Eine vermutlich unfaire Rezension
Was mache ich mit einem Buch, das mich als Leser so sehr bedrückt, dass ich es eigentlich gar nicht weiter lesen mag? Das mich herunterzieht? Das meine depressiven Gefühle schürt? Und weil ich mit der ...
Was mache ich mit einem Buch, das mich als Leser so sehr bedrückt, dass ich es eigentlich gar nicht weiter lesen mag? Das mich herunterzieht? Das meine depressiven Gefühle schürt? Und weil ich mit der Rezension nicht bis zum Frühling warten darf, fällt sie vielleicht schlechter aus als es das Buch eigentlich verdient hätte. Wobei durchaus erstaunlich ist, dass der Roman diese Wirkung auf mich hatte, denn geschrieben ist er so, als wollte er auf keinen Fall berühren.
Der Autor schildert sein Leben als Gastarbeiterkind. Da gibt es viel Entsetzlichkeit. Entsetzliche Armut zum Beispiel. Und entsetzliche Gewalt. Und entsetzliche emotionale Kälte. Ein Nazi in der Pflegefamilie. Ein brutaler Säufer der Stiefvater. Dass aus dem Kind trotz all der Entsetzlichkeiten ein Autor wurde, ist bewundernswert. Was jedoch auffällt, ist die Schreibweise des Autors. Sie ist nüchtern, so nüchtern wie ein Sachbericht, wie eine nüchterne Auflistung von Fakten, von Geschehnissen, von Erfahrungen, schlicht und gradlinig. Es fehlen jegliche Empfindungen. Es fehlen Reflexionen. Es fehlt Tiefgang. Es fehlen Wertungen. Nichts, woran sich der Leser festhalten könnte, um Verbindung aufzunehmen.
Nein, dieses Buch habe ich nicht gern gelesen. Ich habe mich durch die Seiten gequält. Ob tatsächlich der Roman daran schuld ist oder meine eigene Winterbefindlichkeit? Ich weiß es nicht.