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Veröffentlicht am 17.02.2021

Große Familiensaga mit vielen Geheimnissen

Elbleuchten
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Die Reedersfamilie Karsten aus Hamburg ist erfolgreich und geachtet. Ihre Tochter Lily wächst behütet in der Villa an der Bellevue auf. Die junge Frau hat große Träume, weiß aber wenig von dem, was im ...

Die Reedersfamilie Karsten aus Hamburg ist erfolgreich und geachtet. Ihre Tochter Lily wächst behütet in der Villa an der Bellevue auf. Die junge Frau hat große Träume, weiß aber wenig von dem, was im Leben wirklich vor sich geht. Sie ist verlobt und eigentlich liebt sie ihren Henry. Aber irgendetwas treibt sie immer um. Etwas um sich nicht an die auferlegten Regeln zu halten. Im Sommer 1886 soll sie einer Schiffstaufe beiwohnen und die Rede halten, als ein Unglück geschieht. Lily fühlt sich schuldig, denn ein Hafenarbeiter wurde durch ihre Schuld schwer verletzt. Jo Bolten ist ein Freund des Arbeiters und will um Hilfe bitten, doch er wird abgewiesen. Jo lebt in dem Gängeviertel Hamburgs. Lily will unbedingt helfen, ihr schlechtes Gewissen treibt sie an. So macht sie sich mit Jo auf den Weg in die Elendsviertel der Stadt. Es bleibt nicht bei dieser einen Begegnung, aber haben Jo und Lily überhaupt eine Chance? Unterschiedlicher könnten sie kaum aufgewachsen sein, ihrer beider Leben geht in so unterschiedliche Richtungen.

Miriam Georg nimmt ihre Leser mit in das ausgehende 19. Jahrhunderts in Hamburg. Das Leben der reichen Familie Karsten schildert sie bunt schillernd. Lily ist jung und unschuldig, weiß vom Leben und seinen Problemen nichts. Sie hat Träume und Hoffnungen. Bisher hat sie in einer Welt ohne Armut und Elend gelebt. An der Seite von Jo lernt sie nun ein anderes Hamburg kennen, bald erkennt sie aber auch, dass auch in ihrer Familie nicht alles so ist, wie es nach außen scheint.

Die Geschichte von Lily und Jo hat mich schnell in seinen Bann gezogen und die 600 Seiten waren dementsprechend schnell gelesen, allerdings habe ich so meine Probleme damit, wie naiv die junge Frau zu Werke ging. So manche Szene konnte ich ihr einfach nicht abnehmen. Auch das Verhalten einiger anderer Protagonisten fand ich nicht unbedingt nachvollziehbar. Vor allem Franz, ihr Bruder, hatte so seine seltsamen Anwandlungen. Mir fehlen hier die Ecken und Kanten. Irgendwie kommt mir gerade der Bruder zu blass daher, obwohl er Potenzial zu haben scheint. Auch Sylta, ihre Mutter, kam mir doch sehr naiv vor. Erst bemerkt man sie kaum und dann handelt sie auf eine Weise, die ich so nicht wirklich glauben mag. Die Geheimnisse der Familie und der Versuch, diese zu schützen, waren hingegen wieder interessant.

An der Seite von Jo erlebt Lily ein Hamburg, welches sie so nicht kannte. Ich hatte das Gefühl, dort im Gängeviertel gab es nur Schmutz und Dreck, Diebe und Mörder. Mir war das irgendwie zu einseitig. Auf der anderen Seite schritt die Handlung auch rasend schnell voran. Kaum war ein Problem gelöst, kam das nächste daher.

Der Erzählstil ist zudem leicht und flüssig zu lesen. Die Autorin erzählt in mehreren Handlungssträngen ihre Geschichte. Man erfährt also von so einigen Charakteren, was sie umtreibt und wieso. Dadurch ist die eigentliche Handlung gelungen vielfältig. Interessant fand ich die gesellschaftlichen Strukturen dieser Zeit. Die Frauen beginnen gerade erst selbstbewusst und selbstbestimmt aufzutreten. Sie haben noch einen langen Weg bis zur Emanzipation vor sich, aber die Anfänge in diesen Jahren werden gut dargestellt. Lily und alle Frauen in ihrem Haushalt haben sich dem zu fügen, was die Männer bestimmen. Eine Tatsache, die gerade die temperamentvolle Lily nur schwer ertragen kann. Aber schnell wird auch klar, nicht nur die Frauen haben sich an strenge Regeln zu halten, auch von den Männern gerade in der oberen Gesellschaftsschicht wird einiges verlangt.


Fazit:

„Elbleuchten“ ist der erste Teil einer neuen Reihe über eine hanseatische Familie. Hier wurde alles bedacht vom naiven jungen Töchterchen über großer Bruder, der alles an sich reißt, um sein eigenes Geheimnis um jeden Preis zu wahren und Eltern, die mit ihrer Situation überfordert sind. Es gibt große Geheimnisse, viel Gefühl, die große Liebe und noch größere Sorgen und Verstrickungen der Umstände. Und auch wenn ich nicht zu 100 % überzeugt bin von dem Buch habe ich mich trotzdem gut Unterhalten gefühlt und bin gespannt, was die Autorin Miriam Georg uns in dem zweiten Teil, der bald erscheinen wird, erzählt.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Ulm im Nebel

Die Begine und der Siechenmeister
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Nachdem der Siechenmeister Lazarus und die Begine Anna Ehinger einen Mörder entlarvt hatten und sich dabei näher gekommen sind, als es ihr Stand erlaubt, wurde Lazarus nach Rom befohlen. Vier Monate sind ...

Nachdem der Siechenmeister Lazarus und die Begine Anna Ehinger einen Mörder entlarvt hatten und sich dabei näher gekommen sind, als es ihr Stand erlaubt, wurde Lazarus nach Rom befohlen. Vier Monate sind seit dem vergangen. Anna arbeitet wieder im Spital, aber ihre Gedanken kreisen immer noch um den jungen Mönch. Dann ist er plötzlich wieder da, aber Lazarus ist wie verwandelt, kalt und abweisend der jungen Frau gegenüber. Zur selben Zeit sucht eine fremde Frau den Schutz der Beginen auf, sie ist krank und schnell wird klar, sie muss ins Spital, doch es ist bereits zu spät, die fremde verstirbt. Dann geschehen seltsame Dinge gleichzeitig. Zum einen verschwindet der Leichnam und dafür tauchen Kinderleichen auf, einiges Unheimliches scheint seinen Anfang zu nehmen. Anna kann es nicht lassen und versucht den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Der neue Roman von Silvia Stolzenburg ist der zweite Teil ihre Reihe über die Begine Anna Ehinger und dem Siechenmeister Lazarus. Die Handlung spielt in Ulm im Jahre 1412. Bei dieser Reihe handelt es sich um eine historische Krimireihe. Die einzelnen Teile empfinde ich als durchaus einzeln lesbar, da das eigentliche Verbrechen aufgeklärt wird. Natürlich entwickeln sich die Protagonisten im Laufe der Handlung weiter und ihr Verhalten zueinander verändert sich. Gerade das Verhältnis zwischen der Begine und Lazarus bietet einiges an liebenswerten Szenen. Wie sich ihre Beziehung entwickelt und verändert, geschieht von Roman zu Roman.

Der Erzählstil von Silvia Stolzenburg ist leicht und flüssig zu lesen, in diesem Fall aber auch etwas düster. Ihre Beschreibungen der Geschehnisse rund um Ulm sind leicht nebulös, was vielleicht auch daran liegt, das das Geschehen sich im Herbst/Winter abspielt und Ulm im Nebel versunken zu sein scheint. Hinzu kommen die doch grausigen Funde der Kinderleichen. Diese Funde erzählt die Autorin schon ziemlich genau.

Silvia Stolzenburg versteht es geschickt die Tat und das Motiv zu verschleiern und dabei gleichzeitig aus dem Leben dieser Epoche zu erzählen. Da Anna in einem Spital arbeitet, gibt sie Einblicke in die Medizin dieser Zeit. Manche Szenen sind schon ziemlich heftig, wie als sie zum Beispiel beschreibt, wie ein Bein amputiert wird oder wie der Wundarzt die Patienten behandelt. Hier zeigt sich, wie brutal Medizin sein kann. Auch für Anna ist es nicht immer leicht, dem Wundarzt zur Hand zu gehen. Den eigentlichen Kriminalfall hat die Autorin zudem wunderbar mit eingeflochten. Wie die Kinder zu Tode kamen und was es mit der verschwundenen Leiche auf sich hatte, klärt sich so nach und nach.

Fazit:

„Die Begine und der Siechenmeister“ ist ein spannender zweiter Teil einer historischen Krimireihe. Es ist alles vorhanden, was einen spannenden Krimi ausmacht. Ein sympathisches Ermittlerteam, gruselige Effekte und ein spannendes Ende. Mir hat die Mischung aus Krimi und historischer Roman gut gefallen. Ich bin gespannt, wie es gerade mit der Begine und Lazarus weitergehen wird und warte nun auf Band 3 dieser schönen Reihe.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Kampf um Irland

Die irische Prinzessin
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Richard de Clare sieht seiner Zukunft düster entgegen. König Henry II. von England hat ihm seinen Familienbesitz enteignet, Richard musste Pembroke Castle verlassen, lediglich der Titel ist ihm geblieben. ...

Richard de Clare sieht seiner Zukunft düster entgegen. König Henry II. von England hat ihm seinen Familienbesitz enteignet, Richard musste Pembroke Castle verlassen, lediglich der Titel ist ihm geblieben. Dies bedeutet aber nicht, dass er nun ein armer Mann ist, ganz im Gegenteil. Nur Richard will Land und Macht und diese wird er in England nicht mehr bekommen. Dann macht ihm Diarmait McMurchada ein Angebot, welches er nicht ablehnen kann und will. Der Ire ist der König von Leinster, leider haben ihn seine Gegner davon gejagt. Jetzt braucht er Männer mit Waffen und Gold, die ihm helfen wollen. Als Lohn verspricht der König die Hand seiner bezaubernden Tochter. Aoife ist sein größter Schatz, den es zu schützen galt, und sie ist bereit, für ihren Vater und ihre Heimat alles zu geben. Richard ist bereit, dieses Wagnis einzugehen und bereitet sich darauf vor, Irland zu erobern.

Die Autorin Elizabeth Chadwick gehört schon seit Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe mich gefreut, ihren neuen Roman „Die irische Prinzessin“ lesen zu dürfen. Leider war ich von diesem Buch dann doch etwas enttäuscht, es hat mich nicht so gefesselt und gepackt, wie ich es von ihr gewohnt bin.

Die Geschichte von Aoife von Leinster und Richard de Clare ist durchaus interessant. Spannend das Thema der Eroberung Irlands im 12. Jahrhundert, die ja nicht so einfach gewesen sein dürfte. Aber irgendwie hat die Geschichte mich hier nicht gepackt, was vermutlich daran liegt, dass ich aus dieser Epoche und mit diesem Handlungsort schon bessere Bücher gelesen habe und somit es für mich auch keine neuen Erkenntnisse gab. Die Protagonisten sind durchweg alle historisch belegt und die Autorin hat lediglich die Lücken, die die Geschichtsschreibung hinterlassen hat, mit ihrer Fantasie gefüllt. Sie erzählt die Lebensgeschichte von Aoife, von ihrem Leben, ihren Träumen und ihrer Verbindung zu ihrem Land.

Wobei ich schon sagen muss, dass mir das Schicksal der jungen Aoife ans Herz gegangen ist. Sie wird als eigenwilliges Mädchen beschrieben, welches sich ihren Platz im Leben erkämpfen muss. Schon ihre erste Flucht vor den Feinden des Vaters war dramatisch, dann die Suche nach Unterstützung in England und dem Handel um ihre Hand. Was die Prinzessin betrifft, ist der Autorin durchaus ein glaubhaftes Bild gelungen. Ich konnte mit Aoife mitfiebern, bangen und hoffen. Auch Richard de Clare hat sie wunderbar eingefangen. Sein ganz eigener Kampf um Macht und Anerkennung hat sie routiniert in Szene gesetzt. Jeder, der sich für die irische Geschichte interessiert, wird wissen, wie es mit den beiden ausgegangen ist. Ich werde hier auch nicht näher auf die Handlung eingehen. So war es dann eben so, dass es für mich nicht wirklich Neues zu entdecken gab. Im Großen und Ganzen hat mir einfach ein Charakter gefehlt, der mich überrascht hätte, so war das Ende offensichtlich und die Jahre bis zu eben diesen vorhersehbar.

Der leichte und lockere Erzählstil von Elizabeth Chadwick erlaubt ein zügiges Lesen und so fliegen die Seiten auch nur so dahin. Leider sucht man hier auch Zusatzmaterial vergebens, weder Karten noch ein klärendes Nachwort sind vorhanden. Ich hätte mir zudem ein Personenregister gewünscht, da es ja doch einige Protagonisten in dieser Geschichte gibt.

Fazit:

„Die irische Prinzessin“ ist ein netter, unterhaltsamer historischer Roman über Aoife von Leinster und ihre Familie. Elisabeth Chadwick schildert ihre gemeinsamen Jahre mit Richard de Clare ausführlich und die Ereignisse dieser Zeit historisch genau, leider kannte ich von dieser Geschichte schon zu viel und konnte für mich nichts Neues entdecken. Aber trotz dieser Kritik (für, die die Autorin ja nichts kann), hat mich dieser Roman gut unterhalten, denn eigentlich hat er alles, was ich von einem historischen Roman erwarte.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Krimi gemischt mit gesellschaftlichem Hintergrund

Ein niederträchtiger Mord. Mutter Oberin Aquinas ermittelt
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Eine junge Frau liegt Tod am Ufer des Flusses Lee und ausgerechnet Mutter Aquinas, eine Nonne in älteren Jahren, findet sie. Natürlich benachrichtigt sie sofort die Polizei, in diesem Fall den Sergeant ...

Eine junge Frau liegt Tod am Ufer des Flusses Lee und ausgerechnet Mutter Aquinas, eine Nonne in älteren Jahren, findet sie. Natürlich benachrichtigt sie sofort die Polizei, in diesem Fall den Sergeant Patrick Cashman, der zufällig ein ehemaliger Klosterschüler von ihr ist. Für die Mutter Oberin ein Segen, denn ihre Neugierde ist geweckt. Wer ist die junge Frau in dem teuren Ballkleid, die zu ihren Füßen liegt? War es Mord oder Selbstmord oder nur ein dummer Unfall? Die Identität jedoch ist schnell geklärt. Noch am selben Morgen wird eine junge Frau vermisst gemeldet, und zwar ausgerechnet die Tochter eines wohlhabenden Teehändlers aus Cork. Angelina Fitzsimon heißt das Mädchen und offensichtlich hatte sie andere Pläne als ihre Familie, eine Fahrkarte nach Liverpool wurde nämlich auch bei ihr gefunden. Was ist in dieser Nacht geschehen?

„Ein niederträchtiger Mord“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe, die ihren Handlungsort im irischen Cork hat. Die Nonne Aquinas, die in ihrem Kloster die Mutter Oberin ist, kann hier ihren Verstand einsetzten. Sie scheut nicht davor zurück, sich in allem einzumischen und versucht herauszufinden, was in diesem Fall dem jungen Mädchen widerfahren ist. An ihrer Seite steht ihr zum einen der junge Sergeant Patrick Cashman, der noch relativ jung ist und sich Hoffnung auf eine Karriere bei der Polizei macht, dieser Fall könnte sein Sprungbrett sein. Außerdem bekommt sie Hilfe von dem jüdischen Arzt Dr. Scher. Dieses Dreiergespann macht sich gemeinsam auf die Suche nach den Hintergründen dieser Tat und fördert erstaunliches zu Tage. In diesen Tagen des Jahres 1923 erweckt nicht nur die Tote aufsehen, auch der Kampf gegen die Obrigkeit ist in aller Munde.

Eigentlich hat dieser Krimi alles, was man von einem Krimi erwarten könnte, leider plätschert die Handlung ein wenig vor sich hin und entwickelt nicht unbedingt Spannung. Während die Mutter Oberin ihre Nachforschung vorantreibt, schweift sie in Gedanken immer wieder in ihre Welt vor 50 Jahren zurück, als sie selbst noch ein junges Mädchen war. Der Leser erfährt somit einiges aus ihrer Vergangenheit und gleichzeitig jede Menge Details der wohlhabenden Bevölkerung Corks. Allerdings gerät die Suche nach dem Täter und den Hintergründen der Tat dabei ein wenig in den Hintergrund.

Aber auch wenn ich fand, dass dieser Roman mehr ein Buch über die Zustände in Cork in dem Jahr 1923 war und viel weniger Krimi enthielt als erwartet, hat er mich gut unterhalten. Es war durchaus interessant zu lesen, wie die Menschen in dieser Zeit gelebt haben. Die Spanne zwischen Reich und Arm könnte nicht größer gewesenen sein. Die Autorin Cora Harrison hat diesen historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer fiktiven Geschichte verwoben und dem Roman damit seinen ganz eigenen Flair gegeben.

Fazit:

„Ein niederträchtiger Mord“ ist ein netter Krimi mit einer etwas älteren, aber sehr sympathischen Ermittlerin. Die Spannung hätte etwas höher sein können, aber es ist ja erst der erste Band und somit noch jede Menge Luft nach oben. Ich bin gespannt, ob Mutter Aquinas weiter ermitteln darf und würde auch einen zweiten Teil lesen wollen. Auch wenn nicht alles perfekt war, hatte ich trotzdem angenehme Lesestunden.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Wenn neue Thesen deinen Glauben verändern

Die Reformatorin von Köln
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Jonata von Menden ist die Tochter eines angesehenen Brauers in Köln. Ihre Welt ist in Ordnung bis zu dem Tag, als ihr Bruder Lucas Tod nach Hause gebracht wird. In der Kirche wird gepredigt, man solle ...

Jonata von Menden ist die Tochter eines angesehenen Brauers in Köln. Ihre Welt ist in Ordnung bis zu dem Tag, als ihr Bruder Lucas Tod nach Hause gebracht wird. In der Kirche wird gepredigt, man solle Ablassbriefe kaufen, um die Seelen aus dem Fegefeuer der Hölle zu befreien. Jonata glaubt fest darin. Dann aber lernt sie Martinus Luther und seine Schriften kennen. Hat der Mönch recht? Kann allein nur der Glaube dafür sorgen, dass die Seele in den Himmel kommt? Jonata geht völlig in dem neuen Glauben auf. Sie möchte die Schriften dieses Mannes in Köln verbreiten und ahnt nicht, dass sie sich damit Feinde schaffen könnte. Am Ende könnte ihr Leben in Gefahr sein und ebenso das Leben der Menschen, die ihr nahestehen.

Die Welt in Köln ist noch in Ordnung, als Jonata beschließt, ihre Schriften von Martinus Luther zu verbreiten. Der katholische Glaube und die Kirche haben die Stadt im Griff, aber der Umbruch ist schon deutlich zu spüren. Die Frage, warum wird die Messe nur auf Latein gehalten, warum gibt es keine Schriften in deutscher Sprache und die wichtigste Frage überhaupt, helfen die Ablassbriefe überhaupt die Seelen vor der Hölle zu bewahren? Die Thesen von Luther machen in dieser Zeit die Runde. Die Menschen beginnen sie zwar zögerlich, aber doch zu lesen. Der Kirche gefällt das natürlich nicht. Der Handel mit den Briefen ist eine sichere und lukrative Einnahmequelle, die erhalten werden muss. So ist es also auch kein Wunder, dass die Inquisition ihren Auftritt bekommt. In dieser Geschichte ist es der Mönch Enderlin, der den Auftrag bekommt, nach Schriften von Luther zu suchen. Die Sache wird dadurch heikel, dass Enderlin der Bruder von Jonata ist. Enderlin will sich als Mönch beweisen und aufsteigen, dafür würde er so ziemlich alles tun. Seine Beweggründe und sein Handeln hat Bettina Lausen schön in Szene gesetzt. Auch wenn mir dieser Mönch manchmal ein bisschen zu ungeschickt agiert hat. Seine Beziehung zu seiner Familie und vor allem zu seiner Schwester wird glaubhaft in Szene gesetzt.

Der zweite Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Jonata und Simon, dem Drucker. Bei Jonata bin ich etwas ratlos, was ihre Figur hier betrifft. Auf der einen Seite soll sie dem Vater in der Brauerei helfen und lernen, er schickt sie sogar los neue Verhandlungen zu führen, was an diesem Punkt der Ereignisse wenig glaubwürdig ist, da sie vorher so noch nie die Brauerei vertreten hat. Im 16. Jahrhundert war es so auch nicht unbedingt üblich, eine unverheiratete Tochter mit diesen Dingen zu betrauen. Dadurch, dass sie sich auf den Weg machen darf, bekommt sie aber die Möglichkeit, Martinus Luther in Wittenberg kennenzulernen, was wiederum recht interessante Szenen waren. Zurück in Köln, findet sie in Simon, den Drucker der ihr helfen wird. Mit Simon habe ich einen wirklich ausführlichen Eindruck davon bekommen, wie das Handwerk der Drucker in dieser Epoche funktionierte. Das Zusammenspiel von Jonata und Simon hat mir wiederum gut gefallen. Sie kommen sich langsam näher und ihre Beziehung fügt sich gut in die Handlung ein.

Der leichte Erzählstil von Bettina Lausen erlaubt zudem ein zügiges Lesen und trägt dazu bei, dass man sich in dieser Geschichte verlieren kann.

Fazit:

„Die Reformatorin von Köln“ ist ein schöner historischer Roman über den Glauben im 16. Jahrhundert. Er erzählt davon, wie eine junge Frau anfängt, den katholischen Glauben zu hinterfragen. Die Gegenwehr, auf die sie dabei stößt, wird glaubwürdig geschildert. Mir hat dieser Roman insgesamt gut gefallen, auch wenn es einige Szenen für mich gab, die nicht ganz so ausgefeilt waren, aber vermutlich nur so die Handlung voranbringen konnte. Bettina Lausen versteht es in jedem Fall eine gute Geschichte zu erzählen. „Die Reformatorin von Köln“ war ihr erster historischer Roman und sie hat damit einen guten Einstieg in dieses Genre hingelegt.

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