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Veröffentlicht am 20.02.2021

Mein Vater, der Leser...

Vati
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Auf ein Wiedersehen mit der Bagage hatte ich mich schon sehr gefreut, weshalb ich direkt mit der Lektüre startete und wieder kurzweilig und gut unterhalten wurde.

In der Geschichte geht es dieses Mal ...

Auf ein Wiedersehen mit der Bagage hatte ich mich schon sehr gefreut, weshalb ich direkt mit der Lektüre startete und wieder kurzweilig und gut unterhalten wurde.

In der Geschichte geht es dieses Mal um die Eltern der Autorin, vorzugsweise um ihren Vater, der während des Krieges ein Bein verlor und vernarrt in Bücher ist.

Monika Helfer ist als Ich- Erzählerin unterwegs und beschreibt wie sie die Zeit in der Familie erlebt hat und lässt auch ihre Schwestern zu Wort kommen.

Schön war zu lesen, dass sich das Leben der Nachfolgegeneration der Bagage etwas verbessert hat und dennoch werden schnell große Unterschiede zu heute klar. Da erscheint trotz der Verletzten das Kriegsversehrtenheim wirklich der schönste Ort gewesen zu sein, mitten in der Idylle und viel Platz.

Sympathisch war mir der Vater in jedem Fall, teile ich doch seine enorme Leidenschaft für Bücher. Das ist kein Gebrauchsgegenstand, sondern das Zuhause von Figuren, die wir lieb gewinnen.

Die Paarbeziehung der Eltern empfand ich als tragisch und gleichzeitig so echt. Einfach gut, dass hier nichts geschönt wurde seitens der Autorin, denn genauso ist nun mal die Liebe und das Leben.

Schön fand ich auch das Wiedersehen mit den Kindern aus "Die Bagage", nur das jetzt alle erwachsen sind und ihren eigenen Weg gehen, sofern sie dies denn umgesetzt bekommen.

Der nüchterne Schreibstil Helfers trägt dazu bei, dass allein die Familie im Fokus steht, fast so als würde man mittels Zielfernrohr drauf schauen, um ja nichts zu verpassen.

Fazit: Steht seinem Vorgänger in nichts nach. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Freundschaft für immer?

Unter Wasser Nacht
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Mich hat der Klappentext des Buches so enorm angesprochen, dass ich einfach mehr wissen wollte. Und dann kam es komplett anders als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die vier Freunde Sophie, ...

Mich hat der Klappentext des Buches so enorm angesprochen, dass ich einfach mehr wissen wollte. Und dann kam es komplett anders als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die vier Freunde Sophie, Thies, Inga und Bodo, die über Jahre alles geteilt und immens viel zusammen unternommen haben. Doch dann stirbt Aaron, der Sohn von Thies und Sophie. Plötzlich ist nichts mehr wie davor. Kann es das Paar aus dem dunklen Loch wieder heraus schaffen? Und was wird aus der Freundschaft, die seit dem Ereignis zerstört scheint?

Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung und der Leser begleitet diverse Charaktere mitsamt ihren Empfindungen nach dem Erlebten. Jedes Kapitel ist mit dem Protagonistennamen überschrieben, der gerade dran ist. Das hilft beim Orientieren.

Genau das ist auch die Stärke des Romans. Ein schlimmes Ereignis wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen beleuchtet und so wird deutlich, dass nicht alles so ist wie es scheint. So real ist sonst nur das echte Leben.

Das Setting im Wendland passte in meinen Augen gut, da die Gegend Idylle pur ist, aber hinter der Fassade eben auch Gefahren lauern.

Mir gefiel, dass die handelnden Akteure Menschen wie du und ich sind, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Mittels Thies wird so greifbar wie eine Depression sich äußern kann. Sein Verhalten war so intensiv beschrieben, dass ich Gänsehaut bekam. Obwohl ich eine Frau bin, konnte ich mich in ihn am besten einfühlen.

Zudem mochte ich die Thematisierung von Neid und Missgunst innerhalb einer Freundschaft. Nie möchte das jemand zugeben und dennoch wird dies täglich gelebt. Auch wird deutlich, was die Gesellschaft von einem erwartet, nämlich die perfekte Familie, aber dass es die eben nicht wirklich gibt. Wer ist schon perfekt?

Während sich der Leser dem Lüften des Geheimnisses immer mehr näherte, hatte man fast das Gefühl einen Krimi zu lesen, so spannend wurde es. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet, so dass mich der Schluss echt überrumpelt hat.

Fazit: Eine tragische Geschichte, die mich spannend unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Familienbande...

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Der unfassbar lange Buchtitel und die hübsche Covergestaltung haben meine Neugier geweckt. Gespannt begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Hannah, deren einzige, lebende Verwandte ihre ...

Der unfassbar lange Buchtitel und die hübsche Covergestaltung haben meine Neugier geweckt. Gespannt begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Hannah, deren einzige, lebende Verwandte ihre 95-jährige Großmutter Evelyn ist, mit der sie sich mehr schlecht als recht verträgt. Sie besucht sie einmal wöchentlich, aber eher aus Gewohnheit als aus Freude auf ein Treffen. Als eines Tages ein Brief aus Israel ihre Oma erreicht, beginnt deren solides Leben zu bröckeln. Hat sich Evelyn als junge Frau etwas zu Schulden kommen lassen?

Der Einstieg fiel mir zu Beginn etwas schwer ohne dass ich genau sagen kann, woran das eigentlich lag. Vielleicht die nüchterne, wenig liebevolle Art wie Enkelin und Großmutter miteinander umgehen oder der leicht distanzierte Schreibstil der Autorin.

Die Kapitel berichten mal aus der Gegenwart alles rund um Hannah, mal aus der Vergangeheit rund um Evelyn und ihrer Familie bestehend aus Mutter Senta und Tante Trude.

Mir hat gefallen, dass der Roman sich angefühlt hat wie die Jagd nach der Auflösung eines mysteriösen Rätsels.

Hannah ist jemand wie du und ich, deren Leben nicht außerordentlich spannend und dennoch nicht von Leichtigkeit geprägt ist. Man mag sich nur schwer vorstellen, wie es ist, als junge Frau bereits die eigene Mutter verloren zu haben und kaum etwas über die eigene Familie zu wissen.

Großmutter Evelyn hat mich an meine Oma mütterlicherseits erinnert, die auch alle Familienbilder entsorgt hat und an nichts aus der Vergangenheit erinnert werden wollte. Zu Beginn kann man das kaum verstehen, aber mit der Zeit wird deutlich was Evelyn als Kind und junge Frau alles durchstehen musste.

Aber nicht nur die Hauptfiguren hat Frau Schröder gut gezeichnet, sondern auch die Nebencharaktere wie Andreas, Jörg oder Ruby, wobei mir Ruby die Liebste von allen war. Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen und muss Entscheidungen treffen, egal ob diese für alle richtig sind.

Der Roman hat im Part über die Vergangenheit meines Erachtens ein realistisches Bild von Deutschland zwischen 1922 und 1950 aufgezeigt, ohne dabei etwas zu beschönigen oder verklärt darzustellen.

Fazit: Ein Familienroman der besonderen Art, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen!

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Was kann ein Mensch ertragen?

Helenes Versprechen
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Da ich Schicksalsromane sehr mag und die beschriebene Zeit mich fasziniert, begann ich gespannt mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Helene, deren größter Traum es ist einmal Ärztin zu werden. ...

Da ich Schicksalsromane sehr mag und die beschriebene Zeit mich fasziniert, begann ich gespannt mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Helene, deren größter Traum es ist einmal Ärztin zu werden. Sie studiert Medizin, fängt an einem renomierten Kinderkrankenhaus an und dann sind plötzlich die Nazis an der Macht und nichts mehr wie zuvor. Helene ist Jüdin. Man verbietet ihr zu arbeiten. Wie soll es nun weitergehen? Wird es wirklich Krieg geben?

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Helene beginnend in den 20er und 30er Jahren, wo die Anfeindungen gegen die jüdische Bevölkerung immer größer werden. Zum anderen erleben wir Helene Ende der 40er Jahre, nach Kriegsende. Beide Stränge sind für sich sehr emotional und bedrückend. Während andere Romane dieser Art immer auch etwas Leichtes haben, wird dem Leser hier schonungslos das ganze Leid greifbar gemacht. Zu Beginn hatte ich da noch meine Schwierigkeiten mit, aber da man so viel erfährt und auch lernt, hatte ich mich bald daran gewöhnt. Das Geschilderte ist eben sehr düster und teils auch deprimierend, da darf man als Leser nicht zart besaitet sein.

Helene mochte ich erst auf den zweiten Blick. Zu Beginn habe ich erst keinen Zugang zu ihr gefunden, weil sie so verschlossen ist und man kaum an sie ran kommt. Erst im Verlauf der Handlung wird klar, warum sie so ist und dass sie nicht immer so war. All ihre Erlebnisse haben mich tief berührt und teilweise auch geschockt. Da fragt man sich wirklich wieviel ein einzelner Mensch aushalten kann?

Direkt klasse fand ich die freche Lore, die nicht auf den Mund gefallen ist. Sie versucht trotz all dem Leid noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Durch sie wird so auch das Leben der ärmeren Bevölkerung beleuchtet und das eben nicht alle Mitläufer waren.

Sohn Moritz kam zwar eher selten vor, aber seine Erlebnisse als Kind in dieser schweren Zeit hatten auch ihren Reiz, da Kinder ja vieles anders wahrnehmen als die Erwachsenen.

Leon hat auf mich stets etwas Mystisches. Er taucht immer mal wieder auf, ist aber nie so präsent wie die anderen Nebencharaktere. Die zarten Bande zwischen ihm und Helene fand ich gut, vor allem weil diese Jahrzehnte überdauern konnten.

Das Ende war schlüssig und hat nach meinem Empfinden keine Fragen offen gelassen.

Fazit: Wer nicht nur unterhalten werden will, sondern auch etwas lernen möchte, der ist bei diesem Roman genau richtig. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Wie definiert man Liebe?

Hingabe
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Bei den Worten "Hingabe", "sexuelle Begierde" und "bedingungslose Liebe" war meine Neugier so immens groß, dass ich einfach zu diesem Roman greifen musste.

In der Geschichte geht es um Großbauer Tomás, ...

Bei den Worten "Hingabe", "sexuelle Begierde" und "bedingungslose Liebe" war meine Neugier so immens groß, dass ich einfach zu diesem Roman greifen musste.

In der Geschichte geht es um Großbauer Tomás, dem eher zufällig Suiza in die Hände fällt. Sie kam völlig abgerissen und verwahrlost in das Dorf und seitdem werden Vermutungen über sie angestellt. Ist sie Schweizerin? Ist sie dumm? Wie schafft sie es die Männer des Dorfes verrückt zu machen?

Das Setting der Geschichte ist ein streng katholisches Dorf in Spanien, in dem die Männer das Sagen haben und die Frauen sich fügen müssen. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die harte Arbeit auf dem Feld teilt den Tag ein.

Als emanzierte Frau liest man verwundert über die mürrischen Frauen des Dorfes, die durch ihre Ehemänner schlecht behandelt werden und zudem auch noch selbst schlecht über andere Frauen reden. Warum nur lässt man sich dies gefallen?

Tomás agiert als Ich- Erzähler und lässt uns an seinen schmutzigen Fantasien teilhaben, die man nur schwer erträgt, da sie von Gewalt geprägt sind. Frau Belpois gelingt es in meinen Augen sehr gut ein authentisches Bild eines typischen Mannes des Dorfes durch ihn aufzuzeigen. Ich als Leserin wollte ihn oft schütteln, dass er sie so nicht behandeln darf. Auch wenn es hart klingen mag, so gönnte ich ihm auf gewisse Weise seine Erkrankung, denn nur so kann er erkennen, dass er nicht immer der Starke sein wird, der alle und alles beherrscht.

Suiza ist das genaue Gegenteil von ihm, da sie zart und weich ist. Sie ist die Höflichkeit in Person ihrem Umfeld gegenüber, was sie von den anderen Dorfbewohnern unterscheidet. Sie hat etwas so Kindliches an sich, dass man sie sofort beschützen möchte. Auch wenn sie nur sehr wenig im Buch zu Wort kommt, so mochte ich sie gern.

Meine Lieblingsfigur ist jedoch Lope, denn an ihm erkennt man, dass sich Hilfsbereitsschaft und liebenswertes Verhalten nicht durch das Äußere ableiten lassen. Schon tragisch, dass er sich damit abgefunden hat, dass die anderen Dorfbewohner ihn aufgrund seines Äußeren und seiner sexuellen Orientierung mobben. Und trotzdem macht er das Beste aus seinem Leben und hilft nebenbei noch anderen.

Das Besondere an dem Roman ist in jedem Fall die Sprache, die mich direkt für sich eingenommen hat. Da wird der Wald so intensiv beschrieben, dass man ihn nicht nur bildlich vor Augen hat, sondern auch hören und riechen kann. Die bildhafte Sprache hat mir außerordentlich gut gefallen.

Das Buch hat in mir auf jeden Fall Emotionen geweckt, auch wenn diese defintiv anders waren als ich es erwartet hatte, denn ich war oft wütend auf die männlichen Protagonisten und ihr Machoverhalten.

Und was ist da nun genau zwischen Suiza und Tomás? Die Einen mögen es Liebe nennen, für mich war es schlicht eine Beziehung voller Abhängigkeiten, die zwar funktioniert, aber keineswegs als gesund bezeichnet werden kann. Leidenschaft: ja, Hingabe: unbedingt, Ekstase: na klar, Liebe: ich weiß nicht...

Das Ende hat mich geschockt und beinahe wütend gemacht, denn diese Wende hatte ich nicht kommen sehen. Tomás bleibt seinem Stil eben doch treu.

Fazit: Ein Roman der aufwühlt, der den Leser fordert und oft nachdenklich stimmt. Kein leichter Spaziergang, sondern ein steiniger, steiler Wanderweg. Ich spreche gern eine Empfehlung aus, weil er sprachlich einfach nur klasse ist und aufzeigt wie Menschen sein können.

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