„Von atemberaubender Intensität und Schönheit. Aus dem Staub ihres Lebens leuchtet dieses Werk.“ Elke Heidenreich, Spiegel Online
„Großartig, von hypnotischer Qualität.“ The New York Times
In „Kindheit“ erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu lassen.
„Das Porträt einer Frau, die ihr Leben entschieden zu ihrem eigenen macht. Ein Leben, so frei und ungestüm, ich bin versunken in Tove Ditlevsens Büchern.“ Nina Hoss
„Tove Ditlevsens Kopenhagen-Trilogie, so viel steht jetzt schon fest, ist eines der großen literarischen Ereignisse des Jahres." Süddeutsche Zeitung
„Ein Meisterwerk." The Guardian
„Es ist kein Zufall, dass Tove Ditlevsen gerade nicht nur in Deutschland, sondern auch in der englischsprachigen Welt wieder entdeckt wird. Man hat ihre sezierende Prosa mit der Annie Ernauxs verglichen, auch sie in Deutschland sehr verspätet entdeckt. Der Vergleich ist berechtigt, so singulär beide Autorinnen zugleich auch sind. Was sie verbindet, ist ihre Fähigkeit, einer widrigen Wirklichkeit standzuhalten. Im Leben, und wenn nicht im Leben, dann in der Literatur." taz
Das Buch Kindheit ist der erste Teil der „Kopenhagen-Trilogie” von Tove Ditlevsen, die über 50 Jahre nach ihrem Selbstmord erschien. In diesem Buch lässt uns die Autorin an ihrem Leben ab ihrem fünften ...
Das Buch Kindheit ist der erste Teil der „Kopenhagen-Trilogie” von Tove Ditlevsen, die über 50 Jahre nach ihrem Selbstmord erschien. In diesem Buch lässt uns die Autorin an ihrem Leben ab ihrem fünften Lebensjahr bis zur Konfirmation teilhaben.
Tove wurde als Arbeiterkind 1917 in eine lieblose geprägte Welt geboren. Mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Edvin wohnt sie in ärmlicheren Verhältnissen in Kopenhagen. Die Mutter kann Tove keine Zuneigung entgegenbringen und mit ihrem Vater teilt sie das Interesse für Bücher, doch der Vater bestimmt welche angemessen sind. Sie lernt ihre Gefühle gut zu verstecken und spricht nur wenig, weil sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, um keine Demütigung zu erfahren. Sie weiß, dass sie anders als andere Kinder ist und bemüht sich dieses Anderssein zu verbergen. Schon früh entdeckt sie das Lesen und Schreiben für sich. Sie flüchtet sich in die Welt der Poesie und Lyrik und möchte später Schriftstellerin werden, was aber zu der damaligen Zeit, weder ihrem Stand, noch einer Frau entsprach. Ihre Gedichte schreibt sie in ihr Poesiealbum und bewahrt es sorgsam vor fremden Blicken auf. Sie fürchtet Hohn und Spott.
Dieses kleine Büchlein mit seinen 120 Seiten konnte mich vom lebendigen Schreibstil, wie auch sprachlich überzeugen. Es ist beeindruckend, wie ein Kind seine Umwelt intensiv analysiert und sein Verhalten den Gegebenheiten anpasst. Tove hält kontinuierlich an ihrer literarischen Begabung und dem Wunsch Schriftstellerin zu werden fest.
Mich haben die Gedichte, von denen einige in diesem Buch zu finden sind, sehr berührt.
Die Schriftstellerin war mir bis dato nicht bekannt, kann aber ein ganz klare Leseempfehlung aussprechen.
Das Buch Kindheit ist der erste Teil der „Kopenhagen-Trilogie” von Tove Ditlevsen. DIe Trilogie erscheint im Aufbau Verlag über 50 Jahre nach dem Selbstmord der Schriftstellerin. Mir war die Schriftstellerin ...
Das Buch Kindheit ist der erste Teil der „Kopenhagen-Trilogie” von Tove Ditlevsen. DIe Trilogie erscheint im Aufbau Verlag über 50 Jahre nach dem Selbstmord der Schriftstellerin. Mir war die Schriftstellerin bis dato nicht bekannt und dies ist mit Sicherheit nicht das einzige Buch was ich von ihr lesen werde.
Kopenhagen um 1920, Tove wächst in ärmlichen Verhältnissen mit einer unzurechenbaren Mutter, einen Bruder und einem Vater, der lange arbeitslos ist auf. Das Buch beginnt als Tove 5 Jahre alt ist und zeigt ein Mädchen, welches seine Umwelt genau beobachtet, sich tiefsinnige Gedanken macht und sich nicht der Welt zugehörig fühlt in die sie hineingeboren wurde. Selber bringt sich vor Schuleintritt lesen und schreiben bei, was allerdings in der Schule nicht gesehen wird.
Anders als für ihren Bruder ist für sie keine höhere Schuldbilung vorgesehen-nach der Konfirmation wird sie abgemeldet, obwohl die Lehrerin eine Gymnasiallösung vorschägt. Das Geld kann die Familie nicht aufbringen und Mädchen sollen laut ihrem Verständnis besser "gut" heiraten.
Das Buch hat mich in jeglicher Hinsicht begeistert: Die sprachliche Dichte, die in diesem Buch vorhanden ist, sucht seinesgleichen.
Alleine der Satz: „Dunkel ist die Kindheit, und sie winselt wie ein kleines Tier, das man in den Keller eingesperrt und vergessen hat“ sagt ganz viel über die Stärke der Sprache aus, sie ist dermassen dicht, das ich mich als Leserin manchmal ein wenig erdrückt fühlte.
Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und werde die beiden Folge Bände auf jeden Fall auch noch lesen. Zurecht wird Tove Ditlevsen in Dänemark als Ikone des Schreibens genannt.
Tove Ditlevsen wächst in den 1920er Jahren als Tochter eines Heizers und einer Hausfrau in Kopenhagen auf. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen, die Beziehung zu ihren Eltern und ihrem Bruder ist distanziert. ...
Tove Ditlevsen wächst in den 1920er Jahren als Tochter eines Heizers und einer Hausfrau in Kopenhagen auf. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen, die Beziehung zu ihren Eltern und ihrem Bruder ist distanziert. Ihre Mutter ist eine harte Frau, die keine Liebe zeigt. Mit ihrem Vater teilt sie die Begeisterung für Bücher, doch er hat klare Vorstellungen davon, welche Lektüre angemessen ist. Als er arbeitslos wird, belastet das die angespannte Familiensituation noch weiter. Tove ist intelligent, nachdenklich und hat oft dass Gefühl, nicht in ihr eigenes Leben hineinzupassen. Ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden, scheint unerreichbar. Aufs Gymnasium darf sie nicht gehen, stattdessen soll sie in einem fremden Haushalt arbeiten, bis sie heiraten und Kinder bekommen wird.
„Kindheit“ ist der erste Teil der autofiktionalen Kopenhagen-Trilogie, die erstmals komplett auf Deutsch vorliegt. Tove Ditlevsen schildert ihre frühen Jahre bis zu ihrem Schulabschluss und ihrer Konfirmation mit vierzehn Jahren. Dabei ist die Ich-Erzählerin genau ein Jahr jünger als die gleichnamige Autorin. Von der ersten Seite an faszinierte mich die poetische Sprache, mit der sie ihre triste Kindheit schildert und mich als Leserin ganz nah an sich heran ließ.
Das Buch hat nur knapp über 100 Seiten, doch jeder Satz ist wohlüberlegt. Sie hält ihre Beobachtungen und Gefühle auf eine kluge, oft philosophische Weise fest, die dazu einlädt, länger bei ihren zu verharren. Schon als Kind schreibt sie heimlich Gedichte in ihr Poesiealbum, viele handeln von der Liebe. Noch entspringen sie vor allem der Sehnsucht und nicht der Erfahrung. Die im Buch abgedruckten Werke lassen den Kontrast zwischen Toves einfachem Leben und ihren Träumen noch deutlicher zutage treten.
Für die wilden Spiele der anderen Kinder kann Tove kein Verständnis aufbringen. Mit der mutigen, frechen Ruth zieht sie eine Weile durch die Straßen, doch auch von ihr entfremdet sie sich zunehmend. Auch wenn sie vorerst nicht selbst über ihr Leben bestimmen kann, hält sie an der Hoffnung fest, eines Tages ihre Werke verkaufen zu können. Das Buch ist traurig und berührend, gleichzeitig konnte die Autorin mich mit ihrer Art und Weise des Erzählens fesseln. Ich bin gespannt auf die weiteren Bände der Trilogie.
Tove Ditlevsen hat mit der Kopenhagen Trilogie – Kindheit – Jugend – Abhängigkeit ihr eigenes Leben niedergeschrieben, wobei die Trilogie keinen Anspruch erhebt ein biografisches Abbild ihres Lebens zu ...
Tove Ditlevsen hat mit der Kopenhagen Trilogie – Kindheit – Jugend – Abhängigkeit ihr eigenes Leben niedergeschrieben, wobei die Trilogie keinen Anspruch erhebt ein biografisches Abbild ihres Lebens zu zeichnen. Im ersten Band KINDHEIT lernen wir Tove als kleines Mädchen kennen, ihre freud- und glücklose Kindheit scheint ihr doch trotz einer sehr egoistischen und nichtliebenden Mutter mit harten Umständen besser in Erinnerung zu sein als wir es uns heute vorstellen mögen. Sicher ist das Buch aus der Retroperspektive geschrieben und sind Erinnerungsstücke, die aneinandergereiht mit vielen emotionalen Einsätzen ihr Innen- und Außenleben wiederspiegelt. „“Ich weiß, dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit hat, so, wie jedes Kind seine eigene Kindheit hat.“ (S.19)
Mich hat zum einen diese bitterarme Arbeiterkindheit in den 20er Jahren Dänemarks berührt, aber was mich viel viel stärker beeindruckt hat, ist die Stärke mit der Tove Ditlevsen sprachgewaltig ihre Seelenbibliothek (wie sie es selbst im Buch großartig nennt!) zum Leben erweckt! „Die Zeit verging, und die Kindheit wurde dünn und platt wie Papier“ (S. 73).
Der Band ist in der Tat mit etwas mehr als 100 Seiten extrem schmal, aber literarisch unfassbar reich. Hier könnten sich so manche Autoren das „auf-den-Punkt-bringen“ ein wenig abschauen. Nein, hier kann man nichts abschauen, Tove Ditlevsen hat einen so eigenen und überragenden Stil, aus meiner Sicht unkopierbar.
Besonderen dank gilt auch der sehr guten Übersetzung von Ursel Allenstein, die auch das Nachwort verfasste. Ohnehin, wer Tove Ditlevsen nicht kennt, und dazu zählte auch ich vor diesem Buch, sollte vielleicht sogar mit dem Nachwort beginnen. Hier bekommt man ein Gefühl für die Einordnung der Autorin in ihre Zeit und in die dänische Literaturlandschaft.
Wunderbar, dass der Aufbau-Verlag sich diesem Werk noch einmal angenommen hat und uns mit diesem literarischen Feuerwerk beglückt!
Schon im Vorfeld wurde die Kopenhagen Trilogie von Tove Ditlevsen, die in ihrem Heimatland Dänemark längst bekannt ist und auch schon vor Jahren ins englische übersetzt wurde, sehr stark beworben und groß ...
Schon im Vorfeld wurde die Kopenhagen Trilogie von Tove Ditlevsen, die in ihrem Heimatland Dänemark längst bekannt ist und auch schon vor Jahren ins englische übersetzt wurde, sehr stark beworben und groß angekündigt. Dass man die Bücher der bereits verstorbenen Autorin jetzt ins deutsche übersetzte ist eher einem Zufall zu verdanken, aber gefühlt passen sie kaum besser, als in den aktuell stak aufbrandenden Diskussionen über Frauenrechte und Gleichheit. Obwohl die Situationen, die Ditlevsen beschreibt, bereits über 50 Jahre vergangen sind, habe ich das Gefühl, dass sich kaum etwas oder zumindest nur sehr schleichend ändert.
Ungleichheit zwischen Männern und Frauen ist seit vielen Jahrzehnten, ja sogar Jahrhunderten vorhanden. Wie fest die Denkweise in unserer Gesellschaft verankert ist, kann ich an Ditlevsens Autobiografie zu deutlich erkennen. Frauen und Mädchen sind mit einer Schuld behaftet, die sie nur schwer wieder loswerden, und die heute noch fest in den Köpfen und von Männern und Frauen verankert ist. Es ist eine Rolle, in die wir Frauen geschoben wurden, und die es loszuwerden gilt, und da zählt jeder Satz.
"Fräulein Matthiassen sagt, ich sei begabt und solle weiter die Schule besuchen dürfen. [...] Trotzdem frage ich meinen Vater, der mit einer Empörung darauf reagiert und abfällig über weibliche Abiturientinnen spricht, die hässlich und eingebildet seien." (S. 90)
Neben der Schuld der Weiblichkeit, die Ditlevsen immer wieder vorgehalten wird, steht der Mangel an Können und Nutzen. Obwohl sie bereits als junges Mädchen einen Faible für Sprache hat und ausgesprochen gut mit Sprache umgehen kann, was in ihr den Wunsch keimen lässt, Dichterin werden zu wollen, spricht man ihr diese Fähigkeit ab. Nur Männer werden Dichter und der Weg für Frauen...naja, den kennen wir ja. Heiraten, Kinder kriegen, den Mann umsorgen. Ganz selten lässt der Vater durchblicken, in wirklich guten Stunden, dass er es mag, dass seine Tochter sich für Worte interessieren, aber dann überfallen ihn wieder die alten Denkmuster und seine eigene Misere, die ihn ganz und gar einnimmt und keinen Raum für Empathie lässt.
Die Mutter ist noch weniger empathisch, verliert sich ganz in ihrer eigenen Bitterkeit. Ich glaube auch sie ist gezeichnet von Desillusionierung und eingesperrt in den engen Rahmen dessen, was ihr als Frau erlaubt ist. Für Tove hat sie wenig Herzlichkeit übrig, begegnet ihr kühl und hofft, dass die Tochter sie nicht noch weiter in Unannehmlichkeiten bringt. Die Handlungsunfähigkeit, in die sie als Frau getrieben wird, lädt sie auf Tove ab, belastet sie dadurch mit einer Schuld, die keine Schultern tragen können und schon gar nicht die eines Kindes.
"Wenn ich an die Zukunft denke, laufe ich ständig gegen Mauern, weshalb ich die Kindheit so lange wie möglich hinauszögern will." (S. 89)
Ein beklemmendes Gefühl begleitet mich beim Lesen. Es belastet mich wie traurig und beklemmend Dilevsens Kindheit ist. Meine eigenen Kinder begleite ich täglich mit dem Gedanken, dass Situationen des Alltags für mich nur ein Teil meines Alltags sind, für meine Kinder aber ein Stück ihrer Kindheit. Toves Kindheit wiegt so schwer wie ein ganzes Leben und trotzdem möchte sie darin verweilen. Nicht der schönen Momente wegen, sondern weil sie keine Zukunft für sich sieht oder vielmehr keine Zukunft, die ihr gefallen könnte. Der Mangel an Selbstbestimmung, an Aussicht auf ein Leben, in dem sie ihre Träume erfüllen kann, in dem sie sich Ziele setzen und diese verwirklichen kann, lässt Ditlevsen in ein negatives Lebensgefühl gleiten. Und trotzdem gelingt es ihr immer wieder eigene Ideen, eigene wünsche durchzusetzen. Oft heimlich, oft im Kleinen, aber Schritt für Schritt erobert sie sich ein wenig selbstbestimmtes Handeln. Ich bin gespannt wie es ihr gelingen wird ihre Jugend zu gestalten und freue mich sehr darauf die Bände "Jugend" und "Abhängigkeit" zu lesen.
"Wie alle Erwachsenen kann sie es nicht ausstehen, wenn Kinder fragen stellen, und gibt nur kurze Antworten. Wohin man sich auch wendet, ständig stößt man dabei gegen seine Kindheit und tut sich weh, weil sie kantig und hart ist und erst aufhört, wenn sie einen vollkommen zerrissen hat." (S. 35)
Besonders herausragend ist Ditlevsens Schreibe. Poetisch und von großer Kraft. Modern für das Jahrzehnt, in dem das Buch geschrieben wurde, zeitlos und eindringlich. Es gibt viele Sätze, die ich mehrmals lese, weil sie mir so gut gefallen oder sehr aussagekräftig sind. Ich möchte mir viele von ihnen notieren, merken, darüber nachdenken und sie in meinem Alltag als Antrieb für Umdenken und Respekt nutzen. Ich glaube, Ursel Allenstein hat ihre Aufgabe als Übersetzerin richtig gut gemeistert.