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Veröffentlicht am 13.08.2021

Herodot Geschichtsschreibung

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
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Johannes Gerlitzen wohnt mit seiner schwangeren Frau Elisabeth in St. Peter am Anger. Der Ort, ein knapp 500 Einwohner zählendes Alpendorf und unterhalb der Sporzer Alpen, mit den 4000 m hohen Gipfeln, ...

Johannes Gerlitzen wohnt mit seiner schwangeren Frau Elisabeth in St. Peter am Anger. Der Ort, ein knapp 500 Einwohner zählendes Alpendorf und unterhalb der Sporzer Alpen, mit den 4000 m hohen Gipfeln, gelegen, weißt eine lange Geschichte als rebellische uneinnehmbare Hochburg auf. Weder Kaiser noch Papst konnten dem Dorf Herr werden, eine Tatsache, auf die die St. Petrianer besonders stolz sind. Und so ist es auch, dass kein St. Petrianer sein Dorf verlässt und kaum ein Nicht-St. Petrianer ins Dorf einheiratet. Das ändert sich als Elisabeth eine Tochter zur Welt bringt, in der Johannes seinen Erzfeind und Nachbar Götsch zu erkennen glaubt. Johannes packt seine Sachen und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus und ins Kirchenhaus ein. Dort unterzieht er sich einer Entwurmungskur, mit welcher er sich seines 14,8 m langen Bandwurms entledigt und damit seine Berufung für die Naturwissenschaft begründet. Er verlässt sein Dorf, seine Frau und das Mädchen, das sie ihm geboren hat.
Nach vielen Jahren, Ilse ist nun fast 11 Jahre alt, erkrankt Elisabeth unheilbar an Parkinson. Johannes kehrt ins Dorf zurück, versöhnt sich mit seiner Frau und den St. Petrianern und wird Dorfarzt. Einzig allein das Zusammenleben mit seiner Tochter bleibt extrem schwierig. Auch der Tod der Mutter kann beide nicht zueinander finden lassen. Nachdem Ilse, gegen den Willen des Vaters, Alois heiratet und nach vielen Ehejahren einen Sohn zur Welt bringt, dem sie den Namen ihres Vaters geben und mit A. den Namen des Vaters dazufügen, kommt das Verhältnis der beiden einigermaßen in Ordnung.
Johannes A. und der Doktor Opa sind ein Herz und eine Seele. Es ist der Doktor Opa, der den kleinen Johannes A. in die Naturwissenschaft einführt, mit ihm griechische Mythologie liest und den Jungen in seiner Eigenart und ablehnenden Haltung gegenüber den Bergbarbaren, wie Doktor Opa die Dorfbewohner betitelt, fördert. Als er stirbt, ist Johannes A. im Grundschulalter und eine Welt bricht für den Jungen zusammen.
Es braucht den Zufall, dass Johannes A. Irrwein, der sich seit dem Tod seines Doktor Opa von der Familie und dem Dorf vollkommen zurückgezogen hat, ein Stipendium bekommt und somit auf das Gymnasium des Benediktinerklosters in Lenk gehen kann. Hier, unter dem Schutz von Pater Tobias erlebt Johannes seine erste glückliche Zeit. Johannes A. wird Mitglied des Digamma-Klubs, dessen Hauptziel der Erhalt der klassisch-europäischen Bildung ist. Die Liebe zu Klassik und die Überzeugung, dass seine Erfüllung in der Fortführung Herodots Geschichtsschreibung liegt, wird für Johannes und die St. Petrianer zu einer großen Herausforderung.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Der Debütroman von Vea Kaiser ist ein heiteres Werk über ein skurriles Bergdorf und seinen Bewohnern. Darin plaudert sie mit Nonchalance über die St. Petrianer, die in den Dorfchroniken als Bergbarbaren geführt sind, und hat über jeden etwas zu berichten. Auch die Gepflogenheiten, Eigenheiten und Sonderheiten beschreibt sie recht ausführlich. All das macht das Buch stellenweise etwas langatmig. Die vielen direkten Reden im strengen Dialekt sind für mich als Südtirolerin sehr beschwingt zu lesen, ob ein jeder damit zurechtkommt, wage ich zu bezweifeln. Das letzte Drittel des Romans, beginnend mit Johannes‘ verpatzter Maturaprüfung, ist mit Sicherheit am besten gelungen.

Fazit
Nachdem ich ihren letzten Roman „Rückwärtswalzer“ gelesen hatte, wolle ich auch ihre anderen Romane kennenlernen. Mit „Blasmusikpop“ ist ihr ein heiterer Debütroman über das entlegene Dorf St. Peter am Anger und seiner sich der Moderne widerstrebenden Dorfgemeinschaft gelungen. Leider ist das Buch etwas anstrengend und obwohl ab dem letzten Drittel sehr amüsant und lustig geschrieben, ist der Weg dahin doch mühsam.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Ein gelungener Debütroman

Im Reich der Schuhe
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Fedor Cohen hat in China eine Schuhfabrik aufgebaut, die nun nach seinem Willen sein Sohn Alex zu seinen Bedingungen und in seinem Sinne weiterführen soll. Überrumpelt von diesem Plan muss Alex in einem ...

Fedor Cohen hat in China eine Schuhfabrik aufgebaut, die nun nach seinem Willen sein Sohn Alex zu seinen Bedingungen und in seinem Sinne weiterführen soll. Überrumpelt von diesem Plan muss Alex in einem fremden Land nicht nur mit seinem Vater und der Fabrik fertig werden, sondern zu sich selbst finden und sich seinen eigenen Weg erarbeiten. Ivy, eine chinesische Näherin in der Fabrik seines Vaters, wird ihn ein Stück begleiten und ihn für Ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Arbeitswelt gewinnen.
Der Generationskonflikt zwischen Vater und Sohn wird beide an ihre Grenzen bringen und einen Verlierer und einen Gewinner hinterlassen.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich war schon von der Leseprobe angetan. Es ist die Sprache, in der ausgezeichneten Übersetzung von Sophie Zeitz, die mich eingefangen hat. Sie führt mich ruhig durch den Roman, sodass ich mich total entspannen und dem Erzählten leicht folgen kann. Das ist sehr angenehm und vermittelt ein gutes Lesegefühl.
Spencer nimmt mich mit auf seinem Weg, taucht ein in seine Erinnerungen und seine Familientradition. Besonders berührt haben mich die Ausführungen zum Vater-Sohn-Konflikt. Wer so etwas auch nur im Ansatz kennt, weiß, wie hervorragen Spencer dieses Thema ausarbeitet.

Fazit
Im Reich der Schuhe von Spencer Wise ist ein Buch, das polarisiert. Begeisterung und Ablehnung stehen sich fast unversöhnlich gegenüber. Der Roman gefällt mir. Mit seiner ausgeglichen, ruhigen Erzählweise erzählt er von einem jüdischen jungen Kaufmann, der in China seinen Weg finden wird. Mich konnte der Debütroman begeistern. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und viel über China, jüdisches Leben, kaufmännisches Geschick und die Schuhherstellung erfahren.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Camorra und Mafia in Südtirol

Das dunkle Dorf
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In Wolkenstein wird ein Gemeindepolizist getötet und in der leeren dritten Etage der Villa Wolkenstein aufgefunden. Es ist Hochsaison und freie Zimmer kaum zu finden. Eine gesamte Etage unbelegt, da werden ...

In Wolkenstein wird ein Gemeindepolizist getötet und in der leeren dritten Etage der Villa Wolkenstein aufgefunden. Es ist Hochsaison und freie Zimmer kaum zu finden. Eine gesamte Etage unbelegt, da werden Grauner und Saltapepe hellhörig. Grauner hat aber noch andere Sorgen. Seine Tochter Sara ist verschwunden und in ihrem Zimmer findet Alba, Saras Mutter, die neue gefährliche synthetische Droge Carfentanyl.
Relativ schnell steht fest, dass der Tote und die Drogen zusammenhängen.
Saltapepe, der sich mit seiner Kollegin im Hotel einquartiert um verdeckt zu ermitteln, muss unerwartet untertauchen. Die Camorra hat ihn nicht vergessen und sein Leben ist in tödlicher Gefahr.
Meine persönlichen Eindrücke
Es ist der 6. Fall mit Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe. Außerordentliche Umstände lassen das Team diesmal nicht zusammen ermitteln: Saltapepe muss untertauchen und Grauner seine Tochter retten.
Der Krimi war sehr spannend zu lesen. Gekonnt baut Koppelstätter eine, wenn auch für Südtirol ungewöhnliche Mafiastory auf, die ich als Leserin besorgt gebannt mitverfolge. Erst am Ende klärt sich alles auf und ein kleiner Einblick in die Welt der neapolitanischen Camorra gewährt. Zwar ist der alte Grauner nicht zurück, den ich in den ersten drei Büchern „Der Tote am Gletscher“, „Nachts am Brenner“ und „Die Stille der Lärchen“ lieben gelernt habe, aber der tolle Krimistil von Koppelstätter ist wieder da.
Fazit
Wenn auch der Fall für Südtirol sehr ungewöhnlich ist, kann Lenz Koppelstätter damit an seine ersten drei Bücher der Buchreihe anschließen, die ich immer noch für die besten halte.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Dorf namens Brinkebüll

Mittagsstunde
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Brinkebüll ist ein kleines Dorf in Nordfriesland. Dort lehrt Lehrer Steensen in der Dorfschule alle Kinder in einer Klasse, Dorfpastor Ahlsens predigt in der Kirche mit wenig Erfolg und Dora Koppmann führt ...

Brinkebüll ist ein kleines Dorf in Nordfriesland. Dort lehrt Lehrer Steensen in der Dorfschule alle Kinder in einer Klasse, Dorfpastor Ahlsens predigt in der Kirche mit wenig Erfolg und Dora Koppmann führt ihr Lebensmittelgeschäft ohne Selbstbedienung. Und dann gibt es dort den einzigen Gasthof, den Sönke Feddersen mit Frau Ella in 3. Generation führt. Die Menschen dort sind eigen, es gibt viel Ungesagtes und Kinder lernen schnell, was man wissen darf und was nicht.

So wächst Ingwer Feddersen bei seinen Großeltern auf, die er liebevoll Vadder und Mudder nennt, weil seine eigene Mutter nicht für ihn da sein kann.
Ingwer ist ein intelligenter, ruhiger Junge. Er verlässt Brinkebüll um zu studieren und schafft es zur Promotion um anschließend an der Uni Kiel zu unterrichten. Mit 47 Jahren nimmt er sich ein Sabbatjahr um seine Großeltern zu pflegen. Damit kehren viele Erinnerungen an Brinkebüll und dessen Einwohner zurück.

Meine persönlichen Eindrücke
Schon die ersten Seiten dieses Romans erinnern mich an Lenzens Roman „Deutschstunde“. Dörte Hansen beschreibt ein Leben und einen Menschtyp, die ich bereits aus diesem Roman kenne. Mit einem feinen Unterschied: sie verwendet dafür eine weichere, aber nicht weniger treffsichere, Sprache. Sie führt mehr aus, erklärt Sachverhalte und gibt Einblick in den Alltag.

Sie erzählt das Funktionieren einer Dorfgemeinschaft, wie ein altes Spiel, bei dem die Regeln nie geändert wurden.
Die Rückblicke in die Vergangenheit, die sich mit der Gegenwart des Romans abwechseln, binden die Geschichte eines alten Dorfes ein, das sich für die Zukunft wappnen und jahrhundertalte Traditionen abstreifen muss.

Fazit
Dörte Hansen erzählt in ihrem Buch „Mittagsstunde“ über das Jetzt und das Damals. Ihr Buch ist ein netter Roman. Die vielen plattdeutschen Textstellen und die humorvollen Anekdoten schaffen eine abwechslungsreiche und unterhaltende Lektüre.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Ein sehr gelungenes Jugendbuch

Warten auf Wind
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Das Verhältnis von Großvätern zu ihren Enkelkindern ist etwas ganz Besonderes. Da können Eltern nicht mithalten. Und so ist es auch in diesem Roman. Jeden Sommer verbringt Vinga bei ihrem Opa und sie kann ...

Das Verhältnis von Großvätern zu ihren Enkelkindern ist etwas ganz Besonderes. Da können Eltern nicht mithalten. Und so ist es auch in diesem Roman. Jeden Sommer verbringt Vinga bei ihrem Opa und sie kann es gar nicht abwarten, endlich der Stadt zu entkommen.
Es sind Schulferien und Vinga kommt wieder zu ihrem Opa auf die Insel. Dieses Mal will sie den ganzen Sommer bei ihm verbringen, denn es gibt die Sache mit dem Boot - der Schnigge. Sie ist ein Geschenk und sie kann es kaum glauben, so überwältigt fühlt sie sich! Und wie es sich gehört, muss die Schnigge erst mal seetauglich gemacht - da gibt es allerhand zu tun. Eine Aufgabe in der Vinga vollkommen aufgeht und die ihr über die Trennung ihrer Eltern hinweghilft. Doch da taucht plötzlich Rut auf und mit ihr wird alles anders.
Oskar Kroon hat mit diesem Buch einen Volltreffer gelandet. Er greift hochsensibel das Thema der Trennung von Eltern auf, erzählt liebevoll über den Opa und lässt Vinga diesen Sommer auf der Insel mit der Schnigge und Rut eine Verwandlung durchleben, die sie für immer prägen wird. Das sind alles die richtigen Zutaten für ein Jugendbuch. Dem Schriftsteller ist hier eine spannende, mitreißende und altersgerechte Geschichte gelungen.

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