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Veröffentlicht am 12.03.2021

Paradiesvogel

Als wir uns die Welt versprachen
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Die alte Dame Edna Weiß lebt allein in ihrem Haus mit Garten in Tirol. Der Papagei Emil, der sich manchmal wie ein Paradiesvogel fühlt, ist ihr einziger Gefährte. Ihr ganzes Leben lang hat Edna an Emils ...

Die alte Dame Edna Weiß lebt allein in ihrem Haus mit Garten in Tirol. Der Papagei Emil, der sich manchmal wie ein Paradiesvogel fühlt, ist ihr einziger Gefährte. Ihr ganzes Leben lang hat Edna an Emils ersten Besitzer gedacht, den Jungen Jakob, mit dem sie als Schwabenkind im fernen Deutschland geschuftet hat. Jakob hat ihr vor langen Jahren zur Flucht verholfen und sie haben sich nie wieder gesehen. Und nun hat sie in einer Zeitschrift von Jakob gelesen und endlich macht sie sich auf den Weg zu ihm, Emil im Schlepptau. Auf dem Weg ist es unvermeidlich, dass die Erinnerungen aufsteigen.

Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein Thema aufgegriffen, von dem vielleicht nicht so viel bekannt ist. Bis ins letzte Jahrhundert hinein wurden Kinder aus kargen Gegenden Norditaliens nach Süddeutschland geschickt, um dort auf Bauernhöfen teilweise sehr schwere Arbeiten zu verrichten. Man kann sagen, die Kinder wurden verkauft und wie ein Besitz wurden sie dann häufig auch behandelt. Dass da der Gedanke an eine Flucht aufkommen kann, verwundert nicht. In welcher Zwangslage müssen die Eltern gewesen sein, um ihre Kinder zeitweilig gegen Geld aufzugeben. Um ihren Jugendfreund zu besuchen geht Edna diesen schweren Weg erneut und lässt die Erinnerungen auf sich wirken. Gleichzeitig steht sie neuen Begegnungen offen gegenüber.

Ein kleines literarisches Denkmal für Kinder, die auf dem Weg und auch bei den Bauern etliches durchleiden mussten, welche eine wunderbare Idee. Geschichtliches in eine berührende Geschichte verpackt, dass lässt einen sicher zu solch einem Roman greifen. Nur geraten manche Beschreibungen etwas verschwommen und Edna wirkt manchmal etwas sehr versponnen, so dass man ihr kaum abnehmen kann, dass sie diesen beschwerlichen Weg schaffen kann. Dennoch bleibt die sympathische alte Dame präsent und man drückt ihr die Daumen, dass sie ihr Ziel erreicht. Ein schöner Familienroman, mit dem ein Thema aus dem Vergessen geholt wird, dass diese Aufmerksamkeit wirklich verdient.

Veröffentlicht am 07.03.2021

Die Lanze

Der Bogenschütze
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Im Jahr 1342 überlebt der junge Thomas von Hookton den Überfall französischer Kämpfer, die von einem Ritter in schwarzer Rüstung angeführt werden. Die Franzosen stehlen eine alte Lanze, die dem heiligen ...

Im Jahr 1342 überlebt der junge Thomas von Hookton den Überfall französischer Kämpfer, die von einem Ritter in schwarzer Rüstung angeführt werden. Die Franzosen stehlen eine alte Lanze, die dem heiligen Georg gehört haben soll, aus der Kirche. Thomas’ Vater stirbt kurz nach dem Überfall an seinen Verletzungen. Vor seinem Tod kann er Thomas noch die Aufgabe übertragen, die Lanze wiederzubeschaffen. Thomas macht sich auf den Weg nach Frankreich, wo der versierte Bogenschütze in verschiedene Scharmützel gerät. Die Engländer kämpfen gegen die Franzosen und nicht immer verhalten sie sich wie Ehrenleute. Doch Thomas kann es nicht ertragen, wenn die Frauen misshandelt werden. Und so handelt er sich zu den Franzosen auch noch persönliche Feinde ein.

Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, in der der hundertjährige Krieg den Rahmen bildet. Erzählt wird von den grausamen Kämpfen und Belagerungen der französischen Städte und vom jungen Thomas von Hookton, der nach der Lanze jagt und gleichzeitig nach seinen Ahnen sucht. Denn Thomas erfährt, dass sein Vater nicht nur ein einfacher Pfarrer war, wie er immer behauptet hat. Doch Thomas erfährt auch die Kameradarie unter den Soldaten und die Liebe.

Wenn man schon immer mal einen Roman von Bernard Cronwell lesen oder hören wollte, bietet sich hier eine gute Gelegenheit. Wenn man auch den geschichtlichen Rahmen zu Beginn etwas vermisst, einige Beschreibungen doch recht brutal geraten und Thomas Situationen überlebt, die man eigentlich nicht überleben kann, so bietet der Roman doch eine interessante und spannende Lektüre, die als Hörbuch vorgetragen wird von.Frank Stöckle. Toll, wie Thomas sich vom einfachen Pfarrerssohn zu einem gestandenen Bogenschützen entwickelt, wie er Freunde findet und seine Frau. Zusätzlich entwickelt man Interesse an der geschichtlichen Rahmenhandlung und nutzt ein paar freie Minuten, um sich etwas zu informieren. Insgesamt ein durchaus interessanter Roman.

Veröffentlicht am 01.03.2021

Das Waisenhaus

Die Verlorenen
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Die junge Bess Bright genießt einen Moment des Glücks. Neun Monate später hält sie ihre kleine Tochter Clara im Arm. Doch im Jahr 1764 ist es nicht leicht, eine ledige Mutter zu sein, die manchmal nicht ...

Die junge Bess Bright genießt einen Moment des Glücks. Neun Monate später hält sie ihre kleine Tochter Clara im Arm. Doch im Jahr 1764 ist es nicht leicht, eine ledige Mutter zu sein, die manchmal nicht weiß, ob sie am nächsten Tag genug zu essen hat. In ihrer Not gibt Bess ihr Kind im neugegründeten Waisenhaus Londons ab. Eisern beginnt sie zu sparen und sechs Jahre später will sie ihr Töchterchen wieder abholen. Entsetzt erfährt Bess, dass eine andere Frau ihr kleines Mädchen schon am Tag nach der Einlieferung aus dem Waisenhaus abgeholt hat. Wie soll sie ihr Kind nur wiederfinden?

Dieser historische Roman hat einen besonderen Ansatz mit einem echten historischen Hintergrund. Frauen in Not konnten ihre neugeborenen Babys in dem Waisenhaus abgeben, um die Kleinen einigermaßen gut versorgt zu wissen. Welches Kind aufgenommen wurde, entschied das Los. Im Vergleich zu Kindern, die keine besondere Versorgung erhielten, überlebten die im Waisenhaus untergebrachten Kleinen erheblich häufiger. Doch was, wenn eine Mutter ihr Kind wieder selbst in Obhut nehmen konnte? Die junge Bess erlebt hier den Schock ihres Lebens. Ihre Tochter ist verschwunden. Doch Bess lässt nicht locker und sie macht sich auf die Suche nach Clara.

Der Beginn dieses Romans liest sich sehr spannend. Die Szenen, in denen Bess ihr Kind abgibt und in denen sie feststellen muss, dass ihre Tochter verschwunden ist, gehen ans Herz. Bewundernswert ist ihre Energie, mit der sie sich auf die Suche macht. Im weiteren Verlauf finden jedoch Wechsel der Perspektive statt, die den Lesefluss irgendwie unterbrechen und gegenüber dem schönen Beginn fallen die folgenden Kapitel etwas ab. Wo man berührt sein sollte, fragt man sich, warum ist das so. Zum Ende hin jedoch fügt sich vieles und der Schluss stimmt ausgesprochen versöhnlich. Und so bleibt nach der Lektüre doch ein gutes Gefühl und das Wissen, etwas über ein kleines Stück Geschichte gelernt zu haben.

3,5 Sterne

Veröffentlicht am 11.02.2021

Ein besonderes Bild

Rote Ikone
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Bisher hat Inspektor Pekkala alle Lebenswirren heil überwunden. Schon während des ersten Weltkriegs hat er dem Zaren gedient und nun im Jahr 1945 ist er im Dienst des neuen Zaren, genannt Stalin, eingesetzt. ...

Bisher hat Inspektor Pekkala alle Lebenswirren heil überwunden. Schon während des ersten Weltkriegs hat er dem Zaren gedient und nun im Jahr 1945 ist er im Dienst des neuen Zaren, genannt Stalin, eingesetzt. Die russische Armee dringt immer weiter nach Westen vor und zwei Offiziere finden in einer Kirche zufällig eine lange verschollen geglaubte Ikone, die im russischen Volk große Bedeutung hatte. Nun soll Pekkala in Stalins Auftrag klären, welchen Weg die Ikone nach ihrem Verschwinden genommen hat. Und noch andere scheinen großes Interesse an dem Bild zu haben, einem Bild, mit dem Pekkala vor Jahren schon einmal zu tun hatte.

Dies ist der sechste Band der Reihe um Inspektor Pekkala, der russische Ermittler mit finnischen Wurzeln. Pekkala ist ein knorriger und zurückgezogener Typ, der nichts so schnell vergisst. Gleichzeitig ist er ein gewiefter Polizist, der nur wenigen vertraut. In der Sowjetunion während des zweiten Weltkriegs ist es wahrscheinlich auch besser misstrauisch zu sein. Man weiß schließlich nie wie lange die Gunst des Staatsoberhauptes anhält. Bei seinen Nachforschungen hilft Pekkala seine Kenntnis von der Ikone, an deren Macht im ersten Weltkrieg auch die Zarenfamilie schwor. Wie schon damals scheint auch heute eine ganz eigene religiöse Gemeinschaft in den Fall verwickelt zu sein.

Wie eigentlich immer, wenn man ein Buch aufs Geratewohl aus dem Regal herausgreift, überlegt man, ob man eine Reihe nicht mit dem ersten Band beginnen sollte. Doch auch wenn ein gewisser Hintergrund fehlt, ist der Kriminalfall auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen. Hervorragend dargestellt und recherchiert ist der geschichtliche Hintergrund zu dem Fall. Man kann in die Welt des Zarenreiches eintauchen und erfährt auch etwas über Pekkalas Stellung. Durch die ein wenig ausschweifenden Ausflüge in die Vergangenheit, kommt dem Roman einiges an Spannung abhanden. Dies wird aber großenteils wettgemacht durch die überraschenden Wendungen, durch die sich das Schicksal der Ikone klärt.

Veröffentlicht am 06.02.2021

Haparanda

Wolfssommer
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Haparanda ist ein kleiner Ort in Schweden an der Grenze zu Finnland. Für die Polizistin Hanna geht es hier eher ruhig zu bis in der Nähe ein Wolfskadaver gefunden wird, in dessen Magen sich menschliche ...

Haparanda ist ein kleiner Ort in Schweden an der Grenze zu Finnland. Für die Polizistin Hanna geht es hier eher ruhig zu bis in der Nähe ein Wolfskadaver gefunden wird, in dessen Magen sich menschliche Überreste befinden. Fieberhaft suchen die Beamten nach der Leiche. Sie finden den Toten, der notdürftig versteckt wurde. Es ist völlig unklar, was hinter dem Todesfall steckt. Hannas Mann Thomas hat sich in letzter Zeit mehr und mehr zurückgezogen und Hanna, die gehofft hatte, wenn die Kinder aus dem gröbsten raus sind, hätten sie wieder mehr Zeit füreinander, ist enttäuscht.

In diesem ersten Band einer Reihe bekommt die Polizistin Hanna es mit einem kniffligen Fall zu tun. Allerdings hätte die Wölfin nicht an dem Toten genagt, hätten sie diesen wahrscheinlich lange nicht gefunden. Wie ist er umgekommen? Gleichzeitig werden die Ereignisse aus anderen Blickwinkeln geschildert, so dass eine haarsträubende Geschichte ans Licht kommt. Da spielt der Zufall eine Rolle und eben jener ist für die Ermittler nur schwer kalkulierbar. Sie müssen aus den wenigen Spuren eine Erzählung lesen. Erst weitere Ereignisse offenbaren Hinweise und Zusammenhänge. Dabei ist Hanna manchmal von ihren privaten Sorgen abgelenkt.

Dieses Hörbuch ist lebhaft vorgetragen von der bekannten Sprecherin Vera Teltz. Der Autor Hans Rosenfeldt ist manchen vielleicht von seinen Romanen um den Polizeipsychologen Sebastian Bergmann bekannt, die er gemeinsam mit Michael Hjorth veröffentlicht. Hier nun schickt er eine eigene Ermittlerin ins Feld. Hanna ist dabei schön normal. Sie hat die Fünfzig überschritten und steht mit beiden Beinen im Leben. Und so wird sie dem Leser bald sympathisch. Allerdings geht die Untersuchung gerade zu Beginn etwas arg langsam voran, wodurch das Hörbuch etwas verliert, querhören geht irgendwie nicht. Zum Glück wird es spannender je weiter die Handlung voranschreitet. Dennoch kann es sein, dass dieser Roman als gedrucktes Buch besser funktioniert.