Cover-Bild Der Schrecksenmeister
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 23.11.2020
  • ISBN: 9783328107507
Walter Moers

Der Schrecksenmeister

Roman
Hunger macht erfinderisch: Wie das mutige Krätzchen Echo sein eigenes Fell rettet

Seltame Bakterien, Hirnhusten und Nierenverzagen, Magenmumps und Darmschnupfen halten die Stadt Sledwaya fest im Griff. Sie zwingen Echo, das Krätzchen, zu einem verzweifelten Schritt: Um nicht zu verhungern, verkauft es sein Leben an den Schrecksenmeister Eißpin. Verwöhnt auf höchstem kulinarischen Niveau, denkt sich Echo so manchen Trick aus, um sein Fett und Fell vor dem Kochtopf Eißpins zu retten. Ein faustischer Pakt und alchemistische Künste stehen im Mittelpunkt dieses Märchens aus Zamonien, mit dem sich Walter Moers einmal mehr als tollkühner Surfer auf den Meeren der Weltliteratur erweist ...

Dies ist ein Roman, der im legendären Bücherreich Zamonien spielt. Folgende weitere Zamonienromane sind bislang erschienen:

Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär

Ensel und Krete

Rumo & Die Wunder im Dunkeln

Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Der Bücherdrache

Ausstattung: Über 100 Illustrationen

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2023

wieder genial

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Es ist Zeit für einen neuen Roman des zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz. Dieses Abenteuer spielt in der Stadt Sledwaya. In dieser Stadt lebt die Kratze Echo er ist abgemagert und heimatlos, ...

Es ist Zeit für einen neuen Roman des zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz. Dieses Abenteuer spielt in der Stadt Sledwaya. In dieser Stadt lebt die Kratze Echo er ist abgemagert und heimatlos, bis der Schrecksenmeister Eißpin ihm einen Vorschlag macht. Echo darf einen Monat lang in seinem Schloss leben und das beste Essen von ganz Zamonien essen, im Gegenzug darf ihn Eißpin am Ende des Monats auskochen um sein Fett zu gewinnen, denn das seltene Fett einer Kratze fehlt noch in der skurrilen Sammlung des Schrecksenmeisters. Echo ist so verzweifelt, dass er das Angebot annimmt, doch er will noch nicht sterben und muss ein Weg finden, aus dem Vertrag auszubrechen, doch das ist nicht so einfach.

Auf dem Cover sieht man Echo und die berühmten Ledermäuse. Es passt so gut zur Geschichte und man bekommt allein vom Ansehen Lust auf die Geschichte.
Warum dieses Buch so lange auf meinem SuB lag kann ich überhaupt nicht sagen. Ich liebe Walter Moers und ich wurde auch in diesem Buch nicht enttäuscht.
Man fühlt sich gleich wieder willkommen in Zamonien und lernt dennoch noch so viel neues über diese unglaubliche Welt. Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie jemand so kreativ sein kann, wie Walter Moers.

Die Geschichte von Echo und Eißpin ist fesselnd, bewegend und emotional. Die Seiten folgen nur so dahin und ehe ich mich versah war das Buch leider schon wieder zu Ende.
Es gab einige unerwartete Handlung und Wendungen, die ich echt nicht vorhergesehen hatte.

Über die genaue Handlung an sich, möchte ich nicht zu viel verraten. Ich kann nur sagen, dass dieses Buch ein absolutes Muss für jeden Walter Moers Fan und für die die es noch werden wollen ist.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Eine tolle Neuinterpretation von Gottfried Kellers "Spiegel, das Kätzchen"

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Inhalt: Nach dem Tod seiner Besitzerin wohnt Echo, das Krätzchen, auf der Straße (Krätzchen sind wie Hauskatzen, die sprechen können und zwei Lebern besitzen). Als er kurz vor dem Verhungern steht, trifft ...

Inhalt: Nach dem Tod seiner Besitzerin wohnt Echo, das Krätzchen, auf der Straße (Krätzchen sind wie Hauskatzen, die sprechen können und zwei Lebern besitzen). Als er kurz vor dem Verhungern steht, trifft er auf den Schrecksenmeister der Stadt. Dieser bietet Echo einen Handel an: Echo dürfe bei ihm wohnen, schlemmen, was sein Herz begehre, und die Geheimnisse der Alchimie entdecken - allerdings nur einen Monat lang. Im Gegenzug verlangt der Schrecksenmeister das Fett des Krätzchens, das eine seltene alchimistische Zutat ist.

Persönliche Meinung: "Der Schrecksenmeister" von Walter Moers ist der fünfte Roman des Zamonien-Zyklus. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive Echos. Wie bereits in anderen Romanen nutzt Moers hier das Stilmittel der Herausgeberfiktion. Demnach ist "Der Schrecksenmeister" ein zamonischer Märchenklassiker aus der Feder von Gofid Letterkerl, den der große Hildegunst v. M. nun neu erzählt hat. Moers ist wieder nur der "Übersetzer" aus dem Zamonischen. Interessant ist, dass "Der Schrecksenmeister" sich an die Novelle "Spiegel, das Kätzchen" von Gottfried Keller anlehnt ("Gofid Letterkerl" ist übrigens ein Anagramm von "Gottfried Keller"). So gleichen sich die Ausangslage (hungerndes K(r)ätzchen schließt Pakt mit einem Schrecksen-/Hexenmeister, der es auf das Fett des K(r)ätzchens abgesehen hat), die Protagonisten ähneln sich im Namen (z.B. "Spiegel" und "Echo"; wobei sowohl ein Spiegel als auch ein Echo etwas widergeben), einzelne Figuren entsprechen sich und die Handlungsstruktur der Novelle findet sich im Kern bei Moers. Doch Moers mixt diese Zutaten anders. So erhält der Handlungort "Sledwaya" (ein Veweis auf "Seldwyla") eine eigene Topographie und spezifische Merkmale. Alle Bewohner*innen sind dort krank und Apotheken prägen das Stadtbild. Auch der Schrecksenmeister erhält eine eigene Vorgeschichte, dadurch eine größere Tiefe und Ambivalenz, die er bei G. Keller nicht besitzt. Die Handlung selbst geht ebenfalls z.T. andere Wege und bestitzt andere Wendungen. Außerdem baut Moers immer wieder Querverweise innerhalb der Handlung ein, sodass sie keine einfache Blaupause der Novelle Kellers ist. Zusätzlich dazu treten bei Moers spezifisch zamonische Figuren und Wesen auf, die man z.T. schon aus anderen Romanen kennt. Eine weitere Zutat von Moers ist der Untertitel "[e]in kulinarisches Märchen", den er sehr ernst. Der Schrecksenmeister bereitet für Echo exzessiv die kreativsten und wahnwitzigsten Speisen zu, die auch mal zu Bewusstseinserweiterungen führen. Insgesamt ist "Der Schrecksenmeister" eine gelungene Neuinterpretation von "Spiegel, das Kätzchen", wobei die Grundstruktur der Novelle sichtbar bleibt, aber viele neue Zutaten hinzukommen, die ordentlich durchgemischt werden - ohne, dass die Handlung zu aufgebläht oder übersättigt wird. In diesem Sinne: wohl bekomms!

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Toller Moers!

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Bereits die vorherigen Bücher, die ich von Walter Moers gelesen habe, gefielen mir sehr gut, sodass ich unbedingt das nächste Buch von Ihm lesen musste.
Das Cover ist wie bei seinen anderen Werken passend ...

Bereits die vorherigen Bücher, die ich von Walter Moers gelesen habe, gefielen mir sehr gut, sodass ich unbedingt das nächste Buch von Ihm lesen musste.
Das Cover ist wie bei seinen anderen Werken passend zueinander und dem Inhalt wieder spiegelnd, bzw. ist auch hier wieder der Protagonist zu sehen.

Die Vorherigen Bücher die ich gelesen habe, haben mir besser gefallen, besonders "Rumo" und "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär", dennoch war das Buch für mich ein absolutes Highlight.

Das Buch war von Anfang bis Ende spannend und die Spannung hat auch nicht abgenommen, die Charaktere waren auch hier wieder gut ausgebaut und unterschiedlich. Vom Inhalt möchte ich gar nichts vorweg nehmen, da der Klappentext ausreichend Info her gibt!
Die Bücher von Walter Moers muss man einfach gelesen haben und man kann sie wohl nur lieben, alleine die vielen Skizzen und Illustrationen geben viel für die Geschichte her.

Auf das nächste Buch was ich von Ihm lesen werde, freue ich mich bereits sehr!

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Eine ordentliche Wundertüte aus Überraschungen, Spannung, Originalität, Humor und liebenswürdiger Groteske

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Direkt nach "Ensel und Krete" habe ich mich an "Der Schrecksenmeister" gemacht, um meine Zamonien-Mission fortzusetzen. Nachdem ich im Frühjahr mit "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" ...

Direkt nach "Ensel und Krete" habe ich mich an "Der Schrecksenmeister" gemacht, um meine Zamonien-Mission fortzusetzen. Nachdem ich im Frühjahr mit "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" ins Universum von Walter Moers eingestiegen bin, bin ich somit nun bei meinem siebten Buch angelangt. Meine wachsende Sammlung an (begeisterten) Rezensionen zu den anderen Büchern von Walter Moers findet Ihr übrigens hier. Wie nicht anders erwartet, bot auch "Der Schreckenmeister" wieder eine ordentliche Wundertüte aus Überraschungen, Spannung, Originalität, Humor und liebenswürdiger Groteske.

Zunächst wie immer ein paar kurze Worte zur Gestaltung. "Der Schrecksenmeister" hat zeigt im Großformat ein von Ledermäusen umflogenes blaues Ziegeldach, aus dem das Krätzchen Echo seinen Kopf streckt. Mit dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ist es mal wieder ein typisches Zamonien-Cover, das wunderbar zu den Gestaltungen der anderen Romane passt. Hervorheben möchte ich auch wieder die Gestaltung Inneren des Buches, die wieder zahlreiche Illustrationen der Umgebung und handelnden Figuren beinhaltet.

Erster Satz: "Stellt Euch den krankesten Ort von ganz Zamonien vor."

In "Der Schrecksenmeister" entführt Walter Moers nach Sledwaya, einer bisher unbekannten Kleinstadt von Zamonien, in dem der titelgebende Schrecksenmeister Eißpin Krankheiten kocht und mittels alchimistischer Experimente bösen Plänen nachgeht. Kein Wunder, dass es nur hier Hirnhusten und Lebermigräne, Magenmumps und Darmschnupfen oder Ohrenbrausen und Nierenverzagen gibt, was die Stadt zu einem Paradies für Apotheker und Quacksalber und der Hölle auf Erden für Hypochonder macht. Weder das eine noch das andere ist unser Protagonist Echo, der wohl der mit Abstand niedlichste Moers-Protagonist überhaupt ist. Als "Krätzchen" unterscheidet er sich von der gewöhnlichen Hauskatze nur in zwei Dingen: erstens hat er zwei Lebern und zweitens kann er alle Sprachen des Universums sprechen. Beides hilft ihm recht wenig, als er nach dem Tod seines Frauchens vor dem Verhungern steht. Da kommt ihm der Deal mit dem Schrecksenmeister trotz des schaurigen Ausgangs ganz recht: er wird von ihm durchgefüttert, bis zum nächsten Vollmond, um dann Teil seiner alchimistischen Fettsammlung zu werden. Schafft es die junge Kratze, ihrem Schicksal zu entgehen....?

"Jedes Ding", flüsterte Eißpin, "hat seinen Schatten. Der Schatten ist die dunkle Seite, die jedem innewohnt. Solange er an uns gekettet ist, ist er unser Sklave, aber sobald man die Schatten von Ihren Besitzern trennt, zeigen sie ihr wahres Wesen. Dann werden sie böse, wild und gefährlich."

Falls Euch die Handlung oder die Namen entfernt bekannt vor kommen: Es handelt sich hierbei genau wie bei "Ensel und Krete" um eine Nacherzählung eines auch in unserer Welt existierenden Märchens und zwar die Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller "Spiegel, das Kätzchen". Auch wenn ich das Original nicht gelesen habe, wird schon bei einem kurzen Blick auf die Inhaltsangabe deutlich, wie Walter Moers hier mit dem Text spielt. So wird der Protagonist von "Spiegel, das Kätzchen zu "Echo, das Krätzchen", die Stadt Seldwyla wird zu "Sledwaya", der Stadthexenmeister Pineiß wird zum Schrecksenmeister Eißpin und Gottfried Keller zu Gofid Letterkerl. Aber auch bei der Handlung lässt der Autor es sich nicht nehmen, das 50-seitige Original kunstvoll auszubauen, zu verdrehen und zu einem spannenden Roman mit 500 Seiten zu ergänzen. Wer großen Spaß mit der Intertextualität von "Der Schrecksenmeister" haben und die Parallelen zum Original in vollem Ausmaß genießen möchte, sollte vorher also unbedingt "Spiegel, das Kätzchen" lesen. Es sei aber versichert: auch ohne das Original vorher zu kennen, kann man mit dem Roman großen Spaß haben.

„Was gewesen und gegangen
Soll jetzt wieder neu anfangen
Was gegangen und gewesen
Soll im Wundersud genesen
Soll im Topfe wiederkehren
Um die Alchimie zu ehren“

Zwar startet der Spannungsbogen recht flach und das Buch liest sich trotz der Gefahr, in der Echo schwebt, erstmal eher gemütlich. Durch den interessanten Schauort und den Schreibstil des Autors wird jedoch trotzdem eine fesselnde Atmosphäre aufgebaut. So kommt durch das Setting in Sledwaya mit kranken Bewohnern, einem Gruselschloss auf einem Berg, bluttrinkenden Ledermäusen, alchimistischen Experimenten, düsteren Plänen, einer blutdurchtränkten Vorgeschichte und (im wahrsten Sinne des Wortes) Leichen im Keller, die schaurige Atmosphäre eines Gruselklassikers auf. Dem gegenüber stehen allerdings die appetitlichen Essensbeschreibungen, von denen die Geschichte nur so strotzt. Denn es handelt sich hier laut Autor um ein "Kulinarisches Märchen", und dieser zamonischen Literaturgattung macht er mit seitenlangen Beschreibungen der Menüs, die Eißpin Echo auftischt alle Ehre. Dazu kommen überdies lustige Wortspiele, Anspielungen und weitere intertextuelle Köstlichkeiten (Stichwort: "Ojahnn Golgo van Fontheweg"), die Moers´ klassischen Humor ausmachen. Wie kann man sich beim Lesen gleichzeitig ekeln, gruseln, amüsieren und sich hungrig die Lippen lecken? Keine Ahnung, fragt Walter Moers!

"Oben ist unten und hässlich ist schön."

Ebenso widersprüchlich, aber dennoch genial sind die Figuren, die die Geschichte bewohnen. Echo ist einfach herzallerliebst und schwankt zwischen kindlicher Naivität und Genialität, was ihn zu einem hervorragenden Erzähler macht. Und von den originellen Nebenfiguren wie eine verliebte Schreckse, ein fremdworteverdrehener Schuhu, eine schneeweiße Witwe, ein gekochtes Gespenst oder unvorhersehbare Ledermäuse will ich gar nicht erst anfangen.... Der Schrecksenmeister Eißpin ist aber das wahre Kunstwerk der Geschichte. Walter Moers schafft es, aus dem Scheusal, das unschuldige Tiere auskocht, um an deren Fett zu kommen und kranke Pläne ausheckt, um die Bürger Sledwayas aus purer Boshaftigkeit zu vergiften, eine ambivalente Figur zu machen, für die man trotz des Abscheus doch immer wieder kurz Sympathie verspürt. Sei es durch das Erzähler seiner Hintergrundgeschichte, seine Hingabe zur Kochkunst oder die beinahe freundschaftliche Beziehung, die Echo und Eißpin entgegen aller Wahrscheinlichkeit zu entwickeln scheinen - so sehr man sich auch anstrengt, man kann ihn nicht nur hassen. Dadurch wird der Geschichte bis zum Ende die Möglichkeit auf verschiedene Ausgänge offen gehalten. Unterläuft Eißpin doch noch einen Wandel und kommt von seinem bösen Plan ab, wird er als Bösewicht gerichtet oder stirbt Echo doch unerwartet? Ich konnte es bis zur letzten Seite des etwa 100seitigen spannenden Showdown nicht sagen!

"Gestatten: Mein Name ist Fjodor F. Fjodor, aber du kannst mich Fjodor nennen.' Echo wagte nicht, nach der Bedeutung des F's zwischen dem beiden Fjodors zu fragen. Vielleicht stand es für Fjodor."

Ebenfalls überraschend war, dass sich Hildegunst von Mythenmetz hier als "Autor" der Geschichte ungewohnt zurücknimmt und erst im Nachwort auftaucht. Laut der angefügten Erklärung des "Übersetzers" Walter Moers ist das aber vor allem seinen Kürzungen zuzuschreiben, denn er hat beim Übersetzen beschlossen, uns 700 Seiten mythenmetzsche Ausschweifungen über Krankheiten zu ersparen. An dieser Stelle: Danke, Walter! So entsteht eine runde, atmosphärische Nacherzählung mit vergleichsweise wenig Verbindungen zu anderen Zamonien-Romane, die deshalb auch gut für Einsteiger geeignet ist.

"Du musst tun, was du nicht lassen kannst", sagte Fjodor und seufzte noch einmal tief. Der Schuhu sah Echo so lange mit seinem wässrigen Blick an, bis dem Krätzchen unbehaglich wurde. "Aber du musst auch manchmal lassen, was du nicht tun kannst", fügte er geheimnisvoll hinzu."



Fazit:


"Der Schreckenmeister" ist erneut ein typischer Moers: eine ordentliche Wundertüte aus Überraschungen, Spannung, Originalität, Humor und liebenswürdiger Groteske. Ich konnte erneut bis zur letzten Seite nicht sagen, auf was die Geschichte zusteuern wird und auch die intertextuellen Bezüge sind ein wahrer Literaturschmaus

Veröffentlicht am 25.02.2024

Mein erster Moers wird nicht mein letzter sein

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Walter Moers ist eine Größe der deutschen phantastischen Literatur. Jeder, der sich hier bei uns irgendwie mit diesem Genre beschäftigt, wird unweigerlich irgendwann auf diesen Namen stoßen. Seine Bücher ...

Walter Moers ist eine Größe der deutschen phantastischen Literatur. Jeder, der sich hier bei uns irgendwie mit diesem Genre beschäftigt, wird unweigerlich irgendwann auf diesen Namen stoßen. Seine Bücher führen Bestsellerlisten an und haben einige Preise eingeheimst und nun komme ich und gestehe: Ich hatte bisher noch nie etwas von ihm gelesen 🙈 Das sollte sich dieses Jahr ändern, meintet auch ihr und habt prompt, das einzige Buch von ihm, das ich besitze auf die Friend’s Choice Liste gesetzt. Euer Wunsch, ist mein Befehl, doch wie hat mir meine erster Moers gefallen?

Von einem Krätzchen, das auszog sein Fett zu retten
Bevor ich mit dem Lesen ebgann hatte ich ein bisschen zu dem Roman recherchiert. Ursprünglich, um herauszufinden, ob ich ihn ohne Vorkenntnisse anderer Zamonien Bände lesen könnte, stieß ich schon bald auf die Information, dass der Roman von Gottfried Kellers Spiegel, das Kätzchen inspiriert ist, ja man könnte es bereits als Adaption bezeichnen. Da wurde ich nun hellhörig und beschloss mir zuerst das Original zu Gemüte zu führen, was ich in Form eines Hörbuchs auch tat.
Vollgepackt mit diesem neuen literarischen Wissen (die Novelle ist übrigens sehr empfehlenswert) begann ich dann mit dem Schrecksenmeister und kam natürlich nicht umhin, Parallelen zu Kellers Werk zu suchen.

Die Grundhandlung ist definitiv dieselbe, sodass man die zamonische Variante durchaus als Adaption verstehen kann: Ein vom Glück verlassenes Kätzchen oder in unserem Fall Krätzchen trifft hungernd auf den bösen Zauberer Eißpin. Um dem nahenden Hungertod zu entgehen, geht das Krätzchen einen unheilvollen Pakt mit ihm ein: Der Zauberer wird das Krätzchen mästen, ihm Unterschlupf bieten und pflegen, doch im Gegenzug bekommt er, wenn die Zeit reif und das Krätzchen gemästet ist, dessen Fett (was dieses natürlich leider nicht unbeschadet abgeben kann). Soweit, so ähnlich. Mit dem Vorwissen von Kellers Vorlage macht das Erkunden der zamonischen Variante viel Spaß, wobei Moers natürlich, wie ich es bei seinem Ruf erwartet hatte, so viel mehr aus der Novelle macht, als sie einfach nach Zamonien zu verlegen.

Für mich war es ja der allererste Ausflug nach Zamonien, doch ich hatte überhaupt keine Probleme mich in der Welt zurechtzufinden. Vorteil ist hier, dass der Schrecksenmeister einen eher beschränkten Handlungsraum hat. Die ganze Geschichte spielt in der Stadt Sledwaya und der Großteil der Handlung im Schloss von Eißpin. Das Buch ist in meinen Augen daher ideal, um Moers Stil kennenzulernen, ohne gleich von ganz Zamonien erschlagen zu werden. Und dieses kennenlernen lohnt sich!
Da ist zu einem Moers Sprache, die mich in ihrer Gewitztheit und der Vorliebe für Sprachwitze sehr an Michael Endes Wunschpunsch erinnert hat, ein Buch, das ich liebe und auch bei Moers beeindruckt mich die Kunst, mit der er alle Kapriolen der deutschen Sprache ausnutzt und mit ihnen spielt. Herrlich. Insbesondere, weil er dies mit viel Humor tut. Ich hörte ja schon vorher, dass Moers Bücher großartigen Humor besitzen und kann dies nun selber bestätigen. Sei es, wenn es um Fjodor F. Fjodor, den einäugigen Schuhu geht, der ganz stolz Fremdwörter völlig falsch nutzt, die Schreckse Izanuela mit strenger Käsediät und stolze Besitzerin eines Käsemuseums, die zweitausendvierhundertachtundreißig Ledermäuse (die sich Echo alle einzeln vorstellen) und und und. Man kommt aus dem schmunzeln gar nicht mehr raus udn das Lesen macht wirklich vergnügen. Überhaupt gibt es nur ganz wenige Autoren auf dieser Welt, die solch einen Ideenreichtum und Liebe zum Detail besitzen. Hinter jeder Ecke warten neue fantasievolle Geschöpfe, neue Wunder und so wie Echo vom Schrecksenmeister die abenteuerlichsten Gerichte serviert bekommt, entdeckt man als LeserIn auf jeder Seite neues und phantastisches.

Ich weiß, die Rezension droht viel zu lang zu werden, aber neben dem Stil von Walter Moers, möchte ich ach noch ein paar Worte zur Handlung verlieren. Wie bereits erwähnt, orientiert sich die grobe Handlung an Kellers Novelle, doch wo im Original das Kätzchen zügig aus eigener Kraft den Zauberer überlistet, braucht Echo deutlich mehr Hilfe, trifft dafür aber eben die tollsten Gestalten. Einziger Wermutstropen dabei war für mich, dass manche dieser Begegnungen doch eins, zwei Seiten kürzer hätten ausfallen können. Ich hatte gerade im letzten Drittel das Gefühl, dass sich Echo viel im Kreis dreht und hätte mir doch gewünscht, dass er ein bisschen eigenständiger und zügiger handelt.
Das wirklich faszinierende an dem Buch, war daher für mich auch nicht Echo, sondern der Schrecksenmeister Eißpin und wie Moers es schafft, dass man abwechselnd ekel und Sympathie für diesen komischen Kauz entwickelt. So, mit den Gefühlen der LeserInnen für einen Antagonisten zu spielen ist große Klasse und trug für mich auch viel zur Spannung bei, da ich dadurch nicht wusste, wie das Buch enden würde. Wird Eißpin besiegt, oder durchlebt er eine Wandlung und lässt Echo von sich aus frei? Alles erschien bis kurz vor Schluss möglich und was es nun geworden ist, verrate ich euch natürlich nicht, da müsst ihr das Buch schon selber lesen, es lohnt sich 😉

Fazit:


Meine erster Ausflug nach Zamonien wird definitiv nicht mein letzter sein. Walter Moers hat all seine Lobpreisungen redlich verdient, indem er mit einer Sprachgewandheit, viel Witz und Ideenreichtum ein außergewöhnliches literarisch-kulinarisches Abenteuer erschaffen hat, dessen Genuss in vielerlei Hinsicht pures vegnügnen ist, da verzeihe ich ihm auch die ein oder andere lang gezogene Szene.

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