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Veröffentlicht am 20.04.2021

Drei Kameradinnen

Drei Kameradinnen
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Ein Haus brennt. Menschen sterben. Der Zeitungsartikel beschuldigt eine radikalisierte Islamistin, die Schüler zum Krieg aufruft. Es könnte so einfach sein oder? Nichts spricht dagegen oder? Wir alle kennen ...

Ein Haus brennt. Menschen sterben. Der Zeitungsartikel beschuldigt eine radikalisierte Islamistin, die Schüler zum Krieg aufruft. Es könnte so einfach sein oder? Nichts spricht dagegen oder? Wir alle kennen solche Artikel.

Ob es wirklich so einfach ist, darum geht es in diesem Buch. Denn die radikalisierte Islamistin ist eigentlich weder radikalisiert noch Islamistin und Krieg führen will sie wohl auch eher nicht. Saya ist einfach nur eine junge Frau wie du und ich. Und irgendwie doch nicht ganz so wie du und ich. Denn sie sieht anders aus und spricht anders, was sie im Auge der Gesellschaft anders sein lässt. Und sie ist unfassbar wütend. Auf die Gesellschaft im Allgemeinen, auf die Ignoranten die ihren Namen immer wieder falsch aussprechen und allen voran auf die Nazis, die ungestraft davon kommen, mit allem.

Drei Kameradinnen, das ist aber nicht nur Saya sondern auch Kasih und Hani, Freundinnen seit Kindheitstagen, alle mit unterschiedlicher Herkunft und Vergangenheit. Woher sie kommen, erfährt man als Leser nicht, das ist aber für dieses Buch auch gar nicht so wichtig. Kasih erzählt uns die Geschichte von Saya, die von Hani und ihre eigene. Sie erzählt von einer Kindheit, vom gemeinsamen Aufwachsen, von gemeinsamen Erfahrungen und sie erzählt wie es zum anfangs erwähnten Zeitungsartikel kommen konnte. Sie erzählt von Alltagsrassismus, vom vermeintlichen Nicht-Nazi, der trotzdem irgendwie alles nachplappert, von Arbeitslosigkeit und Verzweiflung, von Ausgrenzung und Wut.

Leider kann ich mich den vielen begeisterten Stimmen nicht so ganz anschließen und das "Problem" ist Kasih oder vielmehr ihre Art zu erzählen. Sie spricht mich die ganze Zeit mit Du an und doch fühle ich mich irgendwie nicht angesprochen, sie hält mich auf Distanz. Sie provoziert, sie will den Leser wütend machen und es ist ohne Frage wichtig, das was sie sagt laut in die Welt zu schreien. Und doch komme ich nicht immer mit ihrer Art und der Sprache zurecht, ihre Provokationen erreichen nicht das Gewollte bei mir.

Shida Bazyar kann ohne Frage sehr gut schreiben, sie spielt mit dem Leser, führt ihn an der Nase herum und setzt auf seine Sensationsgeilheit. Das funktioniert, denn man will natürlich wissen, wie aus der jungen Frau eine Brandstifterin werden soll. Man fühlt sich am Ende ertappt. Hat man aufgehört Dinge zu hinterfragen, anzuzweifeln, die man immer wieder überall hört und sieht?

"Drei Kameradinnen" ist ein gutes Buch, das uns allen in Erinnerung ruft, wie viel sich noch ändern muss in unserer Gesellschaft. Auch wenn ich fürchte, dass diejenigen, die solche Bücher wirklich lesen sollten, sie nie lesen werden. Ich mochte die Art zu erzählen nicht sonderlich, über weite Strecken war ich versucht, das Buch einfach abzubrechen und auch das Ende lässt mich etwas zwigespalten zurück. Ich hatte mir insgesamt mehr erhofft, dennoch ist es gut, dass es das Buch gibt.

Veröffentlicht am 13.04.2021

Von Freundschaft und Schubladendenken

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
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Mason kann kaum lesen und schreiben, er ist viel größer und kräftiger als andere Kinder und wird stets gehänselt und drangsaliert. Eigentlich mochten ihn alle Erwachsenen, doch vor einem Jahr ist sein ...

Mason kann kaum lesen und schreiben, er ist viel größer und kräftiger als andere Kinder und wird stets gehänselt und drangsaliert. Eigentlich mochten ihn alle Erwachsenen, doch vor einem Jahr ist sein bester Freund gestorben als er vom gemeinsamen Baumhaus gefallen ist und seither schauen ihn alle mit diesem traurig-dich-zu-sehen-Blick an. In dieser Zeit lernt er den neuen Schüler Calvin kennen. Calvin ist das genaue Gegenteil, er ist dünn, klein, dafür besonders schlau. Gemeinsam starten die beiden ein neues Projekt und verbringen die ganze Freizeit zusammen. Als auch Calvin vermisst wird, beginnt Mason endlich ein paar Dinge zu verstehen.

Sprachlich ist das Buch eher einfach gehalten, erzählt wird aus Sicht von Mason, der die Welt eben anders sieht als andere. Er ist ein recht unbedarfter Junge, der mir aber sofort ans Herz gewachsen ist. Auch wenn es eher ein Jugendbuch ist, kann man es als Erwachsener immer noch sehr gut lesen. Lediglich ein paar Phrasen/Ausdrücke wurden für meinen Geschmack etwas zu oft wiederholt. Dennoch ist die Sicht von Mason durchaus authentisch dargestellt.

Was das Buch zu etwas Besonderem gemacht hat, sind die tollen Figuren. Sie alle sind verschieden und das Buch vermittelt eine für Kinder und Jugendliche aber eigentlich auch für jeden Menschen eine wichtige Botschaft: Du bist gut so, wie du bist und du musst nicht in die Schubladen anderer passen. Ein paar Aspekte hätten sicherlich noch etwas mehr herausgearbeitet werden können aber alles in allem ist es ein herzerwärmendes Buch über Freundschaft und Vertrauen geworden. Ich habe es gerne gelesen und mochte v.a. die schusslige Sozialarbeiterin der Schule sehr. Sie kümmert sich liebevoll um die Kinder und schafft es so, dass sie sich wohl fühlen mit sich selbst und hilft ihnen in der Welt zurecht zu kommen.

Veröffentlicht am 21.02.2021

Feen und Tinte

Tinte & Siegel
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Wie Al McBharrais, seines Zeichens Siegelagent, schon selbst feststellt, ist ein toter Schüler schlecht für den Ruf, sechs ganz zu schweigen. Blöd nur, dass er gerade in der Wohnung seines siebten Schülers ...

Wie Al McBharrais, seines Zeichens Siegelagent, schon selbst feststellt, ist ein toter Schüler schlecht für den Ruf, sechs ganz zu schweigen. Blöd nur, dass er gerade in der Wohnung seines siebten Schülers Gordie steht, der leider ebenfalls tot am Boden liegt, erstickt an einem Rosinenscone, ausgerechnet Rosinen! (Dabei mag ich persönlich Rosinen ziemlich gerne ;)) Al bleibt nichts anderes übrig, als den Tod seines Schülers aufzuklären, denn wie sich herausstellt, war Gordie in zwielichtige Machenschaften und Feenschmuggel verwickelt.

Kevin Haerne ist vielen wahrscheinlich bereits von seinen anderen Werken, allen voran die Chronik des Eisernen Druiden, bekannt doch für mich war "Tinte und Siegel" das erste Buch von ihm. Er hat, passend zu Al McBharrais und seinen Freunden, einen recht flapsigen Schreibstil und nicht nur einmal musst eich herzhaft lachen oder doch zumindest schmunzeln. Al und seine Kollegen sind alle richtig gut getroffen, ich konnte mir am Ende ein wirklich gutes Bild von ihnen machen und fand sie rundum sympathisch.

Die Story an sich bietet natürlich allerlei Möglichkeiten und Hearne weiß auch, wie er den Leser bei der Stange hält. Zwischendurch gab es zwar immer mal wieder kurze Längen aber nichts, was mich so sehr gestört hätte, dass ich aufhöre zu lesen. Auch fand ich die Story sehr interessant und durch den Hobgoblin Buck Foi wird sowieso alles ziemlich schnell wieder aufgelockert. ;) Auch wollte ich natürlich unbedingt wissen, wer denn nun hinter allem steckt und im Laufe des Buches kommen auch noch mehr Probleme und ungelöste Rätsel, so dass ich durchaus gespannt auf Band 2 bin.

Alles in allem ist "Tinte und Siegel" ein wirklich guter und solider Auftakt zu Hearnes neuen Reihe, vorrausgesetzt man kann etwas mit dem Humor des Autors anfangen. Es ist eine unterhaltsame Fantasy mit Goblins, Göttern, Feen und zwielichtigen CIA Agenten, perfekt als leichte Ablenkung für Zwischendurch aber auch noch mit etwas Luft nach oben.

Veröffentlicht am 15.02.2021

Hält nicht was es verspricht

Unter Wasser Nacht
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Die beiden Paare Thies und Sophie und Inga und Bodo kennen sich noch aus der Studienzeit. Sie haben zusammen gewohnt, zusammen demonstriert und jetzt haben sie Häuser direkt nebeneinander. Aber die jahrelange ...

Die beiden Paare Thies und Sophie und Inga und Bodo kennen sich noch aus der Studienzeit. Sie haben zusammen gewohnt, zusammen demonstriert und jetzt haben sie Häuser direkt nebeneinander. Aber die jahrelange Freundschaft scheint zerbrochen seit Aaron, der Sohn von Thies und Sophia, gestorben ist. Ein tragischer Unfall, niemand kann sagen, was passiert ist, denn niemand war dabei. 13 Monate nach diesem Unglück setzt "Unter Wasser Nacht" ein. Plötzlich taucht eine fremde Frau auf, voller Geheimnisse und mischt die beiden Familien auf. Nie ausgesprochene Fragen kommen wieder, die Ungereimtheiten häufen sich und es stellt sich ob Aarons Tod wirklich ein Unfall war.

Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Das Buch lässt sich flüssig und ziemlich leicht lesen, ich hatte es nach einem Tag durch. Die Sprache ist recht schlicht, doch ich konnte mir die Umgebung ganz gut vorstellen. Leider blieben jedoch die Figuren ziemlich blass. Von der Trauer(bewältigung) hat man zwar immer mal wieder was gespürt, doch das wurde dann nicht wirklich vertieft. Es drehte sich eigentlich irgendwann nur noch um Mara, die fremde Frau, und ihre Geheimnisse. Die Situation spitzt sich zu, jeder verdächtigt jeden aber die eigentliche Auflösung war dann ziemlich langweilig und ich hatte oft das Gefühl, das alles schon diverse Male in ähnlicher Form gelesen zu haben.

Ich konnte das Handeln der Figuren überhaupt nicht nachvollziehen. V.a. warum sich alle so an Mara klammern und sie als den heiligen Retter ansehen blieb mir ein Rätsel. Auch kam nicht wirklich Spannung auf und Aarons Tod und sein Handeln davor lösten keine Gefühle in mir aus, da die Figuren zwar ständig darüber reden aber dabei irgendwie nichts sagen.

Negativ aufgefallen ist mir auch das eher mangelhafte Lektorat,was ich so von Hanser nicht erwartet hätte oder gewohnt bin. Auf den nicht mal 300 Seiten sind mir einige Schreib- und Logikfehler aufgefallen.

Alles in allem ein Buch, das leider zu viele Themen vereinen will und so eher wie ein Abklatsch anderer wirkt als wie etwas neues und eigenständiges. Ich habe es nicht ungern gelesen aber wirklich überzeugen konnte es mich auch nicht. Die Geschichte um Sophie, Thies, Inga und Bodo konnte leider keine Emotionen in mir wecken, die Handlung war mir größtenteils schlichtweg egal. Wahrscheinlich wird mir "Unter Wasser Nacht" nicht lange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Luft nach oben

Oberkampf
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Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte ...

Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte Wege. Jonas reist nach Paris um dort eine Biografie über den Schriftsteller Richard Stein zu schreiben. Doch kurz nach seiner Ankunft geschieht der Anschlag auf Charlie Hebdo und Jonas hadert mit allem. Dennoch trifft er sich regelmäßig mit Stein und fängt auch eine neue Beziehung zu Christine, einer Französin an.

Hilmar Klute hat eine angenehme Sprache. In "Oberkampf" spricht er auch viele interessante Themen an, wie zB. den Anschlag auf Charlie Hebdo, die Beziehungen von Jonas zu Claudia und Christine, vergangene und neue Liebe, Freundschaft, Ausländerfeindlichkeit, Familienbande, Drogenproblemeund das leben als Schriftsteller. Aber in meiner Aufzählung merkt man schon, das ist ein bisschen viel für so wenig Platz. Die Themen werden leider nur angerissen, auf den Tisch gelegt und dann stehen gelassen, nicht weiter verfolgt, was ich ziemlich schade fand.Gerade von der französischen Situation nach dem Anschlag erfährt man nur sehr wenig, Christine zeigt Anzeichen einer Verarbeitung und Reaktion aber auch das verläuft im Sand, man geht dann doch lieber auf ein Konzert. Die abstruse Reise auf der Suche nach Steins Sohn wird ebenfalls nur schnell abgehandelt, vieles in einem Satz zusammengefasst und das wars. Und so geht es mir leider mit allen Themen. Sie sind da aber werden leider nur gestreift und nicht tiefer behandelt.

Die Figuren konnte ich mir zwar ganz gut vorstellen aber ihre Gefühle und Handlungen nicht richtig nachvollziehen. Warum tatensie das wassie taten und wie geht es ihnen damit? Das blieb mir auch am Ende ein Rätsel. Ich bereue es nicht, "Oberkampf" gelesen zu haben, aber ich hatte mir etwas anderes erhofft, mehr erwartet.