Vorhang auf für John Adderley
Der andere SohnAutorenduos sind in Skandinavien gang und gäbe. Natürlich fallen mir da als erstes die genialen Maj Sjöwall und Per Wahlöö ein, aber auch Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt oder die Deutsch-Schweden Roman ...
Autorenduos sind in Skandinavien gang und gäbe. Natürlich fallen mir da als erstes die genialen Maj Sjöwall und Per Wahlöö ein, aber auch Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt oder die Deutsch-Schweden Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson. Nun also Peter Mohlin und Peter Nyström, der eine Journalist, der andere Drehbuchautor, die mit „Der andere Sohn“ einen Reihenauftakt vorlegen, der sich durchaus sehen lassen kann.
Im Mittelpunkt der Handlung steht John Adderley, FBI-Agent aus Baltimore, der nach einem missglückten Undercover-Einsatz gegen ein Drogenkartell eine neue Identität benötigt und zu seiner eigenen Sicherheit von der Bildfläche verschwinden muss. Er entscheidet sich für seine alte Heimat Karlstad im schwedischen Värmland. Ein Entschluss, der sich nicht auf nostalgische Gefühle gründet, sondern dem Umstand geschuldet ist, dass seinem Halbbruder Billy der Prozess gemacht wird. Vor zehn Jahren wurde dieser bereits beschuldigt, für das Verschwinden einer jungen Frau verantwortlich zu sein, aber aus Mangel an Beweisen freigelassen. Die Leiche der Frau wurde zwar nie gefunden, aber offenbar können die Ermittler Fortschritte vorweisen, die es rechtfertigen, den alten Fall wieder aufzurollen. Eingeschleust in das Ermittlungsteam hat Adderley alias Fredrik Adamsson schnell Zweifel an den Methoden und Ergebnissen seiner schwedischen Kollegen, vermutet sogar, dass der wahre Täter aus Polizistenkreisen kommt und Billy als willkommenes Opfer benötigt wird, damit der wahre Täter davonkommt.
Die Story ist komplex, bedient sich zweier Zeitebenen, 2009 und 2019, um zum einen die zurückliegenden Ereignisse als auch die Ermittlungsarbeit in diesem Fall zu schildern. Das sorgt für eine ganz spezielle Dynamik, erzeugt sowohl Abwechslung als auch Spannung, hier merkt man ganz klar den Drehbuchschreiber. Die Personen sind mit ihren Stärken und Schwächen gut und glaubhaft charakterisiert, bieten dann und wann auch immer wieder Situationen zum Schmunzeln, die sich im Wesentlichen aus den kulturellen Unterschieden zwischen dem Amerikaner und den Europäern speisen.
Auch wenn die beiden Autoren das Rad nicht neu erfunden haben, ist „Der andere Sohn“ doch ein solider Kriminalroman und ein lesenswerter Reihenauftakt, weshalb ich John Adderley auch im Auge behalten werde.