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Veröffentlicht am 18.08.2021

Ohne Wow-Effekt

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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John Green ist ein Name, der uns allen bekannt sein sollte. Wenn wir nicht „Looking for Alaska“ kennen, dann sollte spätestens allen das Buch als auch die Verfilmung zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ...

John Green ist ein Name, der uns allen bekannt sein sollte. Wenn wir nicht „Looking for Alaska“ kennen, dann sollte spätestens allen das Buch als auch die Verfilmung zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ bekannt sein. John Green schreibt, was ihm auf der Seele liegt und das geht tief ins Herz.

… und nun liegt da dieses neue Buch „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen? - Notizen zum Leben auf der Erde“ von John Green und ist so ganz und gar nicht john-greenish und doch so viel. Sehr persönlich erzählt John Green über seine Beweggründe dieses Buch zu schreiben, die Ideen und seine eigene persönliche Geschichte. So hat Green ganz am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere einige Buchkritiken verfasst. Hierbei hat er jedoch nie in der Ich-Form erzählt, sondern immer eine neutrale Position eingenommen. Daher gibt es nun das neue Buch, in dem er vollkommen subjektiv in 43 Texten persönliche Anekdoten unterbringt, aber auch seine Erfahrungen und Meinungen teilt

Alles in allem ist das Anthropozän anders als das, was man vielleicht erwarten mag. Trotzdem alle macht es Spaß dies zu lesen. John Green weiß einfach mit Worten umzugehen und seine persönliche Note zu hinterlegen. Es ist wie ein großer, wilder Mix aus unnützen Fakten, Fun Facts und zufällig gewürfelten Themen, die John Green in ein Buch drückt. Mal gibt es dazu mehr mal weniger persönliches, mal ist schnell mal weniger schnell zu lesen.

Besonders lesenswert macht das Buch der autobiografische Teil, der vor allem den Autor auszeichnet. Wäre dies ein Buch von einem namenlosen oder unbekannteren Autor, dann würde dieses Buch wohl schnell irgendwo Staub fangen.
Wer also Lust auf ein bisschen leichte Kost und das von John Green, hat, der ist mit dem Buch gut bedient und wird sicherlich ganz angenehm unterhalten. Der richtige Wow-Effekt fehlt jedoch.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Zwischen Kopfschütteln und Mitgefühl

Career Suicide
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Tokio Hotel ist so womöglich jedem ein Begriff und hat schon immer polarisiert. An mir ist die Band ehrlich gesagt ziemlich vorbei gegangen. Wirklich geprägt haben mich nur zwei kleine Momente, in denen ...

Tokio Hotel ist so womöglich jedem ein Begriff und hat schon immer polarisiert. An mir ist die Band ehrlich gesagt ziemlich vorbei gegangen. Wirklich geprägt haben mich nur zwei kleine Momente, in denen ich nicht ganz verstanden habe, woher der ganze Hype kam und wer eigentlich genau „Tokio Hotel“ waren.
Erstmalig nahm ich die Band war als ich selbst Abitur machte und die Aufsicht für eine Unterstufenparty übernahm. Als „Durch den Monsun“ gespielt wurde, brachen kleine Teenie-Mädels weinend zusammen, während die Jungs lautstark buhten. So ganz hatte ich da noch nicht verstanden, was da auf einmal passierte. Gleichzeitig war ich ein paar Wochenende später auf einem kleinen Dorf-Festival, vor allem für einen alternativen Act und der Chance mit meinen Freunden eine Flasche Weinbrand-Cola auf das Gelände zu schmuggeln.
Auf der Hauptbühne, die ich nur aus der Ferne wahrnahm, spielte Tokio Hotel das Konzert, wo sie nach drei Liedern abbrechen mussten, weil die Massen gegen die Banden drückten. Wir haben davon kaum etwas mitbekommen.
Jahre später sitze ich also hier, lese die Biografie von Bill Kaulitz und verstehe erst jetzt, was da damals überhaupt so richtig passiert ist. Warum sein Buch nun auf meinem Nachttisch liegt, hat mehr mit den positiven Stimmen zu tun als mit meinem generellen Interesse an Bill oder der Band. Ehrlich gesagt war ich eher irritiert wieso man mit jungen 30 Jahren überhaupt schon Biografien schreiben muss. Das Warum war mir nach den ersten hundert Seiten doch sehr schnell klar. Wer so viel in so kurzer Zeit erlebt, der braucht mehr Seiten, mehr Bücher, mehr Platz. Jedoch ist genau das, was die Biografie am Ende so lesenswert macht. Auch für Nicht-Fans oder neutrale Leser. Bill ist eine interessante Persönlichkeit, der für fünf Leben gelebt hat und viel zu erzählen hat. Wie er erzählt, ist absolut mitreißend und gutgeschrieben. Viel Witz, viel Leichtigkeit, obwohl er auch nicht ganz so gerne zurückschaut.
Vielleicht ist auch genau das, was mich an manchen Stellen hadern lässt. Tokio Hotel hatten es nicht leicht. Sie haben polarisiert und mussten mit viel Kritik umgehen. Dass die Band damals selbst noch in den Kinderschuhen stand, hat man womöglich oft vergessen. Denn den ganzen Hass und die Ablehnung haben die damals noch so jungen Bandmitglieder schonungslos abbekommen. Dadurch wirkt Bill rückblickend oft verbittert, verhärmt und arg scharf. Auch seinen Fans gegenüber, die natürlich tausend Grenzen überschritten haben und ihr Verhalten mit nichts rechtfertigen ist. Jedoch ist seine Stimme gegen die Hater laut, aber gegen die „Hardcore“-Fans genauso. Ist man also ein solcher Fan gewesen, muss man eventuell ganz stark durchatmen, wenn man sich selbst als picklig, klein und kreischend auf den Seiten wiederfindet. Denn wenn Bill eins tut, dann alle über einen Kamm scheren. Vieles ist schlecht gewesen und das in voller Breitseite. Die Kindheit im Osten, die manchmal so klingt als hätte er in den Fünfzigern und nicht in den Neunzigern gelebt. Die Fans, die alle zu drüber waren. Die Hater, die alle böse waren. Die Plattenbosse, die alle nur das Schlimmste wollten. Natürlich war das alles so, trotz allem ist die Ansicht doch sehr drüber und sehr generalisierend. Gleichzeitig merkt man wie groß das Ego der Kaulitz-Brüder einfach ist. Sie waren damals schon zu schlau, zu cool und allen überlegen. Das merkt man in der Schule, in der Band, im Umgang mit allen anderen Menschen. Bill fordert pausenlos mehr Verständnis, mehr Gefühl und mehr Zeit für sich. Gleichzeitig räumt er dies seinem Gegenüber, wenn es nicht sein Bruder ist, kaum ein.
Das macht das Lesen des Buches teilweise recht schwierig, auch wenn es wahnsinnig spannend ist und man sich wie ein kleiner Voyeur fühlt. Mitgefühl und Kopfschütteln verschwimmen da relativ häufig miteinander, trotz allem eine gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Stellenweise zu lasziv

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht ...

Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht nun Lacey, gerade einmal 25 Jahre alt und in der Blüte ihres Lebens. Der Job läuft endlich mal so richtig, sie etabliert sich in der Modewelt und eigentlich hat sie noch viel Zeit um sich über ihre Gesundheit zu sorgen. Denkt sie.
Doch am Ende kommt alles anders und auf einmal sitzt Lacey mit ihren Freundinnen zusammen und debattiert über die logische Frage: frühzeitige Brustamputation oder nicht? Um diese Frage zu beantworten und sich auch die nötige Bedenkzeit einzuräumen, setzen die Mädels kurzum eine Bucket-List auf. Diese beinhaltet alles, was Lacey noch mit ihren Brüsten erleben will. Von einem Dreier bis zum „Kleid mit monströsem Ausschnitt“ tragen, befindet sich alles auf der Liste und schneller als sie sich versieht, fängt sie mit dem Abarbeiten der Liste an.
Das erste Drittel von Georgia Clarks Bucket List liest sich wahnsinnig schnell und macht vor allem eins: Lust auf mehr. Das liegt vor allem an dem wirklich angenehmen und sehr leichten Schreibstil, der selbst ein so schweres und wichtiges Thema wie Brustkrebs und Vorsorge ganz natürlich und angenehm einbettet. Außerdem ist Lacey eine absolut angenehme Protagonistin, der man gerne durc das Buch folgt.
Doch ab dem zweiten Drittel des Buches verwandelte sich die bisher so angenehme Lektüre in einen perfiden Abklatsch von Shades of Grey und Calendar Girl. Es geht um Sex, Sex und ach ja, Sex. Natürlich befindet sich auf Laceys Liste sehr viel, was mit Sex zu tun hat, doch die Passagen sind lang, explizit und nehmen – für mich persönlich – stellenweise überhand. Dabei hat „Bucket List“ das eigentlich gar nicht nötig. Es sind gute Charaktere und eine gute Story, die für sich genommen schon genug überzeugen würden. Leider wirkt er Roman stellenweise durch die übertriebenen sexlastigen, ausdauernden Kapitel viel zu oberflächlich, was gar nicht hätte sein müssen.
Trotz allem würde ich das Buch weiterempfehlen, hätte stellenweise aber auch mit weniger überzeugen können. Trotz allem: liebenswerte Personen, die nötige Prise Witz und wichtiges Thema.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Bittersüße Geschichte

All das Ungesagte zwischen uns
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Unerwartet und tragisch – das ist der Unfall, bei dem Morgan ihre Schwester, aber auch ihren Mann verliert. Doch sie muss nicht alleine durch die schwierige Zeit von Trauer und Wut, sondern hat noch eine ...

Unerwartet und tragisch – das ist der Unfall, bei dem Morgan ihre Schwester, aber auch ihren Mann verliert. Doch sie muss nicht alleine durch die schwierige Zeit von Trauer und Wut, sondern hat noch eine Tochter, im Teeangeralter, die ihren Vater und ihre Tante verloren hat. Als wäre dies nicht schwer genug, kommen immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht, die Mutter und Tochter in ihrer Beziehung an den Rand des Aushaltbaren bringen.
Colleen Hoover erzählt die Geschichte aus den Perspektiven von Morgan und deren Tochter Clara. Nach dem Unfall hat Morgan Dinge erfahren, die ihr Leben und die Sicht auf die Vergangenheit völlig verändern. Doch genau das möchte sie ihrer Tochter nicht erzählen und das Andenken an ihre Tante und ihren Vater wahren. Jedoch löst das Verhalten ihrer Mutter natürlich Wut, Zweifel und Unverständnis bei Clara aus, was zu Rebellion ihrerseits führt. Nach und nach verhärten sich die Fronten, obwohl eigentlich beide Geheimnisse haben, die nur die andere schützen sollten.
Natürlich klingt das erstmal plakativ: Würden die beiden miteinander reden, wären die Probleme höchstwahrscheinlich gelöst beziehungsweise wären sie dann anderer Natur. Der Leser ist natürlich schon seit Beginn an im Bilde und wartet nur auf die gemeinsame Aussprache, die so viel erklären würde. Doch was so einfach klingt, hat Hoover durch den Perspketivenwechsel absolut spannend und nachvollziehbar in die Geschichte eingebunden. Zu der recht spannenden und typisch hooverischen Erzählweise kommt natürlich noch die gehörige Portion Kitsch und Romantik. Diese ist übrigens mein Grund für einen Punkt Abzug, weil die Geschichte so bittersüß ist, dass ein bisschen weniger Perfektion in den Beziehungen und dem Ende wirklich gutgetan hätte.
"All das Ungesagte zwischen uns" ist wirklich ein schönes, kleines Buch über Mutter und Tochter, Verlust und Schmerz, das mir wirklich sehr gut gefallen hat. Das Buch hat mich eine erholsame Nacht gekostet, weil ich es mal eben an einem Tag durchgelesen habe und bis nach Mitternacht nicht aufhören konnte.

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Veröffentlicht am 10.09.2019

Das kann sie besser...

Die letzte Witwe
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Endlich! Da ist er! Der siebte Teil der Georgia-Serie! Alle Slaughter-Fans – inklusive mir – klatschen gerade begeistert in die Hände, weil wir endlich erfahren können wie es mit Will und Sara weitergeht. ...

Endlich! Da ist er! Der siebte Teil der Georgia-Serie! Alle Slaughter-Fans – inklusive mir – klatschen gerade begeistert in die Hände, weil wir endlich erfahren können wie es mit Will und Sara weitergeht.
Aber natürlich geht es nicht nur um die beschwerliche Beziehung der Gerichtsmedizinerin und des Special Agent, sondern auch um einen Terror-Anschlag, ganz in der Nähe der Beiden. Doch statt Hilfe zu leisten zu können, rennen die beiden schnurstracks in eine Falle und plötzlich ist Sara deren Gefangene ohne, dass Will etwas dagegen tun kann. Ein Wettlauf um die Zeit beginnt, in der Will und Faith nicht nur die Neonazi-Gruppierung verfolgen, sondern vor allem Sara retten wollen.
…das klingt wie ein typischer Karin-Slaughter Roman. Spannende Idee, gutes Setting – Gänsehaut und Nervenkitzel vorprogrammiert. Was aber folgte war Vieles, aber nicht Slaughter. Vielleicht sind meine drei Sterne zu hart, aber eins ist klar: Das kann Slaughter besser. Obwohl „Die letzte Witwe“ mit 560 Seiten eins der längeren Werke ihrer Reihen ist, tun die Bonusseiten nichts Gutes. Viele leere Phrasen, viel zu ausschweifende Erzählungen, wenig Substanz. Was ist da passiert? Nach der Hälfte des Buches war ich nicht im gewohnten Slaughter-Rausch, sondern blickte verzweifelt auf die restlichen 280 Seiten.
Ich glaube, bei anderen Autoren wäre ich milder und würde sagen, dass es ein langer, teilweise trockener Thriller mit einer guten Storyline ist, aber Karin Slaughter ist nun mal oberste Liga und einer meiner Lieblingsautorinnen. Sara begleite ich schon seit Belladonna und bin daher fast erschüttert wieviel Raum der Roman einnimmt und wie wenig er aussagt.
Daher: Für die breite Masse sicherlich ein spannender Roman, für Fans aber sicherlich eins der schlechteren Werke, das natürlich trotzdem spannend, aber an vielen Stellen zu lang und dröge ist.