Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2021

Dämonen und Wünsche

Das Reich der Schatten, Band 1: Her Wish So Dark (High Romantasy von der SPIEGEL-Bestsellerautorin von "One True Queen")
0

Die junge Laire kennt nur ein Ziel: Ihren verfluchten Verlobten Desmond aus dem Reich der Schatten zu befreien. Um das zu erreichen, muss sie überhaupt erst einmal in das Reich der Schatten gelangen und ...

Die junge Laire kennt nur ein Ziel: Ihren verfluchten Verlobten Desmond aus dem Reich der Schatten zu befreien. Um das zu erreichen, muss sie überhaupt erst einmal in das Reich der Schatten gelangen und das geht nur, wenn man eine Suchende/ein Suchender ist, der vor den Lord der Schatten treten will, um seine Wünsche in Bezug auf eine verfluchte Seele zu äußern. Zum Glück ist Laire nicht allein: ihre beste Freundin Vika und der Paladin Jero begleiten sie. Und dann schließt sich ihnen auch noch der Mann an, der sie einst verraten und zerstört zurückgelassen hat: Alaric, dem vielleicht noch immer ihr Herz gehört, obwohl sie doch um ihren Verlobten kämpft.

Wir haben es hier mit einer klassischen Heldenreise samt Helden und Sidekicks und endlosen Gefahren zu tun. Das ist ja von Natur aus nicht verkehrt, schon gar nicht, wenn man wie die Autorin schreiben kann. Dennoch wird es im letzten Drittel einfach mal zu viel, denn es wiederholt sich scheinbar endlos. Angriff von Dämonen, Hack & Slay, Traumsequenzen, Rettung, Repeat. So richtig konnte ich mich auch mit dem Romance-Anteil anfreunden, denn ich finde, wenn jemand so verraten und verkauft wurde wie Laire, muss sie nicht so extrem auf ihren Ex abfahren, nur weil der eine Kleiderallergie und ein hübsches Gesicht hat. Seine wahren Beweggründe weiß sie schließlich nicht, da er sich aus Gründen weigert, sich zu offenbaren. Mir gefiel auch das Ende nicht, das mir arg konstruiert vorkam. Ich wurde zwar im Großen und Ganzen gut unterhalten, es hätten jedoch durchaus auch 100 Seiten weniger sein dürfen, ohne dass der Geschichte etwas verloren gegangen wäre. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Female Cop Kopp

Die unvergleichliche Miss Kopp schlägt zurück
0

Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann ...

Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann nur jemand werden, der wahlberechtigt ist, was Frauen nicht sind. Dennoch macht sie sich unersetzlich bei Sheriff Heath, zumindest bis zu dem Moment, als sie einen Sträfling fliehen lässt. Und das Gesetz sagt eindeutig, dass der Sheriff, in dessen Obhut ein Sträfling entkommt, selbst ins Gefängnis geht. Jetzt hat Constance alle Hände voll zu tun, nicht nur ihren Fehler wieder gutzumachen, sondern auch den Sheriff vor dem Knast zu bewahren und en passant einen Mord aufzuklären.

Das ist schon eine interessante Lektüre gewesen, die uns zum Anfang des 20. Jahrhunderts mitgenommen hat. Wobei sich beim Frauenbashing ja auch hundert Jahre später nicht viel geändert hat. Das Ganze hätte sogar ein herausragendes Buch werden können, wenn es ein bisschen spannender geraten wäre. So hatte es ein paar Längen, gerade zwischendrin, auf die ich gut hätte verzichten können. Auch fand ich einige Handlungen von Constance nicht immer nachvollziehbar, gerade in den entsprechenden Situationen. Alles in allem hat es mich jedoch gut unterhalten können. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 25.12.2020

Biesterzähmen leicht gemacht

Die Tiermagierin – Schattentanz
0

Leena ist eine Tiermagierin, die vor einiger Zeit aus ihrem Volk ausgestoßen wurde. Nur dank ihrer Tierwesen entgeht sie dem Anschlag eines Assassinen und kann diesen sogar zwingen, sie zu seinem Anführer ...

Leena ist eine Tiermagierin, die vor einiger Zeit aus ihrem Volk ausgestoßen wurde. Nur dank ihrer Tierwesen entgeht sie dem Anschlag eines Assassinen und kann diesen sogar zwingen, sie zu seinem Anführer und damit quasi in die Höhle des Löwen zu bringen. Noc, der Boss der Assassinen ist zu gleichen Teilen genervt und beeindruckt von der Frau, die da so um ihr Leben feilscht. Er lässt sich auf einen Deal mit ihr ein, wohl wissend, dass er seinen Teil des Deals nicht einhalten kann, denn einer von ihnen beiden muss sterben, so ist das Gesetz. Doch je länger Noc, seine engsten Vertrauten und Leena unterwegs sind, desto mehr kommen sich der Assassine und die Tiermagierin näher.

Die Autorin hat mit diesem Buch sehr, sehr viel richtig gemacht, aber zumindest für mich gab es auch einige Aufreger. Erst einmal: Der Schreibstil ist wirklich mega, auch wenn das Lektorat gepennt hat, einige Wiederholungen nicht gestrichen zu haben (Lieblingsformulierung: "hätte schwören können"). Auch die Idee der ganzen Geschichte hat mir gut gefallen, Leena und ihre Gefährten waren schön ausgearbeitet. Womit ich von Anfang an Probleme hatte, war, die Assassinen als Sympathieträger zu sehen. Wer für Geld tötet, egal wen, ist für mich nur schwer zu akzeptieren. Das hätte ich um des Lesespaßes willen noch gut hinnehmen können, aber wer mir wirklich ernsthaft aufstieß, war Noc, der ach-so-tolle-Anführer der Assassinen. Ich kann nicht sagen, wie oft mich der dazu gebracht hat, selbst zum Assassinen zu werden, sogar ganz ohne Bezahlung.

Erstens ist er aus Gründen, die ich hier nicht nennen möchte (Spoilergefahr) schon so alt, dass er - laut eigener Aussage - schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat (und nein, damit sind nicht nur so zwei oder maximal drei gemeint). Dennoch ist er scheinbar unfähig, seine Libido in Check zu halten, obwohl und Achtung, jetzt kommt's: Er weiß, dass (auch aus Gründen) jeder, mit dem er etwas intimer wird in Körper und Geist sterben wird. Nicht er. Sein Loveinterest, wohlgemerkt. Aber anstatt das zum Beispiel mal wenigstens mit seinen Leuten und Gefährten ordentlich zu kommunizieren, stößt er sie permanent weg und behandelt sie wie ein typischer Collegeprotagonist aus typischen New-Adult-Büchern. Was allerdings auch niemanden so richtig stört, weil er so megamegamegaheiß ist und auch nicht aussieht wie seine paar hundert Jahre oder wie alt er ist, sondern vielleicht wie Anfang zwanzig. So benimmt er sich auch übrigens. Er denkt grundsätzlich mit dem Gehirn zwischen seinen Beinen anstatt dem im Kopf und, wenn man es nüchtern betrachtet, als Anführer der Assassinen nicht tragbar. Interessiert aber trotzdem keinen, weil er ja so heiß ist.

Über Noc könnte ich daher noch genauso viele wutentbrannte Pamphlete schreiben, wie das Buch lang ist, aber das spare ich mir dann doch. Wenn man diesen Typen mal wegdenkt, hat der Rest eigentlich echt Spaß gemacht zu lesen und ich bin auch direkt interessiert, den nächsten Band zu lesen, was mich in eine moralische Zwickmühle bringt. Inkonsequent vergebe ich daher 3,5/5 Punkten allein für den Lesespaß und die Tierwesen.

Veröffentlicht am 11.11.2020

Das Mannmut

Das Eismonster
0

1899. Elsie ist ein kleines Mädchen mit großen Füßen, das seit ihrer Flucht aus dem schrecklichen Waisenheim für ungeliebte Kinder auf den Straßen Londons lebt. Obwohl sie nicht lesen kann, erfährt sie ...

1899. Elsie ist ein kleines Mädchen mit großen Füßen, das seit ihrer Flucht aus dem schrecklichen Waisenheim für ungeliebte Kinder auf den Straßen Londons lebt. Obwohl sie nicht lesen kann, erfährt sie von den Zeitungsverkäufern, dass im ewigen Eis ein Monster gefunden wurde! Sie muss es unbedingt sehen und macht sich auf ins Naturkundemuseum, in das sie nach großer Anstrengung eindringen kann. Doch was sie dort findet, ist kein Monster, nicht mal ein Monsterchen, sondern ein im Eis eingefrorenes Wollhaarmammut oder eher ein Wollhaarmammutbaby. Sofort ist Elsie klar, dass sie dieses Tier nicht hierlassen kann. Doch zuerst muss sie das Tier mit Hilfe eines verrückten Professors und einer nicht sehr hellen, aber äußerst liebenswürdigen Putzfrau zum Leben erwecken. Das Abenteuer ihres Lebens beginnt, das Elsie und Wolli bis an den Nordpol bringt.

Dieses Buch ist wunderschön gestaltet, keine Frage. Und es geht um Freundschaft, Zusammenhalten, das Beschützen von Außenseitern, eigentlich alles, was ein perfektes Kinderbuch ausmacht. Dass ich trotzdem nicht die volle Punktzahl gebe, hat mehrere Gründe. Vielleicht ist das so ein englisches Ding, aber die Hälfte des Buches besteht aus comicartigen Trööööt, Rattatatatat, Peng und ähnlichen Dingen, die ich so in einem normalen Buch nicht erwarte. Dazu werden viele Worte in irgendeiner Form abgehoben, groß bis riesig geschrieben, Kursiv, schief ... scheinbar ohne Sinn und Verstand. Mich hat das ein wenig genervt, auch wenn nach einiger Zeit ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Ob man jetzt so Fäkalhumor gut finden muss, ist wohl auch Ansichtssache, bei kleineren Kindern kommt das bestimmt gut an. Ziemlich grenzwertig fand ich jedoch die Waisenheimleiterin, die Kinder fast zu Tode prügelt und ihnen vereiterte Socken in den Mund stopft. Entweder ich möchte Oliver Twist lesen in all seiner Härte oder doch lieber ein niedliches Kinderbuch, beides passt für mich nicht so richtig zusammen. Übrigens, die Werbung: mit eigenem Mammut ist eher ärgerlich. Anstatt wenigstens ein Lesezeichen dazuzulegen in Mammutform, soll man den Schutzumschlag zerschneiden und zerstören, um ein winziges Mammut zu erhalten. Eher ärgerlich. Klingt jetzt nach viel Gemecker, war aber trotzdem unterhaltsam. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.10.2020

Marin steht auf

Rules For Being A Girl
0

An Marins Highschool gibt es Dutzende Regeln, die beachtet werden sollen. Doch erwartet werden sie eigentlich nur von Mädchen. Ob es Widerspruch ist oder die Kleiderordnung - wo ein Mädchen einen Anpfiff ...

An Marins Highschool gibt es Dutzende Regeln, die beachtet werden sollen. Doch erwartet werden sie eigentlich nur von Mädchen. Ob es Widerspruch ist oder die Kleiderordnung - wo ein Mädchen einen Anpfiff bekommt, wird es bei Jungen toleriert. Marin kennt es nicht anders und es regt sie nur selten auf. Doch dann kommt es zu einem Vorfall mit einem der Lehrer, einem beliebten Kumpeltyp, und je mehr Marin darüber nachdenkt und die Augen offenhält, desto mehr fallen ihr all die Ungerechtigkeiten auf, denen sie und die anderen Mädchen Tag für Tag ausgesetzt sind. Und sie beschließt: Das muss ein Ende haben! Sie schreibt einen Artikel für die Schülerzeitung und engagiert sich in einem feministischen Buchclub. Und mit einem Schlag wird ihr klar, wer wirklich ihre Freunde sind ...

Vom Prinzip her ist das Buch eine klare Message: Mädels, lasst euch den ganzen Sch... nicht mehr gefallen, steht auf! Das gefiel mir mega. Auch super fand ich, dass homosexuelle Ehen angesprochen werden, oder Missbrauch durch Respektspersonen. Die Gleichgültigkeit vieler Jungs ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht unter den Missständen leiden. Ich mochte also, was hier angesprochen wird, sehr. Was mir ein bisschen auf den Zeiger ging, war der manchmal sprunghafte Handlungsverlauf, in dem wahnsinnig viel auf Partys abgehangen, oder von einem Ort zum anderen gefahren wird. Dass nach dem ersten, nicht verstehen wollenden Freund gleich der perfekte Mann in Marins Leben auftaucht, war auch ein bisschen too much, obwohl er in sich selbst auch eine gute Message ist. Von daher kann ich das Buch aufgrund seiner wirklich sehr guten Aussagen empfehlen und vergebe rein vom literarischen Handwerk her 3,5/5 Punkten.