Profilbild von Goch9

Goch9

Lesejury Star
offline

Goch9 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Goch9 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2021

Unterhaltsame Geschichtsstunde

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
0

Marlene und Emma Lindow, zwei Waisen, ist es Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen sich gegen die soziale Norm durchzusetzen. Beide machen noch während ihrer Zeit im Waisenhaus ihr Abitur und ihnen wird ...

Marlene und Emma Lindow, zwei Waisen, ist es Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen sich gegen die soziale Norm durchzusetzen. Beide machen noch während ihrer Zeit im Waisenhaus ihr Abitur und ihnen wird eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester in der Kinderklinik Weißensee ermöglicht.
Neben all den adeligen Elevinnen haben es Marlene und Emma nicht einfach. Sie müssen erst einmal unter Beweis stellen, dass sie diese Chance verdient haben.

Antonia Blum hat einen interessanten, geschichtlichen und gesellschaftlichen Einblick in die Verhältnisse der Pädiatrie und medizinischen Lehrtätigkeit Anfang des 20. Jahrhunderts aufgezeigt.
Durch die Serie über die Charité in Berlin hat man schon einen Einblick in die Forschung, Lehrtätigkeit und Arbeitsbedingungen des Klinikpersonals gewonnen. Hier wird die Geschichte kleiner, fast familiärer und persönlicher geschildert.
Mobbing, Neid, Eifersucht, Liebe spielen eine große Rolle bei den fiktiven Charakteren und werden einbettet in den geschichtlichen Hintergrund der Klinik. Einige Ärzte und auch die Rotkreuzoberin bilden den historischen Personalstamm. Die Ehre der Rotkreuzschwestern sowie die Entwicklung einer fürsorgenden Schwesternkultur spielen eine große Rolle.

Die fiktive(n) Liebesgeschichte(n) hätte ich nicht gebraucht um diesen Roman interessant zu finden, aber natürlich werden anhand dieser Geschichten die Intrigen und die Adelsvorherrschaft aufgezeigt. Das Ende…….naja

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2021

Die Spur der Generationen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
0

Hannah Borowski hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Lustlos hat sie ihre Dissertation begonnen, zum Abschluss eines Studiums, dessen Ziel ihr nichts gibt.
Einmal die Woche besucht sie ihre Großmutter, ...

Hannah Borowski hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Lustlos hat sie ihre Dissertation begonnen, zum Abschluss eines Studiums, dessen Ziel ihr nichts gibt.
Einmal die Woche besucht sie ihre Großmutter, eine starke, zuweilen starrköpfige Frau, in ihrer Seniorenresidenz. Bei einem ihrer Besuche entdeckt sie ein Schreiben einer israelischen Anwaltskanzlei mit Sitz in Tel Aviv. Die Kanzlei bietet ihrer Großmutter Evelyn Borowski Hilfe in einer Restitutionssache an. Sie wollen Evelyn, der letzten Erbin des jüdischen Kunsthändlers Itzig Goldmann bei der Suche nach, von den Nazis konfiszierten und nunmehr verschollenen, Gemälden behilflich sein.
Hannah war nicht bewusst, dass sie jüdische Vorfahren hat und den Namen Itzig Goldmann hat sie nie gehört.


Wer jetzt einen Roman über Konfiszierung der Jüdischen Kunst, umfangreiche Recherche und deren Rückführung erwartet, so wie ich anfänglich, der sollte sich auf einen tiefgründigen, emotionalen und spannenden Roman über vier Frauenschicksale einer Familie freuen.
Ich musste diesen Roman erst ein, zwei Tage „sacken“ lassen. Die Lebensläufe dieser Frauen waren so unterschiedlich und dramatisch. Hilfreich dabei waren auch die Diskussionen innerhalb einer Leserunde.
Trotzdem ging mir immer wieder die Frage durch den Kopf. Kann eine junge Frau aus den Fehlern der Generationen vor ihr lernen? Warum klappte das bei den Frauen nicht? Verschwiegenheit, Scham, nicht vergeben können, Trauer und Verbitterung hindern sie an der Weitergabe. Erst äußere Umstände müssen sie zur Suche nach der Vergangenheit, Fehlern und falschen Entscheidungen zwingen.
Alena Schröder hat uns ganz langsam und behutsam in die Vergangenheit geführt und Deckblatt nach Deckblatt weggewischt. Die einzelnen Charaktere werden ohne Schuldzuweisung und Bewertung gezeichnet. Die Bewertung wird dem Leser überlassen.
In der Konsequenz dieser Erzählung kann Hannah erst nach der vollen Wahrheit über ihre, Evelyns, Sentas und Trudis Vergangenheit erwachsen werden und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Super, anders als erwartet, ist das für mich ein lesenswerter Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.02.2021

Amüsant und sehr royal

Das Windsor-Komplott
0

Ostern 2016
Aufregung in Windsor Castle! Am Morgen nach einer „privaten“ Feierlichkeit wird der russische Pianist Maxim Brodsky tot in seinem Zimmer aufgefunden.
Selbstmord, Mord oder gar Unfall?
Für ...

Ostern 2016
Aufregung in Windsor Castle! Am Morgen nach einer „privaten“ Feierlichkeit wird der russische Pianist Maxim Brodsky tot in seinem Zimmer aufgefunden.
Selbstmord, Mord oder gar Unfall?
Für den MI5 Generaldirektor Gavin Humphreys ist der Fall schnell klar. Vladimir Putin lässt mittels eines „Schläfers“ den vermeintlichen Dissidenten Bradsky auf britischem Boden eliminieren, um zu zeigen, dass er es kann.
Die Queen kann er davon nicht überzeugen.


Obwohl die Autorin SJ Bennett im Einband betont, dass dies ein Roman sei und dass die Queen nach ihren Informationen noch nie heimlich ein Verbrechen aufgedeckt habe, konnte ich mir alle Ereignisse und Situationen in diesem Roman sehr gut vorstellen.
Nicht selten hatte ich das Gefühl als Mäuschen hinter irgendeinem Vorhang alles mit ansehen zu können.

Ich denke, die Stimmung im Palast, die Loyalität und Ergebenheit zur Queen wurde sehr gut nachempfunden. Von dem liebevollen Spitznamen „Lilibet“, den Prinz Philip seiner Frau gegeben hat, hatte ich vorher schon gehört. Auch, dass seine teilweise „befremdlichen“ Bemerkungen während royaler Empfänge oder gegenüber Journalisten seinen trockenen Humor entspringen, war mir vorher auch bekannt. Frau Bennett hat aus vielfältigen Puzzleteilchen, die uns aus dem Leben und dem Wesen der Queen bekannt sind, einen amüsanten, unterhaltsamen und royalen Roman kreiert.
Die Lösung des Falles war nachvollziehbar. Die abwartende, stets in die richtige Richtung lobende Haltung der Queen hat mich überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2021

Überraschend gut

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
0

Chloe Brown will die Ketten, der sie stark behindernden chronischen Krankheit, sprengen, selbstständig werden und auf eigenen Füßen stehen.
Sie zieht in eine eigene Wohnung und erstellt eine Liste mit ...

Chloe Brown will die Ketten, der sie stark behindernden chronischen Krankheit, sprengen, selbstständig werden und auf eigenen Füßen stehen.
Sie zieht in eine eigene Wohnung und erstellt eine Liste mit wichtigen Zielen, die sie erreichen will. Der Hausmeister, Redford Morgan, erscheint als lohnendes Objekt um ihre Komfortzone zu verlassen und aufregenden Abenteuern entgegen zu streben.


Irgendwie ist es mir entgangen, dass ich den „Liebesroman-Trend aus England“ auf meinen Reader geladen hatte. Ich bin absolut kein Freund herziger Liebesromane.

Aber hier wurde ich angenehm überrascht. Es wird die Liebesgeschichte zweier zutiefst verletzter Menschen erzählt. Die beiden Charaktere werden auf beeindruckende Weise beleuchtet. Schicht für Schicht wird ihr jeweiliger Panzer abgetragen. Mit jeder abgetragenen Schicht und mit jedem Geständnis kristallisieren sich die enormen Verletzungen der Vergangenheit heraus. Jeder Rückschritt, jedes Zaudern wird somit für den Leser nachvollziehbar.

Die erotische Annäherung wird wunderbar beschrieben. Es geht nicht um Technik oder ausgefallene Varianten, sondern Chloes und Reds Empfindungen und Sehnsüchte werden beschrieben. Ängste und Hemmungen, wie wir sie alle haben, werden offengelegt.

Dass mir das gegen Ende etwas zu viel wurde, ist sicher Ansichtssache. Deshalb eine klare Leseempfehlung von mir um einen Blick hinter unsere Schutzwände zu werfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2020

Überzeugendes Debüt

Land in Sicht
0

Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Da ihre Mutter jede Auskunft zu Janas Vater verweigerte, glaubte sie lange, er lebe in unterfernerliefen.
Jetzt hat sie herausgefunden, dass er als Kapitän auf der ...

Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Da ihre Mutter jede Auskunft zu Janas Vater verweigerte, glaubte sie lange, er lebe in unterfernerliefen.
Jetzt hat sie herausgefunden, dass er als Kapitän auf der MS Mozart arbeitet, einem eher wenig glamourösen Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Kurzerhand bucht sie eine Reise auf diesem Schiff.
Gefühle, Begegnungen mit den Gästen, der Bordbesatzung und letztlich mit ihrem Vater werden emotional und mit großem Fingerspitzengefühl beschrieben.


„Dieses Debut ist so fein, klug, verletzlich, edel und urkomisch geschrieben, dass ich mich grusele vor dem großen Talent der Ilona Hartmann.“ Charlotte Roche

Dieser Aussage kann ich mich anschließen.

Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten mit dem Sprachstil klarzukommen. Sie wirkte auf mich distanziert. Rückblenden und kuriose Begegnungen auf dem Schiff lösten nach und nach, ja was eigentlich, den Knoten oder den Felsblock?.

Ungeheuer sensibel beschreibt Ilona Hartmann die Gefühlswelt von Jana. Ihre Ängste, ihre Wut, ihren Trotz und vor allem ihre Verletzlichkeit werden offenbart.

Gleichzeitig überrascht die junge Autorin mit einem annähernd schwarzen Humor bezüglich Flusskreuzfahrten und den Senioren an Bord.

Ein kurzweiliges Buch, das zum Lachen und Nachdenken anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere