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Veröffentlicht am 31.03.2017

Atmosphärischer Roman, dem jedoch die nötige Spannung fehlt; auch die Charaktere konnten mich nicht fesseln

Das Gedächtnis der Insel
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Der 38-jährige Archäologe Yann Schneider kehrt nach 20 Jahren Abwesenheit anlässlich des überraschenden Todes seines Vaters aus Paris auf seine Heimatinsel im französischen Atlantik zurück.

Seine Mutter ...


Der 38-jährige Archäologe Yann Schneider kehrt nach 20 Jahren Abwesenheit anlässlich des überraschenden Todes seines Vaters aus Paris auf seine Heimatinsel im französischen Atlantik zurück.

Seine Mutter ist bereits in seiner Kindheit bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen. Die Fischer sprechen von "Verschwinden", da ihre Leiche nie gefunden wurde.

Als sich die Beerdigung von Yanns Vater aufgrund eines angekündigten Sturms verzögert, beginnt Yann zusammen mit seiner Schulfreundin und Jugendliebe Gwenn, die bei der französischen Gendarmerie arbeitet, mit Nachforschungen, was den Tod seiner Mutter vor fast 30 Jahren betrifft. Sie hatte sich unmittelbar vor ihrem Tod mit einem Schriftsteller mit dem Pseudonym Jojo getroffen, der auch auf dem Unglücksschiff gewesen sein soll. Auch seine Leiche wurde nie gefunden, zudem wurde sein Name auch nie in der Berichterstattung in den Zeitungen erwähnt. Nicht nur der Tod der Mutter, die mit einem seeuntauglichen Segelboot aufs Meer gefahren ist, auch der angebliche Selbstmord seines Vaters, der vor seinem Tod noch ein Ticket nach Paris gekauft hatte, geben Yann immer mehr Rätsel auf...

Aufgrund der schon kurz nach Veröffentlichung des Romans zahlreichen 5-Sterne-Bewertungen hatte ich mich auf einen spannenden Plot um ein jahrzehntealtes Geheimnis gefreut.
"Das Gedächtnis der Insel" konnte mich zu Beginn allerdings gar nicht fesseln. Der Autor schafft es zwar, den Leser unmittelbar auf die kleine französische Insel in der Bretagne zu versetzen und eine nicht nur wetterbedingt bedrohlich anmutende Atmosphäre aufzubauen, die Handlung selbst blieb jedoch lange wenig spannungsgeladen.
Diese baute sich sehr gemächlich auf, bis sich ab der zweiten Hälfte die Abgründe der einzelnen Bewohner der verschlafenen Insel auftun und die Geheimnisse der Vergangenheit, die Vertuschung von Verbrechen, deutlich werden, die nur in einer verschworenen Gemeinschaft der übersichtlichen Anzahl der Inselbewohner über Jahrzehnte im Verborgenen geblieben sind, ohne dass es Ermittlungen der nationalen Polizei gegeben hatte.
Gleichzeitig war der Roman damit aber auch sehr vorhersehbar, weshalb das Ende und der "Showdown" im Sturm für mich dann nicht überraschend war.

"Das Gedächtnis der Insel" ist ein Roman, der sich innerhalb eines Tages lesen lässt, der mich aber vor allem aufgrund der überschwänglichen Kommentare letztendlich enttäuscht hat.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Skuriller Roadtrip, der zum Teil etwas überladen wirkte und echte Lacher vermissen ließ

Ach du dickes Ding
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Simon Berger trauert noch immer um seine vor fünf Jahren verstorbene Ehefrau Sandra und nimmt deshalb kaum aktiv am Leben teil. Seinen Job als Filialleiter einer Bank, wo er größtenteils damit beschäftigt ...

Simon Berger trauert noch immer um seine vor fünf Jahren verstorbene Ehefrau Sandra und nimmt deshalb kaum aktiv am Leben teil. Seinen Job als Filialleiter einer Bank, wo er größtenteils damit beschäftigt ist, Kreditanträge nicht zu genehmigen, befriedigt ihn schon lange nicht mehr.

Simons lebenslustige Mutter ist der Meinung, dass die Zeit der Trauer nun endgültig vorbei ist und möchte ihren Sohn aus seiner Lethargie befreien. Bei einem Zoobesuch an ihrem Geburtstag entreißt sie ihm seine Halskette, an der er den Ring von Sandra trägt. In panischer Angst um ihr Andenken bringt Simon sich in Lebensgefahr, als er die Kette aus dem Hippodrom vor der aggressiven Nilpferd-Dame Daisy rettet. zu ihm ist Daisy allerdings überraschend zahm und ein später folgender Reinkarnationstest, den Simon zusammen mit dem buddhistisch angehauchten Tierpfleger Hagen durchführt, legt nahe, dass Sandra als Nilpferd Daisy wiedergeboren wurde.

Simon freut sich, seine Sandra wiederzuhaben, bis er erfährt, dass der berechnende Zoodirektor die in seinen Augen unsoziale und unwirtschaftliche Daisy den Löwen zum Fraß vorwerfen möchte.

Zusammen mit Hagen und der Inhaberin einer Speditionsfirma vor der Pleite startet Simon die Aktion "Rettet Daisy" und entführt das Nilpferd kurzerhand aus dem Kölner Zoo, um sie in das über 10.000 km entfernte Kenia zu bringen. Es beginnt ein turbulenter Roadtrip, auf dem Simon wirklich alles für Daisy bzw. seine Sandra riskiert.

"Ach du dickes Ding" ist ein leicht zu lesender Roman voller aberwitziger und absurder Situationen. Simon krempelt sein bisheriges Leben komplett um, riskiert sogar seine Freiheit, um seiner geliebten Sandra noch einmal nah sein zu können.

Auch wenn man die Geschichte nicht ganz ernst nehmen kann, sie stellenweise sehr überzeichnet ist wirkt und irgendwie von vornherein klar ist, dass das Gespann Kenia nie erreichen wird, ist das Buch unterhaltsam geschrieben - die großen Lacher sind für mich jedoch ausgeblieben.

Während des Roadtrips zog sich der Roman ein wenig in die Länge und war meiner Meinung nach mit Geschichten von Mafia bzw. Kopfgeldjägern und aufkeimender Romantik zwischen den Protagonisten etwas überladen. Zudem fügte sich so manches durch zu viele wohlgemeinte Zufälle zu einem glücklichen Ende zusammen. Hier wäre weniger mehr gewesen!
Trotzdem bleibt es spannend zu erfahren, wo Daisy letztlich ihr weiteres Lebens als Nilpferd-Mama verbringen darf und welche (strafrechtlichen) Konsequenzen die Rettungsaktion für Simon haben wird.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Handlung hätte mehr Potenzial gehabt, leidet jedoch unter eindimensionalen und wenig sympathischen Charakteren

The Couple Next Door
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Das Ehepaar Anne und Marco Conti ist bei einer Party bei seinen Nachbarn Cynthia und Graham, als ihre sechs Monate alte Tochter Cora entführt wird. Sie haben sie zum ersten Mal allein mit einem Babyphone ...

Das Ehepaar Anne und Marco Conti ist bei einer Party bei seinen Nachbarn Cynthia und Graham, als ihre sechs Monate alte Tochter Cora entführt wird. Sie haben sie zum ersten Mal allein mit einem Babyphone zu Hause gelassen, da die Babysitterin kurzfristig abgesagt hatte.

Die Polizei in Person des Detective Rasbach verdächtigt als erstes die Eltern, da diese in den meisten Fällen von Gewalt gegenüber Kindern selbst die Täter sind. Es gibt auch keine Einbruchsspuren oder sonstige Spuren, die auf einen fremden Täter hindeuten.

Anne, die unter postnatalen Depressionen leidet, macht sich schwere Vorwürfe. Sie wollte Cora nie allein lassen, aber Marco hatte sie letztlich dazu überredet, zumal sie stündlich nach dem Baby sehen wollten.
Annes Eltern sind Muli-Millionäre, weshalb der Verdacht nahe liegt, dass es sich doch um einen Fall von Kindesentführung handeln könnte, um die Großeltern zu erpressen.

Die Nerven liegen bald bei allen Beteiligten blank, als keine Lösegeldforderung eingeht. Nach und nach werden sowohl Informationen über Anne als auch Marco bekannt, die als Indizien für eine Beteiligung am Verschwinden von Cora gewertet werden. Hat Anne die Kontrolle über sich verloren und das kleine Mädchen versehentlich im Affekt getötet? Gab es einen Unfall? Hilft Marco dabei, den Vorfall zu vertuschen, um seine Ehefrau zu schützen? Oder ist er gar aufgrund seiner finanziellen Notlage der Schuldige?

"The Couple Next Door" ist ein Psychothriller, der zeigt, dass es hinter der Fassade einer scheinbar intakten Familie brodeln kann. Schon während der Party bei den Nachbarn wird offensichtlich, dass die Beziehung zwischen Anne und Marco nicht intakt ist. Als Cora verschwunden ist, misstrauen und verdächtigen sich die Protagonisten gegenseitig.

Während die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei nur eine untergeordnete Rolle spielt, werden immer mehr Hintergründe über Anne und Marco und die Nacht der vermeintlichen Entführung von Cora bekannt. Der Thriller bleibt durch überraschende Wendungen und neue Offenbarungen bis zum Ende spannend.

Die Charaktere sind allerdings eindimensional und wenig sympathisch. Detective Rasbach legt eine überhebliche Art an den Tag und ermittelt von Anbeginn sehr einseitig gegen die Eltern. Auch Anne und Marco sind beides keine Personen, deren Schicksal berührt. Ihr Verhalten ist oft übertrieben bis unrealistisch, was den Thriller etwas konstruiert wirken lässt. Dennoch bietet er gute Unterhaltung bis fast zum Schluss. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und die Handlung nach der Auflösung des Falls hätte die Autorin meiner Meinung nach besser nicht weiterspinnen sollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Figuren
  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 11.03.2017

Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die mich nicht fesseln konnte

Das Labyrinth der Wörter
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Germain Chaze ist 45 Jahre alt und lebt in einem Wohnwagen auf dem Grundstück seiner Mutter. Schon von jeher wurde er von ihr als dumm und ungewollt abgelehnt und entsprechend vernachlässigt. Nicht nur ...

Germain Chaze ist 45 Jahre alt und lebt in einem Wohnwagen auf dem Grundstück seiner Mutter. Schon von jeher wurde er von ihr als dumm und ungewollt abgelehnt und entsprechend vernachlässigt. Nicht nur aufgrund der mangelnden Liebe und Unterstützung seiner Mutter sowie der unzureichenden Schulbildung, ist er geistig unterentwickelt.

Mit handwerklichen Gelegenheitsjobs verdient er sein Geld, anonsten beschäftigt er sich mit dem Gemüseanbau in seinem Garten und geht regelmäßig in die Dorfkneipe auf ein Bier, wo er aber auch nicht wirklich ernst genommen wird.

Im Park, wo er die Tauben zählt und ihnen sogar Namen gibt, lernt er die 86-jährige Margueritte kennen, die die erste Person ist, die sich unvoreingenommen mit ihm unterhält. Von ihrer gewählten Ausdrucksweise ist er zunächst ein wenig irritiert, freundet sich mit der älteren Dame aber bald an, die für ihn wie eine "Oma" wird. Sie beginnt, ihm aus Büchern vorzulesen, so dass Germain den Ehrgeiz entwickelt, diese verstehen zu wollen. Als Marguerittes Sehfähigkeit dann immer eingeschränkter wird, ist es Germain selbst, der sich aus der Bibliothek Bücher leiht und ihr daraus vorliest.

Durch Margueritte hat Germain mit 45 Jahren erstmalig erfahren, wie es ist, geschätzt zu werden und Liebe und Vertrauen zu empfinden. Dieses Gefühl von Geborgenheit, das ihm durch seine neue "Oma" vermittelt wurde, wirkt sich auch positiv auf seine bisher rein auf das Sexuelle reduzierte Beziehung zu der jüngeren Annette aus.

Der kurze Roman gibt inhaltlich nicht viel für eine Handlung her, weshalb sie mich nicht fesseln konnte. Der Großteil der Geschichte spielt sich in den Gedanken von Germain ab, was mich irritierte, da er geistig eingeschränkt sein sollte. Er denkt aber so viel über Gesagtes nach, macht sich Gedanken über einzelne Wörter und kann sich viele Details aus Wörterbüchern und Lexika merken, dass ich dies für einen bewusst als sehr einfach dargestellten Menschen unrealistisch empfand.

Mit der gutmütigen, zierlichen, sanften Omi konnte der Gegensatz zu dem bulligen Germain mit der Fäkalsprache nicht größer sein, weshalb das Buch etwas Schwarz-Weiß-Malerisch ist.

Der Roman zeigt jedoch, dass für die Entwicklung eines Menschen nicht (nur) angeborene, genetische Faktoren ausschlaggebend sind, sondern dass die erste Sozialisation, Familie, Liebe und Vertrauen einen Menschen prägen und fördern oder verkümmern lassen.

Veröffentlicht am 01.03.2017

Der alltägliche Kampf der Geschlechter auf humorvolle Art erklärt - aber im Prinzip nichts Neues

Oh Boy, oh Girl!
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"Oh boy, oh girl" ist ein amüsantes Sachbuch, das die Unterschiede zwischen Mann und Frau aus der persönlichen Sicht von York Pijahn und Evelyn Holst darstellt.

Die Kolumne von York Pijahn in der Zeitschrift ...

"Oh boy, oh girl" ist ein amüsantes Sachbuch, das die Unterschiede zwischen Mann und Frau aus der persönlichen Sicht von York Pijahn und Evelyn Holst darstellt.

Die Kolumne von York Pijahn in der Zeitschrift Myself, "100 Zeilen Liebe", verfolge ich jeden Monat. Aufgrund seines Charmes und des selbstironischen Humors wollte ich ein ganzes Buch von Pijahn lesen.

Die beiden Journalisten schildern in der "Gebrauchsanleitung für Männer und Frauen" ihre persönlichen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht in 24 Kapiteln. So werden die unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen von "typischen" Männern bzw. Frauen von Kindesbeinen bis ins hohe Alter beschrieben.
Dabei werden zahlreiche altbekannte Klischees bedient, wie shoppende Frauen, leidende Männer, unterschiedliche Ansichten in Sachen Hygiene im Haushalt etc., die dem Leser zwar keine neuen Informationen bieten, aber dennoch zum besseren Verständnis des anderen Geschlechts beitragen können, indem man vieles einfach nicht so ernst sehen darf.

Jede Frau und jeder Mann wird sich selbst mit dem Buch bzw. den Partner oder Ex-Partner an der ein oder anderen Stelle wiederfinden und über sich selbst lachen können.

Die recht unterhaltsame Darstellung der geschlechtsspezifischen Unterschiede wird am Ende eines jeden Kapitels durch Experteninterviews zum entsprechenden Thema ergänzt, so dass zur rein persönlichen Meinung von Pijahn und Holst auch wissenschaftliche Aspekte zum Tragen kommen.

"Oh boy, oh girl" ist weniger als ernsthafter Ratgeber in Beziehungsfragen zu gebrauchen und enthält auch nichts wesentlich Neues, erklärt jedoch auf humorvolle Art den alltäglichen Kampf der Geschlechter und ist deshalb auch als Geschenkbuch für das andere Geschlecht zu empfehlen.

Die monatliche Kolumne von York Pijahn empfinde ich dennoch als pointierter und witziger als diese "Gebrauchsanleitung für Männer und Frauen".