melissa den Reiterhof. Sie bittet Eduard, sich um den Hund zu kümmern. Der aber kommt zu spät. Trull ist durch eine geschlossene Fensterscheibe gesprungen und macht sich auf die Suche nach Melissa.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Ich darf nicht nur Trulls Weg verfolgen, sondern auch die Schicksale derjenigen, die sich um den Hund kümmern.Karl ist ebenfalls auf der Suche nach dem Boxer. Er soll ihm bei Hundekämpfen das nötige Kleingeld für sein großzügiges Leben einspielen.
Der Schriftstil lässt sich zügig lesen. Wer sich für das Buch entscheidet, sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Geschichte stellenweise sehr heftig ist. Die Beschreibung von Hundekämpfe, der Vorbereitung der Hunde darauf und von Tiertransporten nimmt zwar nur geringen Raum ein. Lässt aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Natürlich kommen auch andere Themen zum Tragen. So formuliert Brunhilde, Leiterin eines Tierheims, ihr Credo so:

„...sie brauchen alle unsere Liebe, jeder Einzelne von ihnen. Trotzdem müssen wir uns von ihnen trennen, auch wenn es uns jedes Mal das Herz bricht. Es ist nun mal unsere Aufgabe, diesen armen Kreaturen, nachdem wir ihnen wieder auf die Pfoten geholfen haben, ein würdiges Zuhause zu besorgen...“

Nicht nur tierische Schicksale, auch menschliche, prägen das Geschehen. Während sich Karl durch fehlende Empathie, Gewinnsucht und grenzenlosen Egoismus auszeichnet, wird eine junge Frau wegen verschmähter Liebe zu seinem willigen Opfer. Allerdings ahnt er nicht, dass ihre Liebe zu Tieren den Panzer aus Drogen und Alkohol durchbrechen kann.
Die Geschichte liest sich wie ein fesselnder Krimi. Doch sie ist weit mehr. Sie zeigt auf, dass Tiere Lebewesen sind, die ein Recht auf artgerechte Haltung und eine ganz eigene Würde haben. Gleichzeitig wird deutlich, dass Liebe Spuren hinterlässt, die noch Jahre später nachwirken.
Das Buch hat mich sehr berührt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2021

Fesselnder Krimi

Die Ankündigung
0

„...Ich habe eine neue Aufgabe für Sie, Noah, eine für die ich Sie für besonders qualifiziert halte. Sie sollten wissen, dass ich sie nicht jedem anvertrauen würde...“

Mit diesen Worten leitet Salomon ...

„...Ich habe eine neue Aufgabe für Sie, Noah, eine für die ich Sie für besonders qualifiziert halte. Sie sollten wissen, dass ich sie nicht jedem anvertrauen würde...“

Mit diesen Worten leitet Salomon Slattery die Zusammenarbeit zwischen Noah und Kaely ein. Grund ist ein Gedicht, das soeben der Journalist Aosta vorbei gebracht hat. Darin wird die FBI – Agentin Kaely mit dem Tode bedroht.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er unterstützt die teilweise rasante Handlung, lässt aber auch Raum für tiefgründige Gespräche.
Die Personen werden gut charakterisiert. Kaely war noch Kind, als ihr Vater als Serienmörder verurteilt wurde. Viele glauben ihr nicht, dass sie von den Machenschaften des Vaters nicht wusste. Allerdings hat sie ab und zu Alpträume, die sie nicht einordnen kann. Im Prolog kommt derjenige zu Wort, der nun ein perfides Spiel plant. Seine Motivation klingt so:

„...Die Sünden des Vaters mussten an seinem Kind heimgesucht werden. Er würde das Urteil fällen. […] Er hielt den Schlüssel zur Zerstörung von Ed Olifants Tochter in der Hand – der Frau, die sich heute Kaely Quinn nannte...“

Das Problem ist, dass er Kaely als Opfer nach einer Reihe anderer Morde ausgewählt hat. Es gilt also für Noah und Kaely, ihn so schnell wie möglich zu stoppen. Mit jedem Toten läuft ihnen die Zeit davon. Es ist schon eigenartig, dass der Täter Kaely bestrafen will, weil sie einen Serienmörder als Vater hat und dass er dabei selbst zum Serienmörder wird.
Neben der äußerer Spannung gibt es eine innere, die sich unter anderen durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten aufbaut. Kaelys Ermittlungsmethoden sind nicht unumstritten. Auch beim FBI sieht man skeptisch auf ihre Vergangenheit. Salomon allerdings glaubt an sie und steht voll hinter ihr.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehört für mich das erste Gespräch zwischen Kaely und Noah. Beide begegnen sich auf Augenhöhe und legen die Grundlage für eine gedeihliche Zusammenarbeit.
Intensiv sind ebenfalls die Glaubensgespräche zwischen beiden. Kaely ist Christ, Noah nicht.

„...Niemand auf der Welt könnte mich davon überzeugen, dass es Gott nicht gibt. Wir sind Freunde, verstehst du. Er antwortet mir, wenn ich bete...“

Sehr detailliert darf ich verfolgen, wie Kaely ein Profil des möglichen Täters erstellt. In ihren Umkreis gibt es einige, die dafür infrage kommen. Es macht Spaß mitzudenken und dann festzustellen, dass es eine handfeste Überraschung gibt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2021

Die Sache mit dem Pony

Mit Jasper im Gepäck
0

„...Annelis Taschentuch wurde weggeweht, als sie damit aus dem Zugfenster winkte, und Nicklas half einem alten Herrn in Hallberg beim Aussteigen und stellte zwei Koffer hinaus, die jemand anderem gehörten, ...

„...Annelis Taschentuch wurde weggeweht, als sie damit aus dem Zugfenster winkte, und Nicklas half einem alten Herrn in Hallberg beim Aussteigen und stellte zwei Koffer hinaus, die jemand anderem gehörten, aber sonst ist nichts vorgefallen...“

Tante Tinne lädt ihren Neffen Nicklas und ihre Nichte Anneli für die Osterferien zu einer Reise nach Kopenhagen ein. Regelmäßig informiert sie deren Eltern über das Geschehen – aus ihrer Sicht. Das Eingangszitat stammt aus ihren ersten Brief.
Die Autorin hat ein amüsantes Kinderbuch geschrieben.
Entgegen der Warnung der Tante nehmen die Kinder an der Zoolotterie teil. Tante Tinne ist der Meinung, dass das rausgeschmissenes Geld ist. Doch die Kinder gewinnen ein Pony. Damit gehen die Probleme richtig los.
Der Schriftstil ist kindgerecht und lässt sich zügig lesen. Die Geschichte steckt voller überraschender Einfälle. Tante Tinne, die den Umgang mit Kindern nicht gewohnt ist, tut ihr Bestes, um den beiden unterhaltsame Ferientage zu verschaffen. Dabei ahnt sie nicht im mindesten, was sich hinter ihrem Rücken tut, denn das Pony braucht eine Unterkunft und muss mit nach Hause transportiert werden. Die Phantasie der Kinder wird mit immer neuen Situationen gefordert.

„...In jedem Biologiebuch steht seitauf, seitab, dass Pferde Passgänger, Einhufer und Pflanzenfresser sind, Aber wie man ein einziges kleines Pony ungesehen in ein Hotelzimmer verfrachtet, darüber verraten sie einem nicht die Bohne...“

Ganz nebenbei erfahren die Kinder etliches über Sehenswürdigkeiten in Kopenhagen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.02.2021

Kampf den Rückenschmerz

Wenn der Orthopäde Rücken hat
0

„...Hast du fast immer, manchmal oder nur hin und wieder Rückenschmerzen? Dann bist du nicht allein. Mehr als 80 Prozent der Deutschen leiden unter dieser Volkskrankheit...“

Mit diesen Worten beginnt ...

„...Hast du fast immer, manchmal oder nur hin und wieder Rückenschmerzen? Dann bist du nicht allein. Mehr als 80 Prozent der Deutschen leiden unter dieser Volkskrankheit...“

Mit diesen Worten beginnt das Buch eines Orthopäden, der selbst mit einem Bandscheibenvorfall schmerzhafte Erfahrungen machen musste.
Das Sachbuch ist in lockerleichter Art geschrieben. Der Autor versteht es, mit stellenweisen feinen Humor seine persönlichen Erfahrungen mit konkreten Ratschlägen zu verbinden.
Im Prinzip könnte man das Buch so zusammenfassen: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung! Allerdings würde das den Ausführungen nur bedingt gerecht.
In ersten der sieben Kapitel geht der Autor auf die unterschiedlichen Arten der Rückenbeschwerden ein, um dann in den folgenden Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
In jeder Zeile des Buches ist spürbar, dass der Autor vom Fach ist. Das zeigt sich unter anderen auch dort, wo er darlegt, was er als Kassenarzt kann und darf und wo die Grenzen sind. Gleichzeitig hält er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und unterstreicht immer wieder, dass ohne die Mitwirkung des Patienten kaum ein befriedigendes Ergebnis erzielbar ist. Manches klingt für den ersten Moment hart.

„...Unser Körper arbeitet da ganz pragmatisch nach dem Prinzip: Was nicht gebraucht wird, lasse ich verkümmern...“

Oft findet er sehr praktische und griffige Beispiele, um sein Anliegen zu verdeutlichen.

„...Wir können das am Mast eines Segelboots vergleichen. Unter gleichmäßiger Spannung steht er schön aufrecht. Ist die Spannung auf einer Seite stärker, werden die Holzfasern auf der anderen Seite gestaucht...“

Doch der Kernpunkt des Buches sind nicht in erster Linie nur die theoretischen Ausführungen. Auf grün unterlegten Seiten gibt es eine Menge an praktischen Übungen, die bebildert sind und detailgenau beschrieben werden. Themen sind Übungen bei akuten Schmerzen, Beckenbodengymnastik oder das Dehnen von Muskeln.
Auch die richtige Ernährung und der Einfluss der Psyche werden behandelt. Hierzu werden 10 Regeln formuliert.
Umgang mit Medikamenten und die Notwendigkeit von Spritzen in gewissen Situationen werden analysiert. Damit erhalte ich als Leser Denkanstöße.
Ein register ermöglicht das schnelle Finden des entsprechenden Thenas.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Fakten ermöglichen einen konkreteren Einblick in das Geschehen im Körper, die Übungen sind so formuliert, dass sie zum Ausprobieren animieren

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2021

Spannende Familiensaga

Wo wir Kinder waren
0

„...Für Eva fühlte es sich an, als hätte sie jahrelang Schwimmen geübt, nur um dann festzustellen, dass es nirgends mehr Wasser gab….“

Eva lebt in Sonneberg in Thüringen. Ihr Leben schien vorgezeichnet. ...

„...Für Eva fühlte es sich an, als hätte sie jahrelang Schwimmen geübt, nur um dann festzustellen, dass es nirgends mehr Wasser gab….“

Eva lebt in Sonneberg in Thüringen. Ihr Leben schien vorgezeichnet. Es wurde geprägt von der Spielwarenindustrie. Dort hatte sie ihre Ausbildung gemacht, dort wartete auf sie ein sicherer Arbeitsplatz. Die beiden Kinder wurden im betriebseigenen Kindergarten gut versorgt. Und dann kam die Wende…
Die Autorin hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Jede Zeile ist Zeuge für die exakte und umfangreiche Recherche.
Zwei Handlungsstränge laufen parallel ab. Eva, Iris und Jan räumen das Haus aus, das über mehrere Generationen ihrer Familie gehörte. Mit den Erinnerungsstücken, die sie in die Hand nehmen, führt mich die Autorin zurück in die Vergangenheit. Im Jahre 1910 hatte ihr Urgroßvater Albert Langbein seine Puppenfabrik in Sonneberg gegründet.

„...Siebenundzwanzig Arbeiter hatten bei ihm eine Anstellung gefunden. Albert kannte jeden von ihnen, und zwar nicht nur dem Namen nach. In Sonneberg gab es keine Geheimnisse...“

Langbein – Puppen waren Handarbeit und Unikate. Wer Arbeit im Werk hatte, war besser gestelltals die Heimarbeiter.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich den Zeitverhältnissen an.
Es sind einzelne Episoden aus der Vergangenheit, die von der Entwicklung der Fabrik erzählen. Es gab Höhen und Tiefen. Oftmals musste man wieder am Punkt Null beginnen, so zum Beispiel nach den beiden Weltkriegen. Deutlich wird, dass die Spielzeugherstellung ein hartes Geschäft war. Auch die Kinder mussten mitarbeiten. Oftmals war es von der politischen Lage abhängig, was gerade gefragt war. In Spielzeugfabriken wurden Waffen produziert, wenn es so gewollt war. Glücklicherweise gehörte die Langbein – Fabrik zu den wenigen, die davor verschont blieben.
Auch Konflikte innerhalb der Familie blieben nicht aus. Bewunderungswürdig fand ich vor allem Otto und Flora, die zweite Generation, die auch in ausweglosen Zeiten den Kopf oben behielt. Dem kam entgegen, dass Flora in der Kindheit Not und Elend kennengelernt hat und ihre Wurzeln nie verleugnet hat.
Auch als sich mit der Gründung der DDR vieles ändert, ist es Flora, die der Familie immer wieder Halt gibt. Gerade die Beschreibung dieser Zeiträume zeigt, wie viele Gespräche die Autorin geführt haben muss, um das so realistisch zu erzählen. Ein Zitat soll belegen, wie damals manches lief:

„… Damit fuhr Fred zum VEB Möbelstoff- und Plüschwerke in Hohenstein – Ernstthal und tauschte Kuscheltiere gegen Mohairplüsch. Plüschtiere waren eine solidere Währung als Mark der DDR. Für Plüschtiere bekam Fred alles...“

Dabei vermeidet die Autorin jegliche Schwarz-Weiß-Malerei. An vielen Stellen erfahre ich detailliert, was alles nötig war, um eine Puppe oder ein Plüschtier herzustellen und wie sich die verwendeten Materialien und Produktionsbedingungen im Laufe der Jahrzehnte änderten.
In der Gegenwart fetzen sich Eva, Jan und Iris anfangs heftig. Dazu muss man wissen, dass Eva und ihr Cousin Jan in Sonneberg aufgewachsen sind, Iris aber auf der westlichen Seite der Grenze.

„...“Soll ich euch mal was gestehen?“, fragte Iris. „Ich habe schon mal gedacht, es wäre besser gewesen, die hätten die Mauer nicht aufgemacht.“...“

Nach der Wende wurde der Betrieb wieder privatisiert, musste aber recht schnell Insolvenz anmelden. Die Abnehmer waren weggebrochen. Die Erbengemeinschaft war sich uneins, was weiter zu geschehen hat. Dazu gehörten neben Eva, Jan und Iris, den Enkeln von Otto, auch die Nachkommen von Else, Ottos Schwester.
Mit jeden Tag, den die Drei aber zusammen arbeiten, wächst ihre Ehrfurcht vor dem Erbe der Ahnen. Gibt es noch eine Chance?
Ein Familienstammbaum und ein inhaltsreiches Interview mit der Autorin ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere