Systematisches Doping oder doch Sabotage?
Ein Grab für zweiInhalt & Handlung:
Selma Falck, einst selbst Spitzensportlerin, verliert ihre Zulassung als Anwältin und wird von Jan Morell, dem Vater von Norwegens derzeit bester Langläuferin, beauftragt, die Unschuld ...
Inhalt & Handlung:
Selma Falck, einst selbst Spitzensportlerin, verliert ihre Zulassung als Anwältin und wird von Jan Morell, dem Vater von Norwegens derzeit bester Langläuferin, beauftragt, die Unschuld seiner Tochter zu beweisen, welche des Dopings durch das Steorid Clostebol bezichtigt wird. Die Lage spitzt sich zu, als auch noch Norwegens bester männlicher Langläufer tot aufgefunden wird und in seinem Blut ebenfalls Spuren von Clostebol gefunden werden. Geht es hier um einen skandalträchtigen Dopingskandal, der die gesamte Elite aus dem norwegischen Langlaufnationalteam betrifft, oder handelt es sich hier um einen Sabotageakt?
Schreibstil:
Anne Holt hat die Tendenz in ihren Ausführungen – oft unnötigerweise - sehr ins Detail zu gehen, was auf Kosten der Länge des Buches geht. Die Fülle an Charakteren wird von ihr stets mit vollem Namen angeführt.
Charaktere:
Protagonistin Selma Falck hat neben ihrer Ermittlungstätigkeit stets vor allem auch gegen ihre eigenen Dämonen in Form ihrer Spielsucht, die sie sich nicht eingestehen will, zu kämpfen. Aufgrund dieser Sucht verliert sie ihre Konzession als Rechtsanwältin und macht sich dadurch für Erpressung angreifbar, sondern sie verliert mit einem Schlag auch ihre Familie, die sie durch ihre Spielleidenschaft in finanzielle Probleme stürzt. Ansonsten erweist sie sich als akribisch arbeitende, schlaue Ermittlerin. Sie wird in ihrer Arbeit durch Einar unterstützt, einem ihrer ehemaligen Klienten, der als karrieretechnisch gestrandeter Polizeichef zum Aussteiger und Outlaw der Gesellschaft geworden ist, der jedoch nach und nach zu ihrem einzigen Vertrauten und Mentor wird. Im Gegensatz zu der recht kühl agierenden Selma Falck erscheint Einar sehr warmherzig und altruistisch.
Cover:
Das Cover ist themabezogen und zeigt eine Langlaufloipe, wobei die Farbgebung in Rot, Schwarz und Weiß recht karg ausfällt. Einzig die ungewöhnliche Art der Beschriftung fällt auf, ansonsten fällt das Cover relativ unspektakulär aus.
Autorin:
Anne Holt studierte Rechtswissenschaften in Oslo und Bergen. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin, danach im Polizeidienst und als Rechtsanwältin. Die Erfahrungen bei diesen Tätigkeiten ließ sie später in ihre Werke einfließen. 1996 wurde sie zu Norwegens Justizministerin ernannt, musste dieses Amt jedoch krankheitsbedingt im Jahr darauf zurücklegen. Heute lebt sie als Autorin in Oslo.
Meinung und persönliche Kritikpunkte:
Ich habe das Buch in der Hörbuchfassung, gelesen von Katja Bürkle „konsumiert“. Dieser Sprecherin mit ihrer angenehmen Stimme und ihrem Geschick, den einzelnen Figuren Leben einzuhauchen, ist es zu verdanken, dass man über etliche Längen, die das Buch aufweist, hindurchgerettet wird. Diese Längen ergeben sich durch zum Teil unnötige Beschreibungen, die für die Geschichte völlig irrelevant sind. Was bei diesem Hörbuch erschwerend hinzukommt, ist die unglaubliche Fülle an verschiedenen Personen, durch die es zum Teil wirklich zum Spießrutenlauf wird, der Geschichte problemlos zu folgen. Was mir ebenfalls eher unangenehm aufgefallen ist, ist die fortwährende Benutzung der vollständigen Namen der Personen, die wie ein Mantra ständig wiederholt werden. Bereits beim ersten Zusammentreffen des Lesers mit Selma Falck, kommt in einer reinen Beschreibung dieser Person in jedem einzelnen Satz ihr Name vor, bei längeren Doppelnamen wie etwa Hege Jean Morell, wird dieses Prozedere wirklich mühsam bis enervierend, wenn man den Namen gebetsmühlenartig ständig in voller Länge wiederholt bekommt.
Was die Geschichte selbst betrifft, bin ich vom Plot sehr angetan, zumal sie mich stark an einen realen Dopingfall aus dem Jahre 2016, als die Athletin Therese Johaug aus dem im norwegischen Langlauf-Team ebenfalls mit Dopingvorwürfen durch Clostebol konfrontiert wurde; mag sein, dass das Buch auch an diesem Fall Anleihen genommen hat. Was mich allerdings ein wenig enttäuschte, war die Auflösung dieses Kriminalfalles, welche für mich zu konstruiert war. Gerade beim Schluss wäre wesentlich mehr möglich gewesen!
Fazit:
Ein Buch, das durch einen realen Bezug an Aktualität gewinnt, das phasenweise sehr spannend ist, aber durch sein Ende enttäuscht!